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August Jäkel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

August Jäkel (* 21. Dezember 1930 in Mohrungen, Ostpreußen; † 21. März 1994[1]) war ein deutscher Bildhauer.

Jäkel floh 1945 mit seinen Familie nach Dänemark und wurde mit 30 000 anderen Flüchtlingen im Lager Oxboel interniert. Erst 1947, als sein Vater nachweisen konnte, dass er eine Beschäftigung in der Bundesrepublik Deutschland bekommen konnte, durfte die Familie nach Gelsenkirchen umsiedeln. August Jäkel erfährt von einer Cousine von der Künstlersiedlung Halfmannshof, wo Keramiker, Buchbinder, Schriftsteller, Maler und Architekten, Kunstschmiede und ein Bildhauer eine künstlerische Gemeinschaft bildeten. Er kommt hier in die Lehre als Holzbildhauer zu Hubert Nietsch. Bei ihm muss er kein Schulgeld zahlen, kann aber als Lehrling in Ton, Elfenbein, Gips oder Keramik, kurz in vielen Techniken arbeiten und macht 1950 die Gesellenprüfung mit der Kopie einer Figur vom Brüggemann-Altar des Doms zu Schleswig. 1953–1954 studierte er bei den Professoren Goller und Mages in Düsseldorf Bildhauerei zur akademischen Weiterbildung. 1954 bis 1955 erhält er als Flüchtling ein Stipendium für die Ecole des Beaux-Arts in Paris, wo er in einem regelmäßigen Turnus eine Woche Modell zeichnen, eine Woche modellieren in Ton und eine Woche nach antiken Gipsabgüssen zeichnen muss. Bei diesen Zeichnungen nach Gipsabgüssen versucht er immer weiter zu abstrahieren und kommt damit in die Nähe der frühen figürlichen Arbeiten von Hartung und Heiliger. Diese beiden Künstler an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin sind es dann auch, die ihn auf Grund ihrer künstlerischen Ausstrahlung nach Berlin ziehen. Er reicht Fotos und Zeichnungen seiner bisherigen Arbeiten ein und macht eine Aufnahmeprüfung im Modellieren. Zeichnen und einen Aufsatz über ein aktuelles Thema. 1055–1061 studiert er dann bei Hartung und ist zum Schluss bei ihm Meisterschüler. Ab 1961 ist er als freier Bildhauer in Berlin tätig und in den ersten viereinhalb Jahren, dank seiner vielseitigen Ausbildung, bei der Wiederherstellung der „Goldenen Galerie“ im Schloss Charlottenburg beschäftigt. Danach kommen Aufträge für die Kirche (Ananias-Kirche) und Industrie (Austria-Zigarettenwerke). Nebenbei wird er immer wieder zu Arbeiten für Film und Fernsehen hinzugezogen.[2]

Er lebte in Berlin, wo sich einige seiner Werke befinden.

Die Beschäftigung mit dem figürlichen Relief geht bis auf 1958 zurück. Seine künstlerischen Anstöße erhält er teils aus dem gelesenen Wort, (…). Aber auch ein optischer Eindruck, (…) können ihn zur Arbeit anreizen; er setzte das Profil des Unbekannten in die Lebendigkeit einer Skizze um und arbeitete danach verschiedene Reliefs. In dieser Art und Weise entstanden auch weitere Porträts als Auftragsarbeit. Selbst bei Formen wie dem weiblichen Torso von 1965 widersteht er dem Drang, den Körper ganz auszuformen (…) und so gilt er in Berlin als ein Realist, der durch die Begrenzung und Komprimierung der Ausdrucksmittel besonders aussagefähig ist.[3]

Er schrieb selbst über seine Arbeiten:

„Schon diese Arbeiten sowie ein Teil der figürlichen Reliefs zeigen, daß ich nicht allein um gestaltete Form bemüht bin, sondern um die Verbildlichung der den Menschen betreffenden Fragen, um die Darstellung der ihn bedrängenden Nöte oder um die unausgesprochenen Beziehungen der Menschen untereinander. Es ist die Darstellung dessen, was man sieht, was einen berührt, und das sind nicht immer nur die angenehmen Dinge. Durch die künstlerische Bewältigung wird selbst das unerträglichste Thema erträglich, da es in eine gültige Form gebracht wurde. Man hat sich damit auseinandergesetzt und dabei seine eigene Einstellung dazu gefunden. Im Grunde ist jedes Kunstwerk, auch das erschütterndste, Ausdruck der Bejahung des Lebens, ein Werk von dem eine positive Kraft ausgehen kann, das der Beschauer nicht nur konsumiert, sondern das ihn dazu anregen kann, ebenfalls seinen Standpunkt zu finden oder zu verändern.“[4]

