„Atom-U-Boot“ – Versionsunterschied

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[[Datei:SS-571-Nautilus-trials.gif|miniatur|Das erste Atom-U-Boot, die ''Nautilus'']]
[[Datei:USNavySeawolfSubmarine.jpg|miniatur|Vergleich: modernes U-Boot der ''[[Seawolf-Klasse]]'']]
[[Datei:Akula (Typhoon) class submarine DD-ST-85-06625.jpg|thumb|Die größten U-Boote: die sowjetische bzw. russische ''[[Typhoon-Klasse]]'']]

Ein '''Atom-U-Boot''' ist ein [[U-Boot|Unterseeboot]], das die Energie für seinen Antrieb und seine Bordsysteme aus einem oder mehreren [[Kernreaktor]]en bezieht. Mit der amerikanischen [[USS Nautilus (SSN-571)]] wurde am 30. September 1954 das erste Atom-U-Boot in Dienst gestellt. Gegenwärtig betreiben sechs Nationen nuklear getriebene Boote; dies sind die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]], [[Russland]], [[Frankreich]], [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]], die [[Volksrepublik China]] und [[Indien]].

Atom-U-Boote haben gegenüber den meist kleineren und kostengünstigeren U-Booten mit konventionellen Antrieben, wie etwa dem [[Dieselelektrischer Antrieb|dieselelektrischen Antrieb]], vor allem den Vorteil einer fast unbeschränkten Reichweite und der Tatsache, dass bei Atom-U-Booten die Dauer der Tauchgänge nur durch die Nahrungsvorräte an Bord begrenzt ist.

== Geschichte ==
=== Entwicklungsgeschichte ===
[[Datei:Hyman Rickover 1955.jpg|miniatur|hochkant|Hyman Rickover trieb den Bau des ersten Atom-U-Bootes voran]]
Die Entwicklung der Atom-U-Boote begann nach Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]]. Der amerikanische Physiker [[Philip Hauge Abelson]] beschäftigte sich mit maritimer Antriebstechnik und in diesem Rahmen auch mit der Möglichkeit, einen Reaktor in einem U-Boot unterzubringen. Zur gleichen Zeit waren auf diesem Gebiet die [[United States Atomic Energy Commission]] und das [[Bureau of Ships]] der [[United States Navy]] tätig.
In diesen Behörden verfolgte vor allem der spätere Admiral und sogenannte „Vater der Nuklearmarine“ [[Hyman Rickover]] die Idee eines nuklear angetriebenen U-Bootes. Auf Basis von Abelsons Forschungsergebnissen entwarf eine Gruppe um [[Alvin M. Weinberg]] schließlich einen Reaktor für Unterseeboote.<ref>Alvin M. Weinberg: ''The First Nuclear Era: The Life and Times of a Technological Fixer''. Springer, Berlin 1997. ISBN 978-1-56396-358-2 (engl., Klappentext)</ref> Der [[Kongress der Vereinigten Staaten]] genehmigte im Juli 1951 schließlich den Bau eines ersten, voll einsatztauglichen Prototyps für die Navy. Unter der Leitung Rickovers wurde so bis 1954 das erste Atom-U-Boot der Welt, die ''[[USS Nautilus (SSN-571)]]'', gebaut. Am 17.&nbsp;Januar 1955 legte die ''Nautilus'' erstmals unter Nutzung des Atomantriebs vom Pier ab. Im Sommer 1958 demonstrierte sie mit der ersten Unterquerung des Nordpols den Vorteil ihres neuartigen Antriebssystems. Die ''[[USS Triton (SSN-586)]]'' war 1960 das erste U-Boot, das die Welt komplett unter Wasser umrundete.

Mit einigen Jahren Rückstand begann auch in der [[Sowjetunion]] die Entwicklung einer Reihe von Atom-U-Booten. Ende 1952 wurde ein entsprechendes Dekret unterzeichnet, Reaktoren befanden sich bereits seit einiger Zeit unter der Leitung von [[Nikolai Antonowitsch Dolleschal|Nikolai Dolleschal]] in Entwicklung. Das erste sowjetische Atom-U-Boot, die ''[[K-3 Leninski Komsomol|Leninski Komsomol]]'', wurde ab September 1955 in der Werft von [[Sewerodwinsk]] gebaut und im Sommer 1958 erstmals mit nuklear erzeugter Energie gespeist. Das Boot mit der taktischen Nummer ''K-3'' unterquerte 1962 erstmals den Nordpol.

1969 lief bei [[Electric Boat]] das kleinste Atom-U-Boot vom Stapel. Das nur rund 45 Meter lange, bisher einzige atomgetriebene [[Forschungs-U-Boot]] ''[[NR-1]]'' wurde ebenfalls von Hyman Rickover in Auftrag gegeben.

=== Klassifizierung ===
Atom-U-Boote wurden in den folgenden Jahren im Wesentlichen in drei verschiedenen Rollen eingesetzt. Die Bezeichnungen folgen der Nomenklatur der US Navy und [[NATO]].

Als [[Ship Submersible Nuclear]] oder kurz ''SSN'' (zu Deutsch etwa: „Tauchfähiges Schiff mit Nuklearantrieb“) werden so genannte Angriffs- und Jagd-U-Boote bezeichnet. Ihre Hauptaufgabe sind das heimliche Verfolgen feindlicher Unterseeboote sowie Operationen nahe der feindlichen Küste, unter anderem zur [[Fernmelde- und Elektronische Aufklärung|elektronischen Überwachung]] oder dem Absetzen von Sondereinsatzkräften, wobei vor allem eine leise [[Unterwasserfahrt]] wichtig ist, um nicht von feindlichem [[Sonar]] wahrgenommen zu werden.

[[U-Boot mit ballistischen Raketen|Ship Submersible Ballistic Nuclear]] oder kurz ''SSBN'' (deutsch etwa: Tauchfähiges Schiff mit Nuklearantrieb und ballistischen Raketen) sind U-Boote, die [[Submarine Launched Ballistic Missile|unterwasser-abschussfähige ballistische Raketen]] tragen und abschießen können. Diese SSBN fahren für gewöhnlich in den Weiten der Ozeane, um im Falle eines feindlichen atomaren [[Erstschlag]]es unerreichbar für den Feind zu sein. Somit stellen sie den wichtigsten Teil der [[Zweitschlag]]skapazität.

Ein [[U-Boot mit Marschflugkörpern|Ship Submersible Guided Missile Nuclear]] oder kurz ''SSGN'' (deutsch etwa: Tauchfähiges Schiff mit Nuklearantrieb und Marschflugkörpern) trägt [[Marschflugkörper]] und/oder [[Seezielflugkörper]]. Die Aufgabe dieses Typs besteht in taktischen Angriffen auf etwa [[Flugzeugträgerkampfgruppe]]n und Landziele.

