Umsiedlungsaktion für Luxemburg

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Am 9. September 1942 verkündete der CdZ-Leiter für Luxemburg Gustav Simon die Umsiedlungsaktion für Luxemburg. In ihrem Verlauf wurden bis zum Kriegsende etwa 4200 Luxemburger Bürger nach rassischen Wertmaßstäben unter Zwang in den Osten „umgesiedelt“.

Hintergrund

Am 9. August 1942 fand eine Besprechung im Führerhauptquartier im Beisein der CdZ Leiter Wagner, Bürckel und Simon mit Staatssekretär Stuckart, Außenminister Ribbentrop und Generalfeldmarschall Keitel statt. Dabei wurde eröffnet, dass Hitler der „Evakuierung“ aller „Asozialen und Verbrecher“, aller „Minderwertigen“ und „blutmäßig nicht zu uns Gehörenden“ für das Elsass, Lothringen und Luxemburg zugestimmt habe. Umsiedlungen größten Stils müssten vorerst unterbleiben, Einzelaktionen wären nach dem Willen Hitlers und Himmlers aber möglich. Die daraufhin vorbereiteten und Anfang 1943 umgesetzten „Absiedlungen“ und „Evakuierungen“ betrafen gleichzeitig die Gebiete Elsass, Lothringen und Luxemburg.[1] Mit der „Verordnung des Reichsministers des Inneren über die Staatsangehörigkeit in Elsaß, Lothringen und Luxemburg“ vom 23. August 1942 erhielten „deutschstämmige“ Bewohner und deren Familien dieser Region die deutsche Staatsangehörigkeit. Diese wurde nach den rassistischen Maßstäben der deutschen Volksliste des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums abgestuft, und diente auch dazu, die die Zahl der Wehrpflichtigen völkerrechtswidrig zu erhöhen. In Lothringen und Luxemburg kümmerte sich SS-Hauptsturmführer Fritz Castagne als „RuS-Führer Rhein-Westmark“ ab November 1942 um die rassischen Selektionen.[2]

Umsiedlungsaktion

Am 9. September 1942 verkündete Simon die Umsiedlungsaktion für Luxemburg. Bis 1944 wurden mindestens 1410 Familien mit ca. 4200 Personen nach dem Osten, dem Sudetengebiet und Oberschlesien, umgesiedelt. Eine Rückkehr nach Luxemburg war grundsätzlich ausgeschlossen. Ab 1943 kamen zu den aus politischen Gründen umgesiedelten Familien nun in erster Linie die Familien, deren Söhne dem Gestellungsbefehl als Zwangsrekrutierte keine Folge leisteten oder nicht mehr zu ihrem Truppenteil zurückgekehrt waren, hinzu.[3] Von den Umgesiedelten kamen in den Lagern 73 Personen um, darunter 9 Kinder, die besonders unter der schlechten Ernährung und der mangelnden medizinischen Versorgung zu leiden hatten.[4]

Gedenken

Gedenkstätte ehemaliger Bahnhof Hollerich

Das Mémorial de la Déportation im ehemaligen Bahnhofsgebäude Luxemburg-Hollerich erinnert seit 1996 an die Deportationen von Juden, Zwangsrekrutierten, Umsiedlern und Widerständlern.

Literatur

  • Gilles Kartheiser: Die Umsiedlung Luxemburger Familien 1942–1945, Akademikerverlag 2013, ISBN 978-3-639-47655-2

Einzelnachweise

  1. Isabel Heinemann: Rasse, Siedlung, deutsches Blut: Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas, Wallstein 2003, ISBN 3-89244-623-7, S. 322 f.
  2. Isabel Heinemann: Rasse, Siedlung, deutsches Blut: Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas, S. 328
  3. Paul Dostert: Widerstand während der deutschen Besatzungsherrschaft 1940-45, erschienen in Handbuch zum Widerstand gegen Nationalsozialismus und Faschismus in Europa 1933/39 bis 1945, Hrs. Gerd R. Ueberschär, De Gruyter 2011, ISBN 978-3-598-11767-1, S. 142
  4. Paul Dostert: http://www.zug-der-erinnerung.eu/dostert.html Luxemburg unter deutscher Besatzung 1940-1945, abgerufen 18. Oktober 2016