Seeschlacht bei Plymouth

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Seeschlacht bei Plymouth
Teil von: Englisch-Niederländischer Krieg (1652–1654)

Hauptschlachten des Krieges
Datum 26. August 1652
Ort Ärmelkanal bei Plymouth
Ausgang Sieg der Niederländer
Konfliktparteien

Republik der Vereinigten Niederlande Vereinigte Niederlande

Commonwealth of England

Befehlshaber

Michiel de Ruyter

George Ayscue

Truppenstärke

31 Schiffe,
60 Handelsschiffe (Konvoi)

47 Schiffe

Verluste

60 Tote, 50 Verwundete

700 Tote und Verwundete,
ein Brandschiff

In der Seeschlacht bei Plymouth im Ersten Englisch-Niederländischer Krieg errang am 26. August 1652, (am 16. August 1652 nach dem in England benutzten Julianischen Kalender) die Flotte der Vereinigten Provinzen der Niederlande unter Michiel de Ruyter einen Sieg über die Flotte des Commonwealth von England unter George Ayscue.

Vorgeschichte

De Ruyter hatte 1641 ein Kommando in einer Flottille gehabt und Portugal geholfen, als er am 29. Juli 1642 zum Vizekommandeur der niederländischen Flotte ernannt wurde. Nun befehligte er in Abwesenheit von Vizeadmiral Witte de With einen Verband, der einen großen Handelskonvoi beschützen sollte.

Da noch nicht alle Schiffe bereit waren, stach de Ruyter mit 23 Kriegsschiffen und sechs Brandern in See, um die Flotte Ayscues (40 Schiffe) zu suchen. Die holländischen Schiffe mit zusammen 600 Kanonen waren in einem schlechten Zustand und die 1700 Mann Besatzung war schlecht ausgebildet. Im Englischen Kanal stieß De Ruyter auf Ayscue, der aber einem Kampf auswich. Um die Engländer zu provozieren, kreuzte er vor der Küste von Sussex und verursachte einen Aufruhr unter der dortigen Bevölkerung. Ayscue wartete jedoch ab, obwohl seine Flotte auf 42 Schiffe angewachsen war. Währenddessen verlor de Ruyter zwei Schiffe durch Kollision, als sie einen Handelsfahrer zur Mündung der Somme eskortierten.

Inzwischen war der niederländische Handelskonvoi ausgelaufen und weitere zehn Kriegsschiffe begleiteten ihn. De Ruyter traf ihn vor Gravelines in der südlichen Nordsee und sollte ihn auf seinem Weg in den Atlantik schützen. Die meisten Handelsschiffe und die zehn Begleitschiffe hatten als Ziel das Mittelmeer, während De Ruyters Kriegsschiffe im Atlantik auf Handelsfahrer aus Westindien warten sollten. Die Flotte erreichte am 23. August den Kanal.

Die Schlacht

Die englische Flotte bestand aus 47 Schiffen: 38 Kriegsschiffe und bewaffnete Handelsschiffe, fünf Brandschiffe, vier kleinere Schiffe. Die niederländische Flotte umfasste die ursprünglichen 21 Kriegsschiffe, 10 weitere Begleitschiffe und 60 Handelsschiffe. Der friesische Admiral Joris Pieterszoon van den Broeck kommandierte die Nachhut, De Ruyter das Zentrum und der holländische Admiral Jan Aertsen Verhoeff die Vorhut.

Am 25. August entdeckten die Engländer den niederländischen Konvoi vor Plymouth. Am nächsten Tag versuchte Ayscue einen direkten Angriff aus dem Norden, mit dem Vorteil des besseren Windes, doch De Ruyter änderte seinen Kurs und die niederländischen Kriegsschiffe stellten sich den Engländern entgegen, um die Handelsschiffe zu schützen. Die englischen Schiffe waren schwerer bewaffnet, aber in schlechte Ordnung geraten: In Erwartung leichter Beute waren die schnellen Schiffe weit voraus gefahren und hatten ihre Formation verlassen. Sie konnten keine Schlachtlinie mehr bilden und auch nicht die Überlegenheit ihrer Feuerkraft ausnutzen. Die Niederländer mit Kurs Nordwest hielten eine Verteidigungslinie in Lee.