=== Einsatzgeschichte ===
==== USA ====
[[Datei:USS George Washington (SSBN-598).jpg|miniatur|Die ''[[USS George Washington (SSBN-598)|George Washington]]'' war das erste SSBN der Welt]]
Nach der Fertigstellung der ''Nautilus'' und eines zweiten Prototyps, der ''[[USS Seawolf (SSN-575)]]'', begann in den USA Mitte der 1950er Jahre mit der ''[[Skate-Klasse]]'' die Serienproduktion von vier Booten. All diese Boote besaßen noch den klassischen, für Fahrten an der Wasseroberfläche ausgelegten keilförmigen Bug. Um 1960 setzte die US Navy mit der ''[[Skipjack-Klasse]]'' erstmals den hydrodynamisch optimierten [[USS Albacore (AGSS-569)|Albacore-Rumpf]] in Tropfenform ein, der Geschwindigkeiten von bis zu 30 [[Knoten (Einheit)|Knoten]] erlaubte, was rund 50% über der Geschwindigkeit der ersten US-amerikanischen Atom-U-Boote lag. Parallel wurden die ersten Raketen-U-Boote entwickelt. Die ''[[George-Washington-Klasse]]'' war dabei noch ein modifizierter ''Skipjack''-Rumpf, die späteren Boote der Klassen ''[[Ethan-Allen-Klasse|Ethan Allen]]'' und ''[[Lafayette-Klasse|Lafayette]]'' dann aber schon eigenständige Entwürfe.

In den 1960er Jahren folgte schließlich ein Umdenken bei der US-Navy. Nicht mehr die Geschwindigkeit, sondern eine niedrige Geräuschabgabe während der Fahrt wurden in den Vordergrund gestellt. Daraus entwickelte sich die ''[[Thresher-Klasse|Thresher-]]'' und ''[[Sturgeon-Klasse]]''. In den 1970er Jahren wurden dann die U-Boote geplant, die auch im 21. Jahrhundert noch das Rückgrat der U-Boot-Flotte der Vereinigten Staaten bilden. Dies sind die Boote der ''[[Los-Angeles-Klasse]]'' als Jagd-U-Boote und die ''[[Ohio-Klasse]]'' bei den SSBN. Erst nach dem Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] wurden weitere Jagd-U-Boote fertiggestellt, diese Einheiten der Klassen ''[[Seawolf-Klasse|Seawolf]]'' und besonders ''[[Virginia-Klasse (U-Boot)|Virginia]]'' gehören heute zu den modernsten Atom-Unterseebooten der Welt.

Die ersten dedizierten SSGN entstanden erst im 21. Jahrhundert aus Umbauten der ''Ohio-Klasse''. Bis dahin hatten lediglich mit [[Vertical Launching System]]s bestückte SSN der ''Los-Angeles-Klasse'' diese Aufgabe erfüllt.

Die letzten diesel-elektrisch betriebenen Boote der ''[[Barbel-Klasse]]'' wurden in den 1950er Jahren parallel zur ''Skate-Klasse'' gebaut und gingen um 1990 außer Dienst. Im Anschluss an diese Klasse setzte die US-Navy ausschließlich auf Atom-U-Boote. Heute (Stand 2009) befinden sich 71 Atom-U-Boote, davon 14 SSBN und vier SSGN, in der Flotte der US Navy.<ref>[http://www.nvr.navy.mil/nvrships/sbf/fleet.htm Größe der Flotte der US Navy im Naval Vessel Register] (engl.)</ref> Die Spitzenzahlen lagen bei rund 140 aktiven Atom-U-Booten ab Mitte der 1960er Jahre.<ref>[http://www.history.navy.mil/branches/org9-4.htm Jährliche Flottengröße der US Navy nach Gattung] (engl.)</ref>

==== Sowjetunion/Russland ====
[[Datei:Echo I starboard.jpg|miniatur|Eines der ersten sowjetischen Boote der ''Echo-Klasse'']]
Die [[sowjetische Marine]] ging bei der Aufstockung der Atom-U-Boot-Flotte nach der Fertigstellung des ersten Atom-U-Bootes, der ''Leninski Komsomol'', recht schnell vor. Zwischen 1958 und Mitte der 1960er Jahre baute sie zwölf weitere Boote der ''[[November-Klasse]]'', der auch ''K-3'' angehörte, außerdem acht SSBN der ''[[Hotel-Klasse]]'' und 34 SSGN der ''[[Echo-Klasse]]''. Diese schnelle Entwicklung, die zum zahlenmäßigen Aufholen der Sowjetunion zu den USA führen sollte, ging allerdings auf Kosten genauerer Tests und Erprobungen der Boote und Reaktoren, so dass bald eine zweite Generation folgen musste, die bessere Leistungen erbringen konnte als die ersten Boote. Weil aber nur wenige Werften die schwierig zu bauenden Atom-U-Boote entwickeln und fertigstellen konnten, ging in der Sowjetunion außerdem der Bau konventionell getriebener Boote weiter.

In den 1960er- und 1970er-Jahren wurden weiterhin viele Atom-U-Boote gebaut. Modernere SSBN der Klassen ''[[Yankee-Klasse|Projekt 667A]]'' und ''[[Projekt 667B]]'' folgten, die Produktion letzterer ging in modifizierter Version bis 1992 weiter. Außerdem wurden SSN der ''[[Victor-Klasse]]'' sowie SSGN der ''[[Charlie-Klasse]]'' gefertigt. Bis in die 1990er Jahre hinein wurden 142 Boote dieser beiden Klassen fertiggestellt. In den letzten zehn Jahren der Sowjetunion wurden dann mit den Booten der ''[[Typhoon-Klasse]]'' die weltweit größten U-Boote in Dienst gestellt, außerdem folgten modernere SSN der ''[[Sierra-Klasse|Sierra-]]'' und ''[[Akula-Klasse]]'' und SSGN der ''[[Oscar-Klasse]]''. Diese U-Boote wurden von der [[Russische Marine|russischen Marine]] übernommen und teilweise auch weiter produziert. Unter russischer Ägide wurden dann die SSGN der ''[[Granay-Klasse]]'' sowie die SSBN der ''[[Borei-Klasse]]'' entwickelt, die derzeit in Produktion sind.

Für 2008 wird die Größe der russischen Atom-U-Boot-Flotte auf rund 31 geschätzt, davon 15 SSN, 12 SSBN und vier SSGN.<ref>[http://www.warfare.ru/?lang=&linkid=1720&catid=243 State of the Russian Navy] auf warfare.ru (engl.)</ref> Neben den Atom-U-Booten betreibt die russische Marine aber auch moderne konventionell getriebene Boote der Klassen ''[[Kilo-Klasse|Kilo]]'' und ''[[Lada-Klasse|Lada]]''.

