„Apartheid“ – Versionsunterschied

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Von 1903 bis 1905 sollte die [[South African Native Affairs Commission]] (SANAC) eine gemeinsame Ethnienpolitik für alle vier südafrikanischen Provinzen ([[Natal (Provinz)|Natal]], Kapkolonie, [[Oranje-Freistaat]] und [[Transvaal]]) festlegen. Die Kommission schlug die Errichtung im Sinne der in Natal herrschenden Praktik der [[Native Administration]] vor. Mit dem [[Native Administration Act]] von 1927 wurde diesem Vorschlag Folge geleistet. Die Native Administration war somit auf die ganze [[Südafrikanische Union]] ausgeweitet worden.
Von 1903 bis 1905 sollte die [[South African Native Affairs Commission]] (SANAC) eine gemeinsame Ethnienpolitik für alle vier südafrikanischen Provinzen ([[Natal (Provinz)|Natal]], Kapkolonie, [[Oranje-Freistaat]] und [[Transvaal]]) festlegen. Die Kommission schlug die Errichtung im Sinne der in Natal herrschenden Praktik der [[Native Administration]] vor. Mit dem [[Native Administration Act]] von 1927 wurde diesem Vorschlag Folge geleistet. Die Native Administration war somit auf die ganze [[Südafrikanische Union]] ausgeweitet worden.


erhöhte so den moralischen Druck auf einen Wandel.
=== Apartheid unter den Briten ===
1910 wurde die Südafrikanische Union durch den Zusammenschluss der vier Provinzen gegründet. Die Union war von Anfang an in den Händen der Weißen. Schwarze wie auch [[Coloureds|Farbige]] und Asiaten erhielten kein Wahlrecht. Sie waren von der staatlichen Regierung ausgeschlossen. Nur an den Provinzregierungen durften sie partizipieren. Des Weiteren war jeglicher [[Sexualkontakt|sexueller Kontakt]] zwischen den unterschiedlichen [[Rassentheorie|als „Rassen“ bezeichneten]] Bevölkerungsgruppen verboten. Die [[Segregation]]spolitik wurde durch die weißen Machthaber mit einer Vielzahl von Gesetzen untermauert.

1911 wurde durch den [[Mines and Works Act]] die ungleiche Behandlung der Weißen und Schwarzen in der Wirtschaft festgelegt. Das wohl wesentlichste Gesetz der räumlichen Trennung, der [[Natives Land Act]], wurde 1913 in Kraft gesetzt. In der Folge durfte die schwarze Bevölkerung nur noch in den ihnen zugewiesenen Reservaten Land erwerben. Die sogenannten [[Homeland]]s umfassten rund 7,3 Prozent des südafrikanischen Territoriums. Zehn Jahre später vollzog der [[Natives Urban Areas Act]] die räumliche Trennung auch in städtischen Gebieten. Der [[Native Trust and Land Act]] von 1936 weitete das bestehende Gesetz von 1913 aus. Einige Reservatsflächen wurden vergrößert.

=== Apartheid unter den Buren ===
[[Datei:AWB Rally, Church Square, Pretoria.jpg|thumb|Die [[Afrikaner Weerstandsbeweging]], eine radikale Burenorganisation, kämpfte für das Fortbestehen der Apartheid und heute für ihre Wiederherstellung]]
Im Jahr 1948 gewann die [[Nationale Partei (Südafrika)|Nationale Partei]] die Wahlen und blieb bis 1994 an der Macht.

Die niederländischstämmigen Buren waren durch den [[Calvinismus]] geprägt, der Johannes Calvins Prädestinationslehre (die Lehre von der Vorbestimmtheit des menschlichen Schicksals) weiterentwickelte. Aus dieser Tradition heraus wurde die Rassentrennung gerechtfertigt und über Gesetze institutionalisiert. In den Gesetzestexten wurde die Apartheid dabei stets mit dem [[Euphemismus]] „Abgesonderte Entwicklung“ ([[afrikaans]]: ''Afsonderlike Ontwikkeling'') bezeichnet.

Der Sieg der burischen [[Nationalist]]en war eng verknüpft mit dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]. Unter dem zuvor amtierenden Premierminister [[Jan Christiaan Smuts]] beteiligte sich Südafrika an der Seite der Briten an militärischen Auseinandersetzungen. Die Nationalisten hingegen waren gegen eine Einmischung in das kriegerische Geschehen und sympathisierten offen mit dem [[Nationalsozialismus|deutschen nationalsozialistischen Regime]]. Das wahlberechtigte Volk stimmte mehrheitlich mit den Nationalisten überein.

Der Regierungswechsel stellte für viele Buren, die zuvor unter britischer Herrschaft kaum Anschluss an die führende Spitze des Landes gefunden hatten, den Ausstieg aus der Armut dar. Viele zogen in urbane Gebiete und fanden dort in der aufstrebenden Wirtschaft Arbeit. Die Nationalisten, die sich im Übrigen von den Briten abzugrenzen versuchten, lenkten nun auch die Rassenpolitik in neue Bahnen. Dabei verfolgten sie drei Ziele: Erstens wollten sie die politische Macht konsolidieren, zweitens ihre Vision der Rassenbeziehungen umsetzen und drittens sollte der Status der Erziehung und der Ökonomie der Buren angehoben werden.

Vor 1948 waren die Schwarzen meist von der Politik und den hohen Positionen in der Wirtschaft ausgeschlossen. Die Rassenordnung war zum Teil durch das Gesetz und zum Teil durch den inoffiziellen Brauch gegeben. Die Ordnung war jedoch nicht sehr strikt. Es gab durchaus Farbige, die neben Weißen wohnten, indische Händler, welche im Stadtzentrum ihre Geschäfte tätigten oder Schwarze, die außerhalb ihrer Reservate ihre [[Farm (Landwirtschaft)|Farmen]] bewirtschafteten.

Diese „Löcher“ in der Rassentrennung schlossen die Nationalisten mit diversen Maßnahmen. Als erstes teilten sie die ganze südafrikanische Bevölkerung in vier ethnisch differenzierte „Kasten“ ein: Weiße, Schwarze, Farbige und Asiaten (''Siehe auch:'' [[Bevölkerung Südafrikas]]). Die Zuordnung zu einer dieser Gruppen geschah nach bestimmten Kriterien. Die Interpretation der Testergebnisse lag oft im Ermessen des Versuchsleiters. Dies betraf besonders die Einteilung in Schwarze und Farbige. Es kamen dabei verschiedene Tests zum Einsatz, wie zum Beispiel, ob ein in die Haare gesteckter Stift herunterfällt, wenn der Proband den Kopf schüttelt. Fiel der Stift heraus, so galt der Proband als Farbiger, blieb der Stift stecken, galt er als Schwarzer. Dies hatte zur Folge, dass Kurzhaarfrisuren populär wurden. Ein anderer dieser Tests bestand darin, dass der Testleiter mit Kraft eine Fingerkuppe der zu testenden Person zusammendrückte. Aus der Farbe des nach dem Loslassen verfärbten, weil blutleeren Fingernagels wurde auf die Rassenzugehörigkeit geschlossen.

