Villa Loisset

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Die Villa Loiset 2011
Das dritte Medaillon in der Westfassade

Die Villa Loiset, erbaut 1866, war eine klassizistische Villa in Eisenach, Mariental 11.

Geschichte

Die Geschichte der Villa geht zurück auf die Familie des Fuhrmanns Johannes Krause und seiner Frau Ottilia, die in der Eisenacher Weststadt wohnten. Ihre 1830 geborene sechste Tochter Christina Friederike Krause nutzte ein Gastspiel des Circus Renz in Eisenach, um den Direktor Franz Renz zu überreden, sie mitzunehmen und als Kunstreiterin auszubilden. Bald überraschte sie Fachleute und Publikum durch ihre Schönheit und Kühnheit auf dem Pferderücken und wurde nach kurzer Zeit die Attraktion. Sie nahm den Künstlernamen Adeline an und heiratete einen Kunstreiter aus einer französischen Zirkusdynastie, Baptiste Loiset. Durch ihre Auftritte erwarb sie ein stattliches Vermögen. Zudem gehörte ihr eine umfangreiche Sammlung von Brillanten und Preziosen aller Art, die sie ihren zahlreichen Verehrern verdankte, darunter etliche Fürstlichkeiten. Später fiel ihr Mann in den Wahnsinn und starb im Irrenhaus. Mademoiselle Adeline zog sich in ihre nach Planung des Architekten Friedrich Hitzig erbaute klassizistische Villa im Berliner Tiergartenviertel zurück, zumal eine zunehmende Korpulenz die Ausübung ihres Berufes erschwerte.

1866 ließ sie sich als Christina Friederike Loisset[1] eine Kopie dieser Villa in ihrer Eisenacher Heimat als Zweitwohnsitz erbauen. Auch dort pflegte sie eine großzügige Geselligkeit und plauderte gern von den Erlebnissen ihres Künstlerlebens. Zwei Töchter, von denen die jüngere ebenfalls Kunstreiterin wurde, starben an Tuberkulose. Ihr Sohn wurde Bankkaufmann und fand in Berlin eine gute Position. Er holte seine Mutter nach. 1900 starb die Kunstreiterin in Berlin im Alter von 70 Jahren.

Nach der Gründung der DDR wurde in der Villa eine Kindertagesstätte genutzt. In den sechziger Jahren wurde im Garten eine rote Rakete als Spielelement errichtet.

Seit 1990 stand die Villa leer, wechselte bis zu ihrem Abriss sieben Mal den Eigentümer und verfiel immer mehr. 2012 wurde sie von einer aus sechs Parteien bestehenden Eigentümergemeinschaft erworben, die sie zur Eigennutzung sanieren wollte. Durch die Thüringer Denkmalfachbehörde wurde ein Bauzustandsgutachten angefordert. In dessen Ergebnis wurde angesichts des schlechten Bauzustandes anzweifelt, dass der Kostenrahmen von 1,2 Millionen € eingehalten werden könne, und somit die Villa im Februar 2014 abgebrochen.[2] Die Eigentümergemeinschaft beabsichtigt an gleicher Stelle einen Neubau zu errichten, der sich äußerlich an das Vorgängerbauwerk anlehnt. Einige Zierelemente wie Kapitelle, Säulen und Figurenmedaillons des Vorgängerbaus sollen am Ersatzneubau wieder angebracht werden.[3]

Einzelnachweise

  1. Herlind Reiß, Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmale in Thüringen, Stadt Eisenach - Villen und Landhäuser am Fuße der Wartburg, Bd. 2.1, 2006, Theiss Verlag Stuttgart, ISBN 978-3-937940-24-3, Seite 177
  2. Sascha Willms und Birgit Schellbach: Thüringer Kulturdenkmal in Eisenach wird abgerissen, Thüringer Allgemeine Eisenach, 22. Januar 2014
  3. Sascha Willms und Birgit Schellbach: Bauausschuss macht Weg für Neubau im Mariental in Eisenach frei, Thüringer Allgemeine Eisenach, 10. Juli 2014

Weblinks

Commons: Villa Loisset – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 58′ 0,4″ N, 10° 19′ 15″ O