„Baray“ – Versionsunterschied
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[[Image:Carte Empire-Khmer.png|thumb|Das Khmer-Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung (unter König [[Jayavarman VII.]]): etwa in Bildmitte der Tonlé-Sap-See, nördlich davon Angkor]] |
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[[Image:Angkor Ruins from Space.jpg|thumb|Eine NASA-Aufnahme von Angkor: am unteren Bildrand der Tonlé-Sap-See, etwa in Bildmitte der Wassergraben um [[Angkor Wat]], über Angkor Wat Angkor Thom, flankiert vom Westlichen und Östlichen Baray, über Angkor Thom Preah Khan mit seinem nach Osten orientierten Baray]] |
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Das [[Khmer (Sprache)|Khmer-Wort]] '''Baray''' steht für ein ausgedehntes, streng rechteckiges Wasserreservoir, Herzstück der |
Das [[Khmer (Sprache)|Khmer-Wort]] '''Baray''' steht für ein ausgedehntes, streng rechteckiges Wasserreservoir der [[Angkor]]zeit, Herzstück der so genannten [[Hydraulik|hydraulischen]] Stadt, zugleich Symbol [[Kosmologie|kosmologischer]] Vorstellungen. |
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== Herzstück der hydraulischen Stadt == |
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Das Reich der [[Khmer]] bestand vom 9. bis ins 16. Jahrhundert und erstreckte sich über das heutige [[Kambodscha]] und einige angrenzende Gebiete; das „Angkor“ (Stadt) genannte Zentrum lag nahe dem heutigen [[Siem Reap]]. |
Das Reich der [[Khmer]] bestand vom 9. bis ins 16. Jahrhundert und erstreckte sich über das heutige [[Kambodscha]] und einige angrenzende Gebiete; das „Angkor“ (Stadt) genannte Zentrum lag nahe dem heutigen [[Siem Reap]]. |
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Eine international zusammengesetzte Gruppe von Wissenschaftlern konnte 2007 die These bestätigen, dass Angkor eine riesige „hydraulische Stadt“ war, also eine Stadt, die auf der Grundlage eines komplexen Be- und Entwässerungssystems funktionierte.<ref> |
Eine international zusammengesetzte Gruppe von Wissenschaftlern konnte 2007 die These bestätigen, dass Angkor eine riesige „hydraulische Stadt“ war, also eine Stadt, die auf der Grundlage eines komplexen Be- und Entwässerungssystems funktionierte.<ref>Diese und die folgenden Angaben entsprechen inhaltlich einem Spiegel-Online-Bericht vom 13. August 2007 (s. Weblinks).</ref> Jenseits der Stadtmauern von [[Angkor Thom]] habe sich ein Konglomerat aus landwirtschaftlichen und besiedelten Flächen über mindestens 1000 km² ausgebreitet, ein urbaner Ballungsraum, der etwa zehnmal größer gewesen sei als die größten Zentren der antiken Welt; erst das Industriezeitalter kenne größere Ansiedlungen. Zum Vergleich: [[Berlin]] bedeckt heute knapp 900 km². |
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In landwirtschaftlicher Hinsicht widerlegte die Studie vorherrschende Meinungen: Sie zeigte, dass das Bewässerungssystem tatsächlich in der Lage war, den Reisanbau erheblich zu intensivieren |
In landwirtschaftlicher Hinsicht widerlegte die Studie vorherrschende Meinungen: Sie zeigte, dass das Bewässerungssystem tatsächlich in der Lage war, den Reisanbau erheblich zu intensivieren. Jede Wasserquelle wurde rücksichtslos ausgebeutet; die ''Barays'' dienten als Reservoirs; zahlreiche von ihnen ausgehende Verteilerkanäle versorgten die Region. Über die Jahrhunderte seien vermehrt Probleme aufgetreten: [[Auslaugung]] des Bodens und [[Erosion (Geologie)|Erosion]], [[Überbevölkerung]], Anfälligkeit gegenüber [[Naturkatastrophe]]n und [[Krieg]]en. Der Niedergang des Angkorreichs könne mit diesen Problemen in Zusammenhang gebracht werden. |
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Die bekanntesten ''Barays'' des zentralen Angkorgebiets sind, chronologisch und nach zunehmender Größe geordnet, die Barays von [[Lolei]] und von [[Preah Khan]] sowie der [[Östlicher Baray|Östliche]] und der [[Westlicher Baray|Westliche Baray]]; nur der letztgenannte (ursprünglich 8 auf 2,2 km groß und bis zu 5 m tief) verfügt heute noch über eine nennenswerte Wasserfläche.<ref>Die Informationen zur Konstruktion eines Barays finden sich bei Johann Reinhart Zieger (s. Literatur).</ref> |
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Die eigentliche Herausforderung war die geologische Situation: die lediglich schwach zum [[Tonle Sap (See)|Tonlé-Sap-See]] hin geneigte Tiefebene. Ein ''Baray'' war ein massiv eingedämmtes, nicht etwa ein ausgegrabenes [[Stausee|Staubecken]] – der Wasserspiegel befand sich also über dem natürlichen Niveau. Der jeweilige Fluss wurde weiter oben angezapft, und der Zulaufkanal erhielt ein geringeres Gefälle als das umgebende Gelände; folglich wurden die Dämme des Zulaufkanals in Richtung ''Baray'' immer höher. Das Wasserreservoir selbst lag quer zum natürlichen Gefälle, damit die unteren Dämme nicht allzu hoch sein mussten. |
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Obgleich das natürliche Gelände nicht direkt in Richtung Süden abfällt, sondern etwa in Richtung SSW, blicken die Seiten der genannten Anlagen kompromisslos in die Haupthimmelsrichtungen. Das ist ein klarer Hinweis, dass ein ''Baray'' genau wie ein Khmer-Tempel kosmologische Vorstellungen repräsentiert. Die Wasserfläche symbolisiert den |
Obgleich das natürliche Gelände des zentralen Angkorgebiets nicht direkt in Richtung Süden abfällt, sondern etwa in Richtung SSW, blicken die Seiten der genannten Anlagen kompromisslos in die Haupthimmelsrichtungen. Das ist ein klarer Hinweis, dass ein ''Baray'' genau wie ein Khmer-Tempel kosmologische Vorstellungen repräsentiert. Die Wasserfläche symbolisiert den Ozean, eine Tempelinsel in der Mitte den Berg [[Meru (Mythologie)|Meru]], auf dem die Götter wohnen. Die Orientierung in die Haupthimmelsrichtungen beschwört [[Harmonie]] mit Erde und Himmel. |
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== Weblinks == |
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* http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,499650,00.html |
* http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,499650,00.html. Bericht über eine Studie des „Greater Angkor Project“. |
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== Literatur == |
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Version vom 3. Dezember 2007, 18:38 Uhr
Das Khmer-Wort Baray steht für ein ausgedehntes, streng rechteckiges Wasserreservoir der Angkorzeit, Herzstück der so genannten hydraulischen Stadt, zugleich Symbol kosmologischer Vorstellungen.