Die Rassenordnung bestimmte fortan das gesamte Leben. An öffentlichen Orten war eine strikte Trennung von Weißen und Nicht-Weißen vorgeschrieben. Mischehen waren verboten. Mit dem ''[[Group Areas Act]]'' vom 13. Juni 1950 wurde die Trennung der Wohngebiete festgeschrieben. In städtischen Gebieten wurden getrennte Wohnbereiche für die verschiedenen Rassen geschaffen; die Ausbildung richtete sich ebenfalls nach der entsprechenden Rasse. Schwarze mussten außerhalb ihrer Reservate einen Pass tragen. Damit sollten in städtischen Gebieten nur jene Schwarzen geduldet werden, die dort auch arbeiteten. Alle übrigen Schwarzen wurden als Ausländer angesehen. Die in den Städten arbeitenden Schwarzen wurden als Gastarbeiter akzeptiert. Diese Schwarzen lebten in so genannten [[Township (Südafrika)|Townships]] am Stadtrand. Nichtstädtische Schwarze durften sich gemäß dem [[Native Laws Amendment Act]] von 1952 ohne Genehmigung nur 72 Stunden in Städten aufhalten. Damit war die Apartheid legalistisch vollständig. Dennoch war der Lebensstandard, die Bildungsmöglichkeiten durch Schulen und Universitäten sowie die medizinische Versorgung und somit die Lebenserwartung der Schwarzen höher als in allen anderen afrikanischen Ländern, weswegen Südafrika auch während der Apartheid mit illegaler Immigration aus den nördlichen Anrainerstaaten konfrontiert war.

1953 wurde der [[Bantu Education Act]] verabschiedet, der am 1. April 1955 die Kontrolle über die Bildung der Afrikaner vom Bildungsministerium auf das [[Native Affairs Departement]] übertrug. Hintergrund war es, die Afrikaner zu körperlicher Arbeit auszubilden; anstelle von Mathematik und Englisch sollte Landwirtschaft gelehrt werden. Gleichzeitig sollten alle afrikanischen Grund- und Oberschulen, die von Kirchen und Missionen betrieben wurden, von der Regierung übernommen werden, ansonsten würden diese Schulen keine staatlichen Mittel mehr als Unterstützung erhalten. Aus Protest rief der ANC zu einem einwöchigen Schulboykott aus, der am 1. April 1955 beginnen sollte. Daraufhin wurde das Gesetz dahingehend geändert, dass die Erziehung für alle gleich sein solle.

== Die große und kleine Apartheid ==
Die Apartheid unterteilte sich in zwei Aspekte: die kleine Apartheid, auch 'Petty Apartheid' genannt, und die große Apartheid ('Grand Apartheid').
[[Datei:SeparationZA1.gif|thumb|WC-Schild in Südafrika, nach Rassen getrennte Benutzung öffentlicher Toiletten]]
[[Datei:Apartheid.jpg|thumb|180px|Zutritt für Hunde und ''Nicht-Weiße'' verboten: ''Nur für Weiße! – Der Strand sowie die Einrichtungen sind für Weiße reserviert - Die Provinzverwaltung'', Schild in englisch und afrikaans am Strand von [[Muizenberg]] nahe [[Kapstadt]] 1985]]
Der Alltag der Nicht-Weißen wurde von der ''kleinen Apartheid'' geprägt. Sie beinhaltete die rassische Trennung im Dienstleistungsbereich wie auch etwa das Verbot des Betretens von öffentlichen Parks für Schwarze, die separaten Abteile in öffentlichen Verkehrsmitteln oder die getrennten Schulen. Unmissverständliche Regelungen und Verbote zur Trennung wurden durch Schilder erreicht. So hatten Krankenhäuser, Postgebäude, Rathäuser, Banken und Toiletten meist zwei, durch Schilder gekennzeichnete Eingänge. Andere Lebensbereiche waren weniger klar definiert. Durch Mundpropaganda wurden Restaurants und Bars unter Nicht-Weißen genannt, in denen man nicht bedient wurde bzw. nicht erwünscht war. Manche Nicht-Weiße testeten die Grenzen der Akzeptanz durch die Weißen. Andere scheuten sich, ihren sicheren Bereich zu verlassen. Dadurch lebten sie ruhiger und wurden nicht verjagt oder von der Polizei überprüft.

Die ''große Apartheid'' bedeutet die räumliche Trennung im großen Maßstab, die eigentliche Segregations- oder Homeland-Politik.

Über die Homeland-Politik hinaus wirkte die Apartheid auch innerhalb Südafrikas. So bedeutete die gesetzlich verordnete Zugehörigkeit zu einer Rassenkategorie, entsprechend der Hautfarbe (Schwarze, Farbige/Asiaten):
* getrennte Wohngebiete in jeder Stadt, in jedem Dorf,
* getrennte Schulsysteme mit unterschiedlich qualifizierten Lehrern und
* ausschließliches Wahlrecht für Weiße.

Die Rassenkategorie wurde in die Ausweisdokumente durch Buchstabencodes, zum Beispiel ''-C-'' für Coloureds, eingetragen.

Die Wohngebiete der weißen Bevölkerung, auch ''Europeans'' genannt, lagen durchweg in den geographisch und strukturell angenehmsten Bezirken jeder Ortschaft. Wurden die festgelegten Bereiche für die Weißen zu eng, mussten die ''Farbigen'', auch ''Coloureds'' genannt und Asiaten, Teile ihrer Wohngebiete räumen und in neu zugewiesenen Bereichen neu bauen. Ein bekanntes Beispiel war die Räumung des [[District Six]] im Zentrum von Kapstadt und die Zwangsumsiedlung von etwa 60.000 Menschen in das etwa 30 Kilometer entfernte, sandige [[Khayelitsha]]. Die schwarze Bevölkerung war in ihrem abgelegenen Wohngebiet so weit außerhalb der Gemeinden, oft hinter natürlichen oder künstlichen Hügeln sowie Müllkippen verbannt, dass sie nicht als Teil der Gemeinde angesehen werden konnte.

Die auch inhaltlich unterschiedlichen Schulsysteme, mit jeweils abgestufter Qualifikation des Lehrkörpers und Ausstattung, waren mitverantwortlich für ungleiche Berufschancen.

Der Ausschluss aller Nicht-Weißen vom aktiven und passiven Wahlrecht wirkte bis in den kommunalen Bereich.

Um die Pfeiler der Apartheid umsetzen zu können, war ein riesiger Verwaltungsapparat notwendig. Rund vier Millionen Schwarze sollen aufgrund fehlender Aufenthaltsgenehmigungen verhaftet worden sein; allein dies forderte einen enormen administrativen Aufwand. Des Weiteren mussten Millionen Schwarze umgesiedelt werden. Rund 3,5 Millionen Schwarze mussten ihre bisherigen Wohnstätten aufgeben. Dies erfolgte nicht ohne Proteste, die zu unzähligen Verhaftungen führten. Die Regierungen zerstörten ganze Siedlungen, um so die Schwarzen zur Umsiedlung, welche auf dem [[Native Resettlement Act]] von 1952 basierte, zu zwingen.

== Widerstand aus der Bevölkerung ==
=== Afrikanischer Nationalkongress ===
Bereits 1912, zwei Jahre nach der Errichtung der Südafrikanischen Union, gründeten der Anwalt P. Seme, die Geistlichen J. L. Dube, W. Rubusana sowie der Autor [[Sol Plaatje]] den [[Afrikanischer Nationalkongress|Afrikanischen Nationalkongress]] (ANC). Obwohl von Männern aus der elitären Gesellschaft gegründet, verstand sich der ANC durchaus nicht als elitäre Organisation. Er stand grundsätzlich allen offen, egal welcher Hautfarbe, und akzeptierte sowohl das [[Christentum]] wie auch die englische Sprache. Der ANC verstand sich als schwarze Widerstandspartei, die volle [[Bürgerrecht]]e forderte. Lange Zeit opponierte er friedfertig durch [[Boykott]]e und Streiks. So organisierte er in den 1920er-Jahren Streiks der Minenarbeiter, um die schlechten Arbeitsbedingungen der Schwarzen zu verbessern.

Der ANC wurde immer mehr zur Massenorganisation. Hunderttausende befolgten die Aufrufe zu Demonstrationen oder Streiks. Beispielsweise im Jahre 1946, zwei Jahre vor dem Beginn der Apartheid, streikten rund 70.000 schwarze Minenarbeiter. Insbesondere gegen das Passgesetz, wonach die städtischen Schwarzen jederzeit einen Pass mit sich tragen mussten, um sich als Arbeitnehmer ausweisen zu können, protestierte der ANC durch Demonstrationen und durch das Verbrennen der umstrittenen Pässe. Trotzdem standen keineswegs alle Nicht-Weißen, nicht einmal alle Schwarzen, hinter dem ANC. Etliche Schwarze sahen die Homeland-Politik der Regierung als Chance, den Rassismus endlich zu beenden und ihre Traditionen wieder zu leben.

In späteren Jahren sollten diese Meinungsverschiedenheiten insbesondere zwischen städtischen und ländlichen Schwarzen zu bewaffneten Auseinandersetzungen führen. So forderten Unruhen bei [[Pietermaritzburg]] zwischen 1987 und 1990 rund 4.000 Todesopfer. Bei diesem Konflikt handelte es sich um Streitigkeiten innerhalb der [[Zulu (Volk)|Zulu]]. Städtische Zulu vertraten andere Ansichten als die in der [[Inkatha Freedom Party]] vereinten ländlichen Zulu. In den frühen 1990er-Jahren, also bereits nach dem offiziellen Ende der Apartheid, wendeten sich die Inkatha-Anhänger dann im Besonderen gegen die [[Xhosa (Volk)|Xhosa]]. Menschen beider Seiten verloren dabei ihr Leben.

Die Regierung versuchte, die Menschenrechtsaktivisten des ANC und anderer Gruppen immer wieder an ihrer Arbeit zu hindern, indem sie diese [[Bann (Recht)|bannten]]. Gebannte waren eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit, sie durften ein genau definiertes Territorium nicht verlassen. Des Weiteren löste die Regierung häufig Treffen des ANC auf. Das geschah auf der Grundlage mehrerer Gesetze, im Zentrum dieser [[Judikative|Jurisdiktion]] der [[Suppression of Communism Act]] von 1950.

=== Militante Widerstandsorganisationen ===
Einigen Mitgliedern gingen die meist friedlichen Aktionen des ANC nicht weit genug. Sie gründeten 1959 eine weitere Widerstandsorganisation, den [[Pan Africanist Congress]] (PAC). Im Gegensatz zum ANC verwarf der PAC die offene Haltung gegenüber allen Rassen. Er positionierte sich als reine Schwarzen-Organisation und lehnte jegliche Zusammenarbeit mit den Weißen ab. Später gründete auch der ANC einen bewaffneten Flügel. [[Nelson Mandela]] selbst leitete diesen Flügel mit dem Namen [[Umkonto we Sizwe]], was übersetzt soviel wie ''Speer der Nation'' bedeutet. Umkonto we Sizwe tat sich in den folgenden Jahren insbesondere durch Sabotageakte hervor.

Ein Jahr vor der Gründung des bewaffneten Flügels des ANC endete eine vom PAC organisierte Demonstration im Township [[Sharpeville]] in einem Blutbad, das die in Panik geratenen Polizisten anrichteten. 69 Afrikaner fanden dabei den Tod. Dieses Ereignis löste nationale Unruhen aus, welche die südafrikanische Regierung mit eiserner Faust bekämpfte. Rund 20.000 Demonstranten wurden verhaftet. In der Folge wurden sowohl der PAC als auch der ANC verboten. Beide Organisationen operierten fortan aus dem Untergrund. Führende opponierende Köpfe wie [[Nelson Mandela]] oder [[Walter Sisulu]] wurden 1964 im sogenannten [[Rivonia-Prozess]] zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht warf ihnen vor allem Beteiligung an Sabotageakten vor.

=== Neues Selbstbewusstsein ===
In den späten 1960er-Jahren entstand in Kirchen und Schulen, beeinflusst durch die [[Black Power|Black-Power]]-Bewegung in den USA, die so genannte [[Black Consciousness|Black-Consciousness]]-Bewegung. [[Steve Biko]] gilt als Begründer dieser Bewegung. Hervorgerufen durch das neue Selbstbewusstsein der Schwarzen sahen sie die Kultur der Weißen nicht mehr als übermächtig. Vielmehr verdammten sie die weiße Kultur nun; ihre eigenen Werte hingegen hoben sie heraus.
Künstler wie [[Miriam Makeba]] engagierten sich für einen weltweiten Boykott des Apartheidregimes.

Die Folgen des neuen Bewusstseins waren zum Teil heftige Studentenunruhen. Am 16. Juni 1976 boykottierten Schüler in [[Soweto]] den Unterricht. Dies stand im Zusammenhang mit der versuchten, zwangsweise durchgeführten Einführung der bei Schwarzen verhassten Sprache [[Afrikaans]]. Mit dem Boykott begann der [[Aufstand in Soweto]]. Durch brutale Polizeieinsätze verloren in wenigen Tagen 500 bis 1.000 Schwarze ihr Leben und viele Kinder und Jugendliche wurden inhaftiert. Weltbekannt ist das Foto des sterbenden 12-jährigen [[Hector Pieterson]] in den Armen eines Mitschülers. Danach nahm der bewaffnete Widerstand sprunghaft zu. Die in den nächsten zwei Jahren folgenden Unruhen verunsicherten das Land. Hunderte von Schwarzen wurden von der Polizei getötet. Die Schüler und Studenten fanden Unterstützung bei Hunderttausenden von schwarzen Arbeitern. Für die südafrikanische Wirtschaft nahm dies verheerende Ausmaße an. Einige unbedeutendere Gesetze der Apartheid wurden gelockert, um dem Unmut der Schwarzen zu begegnen.

== Unterstützung aus dem Ausland für die Apartheid ==

Einige Länder unterstützten das Apartheidregime. Beispielsweise setzten die USA 21 Mal im [[Sicherheitsrat der Vereinten Nationen|Sicherheitsrat]] ihr Veto gegen Resolutionen gegen Südafrika ein, das waren 13 Prozent der Gesamtanzahl ihrer Vetos.<ref>[http://www.un.org/Depts/dhl/resguide/scvote.htm Voting : Security Council (SC) : United Nations (UN)<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref> Auch Firmen wie [[IBM]] haben mit logistischen und technologischen Mitteln das Regime unterstützt.<ref>[http://www-cs-students.stanford.edu/~cale/cs201/apartheid.comp.html The Use of Computers to Support Oppression<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref> Ferner hat [[Israel]] auch während des Waffenembargos Waffenhandel mit dem Regime betrieben.<ref>[http://www.thirdworldtraveler.com/Global_Secrets_Lies/Israel_SAfrica.html Israel and South Africa<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref> Die Bedeutung Südafrikas für die USA lag unter anderem in den Uranvorkommen des Landes.

Auch deutschen Konzernen wird vorgeworfen, sich an der Apartheid in Südafrika beteiligt zu haben. Im Oktober 2007 sind Verfahren unter anderem gegen die [[Deutsche Bank]], die [[Dresdner Bank]], die [[Commerzbank]], [[Daimler AG]] (siehe [[Atlantis Diesel Engines|ADE]]) und [[Rheinmetall]] sowie zahlreiche weitere westliche Firmen wie [[Citigroup]], [[UBS]], [[BP (Konzern)|BP]], [[Exxon Mobil]], [[IBM]], [[Ford]] und [[General Motors]] am [[Oberster Gerichtshof der Vereinigten Staaten|Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten]] eröffnet worden. Das Gericht erreichte jedoch zunächst keine beschlussfähige Mehrheit, nachdem vier der obersten Richter befangen waren, weil sie im Besitz von Aktien der beklagten Konzerne waren.<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,552838,00.html US-Gericht lässt Apartheid-Klagen von 400 Milliarden Dollar zu - Der Spiegel]</ref><ref>[http://de.indymedia.org/2007/10/197145.shtml de.indymedia.org | Klage gegen Apartheid-Profiteure zugelassen<!-- Automatisch generierter titel -->]</ref> Am 8. April 2009 entschied Richterin Shira Scheindlin, den Prozess fortzuführen.[http://www.law.harvard.edu/programs/hrp/documents/Ntsebeza.pdf]

Eine Studie von 1999 kam zu dem Ergebnis, dass Deutschland mit 27,3 Prozent aller Auslandsschulden des öffentlichen Sektors der wichtigste Direktfinanzier des Apartheidregimes war und „.[...] in herausragender Weise den Apartheidstaat direkt, ebenso wie die strategisch wichtigen Staatskonzerne der Apartheid mit Finanzkapital bedient hat“.<ref>[http://www.labournet.de/branchen/auto/dc/sa/morgenrath.html Apartheid unter gutem Stern - Deutsche Konzerne wegen Menschenrechtsverletzungen angeklagt]</ref> Zu den prominentesten Verteidigern der Apartheid gehörte der ehemalige deutsche Verteidigungsminister [[Franz Josef Strauß]], der im damaligen Südafrika weder einen Polizeistaat erkennen konnte noch eine Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung sah.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/bayern/24/306979/text/ Der unheimliche Außenminister]</ref> Die tatsächlichen Apartheidsverhältnisse in Südafrika waren jedoch in Deutschland bekannt und unter kritisch-offenen Menschen ein Diskussionsthema, wie nach Unterstützungsnoten aus dem Kreis der [[Evangelische Frauenarbeit in Deutschland|Evangelischen Frauenarbeit]] und dem damit verbundenen [[Früchteboykott]] zu schließen ist.<ref>[http://www.ekd.de/ausland_oekumene/berichte/2002/reader_2002_28.html Frauen für Südafrika! EKD-Mitteilungen 2002]</ref><br />
Verharmlosende Haltungen der Apartheidsverhältnisse und der damit verbundenen Seggregationsprozesse drangen bis in wissenschaftliche Arbeiten Deutschlands ein und wurden als "räumliche Auswirkungen einer politischen Idee" gekennzeichnet.<ref>Klimm, Schneider, Wiese: ''Das südliche Afrika''. S. 230</ref> Das geschah in der Weise, dass beispielsweise die Etablierung der Homelands als "...Hinführung zur innenpolitischen Autonomie..." bezeichnet wurde oder die dort geplanten Ortsgründungen als "...eingerichtet als Ansatzpunkte städtischer Entwicklung (s. Smit and Boysen 1977)." und "...im Laufe der Zeit eine solche Attraktivität zu entwickeln, dass aus den weißen Gebieten eine Rückwanderung in diese neuen Städte einsetzt, sowie als Ansatzpunkte einer industriellen Entwicklung innerhalb der Homelands zu dienen." Erörterung fanden.<ref>Klimm, Schneider, Wiese: ''Das südliche Afrika''. S. 252, 254, </ref> Die Folgen dieser schwer mangelhaften Siedlungspolitik, beispielsweise das Fehlen von Anschlüssen vieler privater Haushalte an die nach 1994 erheblich verbesserte [[Wasseraufbereitung|Trinkwasserversorgung]], der ungenügenden Ausstattung mit medizinischen und schulischen Einrichtungen in vielen Townships (wie z.B. [[Mdantsane]]) und im ländlichen Bereich sowie die bis heute (2009) anhaltende Situation massiver [[Wanderarbeiter]]anteile unter der schwarzen Bevölkerung führen noch nach über einem Jahrzehnt des Endes der Apartheid zu innenpolitischen Spannungen und einem bedrohlich anwachsenden Gewaltpotenzial.<ref>[http://www.isn.ethz.ch/isn/Digital-Library/Publications/Detail/?lng=en&id=99522 Centre for the Study of Violence and Reconciliation (CSVR): ''The Violent Nature of Crime in South Africa''. 2007] Link auf der Webpräsenz der ETH Zürich</ref><ref>[http://www.bpb.de/files/PUM6U7.pdf Robert von Lucius: ''Nelson Mandela und sein Erbe''. In: Bundeszentrale für politische Bildung. APuZ. Südafrika. Frankfurt a.M. 2009 ISSN 0479-611 X]</ref>

