Bamberg, Staatsbibliothek, Msc.Var.1

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Die Handschrift Bamberg, Staatsbibliothek, Msc.Var.1 ist ein Kodex, der Abschriften mehrerer musiktheoretischer Schriften enthält. Die Handschrift wurde um das Jahr 1000 in Werden geschrieben und von Heinrich II. nach Bamberg gebracht, wo sie bis zur Säkularisation Teil der dortigen Dombibliothek war. Heute wird sie als Teil der Kaiser-Heinrich-Bibliothek in der Staatsbibliothek Bamberg verwahrt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bamberg, Staatsbibliothek, Msc.Var.1, fol. 57r (Detail).

Die Handschrift besteht aus 66 Blatt Pergament (25 auf 19 cm), das mit meist 30 langen Zeilen beschrieben ist. Die Schrift ist eine Minuskel des späten 10. Jahrhunderts; als Auszeichnungsschrift für das Incipit der ersten Schrift dient eine Capitalis rustica. Majuskeln und Diagramme sind oft farbig ausgeführt.

Hoffmann hat das Kloster Werden als Schriftheimat von Msc.Var.1 nachgewiesen und damit den älteren Theorien zur Entstehung der Musica enchiriadis in Reims eine wichtige Grundlage entzogen. Ein Nachtrag (fol. 35r) wurde nach Hoffmann Anfang des 11. Jahrhunderts in Bamberg geschrieben.

Der Einband stammt, wie bei vielen Bänden der Bamberger Dombibliothek, von 1611.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kodex enthält die Musica enchiriadis (fol. 2r–38v), Auszüge aus den Etymologien des Isidor von Sevilla und andere musiktheoretische Schriften in Auszügen. Msc.Var.1 ist die älteste vollständige Handschrift der Musica enchiriadis.[1]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hartmut Hoffmann: Bamberger Handschriften des 10. und des 11. Jahrhunderts (= MGH. Schriften Band 39). Hahn, Stuttgart 1995, hier S. 15 und 166. Digitalisat.
  • Gude Suckale-Redlefsen: Die Handschriften des 8. bis 11. Jahrhunderts der Staatsbibliothek Bamberg. 1. Teil: Texte (= Katalog der illuminierten Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg Band 1,1) Harrassowitz, Wiesbaden 2004, ISBN 3-447-05117-5, hier S. 146–147 Digitalisat.
  • Dieter Torkewitz: Das älteste Dokument zur Entstehung der abendländischen Mehrstimmigkeit (= Archiv für Musikwissenschaft Beiheft 44). Steiner, Stuttgart 1999, ISBN 3-515-07407-4.
  • Ernst Ludwig Waeltner: Die Lehre vom Organum bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts. Schneider, Tutzing 1975, hier S. 39–51.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christof Nikolaus Schröder und Gude Suckale-Redlefsen in Kaiser Heinrich II. 1002–1024. Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2002, Bamberg, 9. Juli bis 20. Oktober 2002. Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 2002, ISBN 392723382X, S. 318, Nr. 146. Digitalisat.