„Funke Mediengruppe“ – Versionsunterschied

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Die WAZ-Gruppe erwirkte gegen Michael Dichand eine einstweilige Verfügung, diese Behauptungen zu unterlassen. Diese Verfügung ist in einem Verfahren vor dem Landgericht Wels/Österreich im Januar 2007 strafbewehrt bestätigt worden.
Die WAZ-Gruppe erwirkte gegen Michael Dichand eine einstweilige Verfügung, diese Behauptungen zu unterlassen. Diese Verfügung ist in einem Verfahren vor dem Landgericht Wels/Österreich im Januar 2007 strafbewehrt bestätigt worden.

Michael Dichand griff außerdem den Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, Bodo Hombach, persönlich an mit dem Vorwurf, dieser habe „sich ein Häuschen vom Energiekonzern Veba ... finanzieren lassen, also von der Atomlobby“. Dagegen setzte sich Hombach gerichtlich zur Wehr. Das Landgericht Hamburg untersagte im Juli 2007 diese und weitere Äußerungen ausdrücklich, weil Dichand seine Behauptungen vor Gericht nicht beweisen konnte.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/medien-news/WAZ-Bodo-Hombach;art15532,2361952 Gerichtsurteil: Hombachs Triumph], ''Der Tagesspiegel'', 20. August 2007</ref>


Bei der Auseinandersetzung zwischen Hans Dichand (zur Hälfte Eigentümer der Kronen Zeitung) und der WAZ ist die von Dichand im Februar 2006 ausgesprochene fristlose Kündigung gegen den von der WAZ eingesetzten zweiten Chefredakteur Michael Kuhn vom Oberlandesgericht Wien im Berufungsverfahren entsprechend dem Urteil des Wiener Arbeitsgericht vom August 2006 für rechtsunwirksam erklärt worden. Kuhns Entlassung hätte nur von beiden Eigentümern gemeinsam erfolgen können, und daher war die allein von Dichand ausgesprochene Kündigung unzulässig. Kuhn wurde seinerzeit von der WAZ als zweiter Chefredakteur bestellt, nachdem Hans Dichand eigenmächtig seinen Sohn Christoph Dichand im Februar 2003 als Chefredakteur eingesetzt hatte.
Bei der Auseinandersetzung zwischen Hans Dichand (zur Hälfte Eigentümer der Kronen Zeitung) und der WAZ ist die von Dichand im Februar 2006 ausgesprochene fristlose Kündigung gegen den von der WAZ eingesetzten zweiten Chefredakteur Michael Kuhn vom Oberlandesgericht Wien im Berufungsverfahren entsprechend dem Urteil des Wiener Arbeitsgericht vom August 2006 für rechtsunwirksam erklärt worden. Kuhns Entlassung hätte nur von beiden Eigentümern gemeinsam erfolgen können, und daher war die allein von Dichand ausgesprochene Kündigung unzulässig. Kuhn wurde seinerzeit von der WAZ als zweiter Chefredakteur bestellt, nachdem Hans Dichand eigenmächtig seinen Sohn Christoph Dichand im Februar 2003 als Chefredakteur eingesetzt hatte.

Version vom 22. Dezember 2007, 23:58 Uhr

Die WAZ-Mediengruppe mit Firmensitz in Essen ist mit Beteiligungen an Zeitungen, Anzeigenblättern und Zeitschriften in insgesamt neun europäischen Ländern und einem Gesamtangebot von über 500 Titeln das zweitgrößte Verlagshaus Deutschlands und einer der größten Regionalzeitungsverlage Europas. Die Gruppe verlegt im In- und Ausland 38 Tageszeitungen, 108 Publikums- und Fachzeitschriften, 133 Anzeigenblätter und 250 Kundenzeitschriften. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über Standbeine im Druck-, Rundfunk- und Internetgeschäft. Die WAZ-Mediengruppe veröffentlicht keine Geschäftszahlen, gilt aber in der Branche als eines der renditestärksten Medienunternehmen Deutschlands.


