SWERF

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Die Abkürzung SWERF steht für englisch Sex Worker Exclusionary Radical Feminism („Sexarbeiter ausschließender radikaler Feminismus“) und bezieht sich auf eine feministisch begründete Diskriminierung von Sexarbeitenden.[1] Mit dem Begriff SWERF wird eine Position oder Person bezeichnet, die Sexarbeit als grundsätzlich ausbeuterisch und unterdrückend sieht und Sexarbeitenden somit aus ihren feministischen Forderungen ausschließt.
Der Begriff SWERF dient dazu, eine bestimmte Strömung innerhalb des Feminismus, die sich gegen die Anerkennung der Rechte und Erfahrungen von Sexarbeitenden ausspricht zu identifizieren und zu kritisieren. Das bedeute, bei SWERF handelt es sich nicht um eine Selbstbezeichnung, sondern um eine kritisierende Bezeichnung die von sexarbeits-inklusiven feministischen Positionen wie z. B. dem Sex-positiven Feminismus ausgeht.[2]

Hintergründe und Zusammenhang mit TERF

Sexarbeiter aus feministischen Bestrebungen auszuschließen, zieht sich durch die feministische Geschichte.[3] Als SWERF wurde diese Position erst in Anlehnung an den 2008 geprägten Begriff TERF („trans-exclusionary radical feminism“) bezeichnet.[4] Wobei der genaue Ursprung des Begriffs SWERF nicht eindeutig dokumentiert ist, da er in feministischen Diskursen v. a. in digitalen Räumen entstanden ist.

TERF und SWERF stehen in unmittelbarem Zusammenhang zueinander, da sich nicht nur die Akronyme ähneln, sondern die beiden Positionen auch inhaltlich eng miteinander verbunden sind. Das bedeutet, dass die Personen die trans-Menschen aus ihren feministischen Bestrebungen ausschließen bzw. diese aktiv diskriminieren, sich häufig auch gegen Sexarbeiter richten.[5] Darüber hinaus ähnelt sich auch die Rhetorik, mit der die Überzeugung der beiden Gruppen verbreitet wird.[6] Die Verbindung zwischen SWERF und TERF äußert sich besonders deutlich für trans-Personen die in der Sexarbeit tätig sind. Sie befinden sich in einer besonders vulnerablen Position und durch SWERF und TERF-Positionen werden sie weiter diskriminiert und von notwendiger feministischer Unterstützung ausgeschlossen.[1]

Argumentation

Das Hauptargument der SWERF-Position ist die Vorstellung, dass Sexarbeit aufgrund der monetären Transaktion zwischen der Kundschaft und denjenigen, die die Dienstleistung erbringen, nicht einvernehmlich sein kann.[4] Stattdessen wird Sexarbeit hier als genereller Ausdruck männlicher Herrschaft über Frauen und ihre Körper gesehen. Des Weiteren liegt der SWERF-Ideologie das Argument zugrunde, dass weibliche Sexarbeiterinnen, insbesondere in der Prostitutions- und Pornografieindustrie, regelmäßig Opfer von sexueller Objektivierung, Ausbeutung und Gewalt werden.[1] Sexarbeiterinnen werden auf generalisierende Weise durch ihre Teilnahme an dieser Art von Industrie als mitschuldig an diesen Verbrechen bezeichnet und deshalb aus feministischen Bestrebungen ausgeschlossen[7] oder zum Teil auch aktiv diskriminiert und angegriffen. Legitimiert wird diese Position durch das überordnete Ziel, Frauen aus der Sexarbeit und damit der männlichen Dominanz zu „befreien“.[8]

Problematik

Zunächst wird die SWERF-Position kritisiert, weil nicht berücksichtigt wird, dass nicht nur cis-Frauen Sexarbeit anbieten und nicht nur cis-Männer Sexarbeit in Anspruch nehmen. Stattdessen wird nur die Konstellation einer weiblichen Sexarbeiterin und eines männlichen Kunden berücksichtigt.[9] Zudem wird hier die Selbstbezeichnung „Sexarbeit“ abgelehnt und der unzutreffende, negativ konnotierte Begriff „Prostitution“ verwendet.[10]

Die SWERF-Position folgt außerdem einer abolitionistischen Herangehensweise an Sexarbeit[3] und spricht sich für die Kriminalisierung von Sexarbeit aus. Diese Bestrebungen verschlechtern allerdings laut sexarbeits-inklusiven feministischen Positionen die Situation von Sexarbeitenden und führen nicht zu einer Veränderung von patriarchalen Machtdynamiken.[9]

Der Hauptkritikpunkt an der SWERF-Position liegt aber darin, dass die Autonomie der Sexarbeitenden und ihre Kompetenz freiwillige Entscheidungen zu treffen missachtet wird. Stattdessen wird den in der Sexarbeit tätigen Personen ihre sexuelle Selbstbestimmung abgesprochen und dabei persönliche Gesundheit, Sicherheit und Rechte der Sexarbeitenden ignoriert.[6] Folglich dient die SWERF-Position dazu Kontrolle über die Körper von Sexarbeitenden, und hier vor allem Frauen und trans-Personen, auszuüben.[1] Deshalb fordert die Gegenseite der SWERF-Position eine sichere, ethische Regulierung und Entstigmatisierung der Sexarbeit, sowie einen kontinuierlichen, sexpositiven Diskurs in feministischen Kreisen und vor allem eine sorgfältige Berücksichtigung der Bedürfnisse und Stimmen der Sexarbeitenden selbst.[6]

Einzelnachweise

  1. a b c d Audrey Miano: Feminism 101: What Is A SWERF? 15. Juli 2017, abgerufen am 22. Juni 2023.
  2. USA TODAY: A feminist glossary because we didn't all major in gender studies. Abgerufen am 5. Juli 2023.
  3. a b Sabine Grenz, Heike Mauer, Nicola Behrmann, Martin Lücke, Romana Sammern: Vorwort. Prostitution und Sexarbeit. In: GENDER, (1) 2022, S. 7.
  4. a b Nic Cloyd: “Anti-Pornography Feminism, KinkTok, and Consent: What We Can Learn from The Sex Wars and Leather/Sadomasochistic History”. In: Honors Theses, University of Nebraska-Lincoln. 400. 2022
  5. Inga Hofmann: Was bedeutet Terf? In: Der Tagesspiegel. 21. Januar 2022, abgerufen am 22. Januar 2022.
  6. a b c Hengameh Yaghoobifarah: Was ist denn SWERF und TERF? Nicht überall, wo Feminismus draufsteht, ist auch Feminismus drin. 1. Dezember 2016, abgerufen am 1. Juni 2023.
  7. Alice Schwarzer: FREIWILLIG? ES REICHT! 6. Dezember 2013, abgerufen am 5. Juli 2023.
  8. Alice Schwarzer (Hrsg.): APPELL GEGEN PROSTITUTION. AN DIE BUNDESKANZLERIN UND DEN BUNDESTAG. Abgerufen am 5. Juli 2023.
  9. a b Lilian Beneker: Extrempositionen: Prostitution vs. Sexarbeit. 8. Juli 2020, abgerufen am 1. Juni 2023.
  10. Carolin Küppers: Sexarbeit. (gender-glossar.de [abgerufen am 4. Juli 2023]).