Aracamunia liesneri

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Aracamunia liesneri
Systematik
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Orchidoideae
Tribus: Cranichideae
Untertribus: Spiranthinae
Gattung: Aracamunia
Art: Aracamunia liesneri
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Aracamunia
Carnevali & I.Ramírez
Wissenschaftlicher Name der Art
Aracamunia liesneri
Carnevali & I.Ramírez

Die Orchidee Aracamunia liesneri – es handelt sich um die einzige bekannte Art der Gattung Aracamunia – ist eine kleine, nur wenige Zentimeter große, krautige Pflanze. Sie ist nur im Bergmassiv des Cerro Aracamuni im Süden Venezuelas gefunden worden.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aracamunia liesneri besitzt ein dünnes, kriechendes Rhizom, aus dem die Sprosse entspringen. Das Rhizom ist mit Niederblättern besetzt, die es umfassen, aber in Abständen stehen und es nicht komplett einhüllen. An der Basis des Sprosses entspringen drei bis sechs Wurzeln. Diese sind zylindrisch, behaart und bis zu drei Zentimeter lang. Die Blätter stehen locker rosettenförmig an der Basis der Sprosse. Der Blattgrund umfasst den Stängel und verhüllt ihn ganz. Die ovale Blattspreite ist fünf bis neun Millimeter lang und drei bis vier Millimeter breit, am Rand leicht gewellt, die Blattspitze läuft spitz aus. In den Blattachseln sitzt eine Struktur, die der Ligula bei Gräsern ähnelt: etwa vier Millimeter lang und einen Millimeter breit, am Blattgrund angewachsen und aufrecht stehend. Am Ende sitzt ein Köpfchen, das mit mehrzelligen, drüsigen Haaren besetzt ist. Die Funktion ist unklar, Salazar bemerkt, die Anatomie dieser Struktur sei mit fleischfressenden Pflanzen vergleichbar.

Die Sprossachse ist im unteren Bereich, für etwa 1,5 Zentimeter, beblättert. Es werden etwa sieben bis elf Blätter gebildet. Die unteren vergehen, so dass zur Blütezeit etwa noch vier bis fünf vorhanden sind. Die ligula-ähnlichen Strukturen bleiben an der Sprossachse bestehen, auch wenn das zugehörige Blatt schon verwelkt ist. Die Sprossachse setzt sich über den beblätterten Teil als 3,5 bis 4,5 Zentimeter lange Blütenstandsachse fort. Diese ist behaart und mit drei lanzettlichen Hochblättern besetzt. Im oberen Viertel befinden sich drei bis sechs Blüten. Jede Blüte sitzt in der Achsel eines Hochblatts, die den Hochblättern am Stängel in der Form ähneln, mit drei bis sieben Millimeter Länge und zwei Millimeter Breite aber etwas kleiner sind. Die Blüten sind röhrenförmig, weiß, nicht resupiniert und stehen schräg aufrecht. Sie messen sieben bis acht Millimeter Länge, wovon gut zwei Millimeter auf den Fruchtknoten entfallen. Die drei äußeren Blütenblätter sind zu drei Viertel miteinander verwachsen, auf der Außenseite leicht behaart. Das stängelabgewandte Sepal ist außerdem weitgehend mit den beiden schmalen Tepalen und an der Basis mit der Säule verwachsen. Die beiden anderen Sepalen bilden am Grund eine kleine Ausbuchtung. Die Lippe ist schmal-oval, etwa sechs auf einen Millimeter groß, an der Basis abrupt schmaler werdend mit zwei nach hinten gerichteten Anhängseln. Die Spitze der Lippe ist fein behaart, die Seiten liegen dicht an den Seiten der Säule an. Diese ist gerade, schmal keulenförmig und wird etwa 4,5 Millimeter lang bei knapp einem Millimeter Durchmesser. Das zweikammerige Staubblatt liegt auf der Oberseite, die Säule umgibt es mit einem schmalen Rand (Klinandrium). Die Narbe sitzt auf der Unterseite der Säule, das Trenngewebe zwischen Narbe und Staubblatt (Rostellum) bildet eine gerade Fläche am Ende der Säule. Dort sitzt auch ein rundliches Klebkörperchen (Viscidium).

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aracamunia liesneri ist nur von einem einzigen Bergmassiv im Süden Venezuelas bekannt, dem Cerro Aracamuni. Die Pflanzen wachsen dort in Höhenlagen von etwa 1500 Meter. Sie kommen in Moospolstern am Rand von Bächen vor, im Schatten geschlossener Wälder.

Systematik und botanische Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pflanzen wurden erstmals 1987 von Liesner und Delascio gesammelt und 1989 von Germán Carnevali und Ivón Ramírez wissenschaftlich beschrieben. Der Name der Gattung, Aracamunia, bezieht sich auf den Fundort, den Cerro Aracamuni. Das Artepitheton liesneri ehrt Ronald Liesner, der die Pflanzen sammelte.

Die Gattung Aracamunia wird innerhalb der Familie der Orchideen in die Tribus Cranichideae und dort in die Untertribus Spiranthinae gestellt. Die Autoren der Erstbeschreibung vermuten nahe Verwandte in der Gattung Eurystyles. Salazar weist dagegen auf die starke Ähnlichkeit mit Helonoma hin und vermutet, dass weitere Studien zu einer Eingliederung von Aracamunia liesneri in Helonoma führen könnten.

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Informationen dieses Artikels stammen aus:

  • Gerardo A. Salazar: Aracamunia. In: Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase, Finn Rasmussen (Hrsg.): Genera Orchidacearum. Orchidoideae (Part two). Vanilloideae. Band 3/2. Oxford University Press, New York und Oxford 2003, ISBN 0-19-850711-9, S. 168–170.
  • Germán Carnevali, Ivón Ramírez: Orchidaceae. In: J. A. Steyermark, B. K. Holst (Hrsg.): Flora of the Venezuelan Guayana – VII. Contributions to the flora of Cerro Aracamuni, Venezuela. Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 76, 1989, S. 962–964 (botanicus.org [abgerufen am 13. April 2008]).

Weiterführendes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]