Medien im Inland

Durch Aufkauf kleinerer Konkurrenztitel im ursprünglichen Verbreitungsgebiet hat sich die WAZ bereits in den 1970er Jahren eine lukrative wirtschaftliche Monopolstellung in vielen Städten des Ruhrgebiets gesichert. Durch journalistisch unabhängige Weiterführung der aufgekauften Zeitungen hielt der Konzern gleichzeitig die publizistische Vielfalt weitgehend aufrecht; ein Konzept, das als „WAZ-Modell“ bekannt und inzwischen in vielen anderen Regionen nachgeahmt wurde.

In Nordrhein-Westfalen gehören zur WAZ-Gruppe neben der Stammzeitung Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) die Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung (NRZ), die Westfalenpost (WP) und die Westfälische Rundschau (WR). Im größten Teil des Verbreitungsgebiets erscheinen je zwei dieser Tageszeitungen parallel. In diesen Fällen sind die Anzeigen identisch, da die Titel als wirtschaftliche Einheit vermarktet werden. Weiterhin ist die WAZ am Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung (IKZ) als Minderheitseigentümer beteiligt. Im Kerngebiet Essen besitzt die WAZ ferner zwei wöchentlich erscheinende, lokale Kaufzeitungen: die Borbecker Nachrichten und die Werdener Nachrichten.

Außerdem besitzt die WAZ drei Regionalzeitungen in Thüringen, nämlich die Thüringer Allgemeine, die Ostthüringer Zeitung und die Thüringische Landeszeitung, und verfügt in deren Verbreitungsgebiet über ein Monopol. Auch in Thüringen werden je Erscheinungsgebiet zwei Zeitungen mit identischen Anzeigen parallel geführt.

Von der Verlegerfamilie Voigt hat die WAZ-Gruppe bereits 75% am Braunschweiger Zeitungsverlag („Braunschweiger Zeitung“) erworben. Kurz darauf hat der Essener Verlag die restlichen 25% von der Nord/LB Girozentrale übernommen. Der Kaufpreis soll nach Medienberichten 210 Millionen Euro betragen.

2003 kam die WAZ-Gruppe gleich mehrfach als Aufkäufer verschiedener Medienkonzerne ins Gespräch. Es wurde über eine Übernahme des Axel-Springer-Verlags, der insolventen Kirch Gruppe sowie der finanzschwachen Süddeutschen Zeitung spekuliert.

2003 gründete die WAZ-Mediengruppe gemeinsam mit der Verlagsgruppe Holtzbrinck und der Ippen Verlagsgruppe die ISA GmbH & Co. KG. Dieses Unternehmen ist auf Anzeigenportale im Internet spezialisiert und betreibt unter anderem die Portale immowelt.de, stellenanzeigen.de, markt.de und 'trauer.de'.

Das Fernsehgeschäft war eine rein finanzielle Beteiligung, die 2005 an Bertelsmann verkauft wurde.

Im Oktober 2007 ist der Konzern auch ins Buchgeschäft eingestiegen und hat den Essener Klartext Verlag gekauft, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der Klartext Verlag ist seit Jahren Partner des Konzerns und vertreibt Bücher mit regionalen Themen.

Ebenfalls ist die WAZ-Gruppe im Internet aktiv, hier konnte sie die deutsche Bloggerin Katharina Borchert ('Lyssa, Pseud.'), für sich gewinnen und startete am 29. Oktober 2007 mit dem Internetportal www.derwesten.de ein regionales Internetportal, indem sich die Zeitungen des Verlages auf einer Internetseite vereinen. Außerdem ist das Portal durch die sogenannte Community für den Nutzer „interaktiv“ geworden, da er hier, ähnlich wie bei myspace, sein eigenes Profil anlegen und sein Freundesnetzwerk aufbauen und erweitern kann.

Medien im Ausland

Anfang der 1990er-Jahre engagierte sich die Gruppe erstmals auf dem osteuropäischen Markt und besitzt heute mehrere Print-Beteiligungen in Ungarn, Bulgarien, Kroatien (siehe Europapress Holding), Rumänien, Serbien, Montenegro und Mazedonien. Zudem hält die WAZ-Mediengruppe in Österreich Anteile am Boulevardblatt Kronen Zeitung sowie am Kurier.

Ende 2007 gab der Konzern den Kauf der russischen Regionalzeitung „Sloboda“ bekannt und bezeichnete ihn als „Startpunkt für weitere Engagements“.

Kritik am Kauf osteuropäischer Medien

Nach Ansicht der International Federation of Journalists (IFJ) hat das Engagement internationaler Medienkonzerne „verheerende Auswirkungen auf die Medien in Mittel- und Osteuropa“. Nach Aussage des IFJ-Generalsekretär Aidan White führe dies nach seiner Meinung zu einer Bedrohung der Medienvielfalt und einer „Ausplünderung der nationalen Medienressourcen“.

Nach der Studie „wurde das staatliche Zeitungsmonopol durch ein ausländisches Firmenmonopol abgelöst“. So würde in Bulgarien nach der Aussage der IFJ der Zeitungsmarkt vollständig von der WAZ-Gruppe kontrolliert, was aber angesichts eines Anteils am Markt von knapp über 33 % wohl nicht so stimmen kann. Gleichzeitig ist aber der IFJ-Studie zu entnehmen, „dass die Meinungsvielfalt in Bulgariens Zeitungen erwiesen ist“. Mehr noch: „Sie sind oft extrem regierungskritisch, eine Haltung, die auch die beiden Zeitungen der WAZ einnehmen.“

Deutlich darauf hinzuweisen ist, dass die WAZ-Gruppe sowie die norwegische Orkla-Media die OSZE-Richtlinien für Pressefreiheit in Südosteuropa als einzige westliche Verlage unterzeichnet haben. Weiterhin unterstützt die WAZ-Mediengruppe die Organisation „Reporter ohne Grenzen“. Erhard Busek, EU-Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropas, hob kürzlich im Fachmagazin 'Journalist' die positive Rolle der WAZ-Gruppe beim Aufbau der freien Presse in der Region hervor.

Auseinandersetzungen in Österreich

Im Zuge eines seit einigen Jahren dauernden Rechtsstreites und eines mittlerweile laufenden Schiedsgerichtsverfahrens zwischen der mit 50 % an der 'Kronen Zeitung' beteiligten WAZ-Gruppe und dem Krone-Hälfteeigentümer Hans Dichand, bei dem es um die Absetzung Dichands als Hauptgeschäftsführer geht, warf sein Sohn Michael Dichand der WAZ-Gruppe vor, in Kroatien mit der „organisierten Wirtschaftskriminalität“ zusammenzuarbeiten und den Versuch der „Monopolisierung“ und „Teutonisierung“ des kroatischen Zeitungsmarktes zu unternehmen. Diese Vorwürfe zielten auf die Beteiligung der WAZ an der Europapress Holding ab, die unter anderem mit Jutarnji List die zweitgrößte Zeitung Kroatiens herausgibt. Obwohl die WAZ-Mediengruppe fernab jeglicher Monopolstellung auf dem kroatischen Zeitungsmarkt ist, wurden deren Partner, Ninoslav Pavić, sowie Vinko Grubišić und vier weitere Personen Ende 2000 wegen angeblicher kartellrechtlicher Verstösse in Haft genommen. Die Vorwürfe waren unbegründet, und daher wurden die Betroffenen in kürzester Zeit wieder aus der Haft entlassen.

Die WAZ-Gruppe erwirkte gegen Michael Dichand eine einstweilige Verfügung, diese Behauptungen zu unterlassen. Diese Verfügung ist in einem Verfahren vor dem Landgericht Wels/Österreich im Januar 2007 strafbewehrt bestätigt worden.

