Baltische Konstitutionelle Partei

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Die Baltische Konstitutionelle Partei (BKP) war von 1905 bis 1914 eine livländische politische Partei. Ihr Gründungsdatum ist der 9. November 1905, sie wurde ebenfalls 1905 durch den livländischen Gouverneur genehmigt. 1906 hatte sie 7800 Mitglieder, von denen die Mehrzahl in Riga beheimatet war. Seit 1910 gehörte sie der Union der baltischen Verfassungsparteien an.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der russischen Revolution im Jahre 1905 gründeten sich in den Ostseegouvernements, zu denen Estland, Livland und Kurland zählten, mehrere politische Parteien. Hierzu gehörten die „Partei der Rechtsordnung“ und die „Baltische Konstitutionelle Partei“.[1] Ihre Mitglieder rekrutierten sich überwiegend aus dem wohlhabenden baltischen Adel, ihnen ging es zum größten Teil um die Besitzstandswahrung und den Persönlichkeitsgarantien. Das Organ der Partei war die Rigasche Rundschau.

Politische Ausrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit ihrem Grundsatzprogramm stand die BKP[2] auf dem Boden des viergliedrigen (allgemeines, gleiches, direktes und geheime) Wahlrechts. Sie verlangte demokratische Persönlichkeitsgarantien, Dezentralisation, Gleichberechtigung der verschiedenen Sprachen, Sozialpolitik, Einkommensteuer und eine stabile Staatsgewalt. Des Weiteren gehörte die Gewährung lokaler Selbstverwaltung zum Parteiprogramm.[3] Im Gründungsaufruf der Baltischen Konstitutionellen Partei hieß es:

„…Es ist daher hohe Zeit, daß, nachdem uns die Garantien für die bürgerliche Freiheit nach dem erklärten unbeugsamen Willen Sr. Majestät gegeben sind, alle Bewohner unsrer baltischen Lande, ohne Unterschied des Standes, der Nationalität und Konfession sich zusammenschließen zur Wahrung und Ausgestaltung der uns gewährten Freiheit, zur Wiederherstellung geordneter Zustände auf dem Wege friedlicher Arbeit und zur Durchführung zeitgemäßer Reformen, bei denen es insbesondere das Wohl der unbemittelten Bevölkerungsklassen zu heben gilt. Geleitet von diesen Gesichtspunkten und durchdrungen von dem Gedanken, daß nicht allein die Staatsgewalt, sondern vor allem die bürgerliche Gesellschaft selbst den richtigen Ausweg aus diesen Wirrnissen zu suchen und zu finden hat, tritt eine Partei zusammen, welche unter dem Namen Baltische konstitutionelle Partei die nachstehenden grundlegenden Programmpunkte angenommen und festgestellt hat.“ Unter anderem heißt es: „4) Gesetzliche Gewährleistung der Gewissensfreiheit, der Unantastbarkeit der Person, der Freiheit in Wort und Schrift, der Vereins- und Versammlungsfreiheit; Aufhebung sämtlicher die Religionsfreiheit einschränkender Bestimmungen. Gleichstellung aller Staatsbürger vor dem Gesetz, unter Aufhebung aller bisher einzelne Bevölkerungsgruppen, Konfessionen und Nationalitäten einschränkenden Bestimmungen.“

Baltische Konstitutionelle Partei[4]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erwin Moritz[5], Karl Dehio, Werner Zoege von Manteuffel, Alexander Baron Meyendorff[6], Oskar Brackmann, Theodor von Richter, George Armitstead, Alexander von Tobien[7], Friedrich von Samson-Himmelstjerna[8], Theodor von Richter, Friedrich von Richter und Hermann Ammende.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theodor von Richter, Die Tätigkeit der Baltischen Konstitutionellen Partei im Jahre 1907 : Referat des Parteisekretärs Th. von Richter auf der Parteiversammlung vom 18. Januar 1908. [6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Max Weber, Zur russischen revolution von 1905: schriften und reden 1905–1912, Band 10 von Gesamtausgabe (Max Weber). 1, Schriften und Reden, Herausgeber Wolfgang J. Mommsen, Dittmar Dahlmann, Verlag Mohr Siebeck, 1989, ISBN 3168453781 [1] , S. 259 und Fußnote 85 a) S. 259–260
  2. Die „Majorität- der Baltischen Konstitutionellen Partei. Ein Leitartikel der .Rig. Rundschau“, der einer Polemik mit einer Zuschrift der „Balt. Tagesztg.“, Düna Zeitung, Nr. 200 (29.08.1907) Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 28. April 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/periodika.lv
  3. Max Weber, Zur russischen revolution von 1905: schriften und reden 1905–1912 S. 159 – 160
  4. Jörn Burmeister, Nachdenken über Fremde, Baltikum 2014, Multikulti in den Ostseeprovinzen [2]
  5. Amburger, Erik, "Moritz" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 145–146 [Online-Version];[3]
  6. Mitgliedschaft in der Baltischen Konstitutionellen Partei. In: Manfred Hagen, Die russische Freiheit: Wege in ein paradoxes Thema, Verlag Franz Steiner Verlag, 2002, ISBN 3515079025 [4], S. 595
  7. Tobien, Alexander von; Statistiker, Agrarhistoriker [5]
  8. Vorsitzender der Livländischen Ritterschaft Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 3. April 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kulturportal-west-ost.eu