Öffentliche Werke, Restaurationen und Mitarbeit

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  • 1962–1965 Mitarbeit bei der Wiederherstellung der „Goldenen Galerie“ im Schloss Charlottenburg
  • 1960er (ohne Jahresdaten) Aufträge für die Kirche (Ananias-Kirche), Industrie (Austria-Zigarettenwerke), Arbeiten für Film und Fernsehen
  • 1966: Relief Barmherziger Samariter, Drakestraße 30, Berlin-Steglitz
  • 1980 Gedenktafel und Schriftzug des Jüdischen Krankenhaus, Heinz-Galinski-Straße 1, Berlin-Gesundbrunnen
  • 1983 Lessingbrücke; Rekonstruktion der Reliefs mit Szenen; Berlin-Mitte
  • 1984–1986 Moltkebrücke, Rekonstruktion Kandelabergruppen und der von den Greifen gehaltenen Wappen; Berlin-Mitte
  • 1988 Partnerschaftsbrunnen, Reliefs; Altstadt Spandau
  • 1988: Siegfriedstatue, Burgundenplatz, Braunschweig
  • 1990er Kurfürstendamm 171–172, Restauration der Stuckfassade; Berlin-Charlottenburg
  • 1994 Entwurf für die Gedenkstele mit Porträtrelief und Inschrift Magnus Hirschfeld, 1995 Fertigstellung durch Emanuel Scharfenberg; Berlin-Charlottenburg[5]

Freie Arbeiten – Auswahl

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  • 1960 Männlicher Torso, Plastik I Bronze, Höhe 66 cm
  • 1960 Weiblicher Torso, Plastik I Bronze, Höhe 56 cm
  • 1966 Männlicher Torso, Relief I Gips, 123 × 61 cm
  • 1967 Stehendes Paar, Relief I Bronze, 47 × 24 cm
  • 1973 Kopf eines Farbigen, Relief I Bronze, 53 × 52 cm
  • 1974 Altar des Elends, fünfteilige Relief, das aus Anlass der Hungerkatastrophe in der Sahelzone
  • 1975 Konstellation I , Relief I Gips, 100 × 170 cm
  • 1976 Konstellation II, Relief I Gips, 90 × 145 cm
  • August Jäkel. Relief als Mittel realistischen Ausdrucks. In: Dieter Biewald: Berliner Künstler im Gespräch, Band 2. Koska-Verlag, Wien/Berlin 1975
  • Malerei-Grafik-Plastik I Haus am Kleistpark I Ausstellungsbegleitheft der „Gruppe Schöneberg“ / Ausstellung vom 30. März bis 28. April 1978 im Haus am Kleistpark Grunewaldstr 6–7 1000 Berlin 62; Bezirksamt Schöneberg von Berlin, Abteilung Volksbildung -Kunstamt, Postanschrift: Rathaus Schöneberg; Ausstellung/Katalog; Hans Georg Zeller, Leiter des Kunstamtes; Layout: Jürgen Tenz / Druck : Karl Holste Berlin 37
Commons: August Jäkel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Magnus Hirschfeld, auf gedenktafeln-in-berlin.de, abgerufen am 19. Februar 2025.
  2. August Jäkel. Relief als Mittel realistischen Ausdrucks. In: Dieter Biewald: Berliner Künstler im Gespräch. Band 2. Koska-Verlag, Wien / Berlin 1975, S. 73–75.
  3. August Jäkel. Relief als Mittel realistischen Ausdrucks. In: Dieter Biewald: Berliner Künstler im Gespräch. Band 2. Koska-Verlag, Wien / Berlin 1975.
  4. Beiblatt: Malerei-Grafik-Plastik I Haus am Kleistpark I Ausstellungsbegleitheft der „Gruppe Schöneberg“ / Ausstellung vom 30. März bis 28. April 1978 im Haus am Kleistpark Grunewaldstr 6-7 1000 Berlin 62; Bezirksamt Schöneberg von Berlin, Abteilung Volksbildung -Kunstamt, Postanschrift: Rathaus Schöneberg; Ausstellung / Katalog; Hans Georg Zeller, Leiter des Kunstamtes; Layout: Jürgen Tenz / Druck : Karl Holste Berlin 37
  5. Gedenkstele für Magnus Hirschfeld, auf berlin.de