„Jüdische Gemeinde Lechenich“ – Versionsunterschied

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* [http://www.museenkoeln.de/ns-dok_neu Datenbank der NS Dokumentation der Stadt Köln]
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* [http://www.ushmm.org/uia-cgi/uia_query Die jüdische Familie Berg aus Lechenich]
* [http://www.ushmm.org/uia-cgi/uia_doc/photos/8253?hr=null Die jüdische Familie Berg aus Lechenich] Das United States Holocaust Memorial Museum zeigt insgesamt 8 Einträge zu Lechenich.


[[Kategorie: Judentum in Deutschland|Lechenich]]
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Version vom 29. September 2007, 18:24 Uhr

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SLA mit Einspruch. Ist mittlerweile verschoben, aber ist das ein enzyklopädisches Thema, oder zu speziell? Streifengrasmaus 17:24, 25. Sep. 2007 (CEST)



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Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Lechenichs umfasst einen Zeitraum von 700 Jahren. Sie beginnt im 13. Jahrhundert und endet 1942. Die Blütezeit der Gemeinde lag Ende des 19. Jahrhunderts. Durch die Judenverfolgung der Nationalsozialisten wurde das jüdische Leben in Lechenich restlos zerstört.

Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts

Schon im 13. Jahrhundert bestand in Lechenich, das 1279 Stadtrechte erhielt, eine jüdische Gemeinde. Bei einer Judenverfolgung im Jahre 1287 sollen nach dem Klagebuch der Gemeinde Nürnberg etwa 46 Juden umgekommen sein.

In den folgenden Jahrhunderten blieb die Gemeinde bestehen. Lechenich gehörte zum Kurfürstentum Köln und die Juden in Lechenich waren Schutzjuden des Kurfürsten und Erzbischofs, die ihm für einen „Geleitbrief“ Schutzgeld zahlten. Die Schutzgeldzahlungen sind schon 1366 genannt. In Lechenich war die Synagoge für alle Juden des Amtes Lechenich. Im 17. und 18. Jahrhundert lag sie in der Judenstraße, es war ein Gebetsraum in einem Wohnhaus, zu dem unter dem Anbau eine Mikwe gehörte.

Die Juden in Lechenich waren Vieh- und Pferdehändler, aber auch Geldverleiher. Einige waren wohlhabend, andere verarmt und zogen als Hausierer über die Dörfer der Umgebung.

19. und frühes 20. Jahrhundert

1801 hatte Lechenich etwa 1125 Einwohner, davon 41 Juden, etwa 3%. Sechs waren Händler, einer war Metzger und einer ohne Berufsangabe bezeichnete sich als arm.

Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die jüdische Gemeinde eine Blütezeit. Die Juden waren gleichberechtigte Bürger, Mitglieder in Vereinen, auch aktiv im Karneval. Vielen Familien ging es wirtschaftlich gut. Der Berliner Baron Georg von Bleichröder, Pferdezüchter und Besitzer des Lechenicher Schlosses, gehörte zur jüdischen Gemeinde.

Die Gemeinde war im Laufe des 19. Jahrhunderts stark gewachsen von 2,90% im Jahre 1830 auf 3,71% im Jahre 1872. Durch die Abwanderung in die Städte, vor allem in die Stadt Köln, verkleinerte sich die Gemeinde im Jahre 1901 auf 2,71%.

Die Synagoge als Zentrum der Gemeinde

Die Lechenicher Synagoge

Die Synagogengemeinde Lechenich bestand aus drei Spezialgemeinden, der Spezialgemeinde Lechenich, der Spezialgemeinde Gymnich und der Spezialgemeinde Friesheim. Max Berg war der letzte Synagogenvorsteher in Lechenich. Er übte das Amt seit 1913 aus. Die Synagoge in der Judenstraße wurde am 10. September 1886 in einer feierlichen Zeremonie eingeweiht, bei der Rabbiner Dr. Frank aus Köln die Festansprache hielt. Die Synagoge, ein Ziegelsteinbau mit vier Türmen, bot Platz für 60 Männer und 36 Frauen. Sie löste die alte Synagoge, einen Gebetsraum in einem Wohnhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite, ab. Neben der Synagoge wurde 1905 eine Schule errichtet, von der man durch einen separaten Eingang zur Mikwe im Keller kam. Wegen zu geringer Schülerzahl und aus finanziellen Gründen wurde die Schule 1920 geschlossen. Die jüdischen Kinder besuchten die katholische Schule, einige auch vier Jahre die Höhere Schule in Lechenich. Während des katholischen Religionsunterrichts hatten die jüdischen Kinder frei. Sie erhielten ihren Religionsunterricht durch jüdische Lehrer von auswärts. Einige Eltern schickten ihre Kinder nach Köln zum Besuch der jüdischen Schule in der St. Apernstraße.

