Eigentliche Chinchillas

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Chinchillas

Chinchillas
Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Euarchontoglires
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricognatha)
Überfamilie: Meerschweinchenartige (Cavioidea)
Familie: Chinchillas (Chinchillidae)

Chinchillas (Chinchillidae) sind eine Familie der Nagetiere aus der Gruppe der Meerschweinchenverwandten, die ursprünglich aus Südamerika stammen. Sie wurden früher wegen ihres schönen blaugrauen Fells gejagt und fast ausgerottet. Heute sind sie sehr beliebte Haustiere. Teilweise werden Chinchillas irreführend als Wollmäuse bezeichnet.

Beschreibung

Chinchillas, zu denen auch die Hasenmäuse gehören, haben ihren Ursprung in den Hochebenen der Anden. Sie sind nachtaktive Tiere und sehr scheu. Ihr weiches Fell variiert von fast schwarz bis weiß. Am häufigsten ist die Farbe grau, wobei die Bauchfläche meist heller ist als das Restfell. Auch die Ohren sind innen behaart.

Es gibt zwei Arten von Chinchillas: Langschwanz-Chinchilla und Kurzschwanz-Chinchilla. Die Größe eines Chinchillas beträgt im Durchschnitt 25-35 cm, dabei nimmt der Schwanz schon eine Größe von ca. 10-15 cm ein. Das Gewicht beträgt im Durchschnitt 450-600 Gramm. Sie erreichen für ihre Größe aber ein sehr hohes Alter von in etwa 20-23 Jahren. Bei Gefahr können Chinchillas Teile Ihres Felles abwerfen, um so z.B. Greifvögeln zu entgehen. Bodengefahren können Chinchillas durch ihre durchaus beachtliche Geschwindigkeit entgehen.

Zahnformel

Das bleibende Gebiss der Chinchillas hat 20 Zähne. Es besitzt in jeder Kieferhälfte einen Schneidezahn (Dens incisivus, I), der auch als Nagezahn bezeichnet wird. Die insgesamt vier Nagezähne sind dunkelorange gefärbt. Eckzähne (Canini) sind nicht ausgebildet. Chinchillas haben in jeder Kieferhälfte einen vorderen Backenzahn (Prämolar, P) und drei hintere Backenzähne (Molare, M).

Alle Zähne der Chinchillas sind wurzellose Zähne. Sie haben eine zum Zahnfach hin offene Zahnhöhle und wachsen zeitlebens. Der Zahnwechsel vom Milch- auf das bleibende Gebiss findet bereits im Mutterleib vor der Geburt statt.

Linke und rechte Gebisshälfte verhalten sich identisch, so dass üblicherweise nur eine Seite dargestellt wird. Grafisch lässt sich dies in der so genannten Zahnformel ausdrücken.


Fortpflanzung

Diese Nagetiere werfen im Jahr durchschnittlich 2-3 Mal Junge (normalerweise zwei, es gibt aber auch Geburten mit bis zu vier Jungen), die gleich nach der Geburt voll entwickelt und behaart sind. Damit gehören die Chinchillas zu den Nestflüchtern. Die Tragezeit liegt bei etwa 106 bis 120 Tagen, meistens genau 110 Tage +/- 1 Tag. Wenn Chinchillas nicht in Gefangenschaft aufwachsen, bleiben Weibchen und Männchen lebenslang monogam.

Ausrottung

Diese Verwandten der Meerschweinchen waren früher sehr verbreitet. Durch das wachsende Interesse der Pelzindustrie an dem Fell der kleinen Nager wurden sie rücksichtslos gejagt und beinahe ausgerottet. Heutzutage gibt es nur noch wenige große Kolonien, in denen Chinchillas leben (bis zu 500 Tiere).

Haltung

Das Chinchilla ist kein Schmuse- und Streicheltier! Ein Chinchilla benötigt einen verhältnismäßig großen Käfig für ein Nagetier, da Chinchillas sehr hoch springen können (mehr als 1 Meter) und sehr schnell und wendig sind. Je größer je besser! Der Käfig darf auch nicht großer Hitze ausgesetzt sein und muss am Tag einen Ruheplatz für die Chinchillas bieten. Der Käfig sollte auch nicht von allen Seiten offen sein (so wie ein Vogelkäfig) da sonst Zugluft entstehen kann. Sitz- und Sprungbretter sollten aus unbehandeltem Kiefern- oder Fichtenholz bestehen. Andere Hölzer sind gegen Nagen zu sichern, z.B. mit Metallkanten/-leisten. Chinchillas dürfen nicht großen Temperaturen, starker Sonne oder viel Lärm ausgesetzt werden. Im Käfig sollten sich geeignete unbelastete und ungespritzte Äste (von Birnenbaum, Apfelbaum, Haselnuss oder Weide), Futternäpfe, ein Haus zum Schlafen, eine Trinkflasche, ein Sandbad usw. befinden, damit der Käfig ihrer normalen Umgebung etwas ähnelt. Beim Sand darf es sich niemals um Vogelsand o.ä. handeln, sondern es muss spezieller Chinchillabadesand verwendet werden. Der Sand dient zur Fellpflege (entfettet das Fell). Daher sollten Chinchillas auch möglichst wenig angefasst werden, schon gar nicht gegen ihren Willen! Da Chinchillas nachtaktiv sind und am Tag ihre Ruhe brauchen, eignen sie sich nicht als Spieltiere für kleine Kinder. Auch dürfen Chinchillas nicht mit anderen Nagetieren in einem Käfig gehalten werden, da die meisten anderen Nagetiere tagaktiv sind (und sie sich damit gegenseitig bei ihrer Ruhe stören) und anderes Futter benötigen (Chinchillas fressen auch das für sie ungeignete Futter für Meerschweinchen, Hamster, Hasen etc). Trotzdem sollten Chinchillas täglichen Auslauf bekommen (mehr als 1 Stunde), um ihren ausgeprägten Bewegungsdrang und ihre Neugierde zu befriedigen. Da es sich um Nagetiere handelt, sollte besonders auch darauf geachtet werden, dass keine Stromkabel o.ä. in Nagerreichweite erreichbar sind (Sprunghöhe mehr als 1 Meter!). Ebenso sollte mögliche Fallen entfernt werden, z.B. Klodeckel schließen etc.

Ernährung

In freier Wildbahn ernähren Chinchillas sich von Steppengräsern, Früchten, Blättern und Rinden. Flüssigkeit wird in dem trockenen Lebensraum durch Tau oder durch das wasserreiche Innere von Kakteen aufgenommen.

Durch diese karge Ernährung reagiert die Verdauung in Käfighaltung sehr empfindlich auf Überfütterung und falsche Ernährung. In Kafighaltung sollten Pellets, Heu und Wasser gegeben werden, wobei Heu den ganzen Tag, Pellets und Wasser aber nur abends gegeben werden sollten. Bei Haltung mehrerer Tiere sind diese Portionen aber nicht zu kontrollieren, da ein Tier dem anderen durchaus seine Portion wegfressen könnte. Viele Halter geben daher einfach genügend Pellets, so dass immer noch ein klein wenig übrig ist am nächsten Tag. So ist gewährleistet, dass alle Tiere entsprechend nötige Mengen erhalten. Für jedes erwachsene Tier genügt normal ein gehäufter Esslöffel Pellets und zwei bis drei handvoll Heu. Diese Fütterung gewährleistet auch, dass das Chinchilla seine ständig nachwachsenden Zähne durch die Kauarbeit abschleift und kürzt. Spezielle Pellets und Heu haben einen hohen Rohfaseranteil, den das Chinchilla zum ausgiebigen kauen "zwingt". Geschieht dies nicht, wachsen die Zähne zu lang bzw es entstehen Zahnecken- und spitzen. Diese verhindern, dass das Chinchilla normal fressen kann und verletzen u.u. die Zunge oder Zahnfleisch. Sehr häufig führt dieses Problem zu Krankheiten und Tod. Besondere "Belohnungen" wie getrocknete Früchte oder auch mal Knäckebrot sollten nur in der Freilaufzeit und nur sehr sehr sparsam gegeben werden. Weniger ist dort mehr! Beachten Sie, viele Früchte haben (auch getrocknet) negative Auswirkungen auf die Verdauung und das Befinden der Tiere. Bananen wachsen nun mal in den Anden nicht...Ebenso sind Kräuter meist nicht geeignet. Verschieden Kräuter haben verschieden Auswirkungen, die sich wieder auf das Chinchilla verschieden auswirken. Also möglichst nur eine Kräuterart gleichzeitig. Chinchillas fressen nahezu alles was sie bekommen können, aber nur das absolut wenigste ist tatsächlich auch geeignet bzw das meiste absolut ungeeignet. Viele Futtermischungen und Pellets die in den Zoohandlungen angeboten werden sind ungeeignet. Auch wenn dort drauf steht, dass es für Chinchillas geeignet ist oder ein Chinchillabild platziert wurde. Häufig sind dort auch Früchte u.ä. vermischt die (s.o.) ungeeignet sind. Häufig auch wird Kaninchenfutter einfach mit anderem Bild verkauft oder eben "für Chinchilla geeignet" angeboten. Chinchilla sind aber absolut nicht mit Kaninchen oder anderen Nagern zu vergleichen! Gutes Chinchillafutter hat beispielsweise folgende Inhaltsstoffe:

Inhaltsstoffe/Menge: Rohprotein 16 (%), Rohfaser 16 (%), Calcium 1,5 (%), Phosphor 0,61 (%).


Zusatzstoffe/Menge: Vitamin A 15.000 i.E., Vitamin D3 1.500 i.E., Vitamin E 82,5 mg, Vitamin K3 1,5 mg, Vitamin B1 3,0 mg, Vitamin B2 6,0 mg, Vitamin B6 3,0 mg, Vitamin B12 30 mg, Vitamin C 15 mg, Nikotinsäure 52,5 mg, Ca-Pantothenat 22,5 mg, Folsäure 1,5 mg, Cholinchlorid 300 mg, Kupfer 25 mg, Biotin 300 mcg, Zink o.A., Mangan o.A., Jod o.A., Kobalt o.A., Selen o.A., Eisen o.A.


Zusammensetzung (Beispiel): Luzernegrünmehl, Weizengriesskleie/Weizenkleie/Haferschälkleie, Gerste/Hafer, Sonneblumenextraktionsschrot, Malzkeime, Zuckerrübenmelasse, Soja-/Rapsextraktionsschrot, Zusatzstoffvormischung, Calciumcarbonat, Pflanzenöl, Natriumcarbonat/Natriumchlorid, L-Lysin-Sulfat, DL-Methionin.

Erkrankungen

Ursache für die häufigsten Krankheiten sind falsche Ernährung. Durch Futterumstellung, zu wenig oder zu viel Futter oder auch durch falsche Ernährung (zu viele Leckerbissen) kann es zu verschiedenen Symptomen wie Appetitlosigkeit, Mattigkeit, Durchfall (weicher oder feuchter Kot) oder auch Verstopfung (verkleinerter Kot) kommen. Schlimmste Folge von falscher Ernährung ist der Ziegenrücken. Diese durch Überfettung der Leber hervorgerufene Mißbildung ist in den meisten Fällen nicht heilbar. Eine weitere Krankheit bei einer Chinchilla sind Zahnanomalien die sehr häufig durch falsche Ernährung oder schlechtes Erbgut hervorgerufen werden. Zahnanomalien bei Chinchilla sind behandelbar aber nicht heilbar. Durch verminderten Zahnabrieb auf Grund falscher Ernährung entstehen dabei Zahnspitzen und Verwachsungen. Diese können verhindert werden, wenn das Futter genügend Rohfaseranteil enthält. Also spezielle Chinchilla-Pellets und Heu, sehr viel Heu! Erblich bedingte Zahnanomalien sind nicht heilbar. Sollte dieses Problem vorliegen, hilft meist nur der ständige gang zum (Wichtig: erhfahrenen-)Tierarzt. Dort können die Zähne von Zeit zu Zeit abgeschliffen werden. Futterbedingte Zahanomalien sind "heilbar" in dem eben das Futter umgestellt bzw angepasst wird. Im extremfall können durch falsches Futter sogar die vorderen Schneidezähne nach hinten/oben wachsen und so oben in den Gaumen brechen (man stelle sich den Zahn eines Walrosses vor!!).

Auch durch seelischen Stress (z.B. durch Lärm oder falsche Haltung) kann es zu Krankheiten und Verhaltensstörungen kommen, wie z.B. das Fellfressen. Wenn der Käfig im Zug steht oder aber die Temperaturen zu niedrig sind, kann es zu Erkältungen kommen, mit den Symptomen Schnupfen, Hüsteln, Durchfall oder auch Atembeschwerden. Durch mangelnde Hygiene im Käfig kann es darüberhinaus auch zu Parasitenbefall oder Pilzbefall kommen, der u. U. auch auf den Menschen übertragbar ist.