Analytisches Urteil

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. April 2008 um 20:24 Uhr durch Thijs!bot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ergänze: nl:Analytisch oordeel). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

In der Philosophie wird von einem analytischen Urteil bzw. einem analytischen Satz gesprochen, wenn sich die Wahrheit oder Falschheit des Urteils bzw. Satzes ohne jede empirische Untersuchung einsehen lässt. Die Konzeption des Analytischen spielt zum einen in Immanuel Kants Transzendentalphilosophie eine entscheidende Rolle, zum anderen in der frühen analytischen Philosophie.

Analytische Urteile bei Kant

In Kants Erkenntnistheorie spielt die Idee analytischer Urteile eine zentrale Rolle.

Bei Kant spielt die Rede von analytischen Urteilen im Kontext der Gegenüberstellungen von analytisch - synthetisch und a priori - a posteriori eine zentrale Rolle. Analytische Urteile sind a priori wahr, da sich ihre Wahrheit aus der Bedeutung der Begriffe ergibt. Man lernt daher aus ihnen nichts wirklich Neues, weshalb Kant sie auch als „Erläuterungsurteile“ bezeichnet. Im Gegensatz dazu sind synthetische Urteile erkenntniserweiternd (sog. „Erweiterungsurteile“) und in ihrer apriorischen Form das zentrale Thema von Kants Erkenntnistheorie, deren berühmte Leitfrage lautet: „Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?“.

Ein Beispiel für ein analytisches Urteil wäre folgendes: „Alle Junggesellen sind unverheiratet.“ Die Eigenschaft, unverheiratet zu sein, ist bereits in dem Begriff „Junggeselle“ impliziert. Man fügt dem Begriff also nichts Neues hinzu. Ein synthetisches Urteil wäre beispielsweise: „Alle Raben sind schwarz.“ Durch den Begriff des Raben ist nämlich noch nicht ausgeschlossen, dass es auch etwa weiße Raben gibt.

Die analytische Philosophie

In der frühen analytischen Philosophie, insbesondere im Wiener Kreis, galten analytische Sätze als das eigentliche Thema der Philosophie. Es wurde behauptet, dass empirische Sätze von den Naturwissenschaften formuliert würden. Die einzigen wahrheitsfähigen nichtempirischen Sätze seien begriffliche Wahrheiten, die durch analytische Sätze formuliert würden. Alle Sätze, die keine analytischen Sätze sind und auch nicht empirisch überprüfbar, waren nach Ansicht der frühen analytischen Philosophie sinnlos. Diese Überzeugung führte dazu, dass weite Teile der klassischen Metaphysik als sinnlos betrachtet wurden.

Ein Problem dieser Postition ist, dass die Behauptung, dass alle sinnvollen Sätze empirisch oder analytisch sein müssen, selbst ein nicht-empirischer und nicht-analytischer Satz ist.

Gegenwartsphilosophie

Die gegenwärtige Debatte über das Analytische ist geprägt durch den 1951 veröffentlichten Aufsatz Two Dogmas of Empiricism (dt. Zwei Dogmen des Empirismus) von Willard Van Orman Quine. Quine griff in diesem Aufsatz die Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Sätzen als letztlich unhaltbares Dogma an. Auch wenn Quines generelle Argumentation heute von Vielen anerkannt wird, wird doch meist zumindest heuristisch an der Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Sätzen festgehalten. Eine neuere Verteidigung dieses Vorgehens findet sich etwa bei Olaf Müller.

Siehe auch