Willy Usadel

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Willy Heinrich Paul Usadel, auch Willi Usadel (* 16. Juli 1894 in Gumbinnen; † 24. März 1952 in Erlangen) war ein deutscher Chirurg, Hochschullehrer und SA-Führer.

Leben und Wirken

Willy Usadel, älterer Bruder von Georg Usadel,[1] begann nach dem Abitur an der Universität Königsberg ein Studium der Medizin. Er wurde 1914 Mitglied der Burschenschaft Teutonia Königsberg.[2] Im Ersten Weltkrieg diente Usadel im Deutschen Heer teil, am Ende geriet Usadel in Kriegsgefangenschaft. Zuletzt war er Sanitätsoffizier der Reserve und als Oberarzt tätig. Nach seiner Entlassung setzte er sein Medizinstudium an der Universität Königsberg fort und promovierte dort 1923 mit der Dissertation Die Kirschner'sche Knochenbolzung bei Unterschenkelamputationen zum Dr. med. Danach war Usadel unter Martin Kirscher als Assistenzarzt in Königsberg tätig. Nachdem Kirscher 1924 einen Ruf an die Universität Tübingen erhalten hatte, folgte Usadel ihm nach. Nach seiner Habilitation 1928 an der Universität Tübingen lehrte er als Privatdozent.[3]

Ab 1933 war Usadel a.o. Professor und wurde im selben Jahr Leiter der Chirurgie-Abteilung am Berliner Rudolf-Virchow-Krankenhauses. Bereits 1934 übernahm Usadel den Lehrstuhl für Chirurgie an der Universität Tübingen.[4] Als Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik in Tübingen war Usadel mitverantwortlich für etwa 500 an Männern vorgenommene Zwangssterilisationen.[5]

Usadel war seit 1931 Mitglied der NSDAP. Im März 1933 unterzeichnete er die Erklärung von 300 Hochschullehrern für Adolf Hitler. Als Angehöriger der SA erreichte er 1937 den Rang eines SA-Obersturmführers und war in dieser Organisation als SA-Arzt zur besonderen Verwendung tätig.[4] Zudem war er Mitglied im NS-Ärztebund.[3] Ab 1944 war er Führer des NS-Dozentenbundes in Tübingen.[4]

Während des Zweiten Weltkrieges war er zudem als beratender Chirurg tätig.[3] Nach Kriegsende geriet Usadel in französische Kriegsgefangenschaft und wurde aufgrund seiner Mitgliedschaften in NS-Organisationen als Professor der Universität Tübingen entpflichtet. Danach war er als Chefarzt am Kreiskrankenhaus Freudenstadt tätig.[3]

Literatur

  • Karl Philipp Behrendt: Die Kriegschirurgie von 1939–1945 aus der Sicht der Beratenden Chirurgen des deutschen Heeres im Zweiten Weltkrieg, Medizinische Dissertation an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, Freiburg i.B. 2003 (pdf)
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8. (Aktualisierte 2. Auflage)

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 637 (Eintrag: Georg Usadel).
  2. Ernst Elsheimer (Hrsg.): Verzeichnis der Alten Burschenschafter nach dem Stande vom Wintersemester 1927/28. Frankfurt am Main 1928, S. 537.
  3. a b c d Karl Philipp Behrendt: Die Kriegschirurgie von 1939–1945 aus der Sicht der Beratenden Chirurgen des deutschen Heeres im Zweiten Weltkrieg, Freiburg 2003, S. 246.
  4. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 637.
  5. Bericht des Arbeitskreises ‚Universität Tübingen im Nationalsozialismus’ zu Zwangssterilisationen an der Universität Tübingen, Tübingen, April 2008, S. 6 (pdf).

Weblinks