1933 bis 1938

Zu Beginn der Herrschaft des Nationalsozialismus hatte Lechenich 3990 Einwohner, davon waren 74 Juden, 1,8%. Von den 16 jüdischen Haushaltsvorständen waren zwei Kaufleute, drei Metzger, ein Pferdehändler, drei Viehhändler, zwei Lederwarenhändler, ein Anstreicher, ein Synagogendiener, eine Witwe mit Adoptivsohn und eine allein stehende Frau.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten löste Rechtsanwalt und Parteigenosse Dr. Geile den bisherigen Bürgermeister ab. Schon 1933 fand eine Umbenennung einiger Straßen statt. Der Marktplatz hieß nicht mehr Markt, sondern „Adolf-Hitler-Platz“. Die Bonner Straße wurde zur Hindenburgstraße und die Judenstraße, in der die Synagoge stand, wurde zur Horst-Wessel-Straße. Die nächsten Maßnahmen diskriminierten die jüdischen Familien. Am 1. April wurde zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen. SA- Wachen zogen auf, um zu überwachen, dass der Boykott eingehalten wurde. Ende April erging ein Verbot, Tiere zu schächten. Durch die Maßnahmen der NS-Regierung gegen jüdische Gewerbetreibende verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der Lechenicher Juden. Die Diskriminierung wurde seit 1935 verstärkt. Durch die „Nürnberger Gesetze“ und die die zusätzliche Kennzeichnung der Namen und Pässe seit 1938 waren die Juden keine Vollbürger mehr und vom öffentlichen Leben ausgeschlossen.

In den Jahren von 1933 bis 1938, als die Auswanderung der Juden noch möglich, sogar erwünscht war, waren die meisten erwachsenen Kinder Lechenicher Familien ausgewandert, nach England, Palästina, Peru, New York und Sao Paulo. Im Sommer 1938 reisten noch drei junge Männer zu ihren Verwandten in die USA. Einige Lechenicher Familien nutzten trotz der Maßnahmen der Nationalsozialisten die Möglichkeit der Auswanderung nicht oder zögerten sie hinaus. Exakte Angaben zur Emigration sind wegen fehlender Daten nicht möglich, doch bis zum Herbst 1938 waren etwa 25% der Lechenicher Juden verzogen, davon waren die meisten ausgewandert.

Der 10. November 1938 in Lechenich

Die Ausschreitungen gegen die Juden, die als Judenpogrom bezeichnet werden, begannen in Lechenich am 10. November. Die Anordnung der NS-Führung wurde dem Landrat des Kreises Euskirchen telegrafisch mitgeteilt, der die Anweisung, die Synagogen anzuzünden und jüdische Geschäftshäuser zu demolieren, weiter gab an Bürgermeister Geile. Am Nachmittag drangen SA-Männer in die Synagogen ein und zerstörten die Inneneinrichtung. Die Plünderer griffen sich Gebetsmäntel und Thorarollen und zogen mit den Rollen im Arm durch die Straßen. Mit Benzinkanistern, die Hitlerjungen geholt hatten, wurde die Synagoge angezündet. Bürgermeister Dr. Geile leitete die Aktion und gab Anweisungen. Die Feuerwehr verhielt sich entsprechend den Anweisungen, nur das Übergreifen der Flammen auf die Nachbarhäuser zu verhindern und den Brand nicht zu löschen, und griff nicht ein. Die Synagoge brannte bis auf die Grundmauern aus. Anschließend demolierten SA und Hitlerjungen die Häuser aller jüdischen Gewerbetreibenden. Fensterscheiben wurden eingeschlagen, Ladeneinrichtungen und Mobilar der Familien auf die Straße geworfen. Eine alte Jüdin erhielt durch einen Spatenhieb eines SA-Mannes eine Kopfwunde. Auf Anweisung der Gestapo wurden die jüdischen Männer verhaftet und im Amtsgericht eingesperrt. Am folgenden Tag nach der Freilassung der alten Männer erfolgte der Transport der arbeitsfähigen jüngeren Männer ins KZ Dachau. Im Dezember kamen die Inhaftierten nach Lechenich zurück. Nach dem Pogrom verschärfte die Regierung ihre antijüdische Politik. Um die von Göring für den Mord an dem Diplomaten von Rath durch einen Juden verordnete „Sühne“ aufbringen zu können, blieb den Lechenicher jüdischen Familien nur der Verkauf ihrer Häuser und ihres Grundbesitzes. Die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben“ vom 12. November 1938, die jüdische Gewerbebetriebe verbot, nahm den jüdischen Gewerbetreibenden in Lechenich den Rest ihrer Existenzgrundlage. Sie waren gezwungen, ihr Gewerbe abzumelden. Im Frühjahr 1939 erwarb die Gemeinde Lechenich die Synagoge und das Schulgebäude für 7000 Reichsmark, wie Ortsgruppenführer und Bürgermeister Dr. Geile am 28. März 1939 dem Landrat mitteilte. Die abgebrannte Synagoge wurde abgerissen, das unbeschädigte Schulhaus in ein HJ Heim umgewandelt. In dem Klassenraum im Erdgeschoss wurde ein Heim für die „Hitlerjugend“ und in der Lehrerwohnung ein Heim des „Bundes deutscher Mädchen“ eingerichtet. Das ehemalige Gebetshaus der Juden gegenüber der Synagoge von 1886, das einer jüdischen Familie gehört hatte, ist heute nach bewohnt.

