Álvaro García Linera

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Álvaro García Linera

Álvaro Marcelo García Linera (* 19. Oktober 1962) ist ein bolivianischer Politiker und Soziologe. Er wurde 2005 an der Seite von Evo Morales zum Vizepräsidenten gewählt. Beide sind Mitglieder des Movimiento al Socialismo.

Bildung und politischer Aufstieg

Er wurde in Cochabamba geboren und besuchte das Colegio San Agustín. Danach studierte er an der Universidad Nacional Autónoma de México in Mexiko-Stadt und wurde Mathematiker.

Nach seiner Rückkehr nach Bolivien versuchte er einige seiner sozialistischen Überzeugungen in die Praxis umzusetzen und schloss sich den „Ayllus Rojos“ an, einer Gruppe von experimentellen, marxistisch inspirierten indigenen Gemeinden im Nordwesten Boliviens. Als dieser Versuch fehlschlug, entschied sich García Linera für einen radikaleren Ansatz. An der Seite von Felipe Quispe engagierte er sich in der Guerilla Ejército Guerrillero Túpac Katari (EGTK).

Gemeinsam mit anderen Mitgliedern des EGTK, unter anderem Felipe Quispe, wurde García Linera 1992 verhaftet. Ohne Prozess und Richterspruch verbrachte er fünf Jahre im Gefängnis. Die Zeit nutzte er, um zu lesen, Soziologie zu studieren und Bücher zu schreiben. Nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wurde, begann er, als Dozent für Soziologie, Politikwissenschaften und Kommunikationswissenschaften an verschiedenen Universitäten Boliviens zu arbeiten. Er ist Mitbegründer der Gruppe Comuna, die mit ihren Schriften die Entwicklung der sozialen Bewegungen Boliviens begleitet hat.[1]

Vizepräsident

Seit 2006 bekleidet García Linera das Amt des bolivianischen Vizepräsidenten in der Regierung Morales. Damit dient er mit Abstand am längsten in diesem Amt, ein Titel der ihm im Rahmen der Verfassung von 2009 auch nicht mehr genommen werden kann. Mit seinem Hintergrund als Intellektueller bildet er den komplementären Gegenpart zum charismatischen Präsidenten. Als ideologischer Stratege, Vorsitzender der Legislative und Staatspräsident bei Auslandsreisen von Morales verfügt er über eine große Machtfülle und zeichnet verantwortliche für viele strukturelle Entwicklungen in Bolivien. Er hat aktiv bei der Gestaltung diverser Sozialprogramme, der Alphabetisierungskampagne und der Verstaatlichung strategischer Wirtschaftssektoren mitgewirkt. Hierzu gehört auch sein Einsatz für leistungsfähige Staatsunternehmen nach dem Grundsatz, dass diese nur gegründet werden, wenn sie langfristig Gewinne für den Staat abwerfen, da ansonsten das System scheitern würde. Auch die Stärkung der bolivianischen Identität bei gleichzeitiger Zurückdrängung "imperialer" (vor allem USA, Spanien) und "transnationaler" (westliche Industriekonzerne) Einflüsse ist ihm ein wichtiges Anliegen, das er mit selbst verfassten Schriften theoretisch unterlegt. Der umfassend gebildete und vielseitig interessierte Politiker ruft bei Besuchen der bolivianischen Provinzen regelmäßig die Jugend dazu auf, mehr zu lesen und verweist gerne darauf, dass europäische Studenten stets ein Buch griffbereit hätten, um es beispielsweise im Bus aufzuschlagen. Mit Leidenschaft sucht er außerdem die argumentative Konfrontation mit oppositionellen Kräften, wodurch er im Gegenzug zum Hauptziel von häufig auch unfairen Attacken gegen Regierungsvertreter aus deren Reihen geworden ist. Dabei prangert er vor allem frühere Privatisierungen der so genannten Neoliberalen an.

Bücher, Reden und Artikel von Álvaro García Linera

García Linera veröffentlicht regelmäßig Publikationen rund um die Wurzeln, die Herausforderungen und die Zukunft Boliviens. Dabei strebt er auch an, die besondere Ausprägung des Sozialismus in Bolivien (socialismo comunitario) international bekannt zu machen und so diesen Ideen auch in anderen Ländern zum Durchbruch zu verhelfen. Hierfür hält er auf Auslandsreisen Reden vor Studenten oder tritt auf Symposien und anderen Veranstaltungen auf.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wencke Dittmann: García Linera, Álvaro. In: Quetzal. Januar 2009, abgerufen am 23. Mai 2009.

Weblinks

Commons: Álvaro García Linera – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien