Wald- und Baumgrenze

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Bewuchs unterhalb der Sunntigerspitze (2.321 m): im Vordergrund die Waldgrenze, in der Bildmitte die anschließende Krummholzzone mit der Baumgrenze

Die Waldgrenze ist der Rand des Lebensraums, in dem Bäume geschlossene Bestände bilden. Davon zu unterscheiden ist die thermisch bedingte und global auftretende Baumgrenze,[1] jenseits derer auch keine einzelnen Bäume oder Baumgruppen mehr vorkommen und mit der mittleren Temperatur in der Wachstumszeit von 6,4 °C unabhängig vom Breitengrad korreliert. Damit wird die Baumgrenze als kältebedingte Grenze definiert, in der Baumwachstum unterhalb der 6,4 °C Isotherme während der Wachstumszeit nicht mehr stattfindet.[2] Die Distanz zwischen beiden Grenzen ist oft nur klein und wird auch vom Menschen beeinflusst.

An der Waldgrenze wird das Baumwachstum stark gebremst. Wegen der Kürze der Vegetationsperiode und aufgrund des hier meist stärker wehenden Windes kommt es zu verkrüppelten Baumformen, die nur niedrig wachsen und dichte Gebüsche bilden. Dieser Bereich ist als „Krummholzzone“ bzw. „-gürtel“ oder „Kampfzone“ bzw. „Kampfwald“ bekannt. Die Baumgrenze, die nur kleinmaßstäblich besehen eine scharfe Linie ist, zeigt bei genauerer Betrachtung – wie viele andere Grenzen in der Natur auch – gleitende Übergänge: Bäume wachsen in Richtung zum unwirtlichen Klima immer weniger, bis sie schließlich ganz ausbleiben. In unterschiedlichen Abschnitten der Baumgrenze dringen verschiedene Baumarten am weitesten nach Norden vor. Dazu gehört eine Gruppe ausdauernder Koniferen, etwa Lärchen, Kiefern, Fichten und Tannen. Birken und Erlen bilden in feuchteren Regionen häufig eine breitblättrige Konkurrenz.

Die entscheidenden Faktoren, die das Vorkommen von Bäumen nach Norden begrenzen, sind klimatischer Natur.

Waldgrenzen-Typen

Man unterscheidet verschiedene Typen von Waldgrenzen:

Typen von Waldgrenzen Beschreibung
Arktische
Waldgrenze
Die nördlichste Grenze in der Nordhemisphäre, bis zu der Wald wachsen kann – weiter im Norden ist es zu kalt bzw. zu trocken. Diese Grenze ist ein fließender Übergang vom geschlossenen borealen Nadelwald zur baumfreien Tundra, der bis zu hunderte von Kilometern breit sein kann. Der Landschaftstyp dieser Übergangszone wird Waldtundra genannt. Die nördlichste Grenze, bis zu der Bäume wachsen, wird zur Unterscheidung „Baumgrenze“ genannt.
Klimatische
Waldgrenze
10 °C-Isotherme des wärmsten Monats[3] oder auch jahresmittlere Lufttemperatur von 0 °C.[4]
Antarktische
Waldgrenze
Die südlichste Grenze in der südlichen Hemisphäre, wo Bäume wachsen können – weiter im Süden ist es zu kalt.
Alpine
Waldgrenze
Die höchste Höhe über dem Meeresspiegel, bis zu der geschlossener Wald wächst. Die Höhenzone von der Wald- bis zur Baumgrenze im Gebirge wird subalpine Stufe genannt – weiter oben ist die Vegetationsperiode für Bäume zu kurz.
Expositions-
waldgrenze
An Küsten und auf alleinstehenden Bergen ist die Baumgrenze häufig viel niedriger als in den entsprechenden inländischen Höhen und in den größeren, komplexeren Gebirgssystemen, weil die Geschwindigkeiten des starken Windes das Baumwachstum nachteilig beeinflussen.
Wüsten-
Waldgrenze
Die trockensten Plätze, an denen Bäume wachsen können – in trockeneren Wüsten-Bereichen fallen zu geringe Niederschläge, als dass Bäume wachsen könnten. Allerdings nimmt in vielen Wüsten mit der Erhebung der Niederschlag zu und so gibt es häufig in Wüsten Hochebenen, in denen es feucht genug ist, damit sich Wald ausbilden kann.
Hygrische
Baumgrenze
Der nasseste Standort, wo Bäume wachsen können – der Boden ist mit Wasser gesättigt und es fehlt der Sauerstoff im Boden, den die Baumwurzeln benötigen. Gleichwohl gibt es Bäume, wie Sumpfzypressen und viele Mangroven-Arten, die sich dem Wachsen in dauerhaft wassergesättigten Böden angepasst haben.
Edaphische
Waldgrenze
Durchwurzelbarer Boden fehlt oder ist aus anderen Gründen (z. B. Salzgehalt, erhöhter Metallgehalt) zum Wachstum von Bäumen ungeeignet.

Arten der Baumgrenze

Krummholzzone: Ausgedehnte Bergkiefern-Bestände im polnischen Tatra-Nationalpark

Einige typische Baumarten der Baumgrenze:

Alpine Baumgrenzen

Die alpine Baumgrenze an einem Ort ist von den lokalen Variablen, wie der Hangneigung, dem Regenschatten usw. abhängig. In Abhängigkeit dieser Faktoren erfolgt hier eine Auflistung der durchschnittlichen Höhen-Baumgrenzen von verschiedenen Punkten auf der Welt:

Ort Ungefähre
Breitengrade
Ungefähre Höhe der
Baumgrenze in Meter
Bemerkungen
Kilimandscharo, Tansania 3° S 3000
Himalaya 28° N 4400
Japanische Alpen 39° N 2900
Schweizer Alpen 46° N 2000 die höchste Waldgrenze Europas liegt in der Schweiz im Mattertal
Deutsche Alpen 47,5° N 1800
Schwedisch Lappland 68° N 750
Feuerland (Argentinien) 54° S 300
Costa Rica 9,5° N 3400
USA, Hawaii 20° N 2800 geringe Niederschläge oberhalb der Passat-Winde
USA, Yosemite 38° N 3200 Westseite der Sierra Nevada
USA, Yosemite 38° N 3600 Ostseite der Sierra Nevada
USA, Wyoming 43° N 3000
Mexiko 20° N 4000 Zentrales Hochplateau

Die höchsten Gipfel des Schwarzwaldes, des Böhmerwaldes sowie der Brocken ragen über die Waldgrenze hinaus, wobei nur der Brocken oberhalb der natürlichen Waldgrenze liegt. Die Waldfreiheit der Gipfel von Feldberg und Großem Arber ist kulturbedingt. Zwar sind letztgenannte Berge deutlich höher als der Brocken, sie liegen aber auch südlicher und nicht so exponiert wie der Brocken.

Ob eine Waldgrenze natürlich ist, lässt sich am Vorhandensein einer Krummholzzone ersehen, die beim Brocken vorhanden ist, beim Feldberg und Großen Arber aber fehlt. Der 1214 Meter hohe Fichtelberg scheint diesbezüglich beinahe an die natürliche Waldgrenze heranzureichen, denn die Bäume auf dem Gipfel zeigen bereits eine gewisse Neigung zum Krüppelwuchs. Die theoretische Waldgrenze läge dort bei 1300 Meter, also so hoch wie im nahen Riesengebirge mit der deutlich darüber hinaus ragenden Schneekoppe. Im Erzgebirge gibt es an anderer Stelle (bei Satzung) Latschen auf knapp 900 Meter Höhe.

In den Alpen liegt die Grenze zwischen 1800 und 2200 Metern über Meereshöhe. Kulturbedingt, z. B. durch Almwirtschaft, erscheint die Waldgrenze in den Alpen oftmals niedriger als sie natürlich ist.

Siehe auch

Literatur

  • S. F. Arno, R. P. Hammerly: Timberline. Mountain and Arctic Forest Frontiers. The Mountaineers, Seattle, 1984, ISBN 0-89886-085-7.
  • Frank Hagedorn, Andreas Rigling, Peter Bebi: Die Waldgrenze Die Alpen 9/2006

Weblinks

Commons: Wald- und Baumgrenzen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wald- und Baumgrenze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Christian Körner 2014: Warum gibt es eine Waldgrenze? Biologie in unserer Zeit 4:250-257 (Wiley:PDF)
  2. Christian Körner 2014: S. 253 ff.
  3. Blümel 1999, Schultz 1995: 172
  4. Rehder, H. 1965
  5. http://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-76422-6_11