„J. A. Topf & Söhne“ – Versionsunterschied

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== Weblinks ==
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* [http://www.topfundsoehne.de/ Techniker der „Endlösung“ - Ausstellung und Dokumentation], bis 25. Juni 2006 in Essen (NRW)
* [http://www.topfundsoehne.de/ Techniker der „Endlösung“ - Ausstellung und Dokumentation], bis 25. Juni 2006 in Essen (NRW)
* [http://www.topf-holocaust.de/ Förderkreis Geschichtsort Topf und Söhne] weiterführende Lit., viele Informationen
* [http://www.topf-holocaust.de/ Förderkreis Geschichtsort Topf und Söhne] weiterführende Lit., viele Informationen
* [http://topf.squat.net Website der BesetzerInnengruppe] - mit virtuellem, historischen Rundgang
* [http://topf.squat.net Website der BesetzerInnengruppe] - mit virtuellem, historischen Rundgang
* [http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/59/ein_mann_kramt_in_der_unruehmlichen_familiengeschichte.html Ein Mann kramt in der unrühmlichen Familiengeschichte, Die Öfen von Auschwitz], [[Spiegel Online]], 18.07.2005

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[[Kategorie:Konzentrationslager]]
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Version vom 23. November 2007, 12:24 Uhr

Die Firma J. A. Topf und Söhne war ein Ofenhersteller aus Erfurt. Sie baute die Krematorien in Auschwitz-Birkenau und anderen Vernichtungslagern der Nazis. Sie hat auch einige Entlüftungsanlagen für Gaskammern entworfen und dort gasdichte Türen installiert.

Braunkohle-Feuerungsanlagen, Mälzerei- und Brauereimaschinen

Im Jahre 1878 in Erfurt durch Johann Andreas Topf (1816–1891) gegründet und von dessen Sohn Ludwig Topf (1863–1914) zu einem Betrieb mit über 500 Mitarbeitern erweitert, errang die Firma große Erfolge im Ersten Weltkrieg mit einer speziell für die Verbrennung von Braunkohle entwickelten Hochleistungs-Feuerung, die äußerst wirtschaftlich arbeitete. Nach dem frühen Tod von Ludwig Topf wurde dessen Frau Elsa Topf zur Inhaberin, 1935 übernahmen die Enkel des Firmengründers, Ludwig und Ernst-Wolfgang Topf, gemeinsam die Leitung der Firma.

Die Firma baute neben industriellen Feuerungsanlagen auch komplette Mälzereien und Brauereimaschinen sowie Siloanlagen, Schornsteine und gasdichte Türen und Fenster. Es gab auch ab 1914 eine kleine Abteilung für die Entwicklung und Fertigung von Krematoriumsöfen. Das Geschäft mit Krematoriumsöfen machte weniger als 3 Prozent vom Gesamtumsatz der Firma aus.

Zusammenarbeit mit dem Reichssicherheitshauptamt

In den 1940er Jahren entschloss sich die Firmenleitung zur Zusammenarbeit mit dem Reichssicherheitshauptamt, das die Konzentrationslager verwaltete. Dabei wurde weder "Druck von oben" ausgeübt, noch war die Firma wirtschaftlich auf diese Aufträge zum Bau von Krematorien in den Konzentrationslagern von Dachau, Buchenwald[1] und Auschwitz oder anderswo angewiesen. Die Anlagen wurden von Ingenieuren der Firma vor Ort installiert und auch repariert. Außerdem wurden auch Entlüftungsanlagen in den Gaskammern von Auschwitz eingebaut, die eine schnellere "Entgasung" und damit auch eine schnellere Abfolge der Tötungen ermöglichen sollten.

Ingenieure wie Kurt Prüfer entwickelten "Verbesserungsvorschläge" wie die sogenannte "Expressarbeit": dabei sollten jeweils drei Leichen in einem Ofen verbrannt werden. Die Konstrukteure wussten also, dass niemand fein säuberlich getrennte Aschen zu Bestattungszwecken verlangen würde. Zu den "Verbesserungen" zählte in Auschwitz auch eine Modifizierung der Öfen, bei der das aus den Leichen austretende Körperfett direkt in die Flammen geleitet und zur Befeuerung weiterverwendet wurde.

Strafverfolgung, Firmennachfolge, Industriebrache

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einige hauptverantwortliche Mitarbeiter von der sowjetischen Besatzungmacht verurteilt. Ludwig Topf beging Selbstmord.