==== Großbritannien ====
[[Datei:HMS Valiant S102 01.jpg|miniatur|Die ''Valiant'', das zweite Atom-U-Boot der Royal Navy]]
Auch die [[Royal Navy]] hatte die Technologie bereits nach dem Zweiten Weltkrieg erforscht, jedoch nie den konkreten Bau von Atom-U-Booten beschlossen. Erst als die Leistungsfähigkeit der ''Nautilus'' bekannt wurde, begann das Vereinigte Königreich mit der Planung. Die Briten traten dem Kreis der Atom-U-Boot-Mächte schließlich 1963 mit der Indienststellung ihres ersten Bootes, der ''[[HMS Dreadnought (S101)]]'' bei. Unter dem [[Erster Seelord|Ersten Seelord]] [[Louis Mountbatten, 1. Earl Mountbatten of Burma|Louis Mountbatten]] wurde dabei amerikanische Reaktortechnologie in einen britischen Rumpf eingepasst. Recht bald folgte mit der ''[[Valiant-Klasse]]'' aber das erste komplett britische SSN, mit der ''[[Resolution-Klasse]]'' dann noch in den 1960er-Jahren außerdem die ersten SSBN. Die Royal Navy produzierte aber auch weiterhin konventionelle U-Boote.

In den 1970er-Jahren folgten zwei weitere SSN-Klassen, nämlich die aus drei Booten bestehende ''[[Churchill-Klasse]]'' sowie die doppelt so große [[Swiftsure-Klasse (1971)|''Swiftsure''-Klasse]]. In den 1980er-Jahren kam schließlich die modernere [[Trafalgar-Klasse (1981)|''Trafalgar''-Klasse]] zur Flotte, deren sieben Einheiten die größten SSNs Europas sind. Ab 1993 wurden vier neue SSBN in Dienst gestellt, die der [[Vanguard-Klasse (1992)|''Vanguard''-Klasse]] angehören. Gegenwärtig im Bau befinden sich die Boote der ''[[Astute-Klasse]]''. Das [[Typschiff]], die [[HMS Astute (S119)|HMS Astute]], wurde am 27. August 2010 in Dienst gestellt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.mod.uk/DefenceInternet/DefenceNews/EquipmentAndLogistics/UksMostPowerfulSubmarineJoinsTheNavy.htm |titel=UK's most powerful submarine joins the Navy |autor=Ministry of Defence |zugriff=2011-07-11}}</ref>

1994 gingen mit den nur wenige Monate alten Booten der ''[[Upholder-Klasse]]'' die letzten dieselelektrischen U-Boote der Royal Navy außer Dienst, so dass nun auch die britische Marine über eine ausschließlich atomar getriebene U-Boot-Flotte verfügt. 2009 liegt die Größe der Flotte bei acht SSN und vier SSBN, wobei die Anzahl der SSN langfristig auf sieben reduziert werden soll.
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==== Frankreich ====
[[Datei:FS Redoutable.jpg|miniatur|Die ''Redoutable'' war Frankreichs erstes SSBN]]
Die [[französische Marine]] setzt seit der Indienststellung der ''[[Le Redoutable (S 611)|Le Redoutable]]'' im Jahr 1971 Atom-U-Boote ein, zu Beginn nur im Rahmen der [[Force de frappe|Atomstreitkräfte]]. Die Franzosen entwickelten das Antriebssystem ohne Hilfe anderer Staaten komplett allein. Bis 1980 folgten der ''Le Redoutable'' fünf weitere SSBN der ''[[Redoutable-Klasse (1967)|Redoutable-Klasse]]'' nach, 1985 noch das klassenlose Boot ''[[L’Inflexible (S 615)|L'Inflexible]]''. Bis 1983 waren die Jagd-U-Boote der Franzosen allesamt konventionell getrieben, dann kamen jedoch bis 1993 die sechs Boote der ''[[Rubis-Klasse|Rubis-]]'' und ''[[Améthyste-Klasse]]'' zur Flotte.

Seit 1997 sind neue SSBN im Bau, die ''[[Triomphant-Klasse]]'' wird bis 2010 vier Boote umfassen und die alten SSBN ersetzen. Als Ersatz für die SSN ist die ''[[Barracuda-Klasse (Frankreich)|Barracuda-Klasse]]'' geplant, die zwischen 2016 und 2026 sechs Einheiten erhalten soll.

2001 wurde das letzte dieselelektrische U-Boot außer Dienst gestellt. Die Größe der französischen U-Boot-Flotte liegt Anfang 2009 damit bei sechs SSN und drei SSBN.
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==== China ====
[[Datei:Han class.jpg|miniatur|Die fünfte Einheit der ''[[Han-Klasse]]'']]
Die [[Marine der Volksrepublik China|Marine der Volksbefreiungsarmee]] ist die bisher letzte, die Atom-U-Boote baute, wobei über deren Boote relativ wenig bekannt ist. Das Programm zur Planung startete bereits Ende der 1950er Jahre, eine Bitte um Hilfe an die Sowjetunion wurde abgelehnt.<ref>[http://www.globalsecurity.org/military/world/china/type-91.htm globalsecurity.org: ''Han-Klasse''] (engl.)</ref> Aufgrund dessen dauerte es Jahre, bis Resultate sichtbar waren: Zwischen 1974 und 1991 gingen die fünf SSN der ''[[Han-Klasse]]'' in Dienst, Analysten gehen davon aus, dass diese zumindest teilweise noch aktiv sind. Ab 1981 gingen dann die ersten SSBN der Volksrepublik in Dienst, soweit bekannt wurden zwei ''[[Xia-Klasse|Xias]]'' gebaut, von denen eines später verloren gegangen sein könnte<ref name="Xia">[http://www.fas.org/nuke/guide/china/slbm/type_92.htm Federation of American Scientists] (engl.)</ref>, das andere scheint noch in Dienst zu stehen. Mindestens eine Quelle berichtet außerdem vom Verlust einer ''Han''.<ref name="Han">Peter Huchthausen: ''K-19''. National Geographic, Washington DC 2002; ISBN 3-934385-88-5; Seiten 219f</ref>

Im 21. Jahrhundert lief mit der ''[[Shang-Klasse]]'' das erste neue SSN Chinas vom Stapel. Wie groß diese Klasse werden wird, ist unbekannt. Wie auch bei den neuen SSBN der ''[[Jin-Klasse]]'', deren erstes Boot 2004 vom Stapel gelaufen zu sein scheint, haben dieses Mal russische Werften und Konstrukteure beim Bau der U-Boote eine wichtige Rolle gespielt.

