„Indigene Völker Afrikas“ – Versionsunterschied

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Die Unterscheidung zwischen '''indigenen Völkern Afrikas''' und der übrigen, nicht [[Indigene Völker|indigenen]] Bevölkerung ist in Afrika eine vergleichsweise neue Kategorisierung, da noch bis vor wenigen Jahrzehnten fast die gesamte Bevölkerung europäischer Kolonialherrschaft unterworfen war (mit Ausnahme Äthiopiens und Liberias). Dennoch existieren auch in afrikanischen Staaten ethnische Gruppen, die sich kulturell, wirtschaftlich und sozial erheblich von der Mehrheitsbevölkerung unterscheiden und oftmals einer fortdauernden Diskriminierung ausgesetzt sind. Die Lebens- und Wirtschaftsweisen dieser Gruppen sind durch Jagd, Sammeln und [[Nomadismus]] oder [[Transhumanz]] geprägt.
Die Unterscheidung zwischen '''indigenen Völkern Afrikas''' und der übrigen, nicht [[Indigene Völker|indigenen]] Bevölkerung ist in Afrika eine vergleichsweise neue Kategorisierung, da noch bis vor wenigen Jahrzehnten fast die gesamte Bevölkerung europäischer Kolonialherrschaft unterworfen war (mit Ausnahme Äthiopiens und Liberias). Dennoch existieren auch in afrikanischen Staaten ethnische Gruppen, die sich kulturell, wirtschaftlich und sozial erheblich von der Mehrheitsbevölkerung unterscheiden und oftmals einer fortdauernden Diskriminierung ausgesetzt sind. Die Lebens- und Wirtschaftsweisen dieser Gruppen sind durch Jagd, Sammeln und [[Nomadismus]] oder [[Transhumanz]] geprägt.


Eine besonders klare Unterscheidung zwischen indigener und nicht-indigener Bevölkerung existiert im südlichen Afrika. Hier gelten v.a. die [[San (Volk)|San]] (Buschleute) und die [[Khoi Khoi]] als Ureinwohner, deren Siedlungsgeschichte bis zu 20.000 Jahre umfassen soll, während die Mehrheit der schwarzen Bevölkerung den später zugewanderten [[Bantusprachen|bantusprachigen]] Ethnien (u.a. [[Xhosa (Volk)|Xhosa]], [[Tsonga (Volk)|Tsonga]] und [[Zulu (Volk)|Zulu]]) angehört und damit nicht als indigen gilt.<ref>[http://www.ipacc.org.za/eng/regional_southernafrica.asp IPACC: Southern Africa]</ref>
Eine besonders klare Unterscheidung zwischen indigener und nicht-indigener Bevölkerung existiert im südlichen Afrika. Hier gelten v.a. die [[San (Volk)|San]] (Buschleute) und die [[Khoi Khoi]] als indigen, deren Siedlungsgeschichte bis zu 20.000 Jahre umfassen soll, während die Mehrheit der schwarzen Bevölkerung den später zugewanderten [[Bantusprachen|bantusprachigen]] Ethnien (u.a. [[Xhosa (Volk)|Xhosa]], [[Tsonga (Volk)|Tsonga]] und [[Zulu (Volk)|Zulu]]) angehört und damit nicht als indigen gilt.<ref>[http://www.ipacc.org.za/eng/regional_southernafrica.asp IPACC: Southern Africa]</ref>


== Neuere Entwicklungen ==
Zu den indigenen Völkern Afrikas zählen u. a.


