„Peruonto“ – Versionsunterschied

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'''Peruonto''' ist ein [[Märchen]] ([[Aarne-Thompson-Index|AaTh]] 675). Es steht in [[Giambattista Basile]]s Sammlung ''[[Pentamerone]]'' als dritte Erzählung des ersten Tages (I,3).
'''Peruonto''' (auch ''Pervonto'') ist ein [[Märchen]] ([[Aarne-Thompson-Index|AaTh]] 675). Es steht in [[Giambattista Basile]]s Sammlung ''[[Pentameron]]'' als dritte Erzählung des ersten Tages (I,3).


== Inhalt ==
== Inhalt ==
Der Idiot Peruonto erhält zum Dank von drei Feensöhnen, denen er Schatten spendet, dass sich erfüllt, was er wünscht. Als er nun auf einem Reisigbündel heim zur Mutter reitet, lacht bei dem Anblick die sonst traurige Königstochter Vastolla. Da verwünscht er sie, „gleich von dieser Rute schwanger“ zu werden. Der König ist gekränkt, als er die Schwangerschaft bemerkt, und lässt seine Räte tagen. Die beschließen ein Festmahl für reiche, dann eines für arme Bürger, als die Zwillingssöhne sieben Jahre alt sind und sofort Peruontos Nähe suchen, was ihn verrät. Vastolla, die Kinder und er werden in einem Fass ins Meer geworfen, das er in ein Schiff und zuletzt in ein Schloss verwandelt. Dort findet sie auch der König und wird versöhnt.
Der Idiot Peruonto erhält zum Dank von drei Feensöhnen, denen er Schatten spendet, dass sich erfüllt, was er wünscht. Als er nun auf einem Reisigbündel heim zur Mutter reitet, lacht bei dem Anblick die sonst traurige Königstochter Vastolla. Da verwünscht er sie, „gleich von dieser Rute schwanger“ zu werden. Der König ist gekränkt, als er die Schwangerschaft bemerkt, und lässt seine Räte tagen. Die beschließen ein Festmahl für reiche, dann eines für arme Bürger, da sind die Zwillingssöhne sieben Jahre alt und suchen sofort Peruontos Nähe, was ihn verrät. Man wirft Vastolla, die Kinder und ihn in einem Fass ins Meer. Er verwandelt es in ein Schiff und zuletzt in ein Schloss. Dort findet sie auch der König und wird versöhnt.


== Erläuterungen ==
== Bemerkungen ==
Das Märchen steht schon bei [[Straparola]] als III,1 ''[[Pietro pazzo]]''. ''Peruonto'' weist etymologisch auf 'per-unctus', d.h. 'gesalbt', in ironischer Anspielung auf seine Herkunft.<ref>Giambattista Basile: ''Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda.'' C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 576 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).</ref> Der König ärgert sich, „daß die Bohne in diesem Dreikönigskuchen, der Hauptgewinn der Wohlfahrtstombola auf diesen häßlichen Dorfdeppen gefallen war“.<ref>Giambattista Basile: ''Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda.'' C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 46 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).</ref> Zu den Feenknaben, hier ein blindes Motiv, vergleicht [[Rudolf Schenda]] {{B|Dan|3|15}} und {{B|Mt|17|1}}. Er nennt zur mündliche Verbreitung in Italien beispielhaft ''Lu loccu di li passuli e ficu'' und ''La favola del falchetto'' in [[Giuseppe Pitrè|Pitrès]] sizilianischer und toskanischer Märchensammlung. Die erste deutsche Übersetzung stand in [[Friedrich Heinrich von der Hagen|von der Hagens]] ''Erzählungen und Märchen'' von 1825 nach einer gekürzten italienischen Fassung, vollständig dann bei [[Felix Liebrecht|Liebrecht]]. Es entfielen diverse sexuelle Metaphern des barocken Originals. Vgl. bei [[Brüder Grimm|Grimm]] ''[[Die goldene Gans]]'', ''[[Hans Dumm]]''. <ref>Giambattista Basile: ''Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda.'' C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 519-520, 576-578 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).</ref>
Das Märchen steht schon bei [[Giovanni Francesco Straparola|Straparola]] als III,1 ''[[Pietro pazzo]]''. ''Peruonto'' weist etymologisch auf 'per-unctus', d.h. 'gesalbt', in ironischer Anspielung auf seine Herkunft.<ref>Giambattista Basile: ''Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda.'' C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 576 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).</ref> Der König ärgert sich, „daß die Bohne in diesem Dreikönigskuchen, der Hauptgewinn der Wohlfahrtstombola auf diesen häßlichen Dorfdeppen gefallen war“.<ref>Giambattista Basile: ''Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda.'' C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 46 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).</ref> Zur traurigen Königstochter vgl. die [[Rahmenhandlung des Pentameron]] und III,5 ''[[Der Mistkäfer, die Maus und die Grille]]'', zur List mit dem Fest I,6 ''[[Die Aschenkatze]]''. Zu den Feenknaben, hier ein blindes Motiv, vergleicht [[Rudolf Schenda]] {{B|Dan|3|15}} und {{B|Mt|17|1}}. Er nennt zur mündliche Verbreitung in Italien beispielhaft ''Lu loccu di li passuli e ficu'' und ''La favola del falchetto'' in [[Giuseppe Pitrè|Pitrès]] sizilianischer und toskanischer Märchensammlung. Die erste deutsche Übersetzung stand in [[Friedrich Heinrich von der Hagen|von der Hagens]] ''Erzählungen und Märchen'' von 1825 nach einer gekürzten italienischen Fassung, vollständig dann bei [[Felix Liebrecht|Liebrecht]], ohne diverse sexuelle Metaphern des barocken Originals.<ref>Giambattista Basile: ''Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda.'' C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 519-520, 576-578 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).</ref> [[Christoph Martin Wieland]] schrieb eine Nacherzählung. [[Walter Scherf]] zufolge bezeichnete man lange Zeit den ganzen Erzähltyp AaTh 675 als ''Pervonto''-Märchen.<ref>Walter Scherf: ''Das Märchenlexikon.'' Band 2. C. H. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39911-8, S. 935-936.</ref> Vgl. bei [[Brüder Grimm|Grimm]] ''[[Die goldene Gans]]'', ''[[Hans Dumm]]''.