Gegen 16 Uhr traf die niederländische Flotte auf die vordersten englischen Schiffe und beide Parteien eröffneten sofort das Feuer. Den Niederländern gelang es, sich nördlich der englischen Schiffe zu setzen, sie wendeten und griffen erneut an. Die Schlacht zerfiel in Einzelgefechte, in denen die stärksten der englischen Schiffe von zahlreichen niederländischen Schiffen umringt waren. Der langsamere Rest der englischen Flotte, mit schlecht ausgebildeter Besatzung bemannt, erreichte nun erst die Schlacht.

Das größte niederländische Schiff, die Vogelstruys der Niederländischen Ostindien-Kompanie, mit 18-Pfündern bestückt, wurde vom Rest ihrer Flotte getrennt, von drei englischen Schiffen angegriffen und geentert. Die Besatzung wollte sich schon ergeben, doch der friesische Kapitän Douwe Aukes drohte, zuvor das Schiff zu sprengen. Im Angesicht dieser Drohung besannen sich die Männer, drängten das Enterkommando von Bord und schlugen die englischen Schiffe in die Flucht.

Die Niederländer folgten ihrer bewährten Taktik und schossen mit Kettenkugeln auf Mast und Takelage, so dass die feindlichen Schiffe manövrierunfähig wurden. Gegen Abend brach Ayscue den Kampf ab und zog sich Richtung Plymouth zurück. Beide Seiten hatten große Verluste zu beklagen: Die Niederländer hatten 60 Tote und 50 Verwundete, die Engländer 700 Tote und Verwundete, dazu verloren sie ein Brandschiff.

De Ruyter verfolgte die englische Flotte und am Morgen des nächsten Tages befanden sich beide Flotten weiterhin nahe beieinander. De Ruyter hoffte, einige Nachzügler abfangen zu können. Einige englische Schiffe wurden abgeschleppt und hätten bei einem Angriff aufgegeben werden müssen. Doch Ayscue gelang es, sein gesamtes Geschwader zurück nach Plymouth zu bringen.[1]

De Ruyter bestimmte zwei Kriegsschiffe, die Handelsflotte durch den Kanal in den Atlantik zu begleiteten. Doch er verwarf seinen Plan, die ankernde Feindflotte anzugreifen, und als er erfuhr, dass Admiral Robert Blake mit einer überlegenen Flotte von 72 Schiffen nach Westen lief, zog er sich in den Atlantik zurück, sammelte im September zwölf ankommende Handelsfahrer aus Westindien ein und begleitete sie sicher in den Kanal. Am 2. Oktober erreichten sie Calais und De Ruyters Schiffe hatten die letzten Vorräte verbraucht, acht oder neun Schiffe mussten repariert werden. Blake hatte unterdessen vor einem Sturm Schutz in Torbay suchen müssen.

Folgen

Ascuye verlor nach der Niederlage sein Kommando, womöglich auch aus politischen Gründen, da er mit der royalistischen Partei des Bürgerkrieges sympathisierte.

Die Gier nach Beute war bei den Engländern eine verbreitete Einstellung, der im ersten Kriegsjahr die Flottendisziplin noch untergeordnet war. Erst in der Seeschlacht bei Gabbard versuchten sie, die militärische Überlegenheit zu See zu gewinnen.

Die niederländische Bevölkerung feierte De Ruyter als Seehelden. Für ihn war der Sieg ein wichtiger Schritt in seiner Karriere. Er erhielt den Spitznamen Seelöwe. Noch vor seiner Rückkehr in die Heimat nahm er an der Seeschlacht bei Kentish Knock teil. Bei seiner Ankunft in Middelburg erhielt er eine goldene Ehrenkette und 100 flämische Pfund für beide Schlachten: für „männlichen Mut“ in der ersten und für „mutige Vorsicht“ in der zweiten, als er Witte de With vom rechtzeitigen Rückzug überzeugte.