Auch in Großbritannien fand das Apartheidregime Unterstützung für seine Politik. [[Margaret Thatcher]] bezeichnete den ANC als "Terroristische Organisation" <ref>[http://www.anc.org.za/ancdocs/history/or/pr/lond88.html The Times, London, June 14, 1988]</ref> und noch im Jahr 1987 verkündete ihr Sprecher, dass „jeder der meinte, der ANC würde jemals in Südafrika die Regierung stellen, im [[Wolkenkuckucksheim]] leben“ müsse<ref>[http://www.news24.com/News24/South_Africa/Mandela/0,,2-7-1507_1389526,00.html Mandela's triumphant walk]</ref>. Im selben Jahr erschienen die Mitglieder der ''Young Conservatives'', der [[Jugendorganisation]] der [[Conservative Party]], auf einem Parteitag mit ''HANG MANDELA!''-T-Shirts.<ref>[http://www.newstatesman.com/200102050021 I have seen the future, and it's lousy newstatesman]</ref>

Außerdem haben Schweizer Banken und Industrieunternehmen wiederholt und massiv die UN-Sanktionen ignoriert und dadurch die Existenz des Apartheidregime verlängert. Die Schweizer Regierung hat, wenn überhaupt, nur sehr halbherzig Kritik geäußert.<ref>http://www.tsr.ch/tsr/index.html?siteSect=200001&sid=6194969&cKey=1130407306000</ref>

== Unterstützung aus dem Ausland im Kampf gegen die Apartheid ==
[[Datei:Boycott Apartheid Bus, Lonodn, UK. 1989.jpg|miniatur|Bus einer englischen Anti-Apartheid-Kampagne im Jahr 1989.]]
In vielen Ländern gab es Unterstützung für die Bevölkerungsmehrheit Südafrikas im Kampf gegen die Apartheid. Sowohl der ANC, die Schwarze Bewusstseins-Bewegung (Black Consciousness Movement) als auch kirchliche Organisationen hatten viele Kontakte, zum Beispiel zum [[Weltkirchenrat]], den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] und kleineren Organisation wie der [[Anti-Apartheid-Bewegung]] in Deutschland und der [[Evangelische Frauenarbeit in Deutschland|Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland]]. Dazu kamen viele lokale Gruppierungen, die oft mit [[Dritte-Welt-Laden|Dritte-Welt-Läden]] zusammen arbeiteten.

Um auf die Situation in Südafrika aufmerksam zu machen, wurde insbesondere zum [[Boykott]] südafrikanischer Früchte aufgerufen, aber auch viele Aktionen unter anderem auf den [[Deutscher Evangelischer Kirchentag|Deutschen Evangelischen Kirchentagen]] durchgeführt. Der [[Früchteboykott]] wurde von Südafrikanern angeregt und dann von den lokalen Gruppen in ihren jeweiligen Ländern propagiert. Neben dem Boykott der Früchte aus Südafrika wurde auch gegen die die Apartheid unterstützenden Geschäfte deutscher Großbanken protestiert.

Die Bemühungen des ANC im Ausland zur Verdeutlichung der Apartheidsverhältnisse im damaligen Südafrika bewirkten an vielen Orten der Welt von der Gewährung seiner Aktivitäten auf fremden Territorien bis zur aktiven Unterstützung konkreter Projekte. Beispielsweise unterhielt der ANC in London seine wichtigste Auslandsvertretung und sammelte auf diese Weise politische, wissenschaftliche, logistische und finanzielle Unterstützung für zahlreiche Vorhaben. Eines dieser Projekte bestand in einer umfangreich gegliederten Bildungseinrichtung auf dem Staatsgebiet von Tansania. Zwischen 1978 und 1992 wurde dort im [[Solomon Mahlangu Freedom College]] eine Schul- und Hochschulbildung durch einen international zusammengesetzen Lehrkörper für ausgewählte Südafrikaner gewährleistet.

Die von der indischstämmigen und farbigen Bevölkerungsgruppe Südafrikas initiierten Antiapartheidsbestrebungen ermöglichten ihrerseits weitere Unterstützeraktivitäten, wie beispielsweise Studiermöglichkeiten in [[Indien]] durch direkte Protektion der Staatspräsidentin [[Indira Gandhi]] oder neue Schulprojekte in Slumsiedlungen der damaligen Provinz [[Natal (Provinz)|Natal]]. Eine zentrale Rolle spielte innerhalb der Organisation dieses politischen Prozesses die südafrikaninische [[Soziologie]]professorin [[Fatima Meer]].

Der [[Iran]] versah die Reisepässe seiner Bürger mit einem Stempel, welcher die Einreise iranischer Bürger in Südafrika untersagte. Länder wie [[Tansania]] untersagten die Einreise, wenn im Pass ersichtlich war, dass der Inhaber sich in Südafrika aufgehalten hatte.

Initiiert durch die Vereinten Nationen, gab es einen weitgehenden Boykott kulturellen Austauschs mit Südafrika. [[Paul Simon]] machte mit seinem 1986 erschienenen Album ''Graceland'', an dem zahlreiche südafrikanische Musiker mitwirkten, auf die Apartheid aufmerksam. Er wurde aber gleichzeitig kritisiert, weil er dem Boykott nicht gefolgt war.

== Das Ende der Apartheid ==

Die Proteste der Schwarzen sowie andere Faktoren ließen die Apartheid ab 1974 immer mehr bröckeln. Die Vollversammlung der [[Vereinte Nationen|UN]] nahm im Dezember 1973 die „Konvention zur Bekämpfung und Ahndung des Verbrechens der Apartheid“ an, die 1976 in Kraft trat. Die Präambel dieser Konvention betonte, dass Apartheid als [[Verbrechen gegen die Menschlichkeit]] einzustufen ist. Straftatbestände wurden benannt, so dass mit dieser Konvention eine Strafbarkeit nach internationalem [[Völkerrecht]] begründet wurde. Die burische Regierung näherte sich in langsamen Schritten den schwarzen Vorstellungen an. Die schwarze Opposition wurde immer stärker, obwohl ihre bekanntesten Führer im Gefängnis saßen. Höhepunkte des Widerstandes in den 1970er Jahren waren Streiks in Natal (1973) sowie der [[Aufstand in Soweto]] 1976. Dem schwarzen Widerstand begegnete die Regierung mit Notmaßnahmen, die allerdings die staatlichen Kapazitäten sprengten. Die Kosten der Apartheid waren nicht mehr länger tragbar.

Der ANC wurde vom Westen während des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] als revolutionär und prokommunistisch angesehen. Trotz gewisser Sanktionen stützten die [[Vereinigte Staaten|USA]] und [[Westeuropa]] das weiße Apartheidregime als [[Bollwerk]] gegen den [[Kommunismus]], auch weil Südafrika bedeutende [[Uran]]vorkommen hat. Nachdem die portugiesischen Kolonien [[Mozambik|Moçambique]] und [[Angola]] unabhängig und zum Schauplatz blutiger Kriege wurden, erschien die Unterstützung Südafrikas noch wichtiger. Nach dem Kalten Krieg verlor dieses Element freilich seine Bedeutung, und das alte Regime Südafrikas wurde vom Westen fallen gelassen.

Weiteres Ungemach erfasste Südafrika 1983 mit Beginn des Verfalls des [[Goldpreis]]es auf dem Weltmarkt. Die schon durch die europäischen und amerikanischen Sanktionen geschwächte ökonomische Situation verschärfte sich damit weiter.

Die zunehmend verbesserte Organisation der nicht-weißen Opposition, die in den 1980er Jahren faktisch die Verwaltung der [[Township (Südafrika)|Townships]] übernahm, führte zum permanenten Ausnahmezustand von 1985–90. Ab etwa 1988 begannen zunächst geheim gehaltene Verhandlungen mit den Führern des ANC im Exil.

1989 trat [[Frederik Willem de Klerk]] die Nachfolge von [[Pieter Willem Botha]] als südafrikanischer Staatspräsident an. De Klerk nahm sogleich Verhandlungen mit dem noch immer inhaftierten ANC-Führer [[Nelson Mandela|Mandela]] auf. Er stellte Mandela die sofortige Freilassung in Aussicht, wenn dieser gewisse Konditionen, wie beispielsweise die Abkehr vom bewaffneten Widerstand, annähme, worauf Mandela jedoch nicht einging. De Klerk ließ Mandela aufgrund des steigenden Druckes zusammen mit den übrigen politischen Gefangenen im Jahre 1990 frei. Die beiden Widerstandsparteien ANC und PAC wurden wieder legalisiert.

Aufgrund dieser in ihrer Summe bedeutsamen Faktoren, also des Widerstandes der Schwarzen, des internationalen Druckes, der ökonomischen Krise, des Wechsels der Regierungsführung von Botha zu de Klerk sowie der Standhaftigkeit Mandelas bei den Verhandlungen mit de Klerk, brach die weiße Autorität in den frühen 1990er Jahren Schritt für Schritt zusammen. Bei einem Referendum im März 1992 sprachen sich 68,7&nbsp;Prozent der Weißen für die Abschaffung der Rassentrennung aus.

Der [[Reformierter Weltbund|Reformierte Weltbund]] schloss die [[niederländisch-reformierte Kirche]] Südafrikas aus und erhöhte so den moralischen Druck auf einen Wandel.


De Klerk hob wesentliche Gesetze auf, die als Pfeiler der Apartheid galten. Darunter waren der [[Population Registration Act]], der [[Group Areas Act]] und der [[Land Act (Südafrika)|Land Act]]. Die Homelands existierten allerdings weiter; diesbezüglich änderte sich nur wenig.
De Klerk hob wesentliche Gesetze auf, die als Pfeiler der Apartheid galten. Darunter waren der [[Population Registration Act]], der [[Group Areas Act]] und der [[Land Act (Südafrika)|Land Act]]. Die Homelands existierten allerdings weiter; diesbezüglich änderte sich nur wenig.
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1999 stieg Mbeki vom Vizepräsidenten zum Präsidenten auf. Er intensivierte in der Folge die [[Privatisierung]] von Staatsbetrieben. Dies führte zu Stellenabbau und zu teureren Strom- und Wassertarifen. Immer mehr schwarze Arbeiter, die vor allem unter diesen Maßnahmen zu leiden haben, werden zunehmend unzufrieden mit der Politik des ANC. Sie werfen ihm vor, dass der ANC zwar von der linken Arbeiterklasse gewählt worden sei, jedoch im Interesse der rechten Bourgeoisie regiere.
1999 stieg Mbeki vom Vizepräsidenten zum Präsidenten auf. Er intensivierte in der Folge die [[Privatisierung]] von Staatsbetrieben. Dies führte zu Stellenabbau und zu teureren Strom- und Wassertarifen. Immer mehr schwarze Arbeiter, die vor allem unter diesen Maßnahmen zu leiden haben, werden zunehmend unzufrieden mit der Politik des ANC. Sie werfen ihm vor, dass der ANC zwar von der linken Arbeiterklasse gewählt worden sei, jedoch im Interesse der rechten Bourgeoisie regiere.

Mandela und de Klerk erhielten 1993 den [[Friedensnobelpreis]].

In Anlehnung an das südafrikanische Regime wird heute eine systematische Rassendiskriminierung, insbesondere durch einen Regierungsapparat, als Apartheid bezeichnet. In [[Orania]] gibt es bis heute eine kleine Gemeinde von Buren, die sich als neue Keimzelle eines südafrikanischen Burenstaates sehen und offen für die Wiedereinführung der Apartheid einstehen.

== Wahrheits- und Versöhnungskommission ==
Die [[Wahrheits- und Versöhnungskommission]] (Truth and Reconciliation Commission (TRC)) wurde eingerichtet, um politisch motivierte Verbrechen zu verhandeln, die während der Zeit der Apartheid begangen worden waren. Sie hatte die [[Rettig-Kommission]] von 1991 in [[Chile]] zum Vorbild. Sie geht in ihrer Entstehung zurück auf eine Initiative des ANC und des damaligen Justizministers Dullah Omar im Jahr 1994 und wurde im Januar 1996 durch Präsident Nelson Mandela eingesetzt. Vorsitzender war [[Desmond Tutu]]. Die Wahrheits- und Versöhnungskommission bestand aus drei Ausschüssen die jeweils unterschiedliche Aufgaben übernahmen:
* das Komitee für die Aufklärung der Verbrechen während der Apartheid,
* das Komitee für die Entschädigung der Opfer,
* das Komitee für die Gewährung der Amnestie.

Die Kommission wurde für 18 Monate einberufen und ihre Arbeit konnte um ein halbes Jahr verlängert werden. Der relativ kurze Zeitraum ihres Wirkens war bereits zur Einberufung umstritten, da die Fülle der zu behandelnden Fälle in dieser Zeit kaum zu bearbeiten schien. Allerdings galt es auch, die Folgen des Apartheidsystems schnell öffentlich zu machen. Sowohl um gegebenenfalls Entschädigungen nicht erst nach vielen Jahren zu zahlen, aber auch, um den schmerzhaften Prozess der Aufklärung nicht unnötig in die Länge zu ziehen.
Ihr Ziel war es, Opfer und Täter in einen „Dialog“ zu bringen und somit eine Grundlage für die Versöhnung der zerstrittenen Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Vorrangig hierbei war die Anhörung beziehungsweise die Wahrnehmung des Erlebens des jeweils anderen.
Den Angeklagten wurde [[Amnestie]] zugesagt, wenn sie ihre Taten zugaben, den Opfern wurde finanzielle Hilfe versprochen. Ziel war die Versöhnung mit den Tätern sowie ein möglichst vollständiges Bild von den Verbrechen, die während der Apartheid verübt worden waren, zu bekommen. Sämtliche Anhörungen waren deshalb öffentlich. Am 29. Oktober 1998 präsentierte die Wahrheits- und Versöhnungskommission ihren Abschlussbericht. Vor allem von Seiten der Schwarzen wurde kritisiert, dass die Gedanken der Versöhnung und Amnestie Vorrang vor der Gerechtigkeitsfindung hatten.

== Siehe auch ==
* [[Geschichte Südafrikas]]
* [[Friedrich Wilhelm Hopf]]
* [[Hendrik Frensch Verwoerd]]
* [[Christiaan Frederick Beyers Naudé]]
* [[Adriaan Vlok]] war der erste Minister des früheren Apartheidregimes, der sich in einem Prozess gegen frühere Mitglieder der Sicherheitsbehörden vor einem Gericht für Verbrechen, die er während seiner Amtszeit begangen hatte, verantworten musste und dafür rechtskräftig verurteilt wurde.
* [[Apartheid Museum]]
* [[James Stewart (Missionar)]]

== Literatur ==
=== Allgemeine Abhandlungen und Biographien von Politikern ===
* William Beinart, Saul Dubow (Hrsg.): ''Segregation and Apartheid in Twentieth-Century South-Africa.'' Routledge, London 1995
* Michael H. Bischof et al.: ''Südafrika im Spiegel der Schweizer Botschaft. Die politische Berichterstattung der Schweizer Botschaft in Südafrika während der Apartheidära 1952–1990''. Chronos, 2006, ISBN 3-0340-0756-6
* Ernst Klimm / Karl-Günther Schneider / Bernd Weise: ''Das südliche Afrika''. Wissenschaftliche Länderkunden; Bd. 17. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-04132-1
* Nelson Mandela: ''[[Der lange Weg zur Freiheit]]''. Autobiographie. S. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 3-10-047404-X
* Birgit Morgenrath, Gottfried Wellmer: ''Deutsches Kapital am Kap''. 160 S.
* Freimut Duve: ''Kap ohne Hoffnung oder die Politik der Apartheid''. Rowohlt, 1965
* Pumla Gobodo-Madikizela: ''Das Erbe der Apartheid – Trauma, Erinnerung, Versöhnung''. Vorwort von Nelson Mandela. Nachwort von Jörn Rüsen. Verlag Barbara Budrich, Opladen 2006, ISBN 3-86649-025-9
* Frederik Willem de Klerk: ''The Last Trek – A New Beginning''. Autobiographie. St. Martin's Press New York, 1998, ISBN 0-312-22310-2
* Willem de Klerk: ''Frederik Willem de Klerk – Eine Hoffnung für Südafrika''. Verlag Busse Seewald Herford, 1991, ISBN 3-512-03072-6
* The Nelson Mandela Foundation: ''A Prisoner in the Garden''. Viking Studio, 2006, ISBN 0-670-03753-2
* Stephan Kraußen: ''Von der Apartheid zur Demokratie. Die politische Transformation Südafrikas.'' Westdeutscher Verlag, 2003. ISBN 3-531-14112-0

=== Weitere Biographien ===
* Ruth Weiss: ''Meine Schwester Sara''. Deutscher Taschenbuch Verlag, 2004, ISBN 3-423-62169-9
* Lutz Brinkmann: ''Sandown - weiße Kindheit im Apartheidsstaat''. dunkelblau Verlag, 2004, ISBN 3-981-00070-6
* Mark Mathabane: ''Kaffern Boy - Ein Leben in der Apartheid.'' Ehrenwirth Verlag, 1986, ISBN 3-431-02915-9 (Originaltitel: ''Kaffir Boy'').
* Miriam Mathabane: ''Mein Herz blieb in Afrika - Der Schicksalsweg einer jungen Frau vom Township in die Freiheit''. List, 2000, ISBN 978-3471794289

== Filme ==
* ''[[Goodbye Bafana]],'' Deutschland / Frankreich / Belgien / Großbritannien / Italien / Südafrika, 2007, Regie: [[Bille August]], mit [[Joseph Fiennes]] und [[Dennis Haysbert]].
* ''[[Catch a Fire (Film)|Catch a fire]] ,'' USA / Kanada / Spanien / Australien / Deutschland / Südafrika, 2006, Regie: [[Philipp Noyce]], mit [[Tim Robbins]] und [[Derek Luke]].
* ''[[Cry Freedom]] ,'' Großbritannien 1987, Regie: [[Richard Attenborough]], mit [[Kevin Kline]] und [[Denzel Washington]].
* ''[[Die verborgene Welt]]'' (Originaltitel: ''The World Unseen''), Großbritannien/Südafrika 2007, mit Lisa Ray und Sheetal Sheth
* ''[[In My Country]]'' USA, 2004, Regie: [[John Boorman]], mit [[Samuel L. Jackson]] und [[Juliette Binoche]]. Das Drehbuch, geschrieben von Ann Peacock, basiert auf [[Antjie Krog]]s halb-fiktionalem Sachbuch [[Country of My Skull]].
* ''[[District 9]] '' Südafrika/Neuseeland, 2009, Regie: [[Neil Blomkamp]], mit [[Sharlto Copley]] und [[Jason Cope]]
* ''[[Endgame]]'' UK, 2009, Regie: [[Pete Travis]], mit [[William Hurt]] und [[Chiwetel Ejiofor]]
* ''[[Im Glanz der Sonne]]'' USA / Frankreich / Deutschland / Australien, 1992, Regie: [[John G. Avildsen]], mit [[Stephen Dorff]], [[Armin Mueller-Stahl]], [[Morgan Freeman]], [[John Gielgud]], [[Daniel Craig]]

== Weblinks ==
{{Wiktionary|Apartheid}}
{{Wikiquote|Apartheid}}
* Feature Geschichte der Apartheid in Südafrika [http://www.br-online.de/imperia/md/audio/podcast/import/2008_07/2008_07_17_12_44_18_podcast_radiowissen_wm_aparthe_a.mp3 auf Bayern 2 Radiowissen]
* [http://www.undp.org.za/docs/apartheid/un-chron.html UN and the struggle against apartheid] – Chronologie der Auseinandersetzung mit der Apartheid in den UN (englisch)
* [http://www.apartheidmuseum.org/ Das Apartheid Museum in Johannesburg] mit interaktiven Lernmöglichkeiten
* [http://www.roschanski-net.de/Sonstiges/Apartheid/ Apartheid in Südafrika] – Vom Aufkommen bis zur Abschaffung der Apartheid in Südafrika
* [http://www.dacpm.org.za „Direct Action Center for Peace and Memory“ – Menschenrechts-NGO in Kapstadt, die sich den Folgen der Apartheid widmet und sich für einen nachhaltigen Frieden einsetzt]
* [http://www.archive.org/stream/southafricannati00bell#page/10/mode/2up Frederick W. Bell: ''The South African native problem, a suggested solution''. being a paper read before the Union Club of South Africa, and the Native Affairs Society of the Transvaal, (14. Oktober) 1909] (Erläuterung von zwei primären Prinzipien des "Eingeborenenproblems" durch [[Frederick William Bell]])

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[sw:Apartheid]]
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[[th:นโยบายแยกคนต่างผิวในแอฟริกาใต้]]
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[[vi:Apartheid]]
[[war:Apartheid]]
[[yi:אפארטהייד]]
[[zh:南非種族隔離]]

Version vom 19. Februar 2010, 11:49 Uhr

„Badebereich nur für Angehörige der weißen Rasse“ – dreisprachiges Schild (englisch, afrikaans, isiZulu) am Strand der Großstadt Durban, 1989

Als Apartheid (entlehnt aus dem Afrikaans oder niederländisch, von apart für getrennt, einzeln, besonders; ursprünglich aus dem Französischen à part für auf der Seite oder besonders und fremd; lateinisch: ad partem[1]) wird eine Periode der institutionalisierten Rassentrennung in Südafrika bezeichnet. Sie begann bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, hatte ihre Hochphase von den 1940er bis zu den 1980er Jahren und endete 1994 nach einer Periode der Verständigung mit einem Regierungswechsel. Heute wird der Begriff manchmal auch als Synonym für „Rassentrennung“ im Allgemeinen verwendet.[2]

Geschichte der Apartheid in Südafrika

Die Geschichte der Apartheid in Südafrika ist bis heute geprägt durch den Konflikt zwischen den zugewanderten Bevölkerungsgruppen der Bantu, niederländischen Buren und Engländern und später auch der Farbigen und Indischstämmigen.

Ursprünglich war die Region südlich des Sambesi von den San besiedelt. Im 16. und 17. Jahrhundert stießen Bantu sprechende Gruppen aus dem Norden in deren Siedlungsgebiet und verdrängten die indigene Bevölkerung teilweise. Mitte des 15. Jahrhunderts errichteten als erste Europäer portugiesische Seefahrer kleine Niederlassungen an der Küste. 1652 gründete Jan van Riebeeck am Kap der Guten Hoffnung im Namen der Niederländischen Ostindien-Kompanie eine Station zur Versorgung von Schiffen mit Lebensmitteln, aus der in der Folge Kapstadt entstand. Die Niederländer, nach ihrer Sprache ab dem 18. Jahrhundert als Buren bekannt, betrieben Landwirtschaft und begannen mit den Einheimischen Handel zu treiben. Bei ihrem Vordringen ins Landesinnere stießen sie auf die von Norden vordrängenden Xhosa und von 1779 bis 1879 kam es zu neun Kriegen (Xhosa- oder Kap-Grenzkriege), bei denen die Xhosa den weißen Truppen unterlagen. Schließlich kam es zur Gründung der Kapkolonie. Später griffen die Briten kriegerisch ein und überlagerten die Situation mit eigenen Ansprüchen.

Von 1903 bis 1905 sollte die South African Native Affairs Commission (SANAC) eine gemeinsame Ethnienpolitik für alle vier südafrikanischen Provinzen (Natal, Kapkolonie, Oranje-Freistaat und Transvaal) festlegen. Die Kommission schlug die Errichtung im Sinne der in Natal herrschenden Praktik der Native Administration vor. Mit dem Native Administration Act von 1927 wurde diesem Vorschlag Folge geleistet. Die Native Administration war somit auf die ganze Südafrikanische Union ausgeweitet worden.

erhöhte so den moralischen Druck auf einen Wandel. 

De Klerk hob wesentliche Gesetze auf, die als Pfeiler der Apartheid galten. Darunter waren der Population Registration Act, der Group Areas Act und der Land Act. Die Homelands existierten allerdings weiter; diesbezüglich änderte sich nur wenig.

Die Übergangsphase von der Apartheid zur rechtlichen Gleichstellung dauerte von 1990 bis 1994. Während dieser Zeit wurden die verbliebenen Gesetze der Rassentrennung beseitigt. Alle in Südafrika wohnhaften Menschen konnten sich frei und ohne Restriktionen bewegen. Viele Schwarze nutzten diese Chance und zogen in Städte. Des Weiteren war die Übergangsphase geprägt durch blutige Unruhen zwischen der Inkatha-Partei Mangosuthu Buthelezis und dem ANC. Buthelezi, Führer des Homelands KwaZulu, sah durch das neue Staatssystem seine Macht bedroht. Die Unruhen dauerten von 1989 bis 1994 und forderten insgesamt etwa 7.000 Tote. Nebst Buthelezi standen auch Lucas Mangope und Oupa Gqozo, die Führer der Homelands Bophuthatswana und Ciskei, dem neuen System negativ gegenüber. Andere Homeland-Verantwortliche kooperierten mit den Plänen des ANC und versuchten, opportunistisch eine gute Position in den neuen Machtverhältnissen zu ergattern.

Die neue Verfassung sollte 1994 in Kraft treten. Danach würden alle fünf Jahre Regierungswahlen stattfinden. Dazu sollte das Land in neun statt in vier Provinzen unterteilt werden.

Im letzten Moment schwenkte Buthelezi ein, nachdem ihm eine wichtige Position in der neuen Regierung zugesagt worden war. So kam es 1994 zu den ersten allgemeinen Wahlen Südafrikas. Der ANC gewann mit 62,6 Prozent überragend, es folgte die Nationale Partei (NP) mit 20,4 Prozent und die Inkatha Freedom Party mit 10,5 Prozent. Mandela wurde zum ersten Präsidenten im neuen System ernannt. Ihm zur Seite standen zwei populäre Vizepräsidenten, de Klerk von der NP und Thabo Mbeki vom ANC. Buthelezi wurde Premier der Provinz Kwazulu-Natal, er konnte seine Macht also über die bisherige Homeland-Grenze ausdehnen.

Die vorausgegangenen Unruhen hatten Südafrika in eine ökonomische Krise gestürzt. Diese brachte eine hohe Staatsverschuldung mit sich. Im Weiteren sollten die Ungleichheiten zwischen den Rassen beseitigt werden. Dies würde unter anderem bessere Schulen und eine bessere Gesundheitsversorgung für Schwarze bedeuten. Beides war jedoch mit hohen Kosten verbunden. Unterschiedlichste Interessen führten zu verschiedenen Landstreitigkeiten. Schwarze, die während der Apartheid ihr Land aufgeben mussten und gezwungen worden waren, in die Homelands zu ziehen, forderten ihr Land zurück. Die nun dort ansässigen Weißen oder Industriebetriebe machten ihre jüngeren Rechte geltend.

1999 stieg Mbeki vom Vizepräsidenten zum Präsidenten auf. Er intensivierte in der Folge die Privatisierung von Staatsbetrieben. Dies führte zu Stellenabbau und zu teureren Strom- und Wassertarifen. Immer mehr schwarze Arbeiter, die vor allem unter diesen Maßnahmen zu leiden haben, werden zunehmend unzufrieden mit der Politik des ANC. Sie werfen ihm vor, dass der ANC zwar von der linken Arbeiterklasse gewählt worden sei, jedoch im Interesse der rechten Bourgeoisie regiere.

  1. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin, New York (Walter de Gruyter) 2002, ISBN 3-11-017473-1, S. 52 (Einträge: apart, Apartheid)
  2. „Als Apartheid wird jede institutionalisierte Form einer Politik der Rassentrennung zur Unterdrückung einer Rasse durch eine andere bezeichnet“. Otto Trifterer, Bestandsaufnahme zum Völkerrecht in Strafgerichte gegen Menschheitsverbrechen, Hamburg 1995, ISBN 3-930908-10-7