„Hamar (Volk)“ – Versionsunterschied

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Die '''Hamar''' (oder auch ''Hamer, Amar, Amer'') sind eine Bevölkerungsgruppe, die im Südwesten von [[Äthiopien]] lebt. Die Sprache der Hamar ist [[Hamer-Banna]] und gehört zu den [[Omotische Sprachen|südomotischen]] Sprachen. Sie wird auch von den [[Banna (Volk)|Banna]] gesprochen, obwohl diese beiden Gruppen ethnisch verschieden sind.
Die '''Hamar''' (oder auch ''Hamer, Amar, Amer'') sind eine Bevölkerungsgruppe, die in der Omo-Region im Südwesten von [[Äthiopien]] lebt. Die Sprache der Hamar ist [[Hamer-Banna]] und gehört zu den [[Omotische Sprachen|südomotischen]] Sprachen. Sie wird auch von den [[Banna (Volk)|Banna]] gesprochen, obwohl diese beiden Gruppen ethnisch verschieden sind.


== Gesellschaft und Kultur ==
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Unmittelbare Nachbarn sind die [[Bashada]] und [[Banna (Volk)|Banna]], deren Kultur mit den Hamar eng verbunden ist, sowie die [[Nyangatom]], [[Dassanetch]], [[Tsamay (Ethnie)|Tsamay]] und [[Arbore (Volk)|Arbore]].
Unmittelbare Nachbarn sind die [[Bashada]] und [[Banna (Volk)|Banna]], deren Kultur mit den Hamar eng verbunden ist, sowie die [[Nyangatom]], [[Dassanetch]], [[Tsamay (Ethnie)|Tsamay]] und [[Arbore (Volk)|Arbore]].

== Aktuelle Situtation ==

Die Lebensgrundlage der Hamar und anderer indigener Völker des Unteren Omo Tals wird durch den Bau des Staudamms Gibe III bedroht. Der [[Gilgel Gibe III]] Staudamm soll den südwestlichen Teil des [[Omo]] Flusses aufstauen und somit den natürlichen Flutzyklus des Flusses beenden den die indigenen Völker zum Anbau von Lebensmittel nutzen.<ref>Staudamm bedroht Lebensgrundlage von 200.000 Indigenen [http://www.survivalinternational.de/nachrichten/5777]</ref> Das Projekt wird nicht nur von Menschen- und Umweltschützern kritisiert, sondern auch von der [[UNESCO]], da der Damm das [[Weltkulturerbe]] des Unteren Omo Tal zerstört.<ref>UNESCO kritisiert in Jahresbericht Gibe III [http://whc.unesco.org/en/news/782]</ref>

Darüber hinaus verpachtet die Regierung Äthiopiens inzwischen große Teile des fruchtbaren Landes der Omo-Völker an ausländische Unternehmen und eigene Staatsbetriebe. Ca. 245.000 ha Land sollen verpachtet und die Menschen umgesiedelt werden. Über 90.000 Indigene sind von diesen Maßnahmen bedroht, denn sie verlieren dadurch wichtiges Farmland und können ihr Vieh nicht mehr versorgen. Berichten zufolge geht die Regierung massiv gegen Kritik der indigenen Völker an dem [[Land Grabbing]] vor. <ref>Äthiopien: Regierung verhaftet 100 Indigene für Opposition gegen Staudamm [http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/29/0,3672,8316893,00.html]</ref>



== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Liste der Ethnien in Äthiopien]]
* [[Liste der Ethnien in Äthiopien]]

== Einzelnachweise ==
<references />


== Literatur ==
== Literatur ==
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* [http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/ethnologie-besuch-der-bilderfresser_aid_197714.html Christian Weber: ''Besuch der Bilderfresser. Kulturwandel im Busch: Forscher beobachten, wie die Moderne Südäthiopien erreicht.'' Focus, 6. Januar 2003]
* [http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/ethnologie-besuch-der-bilderfresser_aid_197714.html Christian Weber: ''Besuch der Bilderfresser. Kulturwandel im Busch: Forscher beobachten, wie die Moderne Südäthiopien erreicht.'' Focus, 6. Januar 2003]
* [http://www.bbc.co.uk/tribe/tribes/hamar/index.shtml ''The Hamar.'' BBC]
* [http://www.bbc.co.uk/tribe/tribes/hamar/index.shtml ''The Hamar.'' BBC]
* [http://www.survivalinternational.de/indigene/omo Lebensweise und aktuelle Meldungen zu den Hamar und indigenen Völkern im Omo-Tal, Fotos und Tonmitschnitte]


[[Kategorie:Ethnie in Afrika|Hamar]]
[[Kategorie:Ethnie in Afrika|Hamar]]

Version vom 20. Oktober 2011, 15:30 Uhr

Junge Hamar

Die Hamar (oder auch Hamer, Amar, Amer) sind eine Bevölkerungsgruppe, die in der Omo-Region im Südwesten von Äthiopien lebt. Die Sprache der Hamar ist Hamer-Banna und gehört zu den südomotischen Sprachen. Sie wird auch von den Banna gesprochen, obwohl diese beiden Gruppen ethnisch verschieden sind.