Beteiligte Schiffe

Es gibt keine vollständige Liste, besonders auch der englischen Schiffe. Die niederländischen Einheiten umfassen die 23 ursprünglichen Kriegsschiffe und sechs Brander, mit denen De Ruyter von Wielingen aufbrach.

Vereinigte Provinzen (De Ruyter)

Vereinigte Provinzen (De Ruyter)
Schiff Schiffstyp/Admiralität Kanonen Kapitän
Vogelstruys Schiff der VOC 40 Douwe Aukes
Vrede Schiff der VOC 40 Pieter Salomonszoon
Haes in 't Veldt Schiff von Seeland 30 Leendert den Haen
Sint Nicolaes Admiralität von Friesland
an der Somme gesunken
23 Andries van den Boeckhorst
Liefde Admiralität von Seeland 26 Joost Banckert de Jonge
Kleine Neptunis VOC 40 Pieter Salomonszoon
Haes in 't Veldt Schiff von Seeland 28 Michiel de Ruyter, Kapitän Jan Pauwelszoon
Albertina Admiralität von Friesland 24 Rombout van der Parre
Sint Pieter Admiralität von der Maas 28 Jan Janszoon van der Valck
Westergo Admiralität von Friesland
Zweites Schiff im Kommando
28 Joris Pieterszoon van den Broecke
Engel Michiel Admiralität von Amsterdam 40 Emmanuel Zalingen
Drie Coningen Admiralität von Amsterdam 38 Lucas Albertszoon
Gelderland Admiralität von der Maas
an der Somme beschädigt
28 Cornelis van Velsen
Graaf Hendrik Admiralität von Friesland 30 Jan Renderszoon Wagenaer
Wapen van Swieten Schiff von Seeland 28 Jacob Sichelszoon
Kasteel van Medemblick Admiralität des Nordens 26 Gabriel Antheunissen
Westcapelle Schiff von Seeland 26 Cleas Janszoon Sanger
Eendraght Admiralität von der Maas 24 Andries Fortuijn
Amsterdam Admiralität von Amsterdam 36 Simon van der Aeck
Faeme Schiff von Seeland 36 Cornelis Loncke
Schaepherder Admiralität von Friesland 28 Albert Pieterszoon Quaboer
Sarah Admiralität von Friesland 24 Hans Karelszoon Becke
Hector van Troye Admiralität von Friesland 24 Reinier Sekema
Rotterdam Admiralität von der Maas
Drittes Schiff im Kommando
26 Jan Arentsen Verhaeff
Hoop Brander, Admiralität von Amsterdam Thomas Janszoon Dijck
Amsterdam Brander Jan Overbeecke
Gekroonde Liefde Brander, Schiff von Seeland Jacob Herman Visser
Orangieboom Brander, Admiralität von Amsterdam Leendert Arendszoon de Jager
Sinte Maria Brander, Admiralität von Amsterdam Jan Cleaszoon Corff
Goude Saele Brander, Admiralität von Amsterdam Cornelis Beecke

England (George Ayscue)

England (George Ayscue)
Schiff Schiffstyp Kanonen Kapitän
George Flaggschiff 52
Amity 36 Admiral Michael Pack
Success Handelsschiff 30
Ruth Handelsschiff 30
Brazil frigate Handelsschiff 24
Malaga Merchant Handelsschiff 30
Increase Handelsschiff 36 Thomas Varvell
Vanguard 46 Vizeadmiral William Haddock
Success 36 William Kendall
Pelican 42 Joseph Jordan
Pearl * 24 Roger Cuttance
John and Elizabeth * Handelsschiff 26
George Bonaventure * Handelsschiff 20 John Crampe
Anthony Bonaventure Handelsschiff 36 Walter Hoxon
Unity Handelsschiff
Maidenhead Handelsschiff 36
Constant Anne Ketsch
Bachelor Ketsch
Charity Brander Simon Orton – Aufgegeben

Mit * markierte Schiffe sind unsicher

Einzelnachweise

  1. http://www.british-civil-wars.co.uk/military/first-anglo-dutch-war-battles.htm