Indigene Völker haben besonders auf dem afrikanischen Kontinent Akzeptanzschwierigkeiten durch die verschiedenen Regierungen der einzelnen Länder. Daher erfahren sie starke Diskriminierung und sind rechtlich in ihrem Land benachteiligt.
* die [[Khoisan]] ([[San (Volk)|San]], [[Khoi Khoi]]) im südlichen Afrika

* die „[[Pygmäen]]“ Zentralafrikas (u.a. [[Batwa]], [[Baka (Volk)|Baka]])
2010 war ein bedeutendes Jahr für die indigene Bevölkerung Afrikas. Zum ersten Mal in der Geschichte des Kontinents hat die [[Afrikanische Kommission der Menschenrechte und der Rechte der Völker|Afrikanische Kommission für Menschenrechte]] (ACHPR) einem indigenen Volk seine Landrechte zugesprochen. Die Endorois, ein semi-nomadisches indigenes Volk in Kenia, wurden während den 1970ern für die Gründung eines Nationalparks aus ihrem Land vertrieben. Im Februar 2010 wurden den Menschen schließlich ihre Rechte zugesprochen, wodurch sie uneingeschränkten Zugang zu dem Gebiet, sowie eine Mitbeteiligung der auf dem Land erlangten Gewinne bekamen. <ref> [http://www.survivalinternational.de/nachrichten/5762 ''Meilensteinentscheidung – Vertreibung aus Nationalpark war illegal'' auf www.survivalinternational.de]</ref>
* die [[Berber]] (Amazigh) inkl. [[Tuareg]] im nördlichen Afrika

* die [[Massai]] und andere Maa-Völker in [[Kenia]], [[Uganda]] und [[Tansania]]
Im April 2010 ratifizierte schließlich die [[Zentralafrikanische Republik]] als erstes afrikanisches Land die Konvention 169 der [[Internationale Arbeitsorganisation|Internationalen Arbeitsorganisation]] (ILO). Dieses Dokument ist das einzige verbindliche internationale Abkommen, welches die Rechte indigener Völker schützt und bisher von nur wenigen Staaten ratifiziert wurde, darunter lediglich vier europäische Staaten. Durch die Unterzeichnung der Konvention wurden die Rechte der in dem Land lebenden [[Pygmäen]] gestärkt. <ref>[http://www.survivalinternational.de/nachrichten/5880 ''Erster afrikanischer Staat ratifiziert internationale Konvention für Indigene'' auf www.survivalinternational.de]</ref>
* die [[Hadza]] und [[Sandawe]] in Tansania.

== Nationalparks und indigene Völker ==

Besonders die Vertreibungen indigener Menschen von ihrem Land zur Gründung von dortigen Nationalparks sind ein großes Problem in vielen afrikanischen Staaten. Zum Schutz der regionalen Wildnis und Tierwelt werden die Nationalparks gegründet und haben verheerende Folgen für die dort lebenden Menschen, wie beispielsweise die [[Buschleute]] in Botswana. Sie wurden von ihrem Land, dem [[Central Kalahari Game Reserve]] (CKGR) vertrieben. Als sie durch ein richterliches Urteil die Rückkehr auf das Land zugesprochen bekamen, wurde von der Regierung Botswanas das einzige Wasserloch der Menschen zerstört, sodass sie weite Strecken zurücklegen mussten, um an Wasser zu gelangen. Ironischerweise wurde in dem Reservat ein Urlaubsresort mit eigenem Pool für Touristen errichtet. <ref>[http://www.survivalinternational.de/nachrichten/6514 Tourismus in Botswana]</ref>

Mitte 2009 wurden acht Dörfer der Massai niedergebrannt und die Menschen ihres Landes vertrieben bzw. inhaftiert. Es wurden Fälle von Vergewaltigungen und körperlich schweren Misshandlungen veröffentlicht. Die Otterlo Business Corporation (OBC) hatte auf dem Gebiet der Massai ein Jagdrevier für Touristische Safaris eröffnet, die indigenen Menschen fanden darauf keinen Platz. <ref>[http://www.survivalinternational.de/nachrichten/4915 Nachrichten über die Vertreibung der Massai]</ref>

Die Schicksale der Buschleute und der Massai sind nur eines der vielen Beispiele von Vertreibungen. So gibt es einige Zahlen aus Afrika, welche die Strenge der Situation unterstreichen. Im Chad alleine sind bisher 600.000 indigene Menschen vertrieben worden, in Kenia und Tansania rund 100.000 in den vergangenen 30 Jahren. 120.000 Vertriebene und weitere 170.000 Menschen, denen das Schicksal noch bevorsteht, zählen Nigeria, Gabon, Kamerun, die Republik Kongo und Äquatorial Guinea.

