Liebeskonzil von Remiremont

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. Januar 2021 um 12:18 Uhr durch Jergen (Diskussion | Beiträge) (linkkorr, kategorie). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Liebeskonzil von Remiremont oder Concilium Romarici Montis ist ein anonym verfasstes parodistisches Streitgedicht des 12. Jahrhunderts in 241 lateinischen Versen.

Nach dem Muster theologischer Konzilien und im Stil der Minnehöfe wird darin im Nonnenkloster Remiremont die Frage verhandelt, ob Kleriker oder Ritter die besseren Liebhaber seien. Die Eröffnungszeremonie beinhaltet die programmatische Lesung der Ars amatoria Ovids, die das Evangelium der Versammlung ist. Eine Kardinalin (Cardinalis Domina) leitet die formale Disputation im Auftrag Amors, in der die Nonnen ihre jeweiligen Erfahrungen mit Rittern bzw. Mönchen berichten, Männer und alte Frauen müssen dem Konzil fernbleiben. Das Urteil der Cardinalis domina lautet schließlich: Nur Mönche seien als Liebhaber der Nonnen von Remiremont zugelassen, Verstöße gegen dieses Gebot sollen mit der Exkommunikation bestraft werden.

Aus paläographischen und stilistischen Gründen wird das Liebeskonzil auf das 12. Jahrhundert datiert. Benannt ist es nach dem Kloster in Remiremont (Romarici Mons) in den Vogesen (Diözese Toul), wo sich die Handlung zuträgt. Die Dichtung ist in zwei Handschriften überliefert: In der Stadtbibliothek Trier, Hs. 1081 (wahrscheinlich Mitte des 12. Jahrhunderts) und in einer Prosafassung aus Romersdorf, geschrieben im 13. Jahrhundert, die sich heute in Landeshauptarchiv Koblenz mit der Signatur 162, 1401 befindet. Erstmals wurde das Liebeskonzil 1848 von Georg Waitz nach der Trierer Handschrift ediert.[1] Wilhelm Meyer veröffentlichte 1914 eine neue Edition, die die zweite Handschrift berücksichtigte.[2]

Ausgaben und Übersetzungen

  • Paul Pascal (Hrsg.): Concilium Romarici Montis. Bryn Mawr 1993, ISBN 0-929524-77-2 (lateinischer Text, Einleitung und Kommentar)
  • Reuben R. Lee (Hrsg.): A New Edition of The Council of Remiremont. Diss. [masch.], University of Connecticut 1981
  • Alexander Schulz (Hrsg.): Das Konzil der fröhlichen Fräulein von Remiremont. Concilium in monte Romarici (= Nemus, Series latina medii aevi, Bd. 1). M. M. O. Verlag, Butjadingen 2013, ISBN 978-3-9811144-4-7 (lateinischer Text, Übersetzung und Untersuchung)

Literatur

  • Daniel J. Taylor: May Eve in the Concilium Romarici Montis. In: Neophilologus 88 (2004), S. 163–164.

Anmerkungen

  1. Georg Waitz: Das Liebesconcil. In: Zeitschrift für deutsches Altertum 7 (1849), S. 160–67 (online).
  2. Wilhelm Meyer: Das Liebesconcil in Remiremont. In: Goettinger Nachrichten (1914), S. 1–19.