Michael Dichand griff außerdem den Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, Bodo Hombach, persönlich an mit dem Vorwurf, dieser habe „sich ein Häuschen vom Energiekonzern Veba ... finanzieren lassen, also von der Atomlobby“. Dagegen setzte sich Hombach gerichtlich zur Wehr. Das Landgericht Hamburg untersagte im Juli 2007 diese und weitere Äußerungen ausdrücklich, weil Dichand seine Behauptungen vor Gericht nicht beweisen konnte.[1]

Bei der Auseinandersetzung zwischen Hans Dichand (zur Hälfte Eigentümer der Kronen Zeitung) und der WAZ ist die von Dichand im Februar 2006 ausgesprochene fristlose Kündigung gegen den von der WAZ eingesetzten zweiten Chefredakteur Michael Kuhn vom Oberlandesgericht Wien im Berufungsverfahren entsprechend dem Urteil des Wiener Arbeitsgericht vom August 2006 für rechtsunwirksam erklärt worden. Kuhns Entlassung hätte nur von beiden Eigentümern gemeinsam erfolgen können, und daher war die allein von Dichand ausgesprochene Kündigung unzulässig. Kuhn wurde seinerzeit von der WAZ als zweiter Chefredakteur bestellt, nachdem Hans Dichand eigenmächtig seinen Sohn Christoph Dichand im Februar 2003 als Chefredakteur eingesetzt hatte.

Eigentümer und Geschäftsführung

Alleiniger Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe ist Bodo Hombach. Zum Jahresende 2007 wurde als zweite Führungsebene eine neunköpfige Geschäftsleitung eingerichtet, die mit aufgeteilten Verantwortungsbereichen dem Vorstand von Aktiengesellschaften ähnelt.[2]

Die neue Führungsstruktur unterscheidet sich erheblich von der traditionellen Unternehmensleitung des Konzerns, in der bis zu vier Geschäftsführer, die hälftig von den beiden Eigentümerfamilien nominiert wurden, gemeinsam alle wichtigen Entscheidungen trafen.[3] Die Expansion zu einem internationalen Medienkonzern wurde geleitet von dem jahrzehntelang amtierenden, in der Medienbranche sehr bekannten Geschäftsführer-Duo Günther Grotkamp, Bevollmächtigter der Funke-Familie und verheiratet mit einer der Funke-Töchter, sowie Erich Schumann, Bevollmächtigter und seit 1985 Adoptivsohn von Erich Brost und seiner Frau Anneliese.

Neben dem Sozialdemokraten Erich Brost war der Konservative Jakob Funke Gründer der WAZ. Beide verfügten über jeweils 50 Prozent der Gesellschaftsanteile. Die WAZ-Gruppe gehört noch heute den beiden Gründerfamilien Brost und Funke, die auch eine Beteiligung am Otto-Versand besitzen.

Innerhalb der WAZ-Mediengruppe gibt es einen bereits mehrere Jahre dauernden Familienstreit um die Eigentumsverhältnisse und Stimmrechte. Petra Grotkamp, die Tochter von Jakob Funke und Ehefrau von Günther Grotkamp, verklagte ihre Schwestern Renate Schubries und Gisela Holthoff um sicherzustellen, dass die Gesellschafteranteile in der Funke Familiengesellschaft (FFG) gebündelt bleiben und nicht an die Erben von Erich Brost verkauft werden. Die drei Schwestern verfügen über 50 Prozent der Gesellschafteranteile der WAZ-Mediengruppe.

Ebenfalls Streit zwischen den Gesellschaftern gab es um die Ausschüttung des hohen Erlöses aus dem Verkauf der RTL-Beteiligung.[4]

Quellen

  1. Gerichtsurteil: Hombachs Triumph, Der Tagesspiegel, 20. August 2007
  2. WAZ Mediengruppe setzt auf modernere Führungsstruktur, Pressemitteilung der WAZ-Mediengruppe, 14. Dezember 2007
  3. Im Westen was Neues - Ein Tanker steuert um, turi2.de für Medienmacher, Blog von Peter Turi, 16. Januar 2006
  4. Los, Kohle her!, Manager-Magazin, Ausgabe 4/2006

Weblinks