Ernst-Wolfgang Topf floh nach Wiesbaden und gründete 1951 die Firma neu, die aber 12 Jahre später wieder aufgelöst wurde. Ein Teil der in Erfurt zurückgebliebenen Mitarbeiter, gerade diejenigen, die bei der Herstellung und Installation in den Konzentrationslagern tätig gewesen waren, waren Kommunisten. Sie schlüpften bei der KPD/SED unter; mehrere erhielten Stellungen bei der Volkspolizei. Dies ermöglichte ihnen die Verschleierung ihrer Mitwirkung. Einige Spezialisten, die dennoch in den 40/50er Jahren entdeckt worden waren, wurden von den Sowjets angeklagt. Der Ober-Ingenieur Karl Schultze, von dem die technischen Zeichnungen zu den Öfen in KZs stammen, äußerte sich auf Vorhalt zu seinen vorgeblichen Motiven: Warum haben Sie ihre Arbeit fortgesetzt, nachdem Sie gesehen hatten, was in Auschwitz geschah? Schultze: Ich machte weiter, weil wir durch unsere Unterschriften gebunden waren. Wir standen in der Pflicht, gegenüber der SS, der Firma Topf und dem NS-Staat. Ich habe nicht aus eigenem Antrieb gehandelt, sondern auf Anweisung .... Ich hatte Angst, meine Stelle zu verlieren und möglicherweise verhaftet zu werden.

In Erfurt wurde die Firma 1948 enteignet und konnte zunächst unter dem Namen "Nagema Topfwerke Erfurt VEB" ihre Tätigkeit fortsetzen. Mitte der 50er Jahren wurde Topf & Söhne in "VEB Maschinenfabrik Nikos Belojannis" umbenannt. Sie firmierte dann unter dem Namen "VEB Erfurter Mälzerei- und Speicherbau" weiter, bis sie 1994 in Insolvenz ging.

1997 gab der Kulturwissenschaftler Eckhard Schwarzenberger erstmals Anstöße für einen bewussten Umgang mit dem ehemaligen Firmengelände, dessen Geschichte zu diesem Zeitpunkt aus dem Gedächtnis der Stadt und ihrer Bürger weitgehend verschwunden war. Gemeinsam mit Institutionen und Kulturträgern Erfurts und einem Förderkreis werden seither Konzepte für die Erhaltung und geschichtsbewusste Nutzung des Geländes und der verbliebenen Gebäude entwickelt und in einen öffentlichen Diskurs eingebracht. Nach langjährigem Ringen hat sich die Stadt Erfurt bereit erklärt, Teile des ehemaligen Firmengeländes zu erwerben und sie für die Erinnerungsarbeit zur Verfügung zu stellen.

Ein Werkgebäude des "VEB Erfurter Mälzerei- und Speicherbau" wurde im April 2001 von linken Aktivisten besetzt. Seitdem finden auch dort manchmal Kultur- und Informationsveranstaltungen zur Geschichte der Firma J. A. Topf & Söhne statt. Besuchern wird ein historischer Rundgang über das Gelände angeboten, der auch online einsehbar ist.

Am 20. Dezember 2004 brannte das gesamte Werksgelände bei einem Großbrand nieder. Eine Entscheidung über die verbliebenen Industrieruinen ist bislang noch nicht getroffen worden.

Belegstellen

  1. geschichtsdatenbank.de 1940 Bau eines Prototyps im KZ Buchenwald

Literatur

  • Jean-Claude Pressac: Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes. Piper Verlag, München 1995, ISBN 3-492-12193-4
  • Eckhard Schwarzenberger: Topf & Söhne. Arbeiten an einem Täterort. 3. Auflage, Berlin 2001 (ohne ISBN, siehe Weblinks)
  • Aleida Assmann, Frank Hiddemann, Eckhard Schwarzenberger (Hrsg.): Firma Topf & Söhne - Hersteller der Öfen für Auschwitz. Ein Fabrikgelände als Erinnerungsort? New York/Frankfurt a. Main, Verlag Campus, 2002. 307 Seiten. ISBN 3593370352
  • Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Volkhard Knigge (Hrsg.): Techniker der "Endlösung" Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz. Begleitband zur Ausstellung. Weimar 2005. ISBN 3-935598-10-6;

Weblinks

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