Die genaue Größe ist auf Grund ungenauer und zweifelhafter, teils widersprüchlicher Informationen nicht bekannt, sie liegt 2007 aber bei unter zehn Atom-U-Booten. Damit ist die chinesische Flotte dieselelektrischer U-Boote, die aus eigener, sowjetischer und russischer Produktion stammen, zahlenmäßig wesentlich größer.
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==== Indien ====
Indien hat sein erstes eigenes Atom-U-Boot 2009 zu Wasser gelassen. Zwischen 1988 und 1991 setzte die Marine ein von der Sowjetunion [[Leasing|geleastes]] Boot der ''[[Charlie-Klasse]]'' ein. Das Boot ''[[K-43]]'', das in der indischen Marine als ''INS Chakra'' bekannt war, wurde von sowjetischen Matrosen kontrolliert, die die Inder anlernten. Indien selbst startete bereits 1985 das Programm ''Advanced Technology Vessel'', das den Bau eigener Atom-U-Boote zum Ziel hat. Im Juli 2009 wurde die ''INS Arihant'' vom Stapel gelassen.<ref>[http://www.zeit.de/online/2009/31/indien-atom-u-boot Die Zeit: ''Indien lässt eigenes Atom-U-Boot vom Stapel'']</ref> Dazu wird die Atomrakete ''[[Sagarika]]'' vorbereitet, die eine Reichweite von bis zu 1000 Kilometer besitzen soll und von getauchten U-Booten gestartet werden kann, aber erst Jahre nach dem ersten ATV bereit sein soll.<ref name="ATV">[http://timesofindia.indiatimes.com/India/India_plans_to_buy_6_new_subs_says_Navy_chief/articleshow/2588616.cms Times of India: ''India plans to buy 6 new subs, says Navy chief''] (engl.)</ref>

Daneben gab es seit der Jahrtausendwende immer wieder Medienberichte über das Leasing zweier russischer U-Boote der ''[[Akula-Klasse]]''. Die Gerüchte über den Abschluss eines solchen Vertrages wurden im März 2007 vom russischen Föderalen Dienst für militärtechnische Zusammenarbeit allerdings dementiert.<ref>[http://de.rian.ru/safety/20070314/62020878.html RIA Novosti: ''Russland dementiert Abschluss eines Leasing-Vertrages über zwei Atom-U-Boote mit Indien'']</ref> Ab August 2009 wird die [[Indische Streitkräfte#Marine|indische Marine]] ein gerade fertig gestelltes Boot der russischen Marine für zehn Jahre leasen. Dieses wird der ''Akula-II-Klasse'' angehören und in Indien wieder ''INS Chakra'' heißen. Die Kosten belaufen sich auf 650 Millionen US-Dollar.<ref>[http://indiatoday.digitaltoday.in/index.php?option=com_content&task=view&id=13554&issueid=68 India Today: ''The sub total''] (engl.) </ref>

== Antriebstechnik ==
=== Allgemeines ===
[[Datei:SUB REACTOR SYSTEM2.jpg|miniatur|Schema eines turbo-elektrischen Antriebs]]
Technisch gesehen gibt es zwischen konventionellen und Atom-U-Booten wenig Unterschiede. Mit der französischen ''[[Rubis-Klasse]]'' wurde bewiesen, dass der Reaktor auch keine wesentliche Vergrößerung der Boote bedingen muss; mit knapp 73 Metern sind sie nicht größer als moderne dieselelektrische Boote wie etwa die der ''[[Kilo-Klasse]]''. Dies ist allerdings eher die Ausnahme, denn der Reaktor und die Reaktorabschirmung bedeuten ein hohes Zusatzgewicht, weshalb die meisten Atom-U-Boote über 100 Meter lang sind.

Ein Unterseeboot mit Atomantrieb besitzt einen [[Kernreaktor]], wie er an Land etwa in [[Kernkraftwerk]]en eingesetzt wird, allerdings weit kleiner, da er in eine Hülle mit einem Durchmesser von unter zehn Metern passen muss. Der Reaktor erhitzt dabei eine Flüssigkeit im radioaktiven Primärkreislauf. Diese wiederum gibt ihre Wärme in einem [[Wärmeübertrager]] an hochreines Wasser im nicht radioaktiven Sekundärkreislauf ab. Der entstehende, unter hohem Druck stehende Dampf treibt eine Turbine an. Ein an diese Turbine angeschlossener Generator erzeugt die Energie für die Bordsysteme und lädt Batterien auf, die auch bei einem Reaktorausfall Energie liefern. Beim ''turbo-elektrischen Antrieb'' wird die Propellerwelle von einem Elektromotor angetrieben. Häufiger wird jedoch eine [[Getriebeturbine]] eingesetzt, die die Welle direkt mit der Energie der Turbine antreibt.

Heutige U-Boote verwenden ausschließlich [[Druckwasserreaktor]]en. Sowohl die USA auf der ''Seawolf'' als auch die Sowjetunion mit der ''[[Alfa-Klasse]]'' haben allerdings auch mit flüssigmetallgekühlten Reaktoren experimentiert. Während die Amerikaner den mit Natrium gekühlten Reaktor aufgrund zu großer Sicherheitsbedenken recht bald durch einen Druckwasserreaktor ersetzten, betrieben die Sowjets, die eine Blei-Wismut-Legierung zur Kühlung verwendeten, ihre sechs Boote rund zehn Jahre mit Flüssigmetallreaktoren.

Während die westlichen Entwürfe lediglich einen Kernreaktor an Bord haben, besaßen und besitzen besonders die sowjetischen Boote häufig zwei Reaktoren, wobei bei Booten mit zwei Schrauben teilweise ein eigener Reaktor für jede Welle betrieben wird. Andererseits kann der zweite Reaktor aber auch als Notreserve dienen. Heutige U-Boot-Reaktoren leisten rund 150 [[Watt (Einheit)|Megawatt]].

=== Vor- und Nachteile ===
Dieselelektrisch betriebene U-Boote beziehen ihre Energie aus dem mitgeführten Treibstoff. Mittels [[Elektrischer Generator|Dieselgeneratoren]] werden große Akkus aufgeladen, die bei Tauchgängen die Antriebsmotoren und Bordsysteme mit Strom versorgen. Um die Akkus nachzuladen, muss durch einen [[Schnorchel (U-Boot)|Schnorchel]] Frischluft für die Dieselmotoren von der Wasseroberfläche angesaugt werden, wobei die Gefahr einer Ortung besonders hoch ist. Abweichend hiervon wird nur bei einigen modernen Mustern mit nicht-nuklearen [[Air-independent propulsion|außenluft-unabhängigen Antriebsarten]] verfahren, etwa bei Antrieben per [[Brennstoffzelle]]n, wie sie die deutsche [[U-Boot-Klasse 212 A|''Klasse 212&nbsp;A'']] implementiert. Allerdings müssen auch diese Einheiten nach vergleichsweise kurzer Zeit nachgetankt werden.