Die Menschenrechtsorganisation [[Survival International]] setzt sich für die Vertriebenen und gegen Vertreibungen ein und führt eine Kampagne speziell zu dem Schwerpunkt Nationalparks und indigene Völker. <ref>[http://www.survivalinternational.de/about/parks-and-peoples "Parks and Peoples" - Kampagne von Survival International (Englisch)]</ref>


== Einzelne indigene Völker ==

* [[Berber]] (Amazigh) inkl. [[Tuareg]] im nördlichen Afrika
* [[Buschleute]] in Botswana
* [[Hadza]] und [[Sandawe]] in Tansania
* [[Himba]] in Namibia und Angola
* [[Khoisan]] ([[San (Volk)|San]], [[Khoi Khoi]]) im südlichen Afrika
* [[Massai]] und andere Maa-Völker in [[Kenia]], [[Uganda]] und [[Tansania]]
* [[Mbororo]]
* [[Ogiek]] in Ostafrika, besonders Kenia
* [[indigene Völker des Omo Tals]]
* „[[Pygmäen]]“ Zentralafrikas (u.a. [[Batwa]], [[Baka (Volk)|Baka]])


Teilweise werden auch die [[Nuba]] in Sudan und die Völker im Tal des [[Omo (Fluss)|Omo]] in Südäthiopien als indigene Völker bezeichnet.
Teilweise werden auch die [[Nuba]] in Sudan und die Völker im Tal des [[Omo (Fluss)|Omo]] in Südäthiopien als indigene Völker bezeichnet.
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.survivalinternational.de Homepage von Survival International]
* [http://www.ipacc.org.za/ www.ipacc.org.za] Indigenous Peoples of Africa Co-ordinating Committee (IPACC)
* [http://www.ipacc.org.za/ www.ipacc.org.za] Indigenous Peoples of Africa Co-ordinating Committee (IPACC)



Version vom 26. Juli 2011, 12:47 Uhr

Die Unterscheidung zwischen indigenen Völkern Afrikas und der übrigen, nicht indigenen Bevölkerung ist in Afrika eine vergleichsweise neue Kategorisierung, da noch bis vor wenigen Jahrzehnten fast die gesamte Bevölkerung europäischer Kolonialherrschaft unterworfen war (mit Ausnahme Äthiopiens und Liberias). Dennoch existieren auch in afrikanischen Staaten ethnische Gruppen, die sich kulturell, wirtschaftlich und sozial erheblich von der Mehrheitsbevölkerung unterscheiden und oftmals einer fortdauernden Diskriminierung ausgesetzt sind. Die Lebens- und Wirtschaftsweisen dieser Gruppen sind durch Jagd, Sammeln und Nomadismus oder Transhumanz geprägt.

Eine besonders klare Unterscheidung zwischen indigener und nicht-indigener Bevölkerung existiert im südlichen Afrika. Hier gelten v.a. die San (Buschleute) und die Khoi Khoi als indigen, deren Siedlungsgeschichte bis zu 20.000 Jahre umfassen soll, während die Mehrheit der schwarzen Bevölkerung den später zugewanderten bantusprachigen Ethnien (u.a. Xhosa, Tsonga und Zulu) angehört und damit nicht als indigen gilt.[1]

Neuere Entwicklungen

Indigene Völker haben besonders auf dem afrikanischen Kontinent Akzeptanzschwierigkeiten durch die verschiedenen Regierungen der einzelnen Länder. Daher erfahren sie starke Diskriminierung und sind rechtlich in ihrem Land benachteiligt.

