„Schatt al-Arab“ – Versionsunterschied

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Der '''Schatt al-Arab''' ({{arS|شطّ العرب}} ''Schatt al-ʿArab'', {{faS|اروندرود}} '''Arvand Rud'''; Alternativschreibweise ''S(c)hatt el Arab'') ist der 193 km lange Zusammenfluss von [[Euphrat]] und [[Tigris]]. Der Schatt al-Arab bildet die Grenze zwischen [[Irak]] und [[Iran]]. Er mündet hinter [[Basra]] in den [[Persischer Golf|Persischen Golf]].
Der '''Schatt al-Arab''' ({{arS|شطّ العرب}} ''Schatt al-ʿArab'', {{faS|اروندرود}} '''Arvand Rud'''; Alternativschreibweise ''S(c)hatt el Arab'') ist der 193 km lange Zusammenfluss von [[Euphrat]] und [[Tigris]]. Der Schatt al-Arab bildet die Grenze zwischen [[Irak]] und [[Iran]]. Er mündet hinter [[Basra]] in den [[Persischer Golf|Persischen Golf]].


== Streit um Grenzziehung ==
Die zwischen den beiden Staaten vorhandenen Differenzen über Gebietsansprüche und Schifffahrtsrechte auf dem Fluss waren wichtige Ursachen für den [[Erster Golfkrieg|Ersten Golfkrieg]] (Iran-Irak-Krieg) von 1980 bis 1988.
[[Image:Shatt al arab.png|thumb|Schatt al-Arab/Arvand Rud]]
Einer der Faktoren, die zu Feindseligkeiten zwischen dem Irak und Iran beitrugen, war der Streit um die Schifffahrtsrechte auf dem von den Arabern als Schatt al-Arab und dem Iran als ''Arvand Rud'' bezeichnetem Grenzfluss. Die Verträge von Erzurum (1823/1847) und Konstantinopel (1913) legten zu 75 Prozent die allgemeine Grenzziehung zwischen dem Irak und dem Iran fest.


Für den Schifffahrtsweg Schatt al-Arab/Arvand Rud galt für das Schifffahrtsrecht von 1847 bis 1913: Grenzziehung Ostufer, die Nutzung der Talweglinie für beide Parteien. Das Osmanische Reich bestand im Vertrag von 1847 auf einer Offenlassung der Souveränitätsfrage, die später von einer Viermächte-Schiedskommission gelöst werden sollte. 1920 stellte der Iran die Grenzziehung des Ostufers in Frage, da nach dem Zusatzprotokoll von 1913 das Kuriosum galt: auf iranischen Schiffen irakische Lotsen und irakisches Recht. Der Ausbau des Hafens von Khorramshahr sowie die Erdöl-Raffinierie von [[Abadan]] verstärkten die Konflikte. <ref> Henner Fürtig: Kleine Geschichte des Irak. Von der Gründung 1921 bis zur Gegenwart. 2003. ISBN 978-3406494642 </ref>
Bis 1975 gehörte der gesamte Fluss an der iranischen Grenze zum Irak. Diese Grenzziehung erfolgte durch die Briten, die seit dem ersten Weltkrieg bis zum Ende der irakischen Monarchie 1958 großen Einfluss auf Irak hatten. Ein Ziel dieser Grenzziehung war, dass iranische [[Öltanker]] und [[Frachtschiff]]e für die Fahrt auf dem Fluss bezahlen mussten sowie einen irakischen Lotsen an der Halbinsel [[Faw (Irak)|Fao]] mitzunehmen hatten.


Mit dem Vertrag von Saadabad wurde am 4. Juli 1937 der erste Grenzvertrag zwischen dem Irak und Iran unterzeichnet. Damit war die gemeinsame Nutzung von beiden Seiten ratifiziert worden, ungeachtet der genauen Grenzziehung die später von einer Kommission gelöst werden sollte. Diese Kommission kam nie zu einem Ergebnis, dafür wurde das Zusatzprotokoll von Saadabad, das die Verwaltung des Flusses der irakischen Seite zusprach, weiter angewandt. Zwischen 1941 und 1946 lag die Kontrolle des Schatt al-Arab bzw. Arvand Rud ausschließlich auf Seiten der Alliierten. <ref> Gehrke: Iran. 1976. ISBN 3-7711-0180-8 Seite 164 ff </ref>
[[Schah]] [[Mohammad Reza Pahlavi]] war sehr unzufrieden mit dieser Situation, doch er hatte ein Druckmittel: Iran unterstützte maßgeblich kurdische Unabhängigkeitskämpfer in Nordirak. 1974 entflammte der Konflikt innerhalb des Iraks mehr als je zuvor und die irakische Regierung sah sich gezwungen, Panzerverbände und Luftwaffe im Norden des Landes einzusetzen.


Auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt, kündigte der Schah [[Mohammad Reza Pahlavi]] am 19. April 1969 den Vertrag von Saadabad und zwang dem Irak 1975 im [[Abkommen von Algier]] unterstützt durch den US-Außenminister [[Henry Kissinger]] als Grenzziehung die Talweglinie auf. Als Gegenleistung wurde vom Iran die Unterstützung der irakischen [[Kurden]] eingestellt, die irakischen Behörden kamen der Bitte des Schah auf stärkere Überwachung des im irakischen Exil weilenden Ayatollah [[Ruhollah Chomeini]] entgegen.
Nach dem [[Abkommen von Algier]] 1975 sollte die Grenze (wie im UN-Völkerrecht) in der Mitte des Flusses sein. Das Abkommen wurde am Rande eines [[OPEC]]-Treffens durch [[Schah]] [[Mohammad Reza Pahlavi]] und [[Saddam Hussein]] unterschrieben.


== Erster Golfkrieg ==
Nachdem Saddam Hussein das Abkommen 1980 für ungültig erklärte, erkannte er diese Grenzziehung erst nach dem Einmarsch in [[Kuwait]] während des [[Zweiter Golfkrieg|Zweiten Golfkriegs]] 1990 wieder an.
Am 17. September 1980 kündigte [[Saddam Hussein]] das Abkommen von Algier und beanspruchte die volle Souveränität über den Schatt al-Arab. Als Gegenleistung zur Einstellung der kurz darauf beginnenden Kriegshandlungen forderte Saddam Hussein vom Iran, neben der Rückgabe der [[Tunb-Inseln]] und [[Abu Musa]] an die [[Vereinigte Arabische Emirate|VAE]] auch die volle Souveränität des Irak im Schatt al-Arab.


== Nachkriegszeit ==
Nach dem Irak-Krieg 2003 wurde das Vereinigte Königreich damit beauftragt, im Zusammenhang mit der UN-Sicherheitsratsresolution 1723 die Wasserstraße zu bewachen und illegale Waffenlieferungen in den Irak zu verhindern.
Nach dem Irak-Krieg 2003 wurde das Vereinigte Königreich damit beauftragt, im Zusammenhang mit der UN-Sicherheitsratsresolution 1723 die Wasserstraße zu bewachen und illegale Waffenlieferungen in den Irak zu verhindern.
Am 23. März 2007 wurden 14 Soldaten und eine Soldatin der Royal Navy von iranischer Seite festgenommen, wodurch sich eine diplomatische Krise entwickelte. Die Regierung in [[Teheran]] warf ihnen vor, in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen zu sein. Nach britischer Darstellung befanden sie sich dagegen in irakischen Gewässern. Irans Präsident [[Mahmud Ahmadinedschad]] begnadigte die Soldaten und die Soldatin am 4. April 2007. Einen Tag später kehrten sie in ihre Heimat zurück.
Am 23. März 2007 wurden 14 Soldaten und eine Soldatin der Royal Navy von iranischer Seite festgenommen, wodurch sich eine diplomatische Krise entwickelte. <ref> http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,473632,00.html </ref> Die Regierung in [[Teheran]] warf ihnen vor, in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen zu sein. Nach britischer Darstellung befanden sie sich dagegen in irakischen Gewässern. Irans Präsident [[Mahmud Ahmadinedschad]] begnadigte die Soldaten und die Soldatin am 4. April 2007. <ref> http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,475716,00.html </ref> Einen Tag später kehrten sie in ihre Heimat zurück. <ref>http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,475796,00.html</ref>


== Sonstiges ==
1852 versanken im Fluss bei einem Unglück unschätzbare Kunstwerke aus [[Dur Scharrukin]], die nach [[Paris]] transportiert werden sollten.
1852 versanken im Fluss bei einem Unglück unschätzbare Kunstwerke aus [[Dur Scharrukin]], die nach [[Paris]] transportiert werden sollten.

== Einzelnachweise ==
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Version vom 8. Dezember 2007, 21:23 Uhr

Boot auf dem Euphrat beim Schatt al-Arab

Der Schatt al-Arab (arabisch شطّ العرب Schatt al-ʿArab, persisch اروندرود Arvand Rud; Alternativschreibweise S(c)hatt el Arab) ist der 193 km lange Zusammenfluss von Euphrat und Tigris. Der Schatt al-Arab bildet die Grenze zwischen Irak und Iran. Er mündet hinter Basra in den Persischen Golf.

