Ingeburg Werlemann

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Ingeburg Gertrud Werlemann (auch Ingeburg Gertrud Wagner[1]) (* 28. April 1919 in Berlin-Altglienicke; † 12. September 2010[2]) war eine deutsche Sekretärin und Fotografin. Im Zweiten Weltkrieg war sie Sekretärin von Adolf Eichmann und protokollierte zusammen mit Eichmann die Gesprächsergebnisse der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 in Berlin.

Leben

Nach ihrer Ausbildung zur Sekretärin und Stenografin arbeitete sie für verschiedene staatliche Institutionen und war ab September 1938 Mitglied der NSDAP. Anfang März 1940 kam sie ins Reichssicherheitshauptamt und arbeitete dort für Eichmann. Im Juni 1944 heiratete sie Heinz Wagner, einen Offizier der Wehrmacht. Sie wurde 1945 bis 1948 in der Sowjetischen Besatzungszone inhaftiert bzw. interniert. Kurz nach ihrer Entlassung aus der Haft ließ sie sich von ihrem Mann scheiden.

Ab April 1951 wohnte Ingeburg Werlemann (Wagner) in Bonn, wo sie kaufmännisch und als Fotografin tätig war. Später zog sie nach Garmisch-Partenkirchen. Bereits während der Internierung im sowjetischen Speziallager Nr. 7 lernte sie Käte Werth kennen und ging mit ihr eine Beziehung ein, die bis zu ihrem Tod andauerte. Nachdem der Bundestag im Jahr 2001 das Lebenspartnerschaftsgesetz beschlossen hatte, verpartnerte sie sich mit Käte Werth.[3]

Wannseekonferenz

Auf der Konferenz koordinierten hochrangige Vertreter der NSDAP, der SS und Staat die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Außer ihnen war auch Ingeburg Werlemann anwesend, wie sich Eichmann später in seinem Prozess äußerte. Aufgrund ihrer Notizen verfasste Eichmann später in Absprache mit Heydrich das Ergebnisprotokoll. Davon ist aufgrund glücklicher Umstände das Exemplar von Martin Luther (Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt), erhalten geblieben und gilt heute als wichtige Quelle zum Holocaust.

Unter anderem aus einer Zeugenaussage von Werlemann im Jahr 1962 lässt sich schließen, dass sie bei der Konferenz mitgeschrieben hat. Sie wurde aber weder angeklagt noch verurteilt, so der Historiker Marcus Gryglewski. Er sieht in Werlemann ein Beispiel dafür, wie sich die deutsche Nachkriegsgesellschaft kaum für die juristische und sonstige Aufarbeitung der NS-Verbrechen interessiert hat, außerdem habe obendrein ein Bewusstsein für weibliche Täterschaft und Schreibtischtäterschaft gefehlt. Eine spätere Entscheidung des Bundesgerichtshofes belegt, dass durch solche Mittäterschaften eine Tötungsmaschinerie unterstützt wird, ohne direkt getötet zu haben.[3]

Belege

  1. Marcus Gryglewski: NS-Täterin auf der Wannseekonferenz: Eichmanns Sekretärin. In: Die Tageszeitung: taz. 17. Januar 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 28. Januar 2022]).
  2. Traueranzeigen von Inge Wagner | trauer.merkur.de. Abgerufen am 28. Januar 2022 (deutsch).
  3. a b Marcus Gryglewski: Eichmanns Sekretärin. In: taz, 17. Januar 2020, Abruf am 23. Januar 2022.