2010 war ein bedeutendes Jahr für die indigene Bevölkerung Afrikas. Zum ersten Mal in der Geschichte des Kontinents hat die Afrikanische Kommission für Menschenrechte (ACHPR) einem indigenen Volk seine Landrechte zugesprochen. Die Endorois, ein semi-nomadisches indigenes Volk in Kenia, wurden während den 1970ern für die Gründung eines Nationalparks aus ihrem Land vertrieben. Im Februar 2010 wurden den Menschen schließlich ihre Rechte zugesprochen, wodurch sie uneingeschränkten Zugang zu dem Gebiet, sowie eine Mitbeteiligung der auf dem Land erlangten Gewinne bekamen. [2]

Im April 2010 ratifizierte schließlich die Zentralafrikanische Republik als erstes afrikanisches Land die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Dieses Dokument ist das einzige verbindliche internationale Abkommen, welches die Rechte indigener Völker schützt und bisher von nur wenigen Staaten ratifiziert wurde, darunter lediglich vier europäische Staaten. Durch die Unterzeichnung der Konvention wurden die Rechte der in dem Land lebenden Pygmäen gestärkt. [3]

Nationalparks und indigene Völker

Besonders die Vertreibungen indigener Menschen von ihrem Land zur Gründung von dortigen Nationalparks sind ein großes Problem in vielen afrikanischen Staaten. Zum Schutz der regionalen Wildnis und Tierwelt werden die Nationalparks gegründet und haben verheerende Folgen für die dort lebenden Menschen, wie beispielsweise die Buschleute in Botswana. Sie wurden von ihrem Land, dem Central Kalahari Game Reserve (CKGR) vertrieben. Als sie durch ein richterliches Urteil die Rückkehr auf das Land zugesprochen bekamen, wurde von der Regierung Botswanas das einzige Wasserloch der Menschen zerstört, sodass sie weite Strecken zurücklegen mussten, um an Wasser zu gelangen. Ironischerweise wurde in dem Reservat ein Urlaubsresort mit eigenem Pool für Touristen errichtet. [4]

Mitte 2009 wurden acht Dörfer der Massai niedergebrannt und die Menschen ihres Landes vertrieben bzw. inhaftiert. Es wurden Fälle von Vergewaltigungen und körperlich schweren Misshandlungen veröffentlicht. Die Otterlo Business Corporation (OBC) hatte auf dem Gebiet der Massai ein Jagdrevier für Touristische Safaris eröffnet, die indigenen Menschen fanden darauf keinen Platz. [5]

Die Schicksale der Buschleute und der Massai sind nur eines der vielen Beispiele von Vertreibungen. So gibt es einige Zahlen aus Afrika, welche die Strenge der Situation unterstreichen. Im Chad alleine sind bisher 600.000 indigene Menschen vertrieben worden, in Kenia und Tansania rund 100.000 in den vergangenen 30 Jahren. 120.000 Vertriebene und weitere 170.000 Menschen, denen das Schicksal noch bevorsteht, zählen Nigeria, Gabon, Kamerun, die Republik Kongo und Äquatorial Guinea.

Die Menschenrechtsorganisation Survival International setzt sich für die Vertriebenen und gegen Vertreibungen ein und führt eine Kampagne speziell zu dem Schwerpunkt Nationalparks und indigene Völker. [6]


Einzelne indigene Völker

Teilweise werden auch die Nuba in Sudan und die Völker im Tal des Omo in Südäthiopien als indigene Völker bezeichnet.

Die Guanchen, das indigene Berbervolk auf den Kanarischen Inseln, sind heute ausgestorben.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. IPACC: Southern Africa
  2. Meilensteinentscheidung – Vertreibung aus Nationalpark war illegal auf www.survivalinternational.de
  3. Erster afrikanischer Staat ratifiziert internationale Konvention für Indigene auf www.survivalinternational.de
  4. Tourismus in Botswana
  5. Nachrichten über die Vertreibung der Massai
  6. "Parks and Peoples" - Kampagne von Survival International (Englisch)