Der Neapelfries

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Dezember 2022 um 08:15 Uhr durch Riboa111 (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Der Neapelfries – eine argonautische Fahrt mit der Kamera durch das Werk von Markus Raetz
Produktionsland Schweiz
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1988
Länge 25 Minuten
Stab
Regie Gaudenz Meili
Drehbuch Gaudenz Meili
Produktion Gaudenz Meili
Musik Martin Derungs, Richard Merz
Kamera Georges Ryser
Schnitt Franziska Wirz
Besetzung
Erika Billeter und Kammersprechchor Zürich

Der Neapelfries ist der Titel eines dokumentarischen Künstlerporträts – eine argonautische Fahrt mit der Kamera durch das Werk von Markus Raetz – unter der Regie von Gaudenz Meili. Der Film wurde 1988 in der Schweiz produziert und hat vor allem international im kulturellen Umfeld grosse Aufmerksamkeit erregt.

Handlung

Markus Raetz, Jahrgang 1941, geniesst als Schweizer Künstler internationale Wertschätzung. Seine bildnerischen Ausdrucksmittel erweisen ihn als einen der erfindungsreichsten und fruchtbarsten Künstler der Gegenwart.

Eines der Hauptwerke von Raetz, der Neapelfries, bildet den Ausgangspunkt zu diesem Film, der kein herkömmliches «Künstler-Porträt» sein soll. Der Neapelfries besteht aus einer raffinierten Anordnung typischer Bildelemente, die sich der Berner Künstler Markus Raetz in seinem bisherigen Kunstschaffen erarbeitet hat. Hieroglyphen und Metaphern können es sein, die einzeln oder im Fluss zu lesen sind.

Raetz gibt dem Betrachter des Frieses ein Rätsel auf, das im Grunde genommen gar keines ist. Es kann nicht auf jede erdenkbare individuelle Art gelöst werden. Der Film versucht mit der Kamera gleichsam in den Fries einzudringen, um von innen her das Rätsel zu lösen. Aus der individuellen Sicht des Filmautors schreitet der Film assoziativ das Werk von Markus Raetz ab. Bilder und Zeichnungen folgen sich hintereinander in einer steten Bewegung.

Von keiner kunsthistorischen Gliederungsambition beschränkt, erliegt der Film einem fast logisch, aber nicht zeitlich-historisch gebundenen Bilderfluss, um immer wieder in den Fries zurückzukehren, wiederum aus ihm herauszutreten, um dann von Neuem darin einzutauchen. Die hauptsächlichsten Stationen von Raetz’ Schaffen erscheinen somit in einem nie versiegenden Fluss.[1]

In der Konzeption des Filmes erscheint am Ende der Aufschlüsselung die Lösung des Rätsels aus persönlicher Sicht des Filmautors: der Zeemansblik, ein unbehandeltes, augenförmiges Zinkblech, auf dem sich je nach Lichtverhältnissen die verschiedensten See- und Wolkenlandschaften abzeichnen – etwas vom konsequentesten, welches ein zeitgenössischer Künstler hinsichtlich seiner Bemühungen um Reduktion geschaffen hat.

Rezeption

«Grand Prix Pratt & Whitney Canada. Au court métrage: La Frise de Naples (Der Neapelfries) de Gaudenz Meili/Suisse pour la qualité du rapport entre l’œuvre de l’artiste Markus Raetz et l’œuvre du cinéaste, sans que ce dernier ne se substitue au premier.»

La Presse, 1989[2]

«The images are accompanied by a musical and vocal soundtrack based on names and linguistic terms created by Raetz.»

University of Southern California. School of Cinema-Television, 1991[3]

«Beliebt waren in jüngster Vergangenheit Portraits bildender Künstler, die dem Lauf der angeblich unverständlichen Welt mit ihren postmodernen Werken entgegentreten, wie […] Der Neapel-Fries von Gaudenz Meili.»

«Dieser Film ist witzig, unterhaltend und lehrreich; eine Schule des Sehens. Er ist eine kongeniale Verbindung zweier Kunstformen. Gerade weil Meili seinen Film ganz in den Dienst eines anderen Künstlers stellt, gelingt ihm selbst ein Kunstwerk.»

Datei:Grand Prix Montréal in La Presse, Montréal - Auszug.png
Preisverkündigung in La Presse, Montréal 1989

Auszeichnungen

  • Grand Prix in allen Kategorien; Festival International du Film sur l’Art, Montréal 1989[6][7][8][9]
  • Goldenes Einhorn für Der Neapelfries als besten Experimentalfilm an der Alpinale, Bludenz, 1989[10][11]
  • Diplom & Mention Spéciale für Der Neapelfries am Festival international du film sur l’art FIFART, Lausanne, 1989

Einzelnachweise

  1. Der Neapel-Fries. In: Website von Gaudenz Meili
  2. La Suisse remporte le Grand Prix du Festival du film sur l’art. In: La Presse. 13. März 1989, S. B5 (Memento vom 14. Februar 2016 im Internet Archive) (PDF; 9,1 )
  3. Sound & Images in Films on Art: A Conference on Music and Sound in Films about the Visual Arts In: Program for Art on Film. University of Southern California. School of Cinema-Television, 1991, S. 54
  4. Aussenseiter, Oppositionelle und Querulanten im Schweizer Film. In: Artfilm.ch. 1992
  5. Der Neapel-Fries von Carola Fischer In: Film und die Künste. Cinemabuch, 2019
  6. Frieze of Naples takes grand prize at art film festival. In: Cinema Canada. März/April 1989, S. 49 (PDF; 4,7 MB)
  7. Festival-Preise. (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive) In: Cinébulletin, April 1989, S. 4. (PDF; 7,8 MB)
  8. Lyne Crevier: Le festival des géants. (Memento vom 14. Februar 2016 im Internet Archive) In: ETC. Nr. 8, Montréal 1989, S. 70–71 (PDF; 448 kB)
  9. Der Fischer Weltalmanach, Kulturpreise, 1990, S. 1989
  10. Der Fischer Weltalmanach, Kulturpreise, 1991, S. 2124
  11. Die Preisträger des 5. ALPINALE Kurzfilmfestivals. Abgerufen am 6. Juni 2020.