Gesellschaft und Kultur

In einem Hamar-Dorf

Religiös sind die Hamar in keine Weltreligion einzuordnen. Sie haben einen Glauben an das barjo, sprich einer treibenden Kraft. Durch Gruppengesänge und -gespräche wird versucht, das barjo zu rufen. Durch Missionen wird versucht, den Hamar in den größeren Siedlungen den christlichen Glauben zu lehren. Dies hat jedoch wenig Erfolg, da dieser Glaube nicht in die soziale und kulturelle Konstellation passt.

Berühmt sind die Hamar vor allem für ihr Initiationsritual „Der Sprung über die Rinder“. Bei dem Höhepunkt dieses Rituales springt ein junger, uninitiierter Mann (ukuli) über eine Reihe von Kühen, um heiratsfähig und erwachsen zu werden. Als umstritten in der Betrachtung gilt das Ritual der „Auspeitschung der Mädchen“, welches mit dem Sprung über die Rinder einhergeht und für die Hamar als unbedingt damit verbunden gilt, von europäischen Beobachtern aber wegen dessen Brutalität und subjektiv wahrgenommener Unmenschlichkeit kritisiert wird. Die Abschaffung dieses Rituales wird von vielen Außenstehenden gefordert, von den Hamar allerdings allerseits abgelehnt, da es unabdingbar mit dem „Sprung über die Rinder“ verbunden ist und eine wichtige Tradition für die Hamar darstellt.

Die Hamar leben wie die meisten pastoralen Gruppen der Region vor allem von ihren Herden (Milch, Fleisch, Blut) sowie angebauter Hirse und anderen Landwirtschaftsprodukten.

Unmittelbare Nachbarn sind die Bashada und Banna, deren Kultur mit den Hamar eng verbunden ist, sowie die Nyangatom, Dassanetch, Tsamay und Arbore.

Aktuelle Situtation

Die Lebensgrundlage der Hamar und anderer indigener Völker des Unteren Omo Tals wird durch den Bau des Staudamms Gibe III bedroht. Der Gilgel Gibe III Staudamm soll den südwestlichen Teil des Omo Flusses aufstauen und somit den natürlichen Flutzyklus des Flusses beenden den die indigenen Völker zum Anbau von Lebensmittel nutzen.[1] Das Projekt wird nicht nur von Menschen- und Umweltschützern kritisiert, sondern auch von der UNESCO, da der Damm das Weltkulturerbe des Unteren Omo Tal zerstört.[2]

Darüber hinaus verpachtet die Regierung Äthiopiens inzwischen große Teile des fruchtbaren Landes der Omo-Völker an ausländische Unternehmen und eigene Staatsbetriebe. Ca. 245.000 ha Land sollen verpachtet und die Menschen umgesiedelt werden. Über 90.000 Indigene sind von diesen Maßnahmen bedroht, denn sie verlieren dadurch wichtiges Farmland und können ihr Vieh nicht mehr versorgen. Berichten zufolge geht die Regierung massiv gegen Kritik der indigenen Völker an dem Land Grabbing vor. [3]


Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Staudamm bedroht Lebensgrundlage von 200.000 Indigenen [1]
  2. UNESCO kritisiert in Jahresbericht Gibe III [2]
  3. Äthiopien: Regierung verhaftet 100 Indigene für Opposition gegen Staudamm [3]

Literatur

  • Ivo Strecker, Jean Lydall: The Hamar of Southern Ethiopia. Bd. 1: Work Journal. Bd. 2: Baldambe Explains. B. 3: Conversations in Dambaiti. Klaus Renner Verlag, Hohenschäftslarn 1979.
  • A. E. Jensen (Hrsg.): Altvölker Süd-Äthiopiens. Kohlhammer, Stuttgart 1959 (Völker Süd-Äthiopiens 1).

Filme

Diskographie

  • Nyabole: Hamar – Southern Ethiopia. Aufnahmen 1970 bis 1976. Produktion: Artur Simon, Begleittext: Ivo Strecker. Museum Collection Berlin. Wergo, Mainz. Als CD veröffentlicht 2003

Weblinks

Commons: Hamar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien