Wassergebundene Decke

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Wirtschaftsweg mit wassergebundener Decke
Forststraße mit wassergebundener Decke

Eine wassergebundene Decke ist ein Fahrbahnbelag für befestigte Straßen und Wege, die aus einem gebrochenen Natursteinmaterial besteht (umgangssprachlich Schotter, regional auch als Grand bezeichnet). Das Material wird dabei weder von hydraulischen noch bituminösen Bindemitteln zusammengehalten. Diese Art von Straßenbelag eignet sich nur für Verkehrswege mit geringer Verkehrsbelastung und geringer Reisegeschwindigkeit. Der oberste Belag ist etwa vier Zentimeter dick und liegt wiederum auf einer sechs Zentimeter dicken dynamischen Schicht zur Druck- und Schubübertragung. Darunter liegen Frostschutzschicht und der tragfähige Unterbau. Der Oberbau wird feucht aufgebracht, anschließend verdichtet (gewalzt) und dann einige Wochen nicht befahren. Die Einwaschung der obersten Schichten sorgt dann für die Entstehung einer kompakten Struktur. Kennzeichen eines Weges mit richtig ausgeführter wassergebundener Decke ist, dass auch schmale Reifen mit hoher punktueller Druckbelastung auf diesem keine Spuren zurücklassen, und der Fahrwiderstand bei geringer Geschwindigkeit auf ihnen vergleichbar ist mit dem auf durchschnittlichen Asphaltdecken.

Vorteile

Wassergebundene Decken führen bei fachgerechter Anlage und entsprechender Unterhaltung zu ausreichender Niederschlagsversickerung und haben demzufolge einen niedrigeren Abflussbeiwert verglichen mit Asphaltoberflächen. [1] Sie vermitteln einen naturnäheren Eindruck und sind daher in vielen Naturparks die bevorzugte Form der Befestigung von maschinenbefahrbaren Wegen. Für Fußgänger bzw. Jogger sind wassergebundene Decken gelenkschonender, und für Pferde sind sie gelenk- und hufschonend, da der Belag weicher ist. Da häufig helles Steinmaterial verwendet wird, heizen sich solche Oberflächen weniger auf als dunkle Asphaltflächen. Die Herstellungskosten betragen nur etwa 2/3 vergleichbarer Asphaltflächen. Neben dem Einsatz als Wegbelag bei Forst- und landwirtschaftlichen Nutzwegen werden wassergebundene Decken deshalb auch für Parkplatzflächen und für Parkanlagen verwendet.

Nachteile

Wassergebundene Decken sind anfälliger für Erosion in Gefällstrecken, da bei starken Regenfällen die oberste Schicht des Materials abgetragen werden kann, wodurch die Wege holprig werden, Rinnen und Schlaglöcher entstehen. Eine Instandhaltung der Wege ist laufend erforderlich, insbesondere nach im Winter durchgeführten Schneeräumungen.

Fahrzeugverkehr mit mehr als ca. 20 km/h erzeugt auf wassergebundenen Wegen bei Trockenheit Staubentwicklung und durch Verwehen bedingten Verschleiß der oberen Deckschicht. Problematisch sind zudem die hohen Gewichte der modernen landwirtschaftlichen Fahrzeuge, die die Entstehung von Fahrbahnschäden wie z.B. Schlaglöcher begünstigen.

In einigen Bundesländern wird der Einsatz von wassergebundenen Decken auf Radwegen stark eingeschränkt. So regelt beispielsweise in Sachsen ein Erlass, dass diese nur in ökologisch besonders sensiblen Gebieten und keinesfalls an Steigungen oder im Hochwasser-Überflutungsbereich angewendet werden dürfen.[2]

Alternativen und Regelwerk

Als Alternativen zur wassergebundenen Decke kommen z. B. Rasengittersteine, Pflasterung oder Asphalt in Frage.

Einen Ansatz zur verbindlichen Regelung leistet die Richtlinie für die Standardisierung des Oberbaues von Verkehrsflächen.

Weblinks

Commons: Wege mit wassergebunder Decke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vergleiche

Makadam

Einzelnachweise

  1. Universität für Bodenkultur Wien, 2010
  2. Erlass des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit vom 11. März 2005 zum Qualitätsstandard des Sachsennetz Rad, Aktenzeichen 52-3942.31/RVK