Exquisit

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Nasenschild eines Exquisit-Laden in Bernau
Plastiktüte Logo und Aufdruck Exquisit

Exquisit-Läden waren Bekleidungsgeschäfte in der DDR mit einem – verglichen mit den normalen HO- und Konsum-Läden – hochpreisigen Angebot von Bekleidung (eigene Filialen für Damen-, Herren-, Jugendmode, Schuhe) dazu Kosmetika und Accessoires. Analog dazu gab es noch die Delikatläden mit hochwertigen Genuss- und Lebensmitteln.

Profil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Exquisit-Läden wurden seit 1962 auf Beschluss des Ministerrates geschaffen und 1966 durch die Delikatläden ergänzt.[1] Beide Handelsketten der Handelsorganisation sollten den „gehobenen Bedarf“ abdecken. Die Bürger der DDR sollten die Möglichkeit haben, auch ohne Westgeld Luxusartikel bzw. westliche Lizenzartikel der Gestattungsproduktion zu erwerben. Damit sollte auch das aufgrund des Mangels stetig anwachsende Geldvermögen der Bevölkerung abgeschöpft werden. Mit der von SED-Generalsekretär Erich Honecker propagierten Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik wurden ab 1972 die Läden auch stark erweitert auf alle Bezirks- und Kreisstädte der DDR. 1989 gab es 530 Filialen.

Leitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modedesigner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hohe Preise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die DDR-Bürger mit einem Durchschnittsverdienst waren Exquisitartikel oft finanziell unerreichbar. Die Preise wurden nicht allein durch die Herstellungskosten und die Preise der Firmen selbst bestimmt; auch eine Kommission, bestehend aus Verkäufern und Filialleitern, hatte Mitspracherecht. Im Gegensatz dazu produzierten die volkseigenen Konfektionsbetriebe vorwiegend schlecht verkäufliche, allgemein als nicht modisch angesehene Kleidungsartikel. Neben wenig ansprechenden, altmodischen Mustern und einfachen Schnitten kamen häufig auch qualitativ schlechtere Materialien zum Einsatz.

Qualität und Modedesign in der DDR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allerdings achtete man bei der Exquisitware tatsächlich bewusst auf gute Qualität. Es gab allein 30 Modedesigner, die für jede Saison eine Kollektion entwarfen und zur Leipziger Messe vorstellten. Viele Modelle wurden nur in Kleinstserien produziert: Von einem Modell entstanden im Durchschnitt nur 300 Stück. Die Mustermodelle wurden strengen Tests auf Tragfähigkeit, Sitz und Passform unterworfen, bevor sie in Produktion gingen. Die dafür verwendeten Stoffe kamen mehrheitlich aus westlichen Ländern wie Österreich, Italien, Frankreich, Japan oder der Schweiz. Es wurde ein eher langlebiger Stil bevorzugt, keine kurzlebigen Modetrends.

Wichtigste Ausbildungsstätte für Modegestalter in der DDR war der Fachbereich Mode-Design an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Der Kreativdirektor des VHB Exquisit, Artur Winter, hatte dort seit 1982 eine Professur inne. Darüber hinaus bestand auch eine Zusammenarbeit mit dem Modeinstitut der DDR und der Modezeitschrift Sibylle, die regelmäßig Modelle der Exquisitkollektionen veröffentlichte.

Abwicklung nach der Wende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Wende zeigte sich, dass die Exquisit-Betriebe mit ihren „soliden Angeboten auf dem mittleren Preisniveau“ zu unerfahren waren, um auf dem Modemarkt zu bestehen. Die Ladengeschäfte in überwiegend sehr guten Innenstadtlagen der Bezirksstädte wurden zügig von westdeutschen Einzelhandelsketten, insbesondere von Breuninger übernommen. Die Abwicklung war 1992 beendet.

Die Kreativen des Unternehmens waren wie alle anderen Mitarbeiter von Kündigung betroffen. Teilweise gelang es ihnen, an künstlerischen Hochschulen oder Universitäten zu lehren, andere arbeiteten freiberuflich als Designer für Modefirmen oder gründeten eigene Modelabel.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Hübner: Reformen in der DDR der Sechziger Jahre. Konsum- und Sozialpolitik. In: Christoph Boyer (Hg.): Sozialistische Wirtschaftsreformen. Tschechoslowakei und DDR im Vergleich (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, Bd. 210). Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-465-04005-8, S. 501–539, hier S. 527.