== Literatur ==
== Literatur ==
*Giambattista Basile: ''Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda.'' C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 42-49, 519-520, 576-578 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).
* Giambattista Basile: ''Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda.'' C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 42-49, 519-520, 576-578 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.paroledautore.net/fiabe/classiche/basile/peruonto.htm ''Peruonto'' in modernem Italienisch, mit Illustration]
* [http://www.paroledautore.net/fiabe/classiche/basile/peruonto.htm ''Peruonto'' in modernem Italienisch]
* [http://www.alaaddin.it/_TESORO_FIABE/FA_1996/FA_XVII_Issa_faloro.html www.alaaddin.it: weitere Version in modernem Italienisch]
*[http://gutenberg.spiegel.de/buch/4884/4 Gutenberg-DE: ''Pervonto'' in deutscher Übersetzung]
* [http://gutenberg.spiegel.de/buch/4884/4 Gutenberg-DE: ''Pervonto'' in deutscher Übersetzung (mutmaßlich nach Felix Liebrecht)]
* [http://www.laurajbobrow.com/BasileDay1/BasileDay1Peruonto1.html ''Peruonto'' in Versen von Laura J. Bobrow (auf Englisch)]
* [http://www.surlalunefairytales.com/illustrations/pentamerone/cruikpent2.html surlalunefairytales.com: Illustration von George Cruikshank]
* Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Bilder von Josef Hegenbarth zu ''Peruonto'': [http://skd-online-collection.skd.museum/de/contents/showSearch?id=766773]; [http://skd-online-collection.skd.museum/de/contents/showSearch?id=766803]; [http://skd-online-collection.skd.museum/de/contents/showSearch?id=766804]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 16. September 2015, 00:21 Uhr

Illustration von Franz von Bayros, 1909

Peruonto (auch Pervonto) ist ein Märchen (AaTh 675). Es steht in Giambattista Basiles Sammlung Pentameron als dritte Erzählung des ersten Tages (I,3).

Inhalt

Der Idiot Peruonto erhält zum Dank von drei Feensöhnen, denen er Schatten spendet, dass sich erfüllt, was er wünscht. Als er nun auf einem Reisigbündel heim zur Mutter reitet, lacht bei dem Anblick die sonst traurige Königstochter Vastolla. Da verwünscht er sie, „gleich von dieser Rute schwanger“ zu werden. Der König ist gekränkt, als er die Schwangerschaft bemerkt, und lässt seine Räte tagen. Die beschließen ein Festmahl für reiche, dann eines für arme Bürger, da sind die Zwillingssöhne sieben Jahre alt und suchen sofort Peruontos Nähe, was ihn verrät. Man wirft Vastolla, die Kinder und ihn in einem Fass ins Meer. Er verwandelt es in ein Schiff und zuletzt in ein Schloss. Dort findet sie auch der König und wird versöhnt.

Bemerkungen

Das Märchen steht schon bei Straparola als III,1 Pietro pazzo. Peruonto weist etymologisch auf 'per-unctus', d.h. 'gesalbt', in ironischer Anspielung auf seine Herkunft.[1] Der König ärgert sich, „daß die Bohne in diesem Dreikönigskuchen, der Hauptgewinn der Wohlfahrtstombola auf diesen häßlichen Dorfdeppen gefallen war“.[2] Zur traurigen Königstochter vgl. die Rahmenhandlung des Pentameron und III,5 Der Mistkäfer, die Maus und die Grille, zur List mit dem Fest I,6 Die Aschenkatze. Zu den Feenknaben, hier ein blindes Motiv, vergleicht Rudolf Schenda Dan 3,15 EU und Mt 17,1 EU. Er nennt zur mündliche Verbreitung in Italien beispielhaft Lu loccu di li passuli e ficu und La favola del falchetto in Pitrès sizilianischer und toskanischer Märchensammlung. Die erste deutsche Übersetzung stand in von der Hagens Erzählungen und Märchen von 1825 nach einer gekürzten italienischen Fassung, vollständig dann bei Liebrecht, ohne diverse sexuelle Metaphern des barocken Originals.[3] Christoph Martin Wieland schrieb eine Nacherzählung. Walter Scherf zufolge bezeichnete man lange Zeit den ganzen Erzähltyp AaTh 675 als Pervonto-Märchen.[4] Vgl. bei Grimm Die goldene Gans, Hans Dumm.

Literatur

  • Giambattista Basile: Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda. C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 42-49, 519-520, 576-578 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).

Einzelnachweise

  1. Giambattista Basile: Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda. C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 576 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).
  2. Giambattista Basile: Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda. C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 46 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).
  3. Giambattista Basile: Das Märchen der Märchen. Das Pentamerone. Herausgegeben von Rudolf Schenda. C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46764-4, S. 519-520, 576-578 (nach dem neapolitanischen Text von 1634/36, vollständig und neu übersetzt).
  4. Walter Scherf: Das Märchenlexikon. Band 2. C. H. Beck, München 1995, ISBN 3-406-39911-8, S. 935-936.