Die jüdische Gemeinde löste sich nach 1938 zunehmend auf. Die in Lechenich lebenden jüdischen Familien bemühten sich nach dem Pogrom um eine Genehmigung zur Auswanderung. Fast alle jüdischen Familien hatten nach der Zerstörung der Synagoge und dem erzwungenen Verkauf ihres Besitzes Lechenich verlassen und waren in der nahen Großstadt Köln untergekommen, um sich von dort um die Auswanderung zu bemühen. Die meisten Anträge wurden nicht genehmigt. Nur ein Antragsteller konnte nach Dänemark ausreisen und einer Großfamilie gelang die Ausreise nach Kenia. Von fünf in Lechenich gestellten und genehmigten Anträgen wurden nur zwei wahrgenommen. Ein Jude reiste nach Trinidad, ein anderer emigrierte ohne seine Familie nach China. Mehreren ausreisewilligen Familien gelang die Ausreise wegen eines fehlenden Bewilligungsbescheides des Einwanderungslandes nicht. Von den Familien, deren Antrag abgelehnt worden war, blieben anschließend nur drei in Lechenich. Insgesamt hatten von 1933 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges über 60% der Juden Lechenich verlassen.

Die Vernichtung der Juden 1939 bis 1945

Die wenigen Familien, die nach dem Verkauf ihrer Häuser und ihres Besitz in Lechenich geblieben waren, zogen 1939 in ein „Judenhaus“. Die Männer wurden zur Arbeit im Straßenbau zwangsverpflichtet. Nachdem die NS-Regierung entschieden hatte, Juden zentriert in wenigen Häusern zusammenzufassen, wurden die Juden aus Lechenich im Sommer 1941 in „Judenhäuser“ in Friesheim und Gymnich eingewiesen. Am 20. Januar 1942 beschloss die Regierung die Vernichtung der Juden. Anfang Juli 1942 informierte die „Bezirksstelle Rheinland der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ die noch in Friesheim und Gymnich lebenden Juden über den bevorstehenden Abtransport. Sie wurden von Friesheim und Gymnich nach Köln gebracht und von Köln in Konzentrationslager im Osten, nach Lodz, Minsk, Riga oder Theresienstadt deportiert, und in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht. Von den deportierten Lechenicher Juden überlebte nur eine Jüdin, es wurden ermordet: 5 in Auschwitz, 3 in Lodz, 6 in Minsk, 3 in Riga, 4 in Theresienstadt, 6 an unbekannten Orten. Der Pass der Lechenicher Jüdin Edith Baum wird heute in der Gedenkstätte „Yad Vashem“ in Jerusalem gezeigt als Beispiel für die Pässe deutscher Juden.

Friedhöfe

Der alte jüdische Friedhof am Weltersmühlenweg wurde 1892 aufgegeben. Ein neuer Friedhof am Römerhofweg wurde 1892 eröffnet. 1940 fand hier die letzte jüdische Beerdigung statt. 1942 hatte ein Gärtner den neben seiner Gärtnerei gelegenen Friedhof gekauft und dort Gemüse angebaut. 1947 wurde der Friedhof nach einer Bestimmung der britischen Militärregierung, dass jüdische Friedhöfe ohne Kostenerstattung an die jüdischen Gemeinden zurückgegeben werden müssten, an die jüdische Gemeinde Köln abgegeben. Die noch vorhandenen 31 Grabsteine wurden wieder aufgestellt.

Gedenken

An der früheren jüdischen Schule ist 1983 eine Gedenktafel angebracht worden mit Hinweis auf die zerstörte Synagoge. Am früheren Haus der Familie Baum ist 2005 eine Gedenktafel angebracht worden.

Vor den ehemaligen Häusern ermordeter Juden sind „Stolpersteine“ gesetzt worden. Die kleinen quadratischen Messingplatten, die in den Bürgersteig eingelassen worden sind, sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die hier gewohnt haben und in den Vernichtungslagern ermordet worden sind.

Verwendete Quellen

  • Heidi und Cornelius Bormann, Heimat an der Erft. Die Landjuden in den Synagogengemeinden Gymnich, Friesheim und Lechenich. Erftstadt 1993.
  • Karl Stommel, Die Juden in den Orten der heutigen Stadt Erftstadt. Erftstadt 1983.
  • Gedenkbuch des Bundesarchivs. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945. 2. erweiterte Auflage. Koblenz 2006 im ElDe-Haus in Köln.