Hans Ertel

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Hans Ertel (* 24. März 1904 in Berlin; † 2. Juli 1971 ebenda) war ein deutscher Naturwissenschaftler, Pionier der Geophysik, der Meteorologie und der Hydrodynamik.

Leben und Werk

Hans Ertel begann seine wissenschaftliche Karriere am früheren Preußischen Meteorologischen Institut, wo er durch Vertreter der österreichischen Schule der Meteorologie (Heinrich von Ficker und Albert Defant) geprägt und nachhaltig gefördert wurde. Die Arbeiten des in Wien lebenden Felix Maria von Exner-Ewarten, führender theoretischer Meteorologe seiner Zeit, setzte Ertel fort und vollendete viele davon. Früh entwickelte er sich zu einem fähigen theoretischen Physiker, der in diesem Fach schon als junger Mann Forschungsergebnisse oder theoretische Ansätze veröffentlichte. Ertels berühmtes Wirbeltheorem von 1942 gehört heute zum Basiswerk der modernen Geo- und Kosmosphysik.

1943 erhielt er die Position eines Ordinarius für Meteorologie und Geophysik an der Universität Innsbruck, hörte auch Vorlesungen bei Arnold Sommerfeld. – Nach dem Krieg interessierte sich Ertel für eine Professur für Geophysik an der Universität München, erhielt statt dessen 1946 eine Berufung als Professor für Geophysik an die Berliner Universität, wo er auch Direktor des zur Universität gehörenden Instituts für Meteorologie und Geophysik wurde.

Auf Einladung verschiedener Wissenschaftler wie Hilding Köhler, Markus Barth und Else Rossby, mit denen ihn auch eine langjährige Freundschaft verband, hielt Ertel Vorlesungen an der Schwedischen Universität in Stockholm und Uppsala, nahm an Kongressen teil und sorgte so für ein gutes Renommee seines Forschungsbereiches an der Berliner Universität.

Als Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW) gründete und leitete Ertel ab 1948 das Institut für Physikalische Hydrographie dieser Akademie. 1949 wurde Ertel zum Ordentlichen Mitglied der DAW gewählt und war von 1951 bis 1961 deren Vizepräsident. In dieser Zeit veranlasste er die Gründung einiger neuer Akademie-Institute, sorgte auch dafür, dass während der Internationalen Geophysikalischen Jahre (1957/58 und 1958/59) eine gesamtdeutsche Teilnahme erfolgen konnte.

Die Forschungen zur Geo-Ökologie, die unter seiner Leitung im Institut begannen, gelten heute als Pionierarbeiten. Die folgenden Forschungsschwerpunkte aus seiner Zeit als Leiter des Instituts bereicherten die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Fachrichtungen in starkem Maße:

  • physikalische Hydrografie (mehr als 60 Arbeiten)
  • theoretische Hydrodynamik
  • spezielle Hydrodynamik der nördlichen deutschen Seen und Küsten
  • hydraulische Nomografie
  • hydrografische Kartografie
  • die Wettergeschichte Europas
  • theoretische Mechanik (ab 1960).

Die Ergebnisse der Arbeiten wurden regelmäßig in internationalen und nationalen Fachzeitschriften (z. B. den Monatsberichten der Deutschen Akademie der Wissenschaften) sowie in der institutseigenen Zeitschrift Acta Hydrophysica veröffentlicht und führten in kurzer Zeit zu hohem internationalen Ansehen seiner Person und seines Institutes.

Über sein Institut hinaus sorgte Ertel für das Erscheinen der Zeitschriften Gerlands Beiträge zur Geophysik, Zeitschrift für Meteorologie, Forschungen und Fortschritte und arbeitete selbst an der Deutschen Literaturzeitschrift mit. Er hielt weiterhin Gastvorträge im Ausland, besonders auf Konferenzen, beteiligte sich an Forschungsreisen und unterstützte länderübergreifende Projekte.

Persönlich kümmerte sich Ertel um den Küstenschutz, um die theoretische Geomorphologie, um meteorologische Probleme, um Kosmologie.

Veröffentlichungen (Auswahl)

In der Akademiebibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften wurden von ihm folgende Publikationen hinterlegt:

  • Oceanography and hydrography (Hans Ertel) – Bremen (u.a .): AKGGP/SHGCP, Science Ed., 2006
  • Geophysical hydrodynamics and Ertel's potential vorticity (Hans Ertel) – Bremen: Rönnebeck, 1991
  • Eine Beziehung zwischen dem Wirbel, der Wirbelbeschleunigung und dem Beschleunigungspotential in Strömungsfeldern perfekter, inkompressibler Flüssigkeiten: Aufsatz von Hans Ertel
  • Stationäre Triftströme im Ozean bei inhomogener Tangentialspannung des Windes: Aufsatz von Hans Ertel
  • Kinematik und Dynamik formbeständig wandernder Transversaldünen: Aufsatz von Hans Ertel
  • Litorale Abrasion und küstenparalleler Sinkstoff-Transport: Aufsatz von Hans Ertel
  • Die Nullfläche der Tangentialspannung in Seen bei stationärem Windstau: Aufsatz von Hans Ertel
  • Theorie und Verteilung des Salzgehalts an der Meeresoberfläche als Funktion der Verdunstung und des Niederschlags: Aufsatz von Hans Ertel
  • Eine Beziehung zwischen den Nullflächen der Geschwindigkeit und der Tangentialspannung in Seen bei stationärem Windstau: Aufsatz von Hans Ertel

Wilfried Schröder hat zwischen 1991 und 2006 ausgewählte Veröffentlichungen von Hans Ertel (Collected Works of Hans Ertel) herausgegeben, insgesamt 7 Bände in Science Edition, Bremen. Eine Gedenkschrift erschien zum 100. Geburtstag unter dem Titel "Meteorological and geophysical Fluid Dynamics), herausgegeben von Wilfried Schröder mit Beiträgen international bekannter Wissenschaftler in: Science Edition, Bremen. Die geophysikalischen Arbeiten zur Hydrodynamik sind erschienen als Ertel Collected Works "Geophysical Fluid Dynamics", herausgegeben von Wilfried Schröder, Bremen: Science Edition, 2004 Gedenkartikel zu Hans Ertel erschienen von Wilfried Schröder in EOS (2004), WMO Bulletin (2004) sowie in einer Rezension in Idöjaras (Budapest), 2004. In der Zeitschrift der Royal Meteorological Society "Weather" aus dem Jahre 1999 ist eine Biographie zu Hans Ertel von Wilfried Schröder veröffentlicht. In "Dictionary of Scientific Biographies" ist ebenfalls von Wilfried Schröder ein Artikel zu Leben und Werk von Hans Ertel enthalten.