Leseinszenierung
Eine Leseinszenierung (auch: szenische Lesung, inszenierte Lesung, szenisches Lesen) ist die Lesung eines Textes vor Publikum, umrahmt von theaterähnlichen Elementen. Die Bühne ist themenbezogen ausgestattet.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Lesung kann auch multimedial mit Musik und Bildmaterial unterstützt werden. Die zu lesenden Texte (Gedichte und Kurzgeschichten/Kurzprosa bis bin zu Romanen) werden dabei oft als sogenannte „Rollenlesung“ von mehreren Akteuren vorgetragen ohne ins „Schauspielern“ zu verfallen.
Die Texte werden szenisch aufgearbeitet, wobei das Lesen mit all seinen Techniken – Artikulation, Stimmvolumen, Tempo, Sprecheinsatz, Stimmfärbung, Atmung – im Vordergrund steht. Dabei wird eine Mischung aus klassischem Lesevortrag und darstellendem Spiel angewandt. Durch darstellerische Interaktionen mit dem Publikum vermischen sich teilweise die Grenzen zwischen Vortragenden und Zuhörern. Gesten und am Theaterspiel orientierte Vortragsweisen der wörtlichen Rede unterstützen die Wirkung. Leseinszenierungen erfolgen in der Regel ohne Kostüme und in den allermeisten Fällen wird auch ohne Bühnenbild agiert. Häufig wird ein dramatischer Text nur in Ausschnitten vorgetragen. Leseinszenierungen sind mehr als reine Lesungen, aber keine Form des Theaters. Angeboten werden Leseinszenierungen auf Kleinkunstbühnen, in Bibliotheken oder in weiterführenden Schulen als Bestandteil kreativen Textunterrichts.
Rechtslage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Lesung stellt wie eine Theateraufführung eine Nutzung eines Werks dar und bedarf daher in der Regel einer Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers (zum Beispiel Autor, Verlag) zur Einräumung des Vortragsrechts (§ 19 UrhG). Nach deutschem Urheberrecht erlischt das Urheberrecht „siebzig Jahre nach dem Tode des Urhebers“ (§ 64 UrhG). Eine ungenehmigte öffentliche Lesung eines geschützten Textes stellt eine Urheberrechtsverletzung dar. Eine Verletzung des Urheberrechts kann zivilrechtlich (§§ 97 ff. UrhG), beispielsweise mit einer Abmahnung (§ 97a UrhG), und strafrechtlich (§§ 106 ff. UrhG) mit Geldstrafe oder mit Freiheitsstrafe verfolgt werden. Bereits der Versuch ist strafbar.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hartmut Eggert, Michael Rutschky (Hrsg.): Literarisches Rollenspiel in der Schule. Quelle und Meyer, Heidelberg 1978, ISBN 3-494-00922-8.
- Ingo Scheller: Szenische Interpretation. Georg Büchner: Woyzeck. 2. Auflage. Zentrum für Pädagogische Berufspraxis (Universität), Oldenburg 1989, ISBN 3-8142-0226-0.
- Albrecht Schau: Szenisches Interpretieren. Ein literaturdidaktisches Handbuch. 1. Auflage. Klett, Stuttgart/Düsseldorf/Berlin/Leipzig 1996, ISBN 3-12-311290-X.
- Ingo Scheller: Szenisches Spiel. Handbuch für die pädagogische Praxis. Cornelsen Scriptor, Berlin 1998, ISBN 3-589-21088-5, S. 239.
- Rainer O. Brinkmann, Markus Kosuch, Wolfgang Martin Stroh: Methodenkatalog der szenischen Interpretation von Musiktheater. Begründungen und Unterrichtsmaterialien. Lugert, Oldershausen 2001, ISBN 3-89760-156-7 (uni-oldenburg.de [PDF; 200 kB; abgerufen am 28. Mai 2009]).