Herzstück der hydraulischen Stadt
Das Reich der Khmer bestand vom 9. bis ins 16. Jahrhundert und erstreckte sich über das heutige Kambodscha und einige angrenzende Gebiete; das „Angkor“ (Stadt) genannte Zentrum lag nahe dem heutigen Siem Reap.
Eine international zusammengesetzte Gruppe von Wissenschaftlern konnte 2007 die These bestätigen, dass Angkor eine riesige „hydraulische Stadt“ war, also eine Stadt, die auf der Grundlage eines komplexen Be- und Entwässerungssystems funktionierte.[1] Jenseits der Stadtmauern von Angkor Thom habe sich ein Konglomerat aus landwirtschaftlichen und besiedelten Flächen über mindestens 1000 km² ausgebreitet, ein urbaner Ballungsraum, der etwa zehnmal größer gewesen sei als die größten Zentren der antiken Welt; erst das Industriezeitalter kenne größere Ansiedlungen. Zum Vergleich: Berlin bedeckt heute knapp 900 km².
In landwirtschaftlicher Hinsicht widerlegte die Studie vorherrschende Meinungen: Sie zeigte, dass das Bewässerungssystem tatsächlich in der Lage war, den Reisanbau erheblich zu intensivieren. Jede Wasserquelle wurde rücksichtslos ausgebeutet; die Barays dienten als Reservoirs; zahlreiche von ihnen ausgehende Verteilerkanäle versorgten die Region. Über die Jahrhunderte seien vermehrt Probleme aufgetreten: Auslaugung des Bodens und Erosion, Überbevölkerung, Anfälligkeit gegenüber Naturkatastrophen und Kriegen. Der Niedergang des Angkorreichs könne mit diesen Problemen in Zusammenhang gebracht werden.
Symbol kosmologischer Vorstellungen
Die bekanntesten Barays des zentralen Angkorgebiets sind, chronologisch und nach zunehmender Größe geordnet, die Barays von Lolei und von Preah Khan sowie der Östliche und der Westliche Baray; nur der letztgenannte (ursprünglich 8 auf 2,2 km groß und bis zu 5 m tief) verfügt heute noch über eine nennenswerte Wasserfläche.[2]
Die eigentliche Herausforderung war die geologische Situation: die lediglich schwach zum Tonlé-Sap-See hin geneigte Tiefebene. Ein Baray war ein massiv eingedämmtes, nicht etwa ein ausgegrabenes Staubecken – der Wasserspiegel befand sich also über dem natürlichen Niveau. Der jeweilige Fluss wurde weiter oben angezapft, und der Zulaufkanal erhielt ein geringeres Gefälle als das umgebende Gelände; folglich wurden die Dämme des Zulaufkanals in Richtung Baray immer höher. Das Wasserreservoir selbst lag quer zum natürlichen Gefälle, damit die unteren Dämme nicht allzu hoch sein mussten.
Obgleich das natürliche Gelände des zentralen Angkorgebiets nicht direkt in Richtung Süden abfällt, sondern etwa in Richtung SSW, blicken die Seiten der genannten Anlagen kompromisslos in die Haupthimmelsrichtungen. Das ist ein klarer Hinweis, dass ein Baray genau wie ein Khmer-Tempel kosmologische Vorstellungen repräsentiert. Die Wasserfläche symbolisiert den Ozean, eine Tempelinsel in der Mitte den Berg Meru, auf dem die Götter wohnen. Die Orientierung in die Haupthimmelsrichtungen beschwört Harmonie mit Erde und Himmel.
Weblinks
- http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,499650,00.html. Bericht über eine Studie des „Greater Angkor Project“.
Literatur
- Michael Freeman und Claude Jacques: Ancient Angkor. Bangkok 1999 (River Books). ISBN 974-8225-27-5.
- Nick Ray: Cambodia. Victoria 2005 (Lonely Planet Publications). ISBN 1-74059-525-4.
- Johann Reinhart Zieger: Angkor und die Tempel der Khmer in Kambodscha. Chiang Mai 2006 (Silkworn Books). ISBN 974-9575-60-1.