Streit um Grenzziehung

Schatt al-Arab/Arvand Rud

Einer der Faktoren, die zu Feindseligkeiten zwischen dem Irak und Iran beitrugen, war der Streit um die Schifffahrtsrechte auf dem von den Arabern als Schatt al-Arab und dem Iran als Arvand Rud bezeichnetem Grenzfluss. Die Verträge von Erzurum (1823/1847) und Konstantinopel (1913) legten zu 75 Prozent die allgemeine Grenzziehung zwischen dem Irak und dem Iran fest.

Für den Schifffahrtsweg Schatt al-Arab/Arvand Rud galt für das Schifffahrtsrecht von 1847 bis 1913: Grenzziehung Ostufer, die Nutzung der Talweglinie für beide Parteien. Das Osmanische Reich bestand im Vertrag von 1847 auf einer Offenlassung der Souveränitätsfrage, die später von einer Viermächte-Schiedskommission gelöst werden sollte. 1920 stellte der Iran die Grenzziehung des Ostufers in Frage, da nach dem Zusatzprotokoll von 1913 das Kuriosum galt: auf iranischen Schiffen irakische Lotsen und irakisches Recht. Der Ausbau des Hafens von Khorramshahr sowie die Erdöl-Raffinierie von Abadan verstärkten die Konflikte. [1]

Mit dem Vertrag von Saadabad wurde am 4. Juli 1937 der erste Grenzvertrag zwischen dem Irak und Iran unterzeichnet. Damit war die gemeinsame Nutzung von beiden Seiten ratifiziert worden, ungeachtet der genauen Grenzziehung die später von einer Kommission gelöst werden sollte. Diese Kommission kam nie zu einem Ergebnis, dafür wurde das Zusatzprotokoll von Saadabad, das die Verwaltung des Flusses der irakischen Seite zusprach, weiter angewandt. Zwischen 1941 und 1946 lag die Kontrolle des Schatt al-Arab bzw. Arvand Rud ausschließlich auf Seiten der Alliierten. [2]

Auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt, kündigte der Schah Mohammad Reza Pahlavi am 19. April 1969 den Vertrag von Saadabad und zwang dem Irak 1975 im Abkommen von Algier unterstützt durch den US-Außenminister Henry Kissinger als Grenzziehung die Talweglinie auf. Als Gegenleistung wurde vom Iran die Unterstützung der irakischen Kurden eingestellt, die irakischen Behörden kamen der Bitte des Schah auf stärkere Überwachung des im irakischen Exil weilenden Ayatollah Ruhollah Chomeini entgegen.

Erster Golfkrieg

Am 17. September 1980 kündigte Saddam Hussein das Abkommen von Algier und beanspruchte die volle Souveränität über den Schatt al-Arab. Als Gegenleistung zur Einstellung der kurz darauf beginnenden Kriegshandlungen forderte Saddam Hussein vom Iran, neben der Rückgabe der Tunb-Inseln und Abu Musa an die VAE auch die volle Souveränität des Irak im Schatt al-Arab.

Nachkriegszeit

Nach dem Irak-Krieg 2003 wurde das Vereinigte Königreich damit beauftragt, im Zusammenhang mit der UN-Sicherheitsratsresolution 1723 die Wasserstraße zu bewachen und illegale Waffenlieferungen in den Irak zu verhindern. Am 23. März 2007 wurden 14 Soldaten und eine Soldatin der Royal Navy von iranischer Seite festgenommen, wodurch sich eine diplomatische Krise entwickelte. [3] Die Regierung in Teheran warf ihnen vor, in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen zu sein. Nach britischer Darstellung befanden sie sich dagegen in irakischen Gewässern. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad begnadigte die Soldaten und die Soldatin am 4. April 2007. [4] Einen Tag später kehrten sie in ihre Heimat zurück. [5]

Sonstiges

1852 versanken im Fluss bei einem Unglück unschätzbare Kunstwerke aus Dur Scharrukin, die nach Paris transportiert werden sollten.

Einzelnachweise

  1. Henner Fürtig: Kleine Geschichte des Irak. Von der Gründung 1921 bis zur Gegenwart. 2003. ISBN 978-3406494642
  2. Gehrke: Iran. 1976. ISBN 3-7711-0180-8 Seite 164 ff
  3. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,473632,00.html
  4. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,475716,00.html
  5. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,475796,00.html


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