Schlacht an der Neretva

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Schlacht an der Neretva
Teil von: Zweiter Weltkrieg
Datum Januar bis April 1943
Ort Jugoslawien
Ausgang Taktischer Sieg der Achsenstreitmächte. Untergang des von Tito in Nordwestbosnien eingerichteten Partisanenstaats. Rückzug der Tito-Partisanen unter schweren Verlusten Richtung Montenegro. Zerschlagung der am Kampf beteiligten Tschetniks durch die Partisanen. Die Achsenmächte verfehlten ihr strategisches Ziel, die Partisanen vollständig zu vernichten.
Konfliktparteien

Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Italien 1861 Königreich Italien
Kroatien 1941 Unabhängiger Staat Kroatien
Tschetnik

Jugoslawische Volksbefreiungsarmee

Befehlshaber

Deutsches Reich NS Alexander Löhr

Josip Broz Tito

Truppenstärke

150.000 Soldaten
200 Flugzeuge

Unbekannt
(etwa 20.000 Partisanen)

Verluste

Deutsche: 335 Tote und 101 Vermisste.
Italiener: Die Infanterie-Division Sassari verlor vom 15. bis zum 21. Februar zwischen Boricevaca und Zalusenice 52 Offiziere und 811 Soldaten sowie alles schwere Gerät.[1]
Die Verluste der Ustascha sind nicht bekannt

8.000 Partisanen

Die Schlacht an der Neretva (serbokroatisch Bitka na Neretvi / Битка на Неретви) war ein unter dem Decknamen Operation Weiß getarnter strategischer Plan des Deutschen Reichs im Zweiten Weltkrieg für einen gemeinsamen Angriff der Achsenmächte auf die jugoslawischen Partisanen. Zu Beginn des Jahres 1943 befürchteten die Achsenmächte eine Invasion der Alliierten auf dem Balkan. Vor diesem Hintergrund sollten die jugoslawischen Partisanen möglichst vollständig vernichtet werden, insbesondere auch das Oberkommando der Partisanenbewegung, das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Jugoslawiens. Ferner war geplant, das Hauptlazarett der Partisanen zu zerstören. Der Beginn der Offensive wurde für den 20. Januar 1943 angesetzt und konzentrierte sich auf das Gebiet Bosnien-Herzegowinas. Die Militäraktion endete im April 1943.[1] Sie wurde nach dem nahegelegenen Fluss Neretva benannt.

Die Operation ist in Quellen der ehemaligen Republik Jugoslawien auch bekannt als Vierte Anti-Partisanen-Offensive, ebenfalls als Vierte-Feind-Offensive (Četvrta neprijateljska ofenziva/ofanziva) oder Schlacht für die Verwundeten (Bitka za ranjenike).

Operation

Die Achsenmächte boten neun Divisionen auf, sechs deutsche und drei italienische. Diese wurden unterstützt von zwei kroatischen Divisionen und einer Anzahl von Tschetnik- und Ustascha-Verbänden. Etwa 150.000 Soldaten auf Seiten der Achse standen einer wesentlich kleineren Streitmacht der Partisanen gegenüber.

Die Militäroperation wurde in drei Phasen durchgeführt:[2]

  • Weiß I begann am 20. Januar 1943 mit dem Angriff auf die von den Partisanen gehaltenen Gebiete westlich von Bosnien und zentralen Teilen von Kroatien.
  • Weiß II schloss sich am 25. Februar an. Es gab Gefechte im Westen und Südwesten von Bosnien und die Partisanen wichen so weit nach Südosten aus, dass sie schließlich das Ufer der Neretva im Rücken hatten.
  • Weiß III begann im März 1943 und konzentrierte sich auf die Gebiete der nördlichen Herzegowina. Es gelang den bedrängten Partisanen jedoch, sich aus ihrer Einkesselung zu befreien und ins nördliche Montenegro durchzubrechen, so dass die dritte Phase der Militäroperation aus Sicht der Achsenmächte nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Im Verlauf der Schlacht wurden die Partisanen dicht an das westliche Ufer der Neretva gedrängt. Dabei standen sie deutschen Streitkräften gegenüber, die von Panzerbrigaden unterstützt wurden. Das den Partisanen gegenüberliegende östliche Ufer der Neretva wurde lediglich von Formationen der Tschetniks überwacht, die in Abstimmung mit den Deutschen handelten. Die durch das tiefliegende Flussbett der Neretva getrennten Ufer waren nur durch die Brücke der Narentabahn verbunden. Wenn es den Partisanen rechtzeitig gelungen wäre, den Fluss mit Hilfe der Brücke zu überqueren und ans östliche Ufer zu gelangen, wären sie in relativer Sicherheit gewesen, allerdings fehlte ihnen angesichts der militärischen Überlegenheit der Achsenstreitkräfte die Zeit, alle Leute über die Brücke zu bringen. Um der drohenden Vernichtung zu entgehen, plante der Partisanenführer Marschall Tito nun ein ausgeklügeltes Täuschungsmanöver. Er befahl seinen Pionieren, die Brücke über die Neretva, also die einzige offensichtliche Fluchtmöglichkeit, zu sprengen. Als die deutsche Luftaufklärung die Fotos von der zerstörten Brücke General Löhr vorlegte, zog dieser den Schluss, dass die Partisanen ausgehend von ihrer aktuellen Position einen Vorstoß nach Norden planen würden (entlang des westlichen Ufers der Neretva). Die Sprengung der Brücke wurde auf deutscher Seite als moralisches Druckmittel Titos interpretiert, um seine Kämpfer anzuspornen und möglicher Desertion vorzubeugen. Aus diesem Grund wurde eine Umgruppierung der Truppen seitens der Achsenmächte vorgenommen, so dass Titos Einheiten, sobald sie angreifen würden, im erwarteten Kampfgebiet vernichtet werden konnten. Stattdessen verschafften diese Maßnahmen den Pionieren auf Seiten der Partisanen kostbare Zeit, um die Brücke behelfsmäßig zu reparieren. Es gelang den Partisanen, die Truppen der Tschetniks am gegenüberliegenden Ufer der Neretva einzukreisen und auszuschalten. Zwar durchschauten die Deutschen schließlich Titos Finte, waren dann aber nicht mehr in der Lage, rechtzeitig einen ernsthaften Angriff vorzubereiten, da sie die Umgruppierungsbefehle nicht mehr schnell genug zurücknehmen konnten. Die Nachhut der Partisanen kämpfte gegen den wieder zunehmenden Druck der deutschen Truppen. Letztlich retteten die Partisanen den Großteil ihrer Kämpfer ans östliche Ufer der Neretva. Der Übergang fand unter heftigem Bombardement der deutschen Luftwaffe statt. Lediglich die gebirgige Landschaft verhinderte die vollständige Zerstörung der Behelfsbrücke. Nachdem den Partisanen die Flucht gelungen war, wurde die Brücke wieder unbrauchbar gemacht, um die weitere Verfolgung durch die Truppen der Achsenmächte zu unterbinden. Die Absetzbewegung wurde von Tito propagandistisch als Erfolg verkündet. Es war ihm gelungen, sein Versprechen, auch die Verwundeten aus dem Hauptlazarett der Partisanen zu evakuieren, einzuhalten. Im Falle einer Gefangennahme durch die Achsenmächte hätte den Verwundeten schließlich die Hinrichtung gedroht. In der späteren Schlacht an der Sutjeska kam es schließlich zu solchen Exekutionen.[3]

Folgen

Neubau der Brücke über die Neretva durch die deutsche Wehrmacht. Zerstört 1968 im Zuge der Dreharbeiten für den Kriegsfilm Die Schlacht an der Neretva

Ende März 1943 hatten die Streitkräfte der Achse etwa 8.000 Partisanen getötet und 2.000 Gefangene gemacht. Abgesehen von diesen schweren Verlusten für die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee und dem errungenen taktischen Sieg der Achsenmächte konnten die Partisanen ihr Oberkommando retten, die Versorgung ihrer Verwundeten sichern sowie ihre militärischen Operationen fortsetzen. Tatsächlich mussten die Partisanen sich, nachdem sie die östlichen Gebiete von Bosnien und Herzegowina erreicht hatten, nur noch den Tschetniks stellen. Die Tito-Partisanen konnten die Tschetniks im Gebiet westlich der Drina fast vollständig außer Gefecht setzen. Die nächste große Militäroperation in Jugoslawien war die Operation Schwarz, die als Schlacht an der Sutjeska bekannt wurde.

Die Vertreibung Titos aus seinem Gebiet in Nordwest-Bosnien erwies sich langfristig als taktisch ungünstig für die deutsche Wehrmacht und ihre Verbündeten, da sich die Partisanen nun in den unwegsameren Bergen Montenegros festgesetzt hatten.

Der Schlacht an der Neretva erregte internationales Aufsehen. Dies führte dazu, dass der britische Premierminister Winston Churchill begann, die Partisanen Titos zu unterstützen.

Der im Jahre 1969 Oscar-nominierte Kriegsfilm Die Schlacht an der Neretva stellt die Ereignisse Anfang des Jahres 1943 nach.

An der Schlacht beteiligte Verbände

Truppen der Partisanen

Jugoslawische Partisanen

  • 1. Kroatisches Korps (16.000 Mann)
  • 1. Bosnisches Korps (11.500 Mann)
  • Hauptoperationsgruppe (14.500 Mann) bestehend aus
    • 1. Proletarische Division
    • 2. Proletarische Division
    • 3. Sturm-Division
    • 7. Banija-Division (kam später dazu)
    • 9. Dalmatinische Division

Truppen der Achsenmächte

Deutsches Reich[4]

Königreich Italien

  • 12. Infanteriedivision Sassari
  • 13. Infanteriedivision Re
  • 57. Infanteriedivision Lombardia

Kroatien

  • 2. kroatische Heimatschutz-Gebirgs-Brigade
  • 3. kroatische Heimatschutz-Gebirgs-Brigade

Tschetniks (nominell als italienische antikommunistische Freiwilligen-Miliz)[1]

  • Etwa 20.000 Mann

Siehe auch

Literatur

  • Jürgen Wagner: Märsche und Gefechte des III./370. Gren.Rgt. (kroat.) im 1. Halbjahr 1943. Düsseldorf 2023. Cardamina-Verlag Koblenz. ISBN 9783 86424 6043.
  • Lea Christina Meister: Erinnerungskultur in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Die Schlacht an der Neretva 1943 – 1965 – 1978. Universität Basel, Basel 2014.
  • Wolfram Prihoda (Red.): Militäroperationen und Partisanenkampf in Südosteuropa. Vom Berliner Kongress zum Ende Jugoslawiens. Bundesministerium für Landesverteidigung, Arbeitsgemeinschaft Truppendienst, Wien 2009, ISBN 978-3901183553, S. 222–264 (Inhaltsverzeichnis).
Commons: Fall Weiß (1943) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Operation Weiß – Die Schlacht an der Neretva
  2. Schlachten und Feldzüge während des Zweiten Weltkriegs in Jugoslawien
  3. Operation Schwarz – Schlacht an der Sutjeska
  4. Operation Weiß – Truppen der Achsenmächte