Der Reaktor eines Atom-U-Boots kann dagegen mit [[Kernbrennstoff]] für mehrere Jahre befüllt werden. Da die Luft zum Atmen an Bord aufbereitet wird, können Atom-U-Boote so lange in großen Tiefen bleiben, wie Nahrung für die Besatzung an Bord ist. Damit ist die Dauer, die ein U-Boot unter Wasser verbringt, in erster Linie durch den Faktor Mensch beschränkt. Auch muss auf Atom-U-Booten nicht mit der Energie gehaushaltet werden; sie sind damit in der Lage, dauerhaft hohe Geschwindigkeiten zu halten.

Allerdings ergeben sich auch Nachteile. Während ein diesel-elektrisches Boot bei Fahrt mit reinem, aus den Akkus gespeistem Elektroantrieb in niedriger Geschwindigkeit nahezu lautlos ist, verursacht der Kernreaktor immer minimale Geräusche. Vor allem die Kühlmittelpumpen, die die Zirkulation des Reaktorkühlmittels aufrechterhalten, spielen hierbei eine Rolle und sind von feindlichem [[Sonar]] wahrnehmbar. Bei manchen Atom-U-Booten wie etwa der ''Ohio-Klasse'' kann die Kühlung des Reaktors bei niedrigen Lastregimen allerdings auch ohne Pumpen allein durch [[natürliche Konvektion]] sichergestellt werden.

Außerdem entsteht im Reaktor [[radioaktiver Abfall]], der nach einigen Jahren aus dem Reaktor entfernt und dann sicher gelagert werden muss. Zudem ist jedes Boot eine potentielle Umweltgefährdung, da ein Austritt radioaktiven Materials durch Unfall oder Beschuss unabsehbare Auswirkungen auf die Umwelt haben könnte.

== Einsatzprofil ==
Atom-U-Boote werden vorwiegend für ''blue water operations'' eingesetzt, also für Einsätze jenseits des [[Kontinentalschelf]]s. In den Weiten der Ozeane können sie ihre dauerhaft höhere Geschwindigkeit und ihre lange Unterwasserausdauer weitaus besser ausspielen als in den flachen, engen Küstengebieten.

Aufgabengebiete der SSN sind der Schutz von so genannten „[[Dickschiff]]en“, etwa [[Flugzeugträger]] oder [[Amphibisches Angriffsschiff|Amphibische Angriffsschiffe]], aber auch die Jagd auf feindliche U-Boote und Überwasserschiffe und die Gewinnung von Geheimdienstinformationen etwa über die Ergebnisse von Waffen- oder Schiffstests einer anderen Nation. SSBN hingegen patrouillieren in möglichst abgelegenen Gebieten, um im Falle eines Atomkrieges lange genug unentdeckt zu bleiben und ihre Interkontinentalraketen abfeuern zu können. Eine Mischung dieser Strategien machen sich die SSGN zu eigen. Sie können eingesetzt werden, um etwa feindliche Konvois zu verfolgen und anzugreifen, aber auch um in großer Distanz zur Küste zu warten und [[Marschflugkörper]] großer Reichweite auf Landziele abzufeuern.

Während die US-Navy im [[Zweiter Golfkrieg|Zweiten]] und [[Dritter Golfkrieg|Dritten Golfkrieg]] Atom-U-Boote massiv als Marschflugkörperplattformen verwendet hat, ist die Royal Navy die einzige Marine, die eine Versenkung durch ein Atom-U-Boot zu verzeichnen hat: Die ''[[HMS Conqueror (S48)]]'' versenkte während des [[Falklandkrieg]]es das argentinische Kriegsschiff ''[[ARA General Belgrano (C-4)]]''. Der Einsatz von SSBN war bisher nur in Übungen nötig.

== Abwrackung ==
[[Datei:Submarines scrap.jpg|miniatur|hochkant|Abwrackung von vier Atom-U-Booten der US Navy]]
=== Vorgehen ===
Atom-U-Boote wurden während des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] in großer Stückzahl hergestellt. Da jedes Kriegsschiff nur eine beschränkte Einsatzzeit hat, bis es von technologischen Neuerungen und dem eigenen Alter ins Abseits gedrängt wird, ergibt sich das Problem der Entsorgung. Bei der Abwrackung müssen hier besondere Maßnahmen ergriffen werden, da jeder Reaktor [[Kernbrennstoff]]e enthält und der gesamte primäre Kreislauf stark kontaminiert ist. Diese Maßnahmen müssen also von Fachkräften in speziellen Werften vorgenommen werden und bedingen einen großen finanziellen Aufwand.

Im allgemeinen werden zu Beginn die Kernbrennstoffe und kontaminierte Flüssigkeiten entfernt, dann wird die Reaktorsektion vom Rest des Rumpfes getrennt. Dieser Rest kann normal verwertet werden, also zum Beispiel als Metallschrott verkauft werden. Die kontaminierten Teile des Reaktors, also die Reaktorkammer und die Leitungsrohre, müssen dann eingelagert werden. In den USA geschieht dies unterirdisch in der [[Hanford Site]], die verbrauchten Kernbrennstoffe werden in der ''Naval Reactors Facility'' im [[Idaho National Laboratory]] eingelagert. Die Kosten für die Deaktivierung und Zerlegung eines Atom-U-Bootes lagen bei der US-Navy 1998 bei rund 40 Millionen US-Dollar.<ref>Kopte 1997, Seite 43</ref>

Die US-Navy hat für die Abwrackung von nuklear angetriebenen Kriegsschiffen das [[Ship-Submarine Recycling Program]] ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Programms werden in der [[Puget Sound Naval Shipyard]] in [[Bremerton]], [[Washington (Bundesstaat)|Washington]], unter anderem auch Atom-U-Boote fachgerecht von strahlungsbelasteten Teilen befreit und dann abgebrochen. Bis 2007 wurden bereits über 100 Atom-U-Boote zerlegt, 17 warteten darauf, das Programm zu durchlaufen. Von diesen 17 wird das letzte erst 2017 abgebrochen werden.<ref>Samuel Loring Morison: „''U.S. Naval Battle Force Changes''“ in ''Proceedings'' 132 (12) Seiten 59–60. ISSN 0041798XNSSI</ref> Bis zum Beginn der Abwrackung werden die US-amerikanischen Boote in der [[Reserveflotte]] der [[United States Maritime Administration]] weiter gewartet, um Probleme mit den heruntergefahrenen Reaktoren oder etwa ein Durchrosten des Rumpfes zu vermeiden.

