Zweite Front der Alliierten gegen die Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg

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Europa unter Herrschaft der Achsenmächte, 1941/1942

Zweite Front bezeichnet eine Konstellation in einem Krieg.

Normalerweise ziehen es kriegführende Parteien vor, nur an einer Front zu kämpfen und dort die Streitkräfte zu konzentrieren. Eine zweite Front wird einer kriegführenden Partei meist durch einen Verbündeten des Gegners aufgezwungen. Dadurch muss diese ihre Kräfte auf zwei Fronten verteilen, was dazu führt, dass jede Front allein weniger stark ist. Ziel der Errichtung einer zweiten Front ist, einen Angriff abzuschwächen oder beide Fronten zu brechen, um den Gegner zu besiegen.

Zweiter Weltkrieg

Britische Piloten der No. 54 Squadron vor einer Spitfire, Mai 1941

Im Zweiten Weltkrieg war die Sowjetunion seit Juni 1941 mit Hitler-Deutschland im Krieg. Sie forderte von ihren westalliierten Verbündeten in der Anti-Hitler-Koalition, mit einer Landung in Westeuropa eine „zweite Front“ gegen Hitler-Deutschland zu eröffnen. Die Alliierten sicherten dies für spätestens 1942 zu.

Besonders nach der Casablanca-Konferenz steigerten sich die Forderungen Stalins, als der Landetermin auf den Herbst 1943 verschoben wurde. Dahinter stand das Misstrauen, die Westmächte würden absichtlich die Errichtung der „zweiten Front“ verzögern, damit Deutschland und die Sowjetunion gegenseitig ihre Kräfte abnutzen.[1] Bis Kriegsende kämpften stets zwischen 70 und 80 Prozent aller deutschen Truppen an der Ostfront gegen die Sowjetunion, was das sowjetische Drängen auf eine Entlastung erklärt.

Allerdings hatte Großbritannien bereits seit 1939 gegen Hitler gekämpft, als Stalin noch Hitlers Verbündeter war: zur See, in der Luft und in Nordafrika an Land, zeitweilig auch in Frankreich und Griechenland. Die USA versorgten seit dieser Zeit Großbritannien mit Material und später auch die Sowjetunion. Seit 1941/1942 kämpften die USA und Großbritannien gegen Japan. Im November 1942 eröffneten beide Mächte lediglich eine Nebenfront in Nordwestafrika, das bis dahin von Vichy-Frankreich gehalten wurde. Diese Front rückte im Laufe des Jahres 1943 bald nach Süd-Italien und führte dazu, dass Mussolini gestürzt wurde, band aber zu keinem Zeitpunkt deutsche Truppen in einem von den Sowjets erhofften Maße.

Alliierte Schiffe bei der Landung in der Normandie, 6. Juni 1944

Auch zwischen den USA und Großbritannien war eine mögliche Landung in Frankreich umstritten. Großbritannien stand hinter den Kämpfen in Nordafrika und zunächst errichteten die Westalliierten 1943 in Italien eine Südfront. Churchill bevorzugte eine Landung in Jugoslawien, nicht im Rücken der Deutschen, sondern an der Flanke der Sowjets, um zumindest im Westbalkan und in Griechenland einem Vormarsch der Roten Armee zuvorzukommen und ihr den Weg dorthin abzuschneiden. Idealerweise sollten Ungarn, Rumänien und Bulgarien erreicht werden, bevor diese Verbündeten Deutschlands vor der Sowjetunion kapitulieren.[2] Eine rasche Landung in Nordfrankreich erschien Churchill zu riskant. Die USA hingegen wollten möglichst früh diese Landung, weil sie sie für wichtiger hielten als die eher peripheren Ziele im Mittelmeer.

Im Juni 1944 kam es schließlich mit der Operation Overlord zur – in der Tat äußerst schwierigen – Landung in der Normandie.[3] Diese Westfront brachte die westalliierten Truppen bis nach Belgien und die südlichen Niederlande. Im September desselben Jahres versuchten sie mit der Operation Market Garden sogar, direkt nach Deutschland (in der Nähe von Arnheim) vorzudringen. Der Versuch scheiterte, und erst im März/April 1945 kamen die Westalliierten (Operation Plunder) ins strategisch wichtige Ruhrgebiet.

Siehe auch

Belege

  1. Lothar Gruchmann: Der Zweite Weltkrieg. Kriegführung und Politik, 7. Auflage, dtv: München 1982 (1967), S. 359.
  2. Ingeborg Fleischhauer: Der Widerstand gegen den Russlandfeldzug.
  3. Gerhard L. Weinberg: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkriegs, 2. Auflage, Nikol: Hamburg 2002 (Stuttgart 1995), S. 665.