Omanitherium

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Omanitherium
Zeitliches Auftreten
Unteres Oligozän
34 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Afrotheria
Paenungulata
Tethytheria
Rüsseltiere (Proboscidea)
Barytheriidae?
Omanitherium
Wissenschaftlicher Name
Omanitherium
Seiffert, Nasir, Al-Harthy, Groenke, Kraatz, Stevens & Al-Savigh, 2012
Art

Omanitherium ist ein ausgestorbener Vertreter der Rüsseltiere und lebte im frühen Oligozän vor 34 Millionen Jahren auf der Arabischen Halbinsel. Es ist mit Barytherium nahe verwandt, das aber wesentlich größer wurde. Fossilien sind bisher relativ rar. Möglicherweise hatte Omanitherium eine Mittlerfunktion zur Entwicklung der Deinotherien.

Merkmale

Omanitherium stellt einen kleineren Vertreter der frühen Rüsseltiere dar. Er ist bisher anhand eines Unterkiefers und isolierter Zähne bekannt, welche in Oman auf der Arabischen Halbinsel gefunden wurden und die von einem nicht voll ausgewachsenen Tier stammen. Die Größe des Tieres vermittelte zwischen Numidotherium und Barytherium, seinen nächsten Verwandten. Der Holotyp (Exemplarnummer SQU-290) ist in mehrere Teile zerfallen, umfasst aber sowohl beide Unterkieferäste als auch die lang ausgebildete Symphyse. Die vordere Bezahnung besteht aus den jeweils zweiten Schneidezähnen, die aber noch nicht vollständig durchgebrochen sind. Sie weisen allerdings eine typische Stoßzahnform auf, mit geradem Verlauf und leicht elliptischen Querschnitt, wobei die Durchmesser 24 und 29,8 mm betragen. Dies unterscheidet Omanitherium von anderen frühen Rüsseltieren mit ihren eher spatelförmigen Unterkieferstoßzähnen. Die Zahnkrone ist dabei von einer dünnen Schicht Zahnschmelz überzogen. Zwischen den beiden Stoßzähnen liegt eine Lücke, der Erhaltungszustand des Fossils lässt jedoch nicht erkennen, ob die Alveolen der jeweils ersten Schneidezähne erhalten sind, welche typischerweise bei Rüsseltieren die Stoßzähne der Unterkiefer bilden.[1] Zusätzliche Funde legen aber nahe, dass hier noch ein inneres Schneidezahnpaar bestand, das ebenfalls vergrößert war.[2]

Der rechte Kieferast weist die beiden hinteren Prämolaren und die ersten beiden Molaren mit einem teilweise erhaltenen hintersten Backenzahn (P3 bis M3) auf, der linke den letzten Prämolaren und alle Molaren (P4 bis M3), wobei der letzte sich gerade im Durchbruch befindet. Zusätzlich ist noch das Zahnfach des zweiten Prämolaren ausgebildet. Die Prämolaren sind weniger stark molarisiert und eher klein. Die Molaren besitzen zwei deutliche, quergestellte Zahnschmelzleisten (bilophodont) und niederkronig (brachyodont). Der hinterste Molar wurde 61,7 mm lang.[1]

Fossilfunde und Fundgeschichte

Die Funde wurden 2010 von einem internationalen Forscherteam, bestehend aus US-amerikanischen und omanischen Experten entdeckt. Sie entstammen dem Shizar-Schichtglied der Ashawq-Formation, die dem frühen Oligozän angehört und nahe Al-Mughsayl und Rakhyut im Gouvernement Dhofar an der Südwestküste nahe der Grenze zum Jemen aufgeschlossen ist. Dabei wurden sie durch einige Funde eines lokalen Bewohners auf die Fundstelle aufmerksam. Bereits zwischen 1986 und 1992 waren jedoch von einer französisch-omanischen Wissenschaftlergruppe drei Schneidezähne und ein Prämolar von Rüsseltieren im selben Schichtglied nahe der Ortschaft Thaytiniti beobachtet und als zu den Barytherien ("cf. Barytheriidae") zu stellen klassifiziert worden. Da es sich bei den Schneidezähnen um die jeweils ersten im Unterkiefer handelt und diese eher flach geformt sind, ist es aber unklar, ob die Funde mit Omanitherium in Verbindung stehen.[1] Im Jahr 2015 verwies Martin Pickford einige eindeutige Zähne aus Thaytiniti und zusätzlich aus dem benachbarten Taqah zu Omanitherium.[3] Weiteres Fundmaterial in Form von isolierten Zähnen kam sowohl an der Typusfundstelle der Gattung als auch an einzelnen kleineren Lokalitäten in der näheren Umgebung zu Tage.[2]

Paläobiologie

Das Shizar-Schichtglied der Ashawq-Formation ähnelt im Aufbau den Ablagerungen, in denen auch Reste von Moeritherium und Barytherium in Nordafrika entdeckt wurden und bildete sich am Rand des Tethys-Ozeans. Auch die Zähne entsprechen in ihrer Morphologie jenen von Barytherium. Die Forscher gehen davon aus, dass auch Omanitherium einer den anderen frühen Rüsseltieren vergleichbaren semi-aquatischen Lebensweise nachging.[1]

Systematik

Verkürzte innere Systematik der frühen Rüsseltiere nach Hautier et al. 2021[4]
  Proboscidea  

 Eritherium


   

 Phosphatherium


   

 Daouitherium


   

 Numidotherium


   

 Barytherium


   

 Arcanotherium


   

 Omanitherium


   

 Saloumia


   

 Moeritherium


   

 Deinotheriidae


  Elephantiformes  


 Palaeomastodon


   

 Phiomia


   

 jüngere Rüsseltiere (Elephantimorpha)




   

 Dagbatitherium




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Omanitherium ist eine Gattung aus der Ordnung der Rüsseltiere (Proboscidea). Der gleichzeitige Gebrauch aller Backenzähne zeigt mit dem typisch vertikalen Zahnwechsel eine sehr frühe Stellung innerhalb der Rüsseltiere an. Der für die heutigen Elefanten charakteristische horizontale Zahnwechsel entwickelte sich stammesgeschichtlich erst später und ist mit Eritreum erstmals nachgewiesen.[5] Der bilophodonte Aufbau der Molaren verweist Omanitherium zu den Plesielephantiformes, welche die Stammgruppe dieser Säugetierordnung darstellen. Die strikt lophodonten Backenzähne lassen eine nähere Verwandtschaft mit Barytherium annehmen, welches durch acht Stoßzähne gekennzeichnet ist. Daher wurde in der Erstbeschreibung eine Zuweisung zur Familie der Barytheriidae vorgenommen. Weitere nahe verwandte Formen sind Numidotherium und Arcanotherium.[1]

Die ausgesprochen lange Symphyse des Unterkiefers könnte dabei für eine nähere Stellung zu den Deinotherien sprechen, ebenso wie die stark lophodonten Backenzähne. Allerdings sind die Molaren durch zwei Querleisten bei Omanitherium gekennzeichnet, während Deinotherium drei besitzt. Jedoch könnte die Entwicklung zu den Deinotherien, die bisher immer noch nicht geklärt ist, über die Barytherien gelaufen sein, während sich die moderneren Rüsseltiere aus einer Stammgruppe mit weniger stark lophodonten Backenzähnen gebildet haben.[1] Einzelne nachfolgende Studien verweisen auf den abweichenden Bau der Stoßzähne bei Omanitherium gegenüber Barytherium, was etwa die unterschiedliche Ausprägung des Zahnschmelzes und des Zahnbeins betrifft. Sie sehen daher engere Beziehungen zu Numidotherium und Arcanotherium.[3][2]

Einzige bekannte Art ist bisher Omanitherium dhofarensis. Der Gattungsname Omanitherium bezieht sich auf Oman als Entdeckungsland und das griechische Wort θηρίον (thērion, „Tier“). Der Artname dhofarensis verweist auf das Gouvernement Dhofar.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Erik R. Seiffert, Sobhi Nasir, Abdulrahman Al-Harthy, Joseph R. Groenke, Brian P. Kraatz, Nancy J. Stevens und Abdul Razak Al-Sayigh: Diversity in the later Paleogene proboscidean radiation: a small barytheriid from the Oligocene of Dhofar Governorate, Sultanate of Oman. Naturwissenschaften 99, 2012, S. 133–141
  2. a b c Mohammed Al-Kindi, Martin Pickford, Yusouf Al-Sinani, Ibrahim Al-Ismaili, Axel Hartman und Alan Heward: Large mammals from the Rupelian of Oman – Recent finds. Fossil Imprint 73 (3–4), 2017, S. 300–321, doi:10.2478/if-2017-0017
  3. a b Martin Pickford: Large ungulates from the basal Oligocene of Oman: 2 – Proboscidea. Spanish Journal of Palaeontology 30 (2), 2015, S. 209–222
  4. Lionel Hautier, Rodolphe Tabuce, Mickaël J. Mourlam, Koffi Evenyon Kassegne, Yawovi Zikpi Amoudji, Maëva Orliac, Frédéric Quillévéré, Anne-Lise Charruault, Ampah Kodjo Christophe Johnson und Guillaume Guinot: New Middle Eocene proboscidean from Togo illuminates the early evolution of the elephantiform-like dental pattern. Proceedings of th Royal Society of London B Biological Sciences 288 (1960), 2021, S. 20211439, doi:10.1098/rspb.2021.1439
  5. Jeheskel Shoshani, Robert C. Walter, Michael Abraha, Seife Berhe, Pascal Tassy, William J. Sander, Gary H. Marchant, Yosief Libsekal, Tesfalidet Ghirmai und Dietmar Zinner: A proboscidean from the late Oligocene of Eritrea, a ‘‘missing link’’ between early Elephantiformes and Elephantimorpha, and biogeographic implications. PNAS 103 (46), 2006, S. 17296–17301