Bis 2007 hat Großbritannien lediglich eines seiner 14 ausgemusterten Atom-U-Boote dekontaminiert und zu einem Museum umfunktioniert, die restlichen 13 sind, mit entleerten Reaktoren, weiterhin in [[Rosyth]] und [[Devonport (Marinebasis)|Devonport]] eingelagert. Frankreich lagert die Reaktorabteilung nach der Entfernung der Kernbrennstoffe für ca. 20 Jahre in einer speziellen Halle neben dem Trockendock in [[Cherbourg-Octeville]] ein und will diese dann weiter zerlegen.

=== Probleme ===
[[Datei:Verklappung bei Nowaja Semlja.png|left|miniatur|hochkant|Die Sowjetunion hat seit 1966 auch komplette U-Boot-Reaktoren nahe der Insel [[Nowaja Semlja]] verklappt. An den markierten Stellen liegen 29 Kernreaktoren, die nicht nur aus U-Booten stammen und teilweise noch Brennelemente enthalten.<ref name="Verklappung">[http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/europe/3199525.stm Meldung der BBC über das Sinken der ''K-159'', mit Karte der verklappten Reaktoren in der Region um Nowaja Semlja] (engl.)</ref>]]
Weit größere Probleme mit der umweltgerechten Zerlegung der Rümpfe sowie der Endlagerung der verbrauchten Kernbrennstoffe hatte und hat die russische Marine, die große Stückzahlen von Atom-U-Booten von der Sowjetmarine geerbt hat. Da Russland aber nach dem Zusammenbruch der UdSSR kaum genug Geld aufbringen konnte, um die noch seetüchtigen Schiffe zu unterhalten, wurde der fachgerechten Entsorgung der U-Boote kaum Wert beigemessen, viele verrosteten in russischen Marinebasen. Ende der 1990er Jahre hatte die russische Marine circa 130 alte nuklear angetriebene U-Boote angesammelt, die teilweise schon vor 20 Jahren außer Dienst gestellt worden waren und nur durch in den Rumpf gepumpte Druckluft und an die Seiten gebundene [[Ponton]]s nicht sanken.<ref>[http://www.bellona.org/english_import_area/8187 Umweltschutzorganisation ''Bellona'': ''Naval Nuclear Waste Management in Northwest Russia''] (engl.)</ref> <ref>[http://spb.org.ru/bellona/ehome/russia/nfl/nfl6.htm Umweltschutzorganisation ''Bellona'': ''Decommissioning of nuclear submarines''] (engl.)</ref>

[[Datei:Disassembling of a Soviet submarine.jpg|miniatur|Zerlegung eines Atom-U-Bootes in Russland]]
Die Sowjetunion hatte sich kaum um die veralteten, ab Mitte der 1980er Jahre außer Dienst gestellten Atom-U-Boote gekümmert, sondern mehr Mittel für Notreparaturen an alten sowie den Bau neuer Boote aufgewandt. Reaktoren und die daraus entnommenen, verbrauchten, aber noch radioaktiven Kernbrennstoffe von Booten, die zerlegt wurden, wurden an der Küste in teils nicht ausreichend abgeschirmten Stätten gelagert. Mitunter war allerdings in diesen Lagern nicht ausreichend Platz vorhanden, so dass ganze Reaktoren, teils mit, teils ohne Kernbrennstoffe, an der Küste der [[Karasee]], überwiegend in den Fjorden von [[Nowaja Semlja]], [[Verklappung|verklappt]] wurden<ref>[http://www-ns.iaea.org/appraisals/west-kara.htm Meldung der Internationalen Atomenergieorganisation] (engl.)</ref>. Davon enthielten bis zu elf Reaktoren noch verbrauchte, radioaktive Brennelemente. Unter diesen befinden sich auch zwei experimentelle, flüssigmetallgekühlte Reaktoren aus dem Unterseeboot ''[[K-27]]'', das 1968 einen schweren Unfall hatte und 1981 dort komplett versenkt wurde.<ref name="Verklappung"/>

Allein in den Häfen der Fernost-Flotte liegen (Stand 2006) 30 bis 40 außer Dienst gestellte Atom-U-Boote. Um diesem Problem Herr zu werden, ist Russland inzwischen auf internationale Hilfe angewiesen. So erhielt die Flotte 2006 von Japan 171 Millionen US-Dollar, um nur fünf dieser Einheiten fachgerecht entsorgen zu können.<ref>[http://www.bellona.org/news/news_2006/japan_victordis Umweltschutzorganisation ''Bellona'': ''Japan to begin dismantling 5 subs under a Moscow-Tokyo deal''] (engl.)</ref> Allein bis 2006 erhielt Russland vom Ausland über eine Milliarde US-Dollar für die Zerlegung von U-Booten und bot selbst 200 Millionen Dollar auf. Mit diesem Geld sollen alle außer Dienst gestellten U-Boote bis 2010 fachgerecht abgebrochen werden. <ref>[http://www.bellona.org/english_import_area/international/russia/navy/co-operation/41870 Umweltschutzorganisation ''Bellona'': ''Russia to scrap 17 nuclear submarines this year''] (engl.)</ref> Einer der größten Geldgeber sind die USA mit ihrem ''Cooperative-Threat-Reduction''-Programm.
<br clear="all" />

== Zwischen- und Unglücksfälle ==
=== Gesunkene Boote ===
[[Datei:USS Thresher (SSN-593) rudder sunk.jpg|miniatur|Bild der ''Thresher'' am Meeresgrund]]
[[Datei:K219a.jpg|miniatur|Die K-219 kurz vor ihrem Sinken an der Oberfläche]]
Bisher sind sieben Atom-U-Boote bestätigterweise gesunken, zwei davon auf Seiten der USA und fünf aus der Sowjetunion/Russland. Hierbei ist zu beachten, dass einige der U-Boote, zum Beispiel die sowjetische ''[[K-429]]'' zwar starken Wassereinbruch erlitten haben, der Rumpf selber aber intakt geblieben ist, das Boot wurde später gehoben. Daher variieren die Zahlen je nach Quelle teilweise. Auch ist ungeklärt, ob Atom-U-Boote der chinesischen Volksbefreiungsarmee gesunken sein können.

Das erste verlorene Atom-U-Boot überhaupt war 1963 die ''[[USS Thresher (SSN-593)]]'', die bei Tieftauchtests mit der gesamten Besatzung von 129 Mann verloren ging. Fünf Jahre später sank das zweite US-Boot. Der Grund für die Explosion, die sich 1968 an Bord der ''[[USS Scorpion (SSN-589)]]'' ereignete, ist nie sicher geklärt worden. Heute wird vermutet, dass eine defekte Torpedobatterie diese ausgelöst haben könnte. 99 Seeleute verloren dabei ihr Leben.

