Archivpädagogik
Archivpädagogik kann als eine „Bereichspädagogik der Allgemeinen Pädagogik“ betrachtet werden[1] und umfasst alle pädagogischen Maßnahmen, die Menschen den Zugang zu und die Nutzung von Archiven ermöglichen oder erleichtern können. Die Öffentlichkeitsarbeit ist neben der Sammlung, Verwaltung und Aufbereitung von Archivalien eine der Hauptaufgaben eines Archivs. Bibliotheken haben sich seit Jahrzehnten als Bildungseinrichtungen etabliert, während die Bildungseinrichtung „Archiv“ weitgehend unbekannt ist und daher auch kaum von der Allgemeinheit im vergleichbaren Ausmaß genutzt wird. Mit dem Anspruch einer Informationsgesellschaft an fundierte und authentische Informationen steigt sowohl das Interesse an Archiven als Wissens- und Informationsspeicher, als auch der Bedarf an Fertigkeiten und Fähigkeiten der potentiellen Nutzer, diese Speicher auch entsprechend nutzen zu können.[2] Ziel der Archivpädagogik ist es, Lehrern und Schülern Einblick in die Geschichte der eigenen Lebenswelt zu vermitteln und eigenständiges forschendes Lernen zu fördern. Zusammenhänge zwischen der in dem in der Schule vermittelten theoretischen Lernstoff und den Ereignissen der ausgesuchten Zeitspanne in der eigenen Region werden „begreifbar“ gemacht.[3]
Zur Grundlegung eines archivdidaktischen Konzeptes ist zunächst eine Diagnose des archivischen Selbstverständnisses notwendig und die Festlegung auf ein zeitgemäßes Leitbild. In der Literatur sind sich die meisten Autoren darin einig, dass sich die Archive in den letzten 20 Jahren von einem „Gedächtnis der Behörden“ zu einem „Gedächtnis der Gesellschaft“ mit kultur-, informations- und bildungspolitischen Auftrag weiterentwickelt haben.[4]
Der Einzug neuer Technologien wie die Digitalisierung von Archivalien, elektronische Speicherung und Verwaltung oder der multimediale Zugang verändern dabei sowohl die Archive als auch den Umgang der Benutzer mit den Archiven, die leichter zugänglich geworden sind und ohne Gefährdung der Originale genutzt werden können und daher auch für die Nutzung durch neue Personenkreise zugänglich gemacht werden können.[5] Daraus resultiert nicht zuletzt auch die Ausweitung an archivpädagogischem Bedarf und die Zunahme an entsprechenden didaktischen Möglichkeiten und Angeboten.
Archivdidaktik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Didaktische Angebote[6] der Archivpädagogik sind unter anderem:
- Archivführungen
- Vorträge und Seminare
- Workshops und Tagungen[7]
- Facharbeiten[1]
- Arbeitskreis „Archiv und Schule“
- Fortbildungen
- Kreativangebote und Ferienspiele
- Projekte[8] und Veranstaltungen
- Schülerwettbewerb zur Stadtgeschichte
- Ost-West-Begegnungsgeschichte
- Kindermusical zur Schlossgeschichte
- Werkstattausstellung
- Fotowettbewerb „Vision of Kids“
- Tag der offenen Tür
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Kristin Tuma: Archivpädagogik als ein Mittel der historischen Bildungs- und archivischen Öffentlichkeitsarbeit – vorgestellt an ausgewählten Beispielen; Diplomarbeit Fachhochschule Potsdam, Fachbereich 5, 2006, S. 17. online als PDF
- ↑ siehe auch: 10. Karlsruher Tagung für Archivpädagogik (abgefragt am 1. Mai 2009)
- ↑ Hessisches Hauptstaatsarchiv (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgefragt am 1. Mai 2009)
- ↑ Vgl. z. B. Johannes Volker Wagner: Archive und Öffentlichkeitsarbeit; in: Handbuch der Geschichtsdidaktik, hrsg. Von Klaus Bergmann u. a., Seelze-Velbe 1997, 5. Auflage, S. 702–706
- ↑ Adfontes.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Archivpädagogisches Angebot der Arbeitsstellen Archivpädagogik ( vom 20. November 2008 im Internet Archive)(abgefragt am 1. Mai 2009)
- ↑ Landesarchiv Baden-Württemberg (abgefragt am 1. Mai 2009)
- ↑ z. B.: Unterrichtsprojekt „Archivpädagogik“ in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv Bamberg ( vom 21. September 2004 im Internet Archive)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Thomas Lange/Thomas Lux: Historisches Lernen im Archiv, Wochenschau-Verlag, Schwalbach/Ts. 2004, ISBN 978-3-89974-107-0.
- Birgit Schneider-Bönninger: Ran an die Quellen!; Theorie und Praxis der Archivdidaktik – Das Wolfsburger Modell, Ruth Printmedien GmbH, Wolfsburg 2005.
- Mai, Claudia: Auf den Spuren der ‚Acta Unitatis Fratrum’ – Aktenkrimi im Dreiländereck Polen / Deutschland / Tschechien. Ein Schülerprojekt für die 5./6. Klasse im Jubiläumsjahr der Brüder-Unität 2007, Diplomarbeit FH Potsdam – FB Informationswissenschaften (Studiengang Archiv) 2007.
- Kristin Tuma Archivpädagogik als ein Mittel der historischen Bildungs- und archivischen Öffentlichkeitsarbeit vorgestellt an ausgewählten Beispielen, Diplomarbeit FH Potsdam – FB Informationswissenschaften (Studiengang Archiv) 2006.
- Burkhardt, Martin: Arbeiten im Archiv. Praktischer Leitfaden für Historiker und andere Nutzer, Paderborn 2006. ISBN 3-8252-2803-7
- Brenner-Wilczek / Cepl-Kaufmann, Gertrude / Plassmann, Max: Einführung in die moderne Archivarbeit, Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2006. ISBN 3-534-18190-5
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Archivpädagogen.de
- Archivpädagogik-Angebot des Landesarchivs Niederösterreich
- "Vergangenheit, wir kommen!", Spielfilm zur Einführung in die Archivbenutzung – Internet-Portal "Westfälische Geschichte"
- Material zur Archivpädagogik u. a. ein Interview mit dem Archivpädagogen Thomas Lange (Lernen aus der Geschichte)
- Archivpädagogik beim Hessischen Hauptstaatsarchiv
- Terminologie der Archivwissenschaft