Zu den drei goldenen Schlüsseln

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Haus Zu den drei goldenen Schlüsseln, 1890 oder früher
Häuserzeile, Haus Zu den drei golden Schlüsseln als zweites von links

Das Haus Zu den drei goldenen Schlüsseln war ein historisches Gebäude in Magdeburg im heutigen Sachsen-Anhalt. Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und gilt als verlorengegangenes Baudenkmal.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäude befand sich in der Magdeburger Altstadt auf der Westseite des Breiten Wegs an der Adresse Breiter Weg 177. Südlich grenzte das noch heute bestehende Haus Breiter Weg 178 an.

Geschichte und Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich war das Haus Zu den drei goldenen Schlüsseln ein Brauhaus. Vor dem Jahr 1631 gehörte es den Erben von Andreas Herbst. Später Henning Sieferd (auch Heinrich Sievert). Bei der Zerstörung der Stadt Magdeburg im Jahr 1631 wurde auch dieses Gebäude zerstört. Die Brandstätte veräußerte Sieferd für 500 Taler im Jahr 1645 an den Handelsmann Hans Thiemann. Thiemann bebaute 1650 das Grundstück neu. Er erwarb 1659 die dahinter gelegenen Grundstücke Krügerbrücke 1a und 1b dazu. Sein Erbe wurde bis 1679 sein Sohn, der Gewandschneider Hans Thiemann. Er erwarb von Stephan Lentke dessen Tuchladen, der sich unter dem Rathaus Magdeburg befand und verlegte ihn in das Haus Zu den drei goldenen Schlüsseln. Nach Thiemanns Tod im Jahr 1687 gehörte das Anwesen seinen Erben, die es 1705 an den Kaufmann Heinrich Thiemann für 3000 Taler verkauften. Im Jahr 1709 veräußerte es Thiemann an Christian Mollenhauer, der bis 1723 Eigentümer blieb.

1724 erwarb es Georg Christoph Fabricitus für 5300 Taler. In den Akten heißt es, dass es nachmals abgebrannt und wiederum neu erbauet wäre.[1]

1728 entstand ein dreigeschossiger verputzter barocker Bau. Die Fassade war fünfachsig ausgeführt, wobei die äußeren Achsen durch üppigere Verzierungen hervorgehoben waren. Bekrönt wurde der Bau von einem zweigeschossigen Zwerchhaus, das von seitlichen Voluten geziert wurde. Auf dem Zwerchhaus befand sich eine Skulptur.[2]

Gebäudekomplex nach dem Umbau

Johann Gottlob Nathusius erwarb das Haus im Jahr 1799 für 12.225 Taler, der kurze Zeit später auch die Nachbarhäuser Breiter Weg 176 und Zu den drei Rosen erwarb. Nathusius richtete im Haus eine Tabakfabrik ein.[3] Die Familie Nathusius blieb im gesamten 19. Jahrhundert Eigentümer des Gebäudes. Die Tabakfabrik wurde jedoch wegen einer Produktionserweiterung am 1. April 1906 zum Alten Brücktor 8 bis 10 verlegt.[4] In den Jahren 1906/1907 wurde der gesamte Block der Familie Nathusius, darunter auch das Haus Zu den drei goldenen Schlüsseln, unter Leitung von Gottlob Moritz Nathusius umgebaut.[5] Die Volutengiebel der Häuser Nummer 175 und 177 wurden dabei getauscht, die Häuser auf vier Vollgeschosse aufgestockt. Letztlich wurden die drei Häuser zu einem zehnachsigen Bau vereinigt, wobei die Fassadengestaltung weiterhin unterschiedliche Häuser andeutete. Der Hausstein Zu den drei goldenen Schlüsseln wurde wieder oberhalb der Toreinfahrt eingefügt. Andere Angaben nennen als Zeitpunkt des Umbaus das Jahr 1911.[6] Im 2. Obergeschoss des Gesamtkomplexes entstanden 1928 Verkaufsräume.

Ruine des Hauses

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Haus Zu den drei goldenen Schlüsseln bei einem Luftangriff am 28. September 1944 zwischen 12.18 und 13.20 Uhr durch eine Sprengbombe schwer beschädigt.[7] Weitere Zerstörungen erfolgten beim Luftangriff auf Magdeburg am 16. Januar 1945.

Die Reste der Bebauung wurden später vollständig abgerissen und durch einen modernen Wohnungsneubau ersetzt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Götz Eckardt (Hrsg.): Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg. Henschel Verlag Kunst und Gesellschaft, Berlin o. J. (um 2000?), ISBN 3-926642-24-6, Band 1, Seite 266.
  • Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 85 f.
  • Guido Skirlo, Der Breite Weg – ein verlorenes Stadtbild. Hrsg.: Landeshauptstadt Magdeburg, 2005, Seite 352.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alfred Hentzen, Magdeburger Barockarchitektur, Dessau 1927, Seite 92.
  2. Götz Eckardt (Hrsg.): Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg. Henschel Verlag Kunst und Gesellschaft, Berlin o. J. (um 2000?), ISBN 3-926642-24-6, Band 1, Seite 266.
  3. Günter Hammerschmidt, Magdeburger Familien, Magdeburg 2008, Seite 337.
  4. Günter Hammerschmidt, Magdeburger Familien, Magdeburg 2008, Seite 342.
  5. Guido Skirlo, Der Breite Weg – ein verlorenes Stadtbild. Hrsg.: Landeshauptstadt Magdeburg, 2005, Seite 352.
  6. Günter Hammerschmidt, Magdeburger Familien, Magdeburg 2008, Seite 344.
  7. Günter Hammerschmidt, Magdeburger Familien, Magdeburg 2008, Seite 350.

Koordinaten: 52° 7′ 45,5″ N, 11° 38′ 5,5″ O