1970 brach an Bord der sowjetischen ''[[K-8 (U-Boot)|K-8]]'' ein Feuer aus. Das Boot wurde in Schlepp genommen, während welchem es mit 52 Mann unterging. 1986 detonierte an Bord der sowjetischen ''[[K-219]]'' der Treibstofftank einer Interkontinentalrakete nach einem Leck in der Siloabdeckung. Das Schiff hielt sich über zwei Tage an der Wasseroberfläche, sank aber letztendlich. Die Crew konnte vorher von Bord gehen. Weniger als drei Jahre später ging die ''[[K-278 Komsomolez]]'' nach einem Feuer verloren, wobei 42 Besatzungsmitglieder umkamen. 2000 sank das russische U-Boot ''[[K-141 Kursk]]'' nach einer Torpedoexplosion, alle 118 Besatzungsmitglieder starben. 2003 ging schließlich das bisher letzte Atom-U-Boot, die ''[[K-159]]'' verloren. Das Boot war bereits 1989 außer Dienst gestellt worden und sollte nun zur Abwrackung geschleppt werden. Während des Schlepps lief das Boot jedoch voll und ging mit neun Seeleuten an Bord unter.

Ein Bericht der [[Internationale Atomenergieorganisation|Internationalen Atomenergieorganisation]] von September 2001 gibt die Ergebnisse von Wasseruntersuchungen in der Region der Grabstätten der gesunkenen U-Boote wieder. Demnach wurde kaum eine radioaktive Belastung gemessen, die nicht aus dem [[Radioaktiver Niederschlag|Fallout]] früherer [[Kernwaffentest]]s resultiert. Nahe den amerikanischen Booten wurde lediglich ein erhöhter Spiegel von [[Cobalt|<sup>60</sup>Co]] gemessen, nahe der '' Komsomolez'' von [[Caesium|<sup>137</sup>Cs]]. Dies weist darauf hin, dass die Reaktorkammern in allen Fällen auch nach teilweise über 40 Jahren unter Wasser bisher dicht halten.<ref>[http://www-pub.iaea.org/MTCD/publications/PDF/te_1242_prn.pdf IAEA: ''Inventory of accidents and losses at sea involving radioactive material''], Abschnitt 3 (engl.)</ref>

Außerdem berichten einige Quellen von einem Verlust eines chinesischen SSBN der ''Xia-Klasse''.<ref name="Xia"/> Der amerikanische Autor und ehemalige [[Attaché|Marineattacheé]] Peter Huchthausen berichtet weiterhin davon, dass ein ''[[Han-Klasse|Han]]'' 1983 nach einer Kollision mit einer sowjetischen [[Victor-Klasse|''Victor III'']] gesunken sein soll. Demnach seien die beiden Boote 100 Kilometer südöstlich von [[Wladiwostok]] zusammengestoßen und die ''Han'' darauf in einem Kilometer tiefen Wasser mit ihrer gesamten Mannschaft versunken. Die [[Russische Akademie der Wissenschaften]] habe 1989 dort Strahlungswerte von bis zu 1000 [[Röntgen (Einheit)|Röntgen]] pro Stunde gemessen. Außerdem belegt Huchthausen den Unfall mit einer Masse erschienener Nachrufe auf U-Boot-Konstrukteure in chinesischen Zeitungen im fraglichen Zeitraum.<ref name="Han"/>

=== Andere Zwischenfälle ===
[[Datei:K-19.jpg|miniatur|Die ''K-19'' hatte 1961 einen schweren Störfall in ihrem Reaktor und bis 1972 zwei weitere Unfälle]]
Besonders die sowjetischen Atom-U-Boote der ersten Generation waren in Unfälle verwickelt, die direkt mit der neuartigen Antriebsart in Zusammenhang standen. Bereits 1961 kam es zu einer Beinahe-Katastrophe auf der ''[[K-19]]'', bei der eine [[Kernschmelze]] nur dadurch verhindert werden konnte, dass acht Männer direkt in die kontaminierte Reaktorkammer gingen und ein improvisiertes Notkühlsystem in Gang brachten. Nach diesem Zwischenfall erhielt das Boot von sowjetischen Seemännern den Beinamen „Hiroshima“.<ref>Sherry Sontag, Christopher Drew: ''Jagd unter Wasser. Die wahre Geschichte der U-Boot-Spionage''. Bertelsmann Verlag, München 2000. ISBN 3-570-00425-2; Seiten 454ff</ref> Allein bis 1970 wurden nach Reaktorproblemen an Bord von fünf weiteren Booten Besatzungsmitglieder teilweise so schwer verstrahlt, dass sie kurz darauf verstarben.<ref>Peter Huchthausen: ''K-19''. National Geographic, Washington DC 2002; ISBN 3-934385-88-5; Seiten 214ff</ref> Vor allem bezüglich der ersten sowjetischen Boote gibt es Berichte über so niedrige Sicherheitsstandards, dass in westlichen Booten vorgeschriebene Strahlungsgrenzwerte um ein Vielfaches überschritten wurden. Dies geschah vor allem aus konstruktionstechnischen Gesichtspunkten, da die größtenteils aus Blei bestehende Reaktorabschirmung das Gewicht eines Bootes stark erhöht.<ref>Clancy 1997, Seite 72</ref> Aus diesem Grund waren die frühen Boote sehr anfällig für Probleme.

Aber auch bei den sowjetischen Booten der späteren Generationen gab es weitere Unglücksfälle wie der Ausbruch von Feuer an Bord und Schwierigkeiten bei der Wartung oder Neubefüllung von Reaktoren. Ein Beispiel für Letzteres ist die ''[[K-314]]'', in der 1985 der versuchte Austausch der Brennelemente eine heftige Explosion hervorrief, die 10 Menschen tötete und das Boot irreparabel beschädigte.<ref>Peter Huchthausen: ''K-19''. National Geographic, Washington DC 2002; ISBN 3-934385-88-5; Seite 220</ref>

[[Datei:USS Greeneville in dry dock.jpg|miniatur|Die ''Greeneville'' nach einem Zusammenstoß im Trockendock]]
Auf Seiten der westlichen Marinen ist hingegen kein schwerer Zwischenfall bekannt, der aus einer Reaktorfehlfunktion herrühren würde und zur Verstrahlung von Besatzungsmitgliedern geführt hätte. Über einige kleine Probleme wurde allerdings berichtet. Dies umfasst Probleme bei der (inzwischen nicht mehr durchgeführten) Verklappung abgereicherter Ablagerungen, wie sie unter anderem 1975 auf der ''[[USS Guardfish (SSN-612)]]'' auftauchten oder die fehlerhafte Öffnung von Ventilen des Primärkreislaufes, so dass radioaktiv kontaminiertes Wasser austreten kann, so geschehen 1978 auf der ''[[USS Puffer (SSN-652)]]''. Die Royal Navy hatte unter anderem Probleme mit dem Verlust der [[Konvektion]] im Reaktor der ''[[HMS Tireless (S88)]]'' 2000, woraufhin das Boot ein Jahr im Hafen von [[Gibraltar]] festsaß. Die Explosion von 1994 im Maschinenraum des französischen Atom-U-Boots ''[[Émeraude (S 604)|Émeraude]]'', die zehn Seeleute ihr Leben kostete, hatte keine Beziehung zu einem Reaktorschaden oder ähnlichem.

