Asmat-Schild

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Asmat-Schild
Angaben
Waffenart: Schutzwaffe
Bezeichnungen: Jamasj, Asmatschild
Verwendung: Schutzwaffe
Ursprungsregion/
Urheber:
Westneuguinea, Ethnien der Asmat
Verbreitung: Neuguinea
Gesamtlänge: etwa 150 cm
Griffstück: Holz
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Der Asmatschild, auch Jamasj, ist eine Schutzwaffe und Kultgegenstand des Volks der Asmat aus dem indonesischen Westneuguinea.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem Inland in Richtung der Küste (Golf von Papua) und von Norden nach Süden orientiert, lassen sich folgende Asmat-Kulturgruppen nach Konrad/Konrad/Winkelmann (1995) unterscheiden:[1]

Bras – Yupmakcain – Unir Epmak (Tomor) – Aramatak – Emari Ducur – Unir Siran (Keenok) – Kenekap (Kaimo) – Simai – Yoerat – Bismam – Becembub – Safan I – Safan II.

Dagegen gliedert Todd Barlin in „Shields of Melanesia“ (2005) die Schilde des südwestlichen Neuguineas nach sieben geographisch definierten Kulturgruppen:[2]

die Zentral- und Casuarina-Küsten-Asmat – die Nordwest-Asmat – die Brazza-Fluss- oder Nordost-Hügel-Asmat – die Citak (auch Tjitak) oder Ost-Asmat – die Awyu (auch Awjoe, Awju, Auwyu) – die Jaqai (auch Yaqai, Yaqay) – die Muyu. Da es zudem fünf Hauptsprachen (ohne Dialekte) der Asmat gibt, sind in älterer Literatur verwendete Namen von Orten, Ethnien und Objekten oft nicht von sich aus erklärend.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schild der Asmat besteht aus Holz und ist auf der Außenseite kunstvoll geschnitzt. Er ist leicht gebogen und am unteren Ende breiter als am oberen. Am oberen Ende ist eine Verbreiterung aus einem rechteckigen Holzstück mit abgerundeten Ecken angebracht. Auf der Rückseite befindet sich ein Griff, der zusammen mit dem Schild aus einem Stück gearbeitet ist.

Als Holz finden insbesondere in Küstennähe die Brettwurzeln oder Stämme von Mangrovenbäumen Verwendung, da dieses eher weiche Holz sich gut für die Holzschnitzerei eignet, um mit Stein- oder Knochenwerkzeugen sowie mit geschärften Muschelschalen Schilde herzustellen. Jedoch waren dazu nur bestimmte Holzschnitzkünstler, die Wow cescu ipit, berechtigt, die bedeutungsvollen Symbole zu schnitzen.

Zur Bemalung ihrer Schilder benutzen die Asmat Muschelkalk für die Farbe Weiß, gelegentlich in Ermangelung von Muscheln (so bei den Stämmen im Inland, wie den Bras) auch Kaolin, hämatithaltige Erde für die Farbe Rot, die in nicht seltenen Fällen mit Pflanzensaft intensiviert wird, und Ruß oder Holzkohle für die Farbe Schwarz. Die Bemalung geschieht rot auf weißem Grund oder weiß auf rotem Grund, erhabene Linien können schwarz umrandet sein.

Die Schnitzereien stellen oft verstorbene Verwandte dar, die bei einem Kampf den Träger des Schildes unterstützen, da dessen Geist im Schild ist. Das längliche Motiv (Papua-Sprachen Bipanew) in der Mitte des Schildes steht für das Perlmuschelornament, das die Asmat-Kopfjäger in der durchstochenen Nase tragen. Die kleineren, hakenförmigen Motive symbolisieren die Stoßzähne von Wildschweinen und sind ein Symbol für die männlichen Qualitäten des Jägers.

Diese Schilde wurden speziell für die Kopfjagd hergestellt und spielen ebenfalls eine zeremonielle Rolle bei der Initiation der jungen Männer. Während der Herstellung kurz vor einer Kopfjagd wurden sie auf einem speziellen Fest (Papuasprachen Jamasj Pokmbu, deutsch „Schild-Fest“) mit der Vorderseite nach Osten aufgestellt, der Richtung, in der das Nachlebensgebiet (indonesisch Safan) im Glauben der Asmat liegt. Von dort steigt der Geist eines Verstorbenen auf und soll in den Schild übergehen.

Ein im Pitt Rivers Museum ausgestellter Schild wurde von einem Schnitzer namens Sana hergestellt und nach seinem verstorbenen Bruder Hadmes benannt. Sein Gesicht ist abstrahiert am oberen Ende dargestellt.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gunter Konrad, Ursula Konrad, Tobias Schneebaum: Asmat. Leben mit den Ahnen. Steinzeitliche Holzschnitzer unserer Zeit. = Asmat. Life with the ancestors. Stone age woodcarvers in our time. Brückner, Glashütten/Taunus 1981, S. 35, 43, 49.
  • Dirk A. M. Smidt (Hrsg.): Asmat art. Woodcarvings of southwest New Guinea. George Braziller in association with Rijksmuseum voor Volkenkunde, Leiden, New York, NY 1993, ISBN 0-8076-1299-5, S. 58, 72, 73.
  • Klaus Helfrich (Hrsg.): Asmat. Mythos und Kunst im Leben mit den Ahnen (= Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde Berlin. NF Bd. 63, Abteilung Südsee Bd. 13). Museum für Völkerkunde, Berlin 1995, ISBN 3-88609-381-6 (Ausstellungskatalog, Museum für Völkerkunde, Abteilung Südsee, vom 17. Oktober 1995 bis 31. März 1996).
  • Harry Beran, Barry Craig: Shields of Melanesia. University of Hawai'i Press, Honolulu HI 2005, ISBN 0-8248-2732-5, Kapitel 6: Southern New Guinea, S. 155–168.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gunter Konrad, Ursula Konrad, Carolina Winkelmann: Kunst der Asmat. In: Gunter Konrad, Ursula Konrad (Hrsg.): Asmat. Mythen und Rituale, Inspiration der Kunst. Erizzo Editrice, Venezia 1995, ISBN 88-7077-035-4, S. 316/317.
  2. Todd Barlin: Southern lowlands of western New Guinea. In: Harry Beran, Barry Craig (Hrsg.): Shields of Melanesia. University of Hawai'i Press, Honolulu HI 2005, ISBN 0-8248-2732-5, S. 157.
  3. Asmat-Schild im Pitt Rivers Museum, Inventarnr. 1970.18.1, englisch, abgerufen am 24. Dezember 2011