Besonders in der Zeit des Kalten Krieges, als sich die beiden Supermächte mit Atom-U-Booten gegenseitig bespitzelten, gab es mehrere Kollisionen. Diese waren regelmäßig auch politisch brisant, da sie sich nicht selten in nationalen Hoheitsgewässern ereigneten. Ein Beispiel dafür ist der Unterwasserzusammenstoß zwischen der amerikanischen ''[[USS Tautog (SSN-639)]]'' und der sowjetischen ''[[K-108]]'', der 1970 vor [[Petropawlowsk-Kamtschatski]] stattfand oder auch jener, den die bereits erwähnte ''K-19'' 1969 in der [[Barentssee]] mit der ''[[USS Gato (SSN-615)]]'' hatte. Die Journalisten Sontag und Drew berichten von mehr als zehn Kollisionen zwischen Booten der UdSSR und der USA sowie von zweien zwischen britischen und sowjetischen U-Booten allein zwischen 1960 und Ende des Kalten Krieges.<ref>Sherry Sontag, Christopher Drew: ''Jagd unter Wasser. Die wahre Geschichte der U-Boot-Spionage''. Bertelsmann Verlag, München 2000. ISBN 3-570-00425-2; Seiten 445ff</ref>

Nicht ungewöhnlich sind außerdem Zusammenstöße mit Überwasserschiffen, bekannt wurde vor allem die versehentliche Versenkung des japanischen Fischereischulschiffs ''Ehime Maru'' durch die amerikanische ''[[USS Greeneville (SSN-772)]]'' vor Hawaii 2001.

Zuletzt kam es im Februar des Jahres 2009 im Atlantik zu einer Kollision zwischen der französischen ''[[Le Triomphant (S 616)]]'' (Namensgeberin der [[Triomphant-Klasse]]) und der britischen [[HMS Vanguard (S28)|''HMS Vanguard'']]. Beide Schiffe wurden nur leicht beschädigt und konnten aus eigener Kraft ihre Fahrt fortsetzen.<ref>[http://www.royalnavy.mod.uk/Royal-Navy-News-HMS-Vanguard.html Mitteilung der Royal Navy] (englisch)</ref><ref>[http://www.guardian.co.uk/uk/2009/feb/16/nuclear-submarines-collide The Guardian: ''Nuclear submarines collide in Atlantic''] (englisch)</ref>

== Atom-U-Boote in der Literatur ==
[[Datei:20000 title 0a.jpg|miniatur|hochkant|Titelseite der Erstausgabe von ''20.000 Meilen unter dem Meer'']]
Schon [[Jules Verne]]s U-Boot ''[[Nautilus (Jules Verne)|Nautilus]]'' aus dem Roman ''[[20.000 Meilen unter dem Meer]]'' aus dem Jahr 1870 hatte einen außenluft-unabhängigen Antrieb und damit ähnliche Fähigkeiten wie ein Atom-U-Boot.

Der erste Bestseller, der sich tatsächlich mit Atom-U-Booten beschäftigt, gelang [[Tom Clancy]] 1984 mit ''[[Jagd auf Roter Oktober (Roman)|Jagd auf Roter Oktober]]''. Auch die [[Jagd auf Roter Oktober (Film)|Verfilmung]] war ein Kassenschlager. Auf dieser Welle ritten später andere Autoren wie der Engländer [[Patrick Robinson (Autor)|Patrick Robinson]] oder der US-Amerikaner [[Clive Cussler]], die Romane über Atom-U-Boote veröffentlichten. Filme wie ''[[Crimson Tide – In tiefster Gefahr]]'' folgten und stellten fiktive Szenarien dar; um die Jahrtausendwende griffen Filme wie ''Im Fahrwasser des Todes'' (über die ''K-219'') oder ''[[K-19 – Showdown in der Tiefe]]'' (über die ''K-19'') schließlich reale Ereignisse auf und dramatisierten diese teilweise.

== Literatur ==
* Alexander Antonow, Walerie Marinin, Nikolai Walujew: ''Sowjetisch-russische Atom-U-Boote. Gefahr aus der Tiefe''. Siegler Verlag, Sankt Augustin 2007. ISBN 978-3-87748-656-6
* Tom Clancy: ''Atom-U-Boot: Reise ins Innere eines nuclear warship''. Heyne, München 1997. ISBN 978-3-86047-267-5
* Andrew S. Erickson: ''China’s Future Nuclear Submarine Force''. US Naval Institute Press, Annapolis, MD. 2007. ISBN 978-1-59114-326-0 (engl.)
* Susanne Kopte: ''[http://www.bicc.de/publications/papers/paper12/paper12.pdf Nuclear Submarine Decomminssioning and Related Problems]''. Bonn International Center for Conversion 1997. (engl.)
* Norman Polmar, K. J. Moore: ''Cold War Submarines: The Design and Construction of U.S. and Soviet Submarines, 1945–2001''. Potomac Books, Dulles, VA 2003. ISBN 978-1-57488-594-1 (engl.)
* Viking O. Eriksen: ''Sunken nuclear submarines - a threat to the environment?.'' Norwegian Univ. Press, Oslo 1990, ISBN 82-00-21019-7

== Weblinks ==
* [http://www.3sat.de/3sat.php?specials/46858/ Kurzer Überblick über die amerikanischen und russischen U-Boot-Flotten bei 3sat]
* [http://spb.org.ru/bellona/ehome/russia/nfl/nfl2-1.htm Bericht über die Entwicklung der sowjetischen/russischen Atom-U-Boote] und [http://spb.org.ru/bellona/ehome/russia/nfl/nfl8.htm Unfälle der Boote der Nordflotte] von der Umweltschutzorganisation ''Bellona'' (engl.)
* [http://spb.org.ru/bellona/ehome/russia/nfl/nfla.htm Kurzer Überblick von ''Bellona'' über die restlichen Nationen] (engl.)
* [http://www.sinodefence.com/navy/sub/default.asp Überblick über die chinesischen Atom-U-Boote] (engl.)

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Exzellent|17. Mai 2007|31937586}}

[[Kategorie:U-Boot mit Nuklearantrieb| ]]

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[[fr:Sous-marin nucléaire]]
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[[zh:核子動力潛艇]]

Version vom 8. Dezember 2011, 21:14 Uhr

[[Datei:SS-