Banco di San Giorgio

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Palazzo San Giorgio, ehemaliger Sitz der Bank
Front des Gebäudes

Dieser Artikel ist weitestgehend eine Übersetzung des englischen Artikels, Stand 4. März 2008.


Die Banco di San Giorgio (Bank des Heiligen Georg) war ein Finanzinstitut der Stadtrepublik Genua. Die Bank wurde 1407 gegründet und zählt zu den ältesten Europas beziehungsweise der ganzen Welt. Der Sitz des Instituts war der gleichnamige Palazzo San Giorgio in Genua. Dieser war im 13. Jahrhundert auf Befehl Guglielmo Boccanegras erbaut worden, dem Onkel des ersten Dogen von Genua Simone Boccanegra.

Organisation

An der Gründung und Leitung der Bank waren im Wesentlichen einige prominente Familien der Stadt Genua beteiligt, unter ihnen das Haus Grimaldi.

Die Bank wurde von vier Konsuln geleitet, welche sowohl über die Finanzen als auch über die Investitionen bestimmten[1]. Da die Beziehungen zwischen den Oligarchen der Stadtrepublik und den die Bank leitenden Familienclans jedoch sehr eng waren, ist es schwierig festzustellen, wo die Macht der Bank aufhörte und die der Republik begann[2]. Dies zeigt sich auch darin, dass die Bank phasenweise politische Aufgaben übernahm (s.u.).

Operationsgebiet

Eine ganze Reihe der Kolonien Genuas wurde zumindest zeitweise direkt oder indirekt von der Banco di San Giorgio geführt. 1453 übergab die Republik Genua der Bank offiziell die Herrschaft über Korsika, das gesamte Gebiet der Krim mit dem Handelszentrum Caffa und andere kleinere Besitztümer. Über das 15. Jahrhundert hinweg verlangte sie diese jedoch teilweise wieder zurück[3].

Im 15. und 16. Jahrhundert lieh die Bank zahlreichen europäischen Regenten bedeutende Geldsummen und bekam dadurch weitreichenden Einfluss. Die Katholischen Könige Isabella und Ferdinand sowie auch Christoph Kolumbus unterhielten ein Konto bei ihr. Karl V. war die längste Zeit seiner Regierungszeit tief verschuldet bei der Banco di San Giorgio, und Niccolò Machiavelli behauptete, dass die Macht der Bank aus Genua eine erinnerungswürdigere Republik gemacht habe als es Venedig sei[4].

Im 17. Jahrhundert investierte die Bank stark in den Seehandel der immer besser erschlossenen Weltmeere und konkurrierte zeitweise mit der Niederländischen Ostindien-Kompanie und der Britischen Ostindien-Kompanie.

1805 wurde sie schließlich von Napoléon Bonaparte nach seinem erfolgreichen Italienfeldzug geschlossen.

1987 gründete sich in Genua eine Bank gleichen Namens, die sich jedoch wohl lediglich den traditionsreichen Namen zu Eigen gemacht hat, ohne etwas mit der ursprünglichen Banco di San Giorgio zu tun zu haben.

Anmerkungen

  1. Gevurtz
  2. Kirk 50-51
  3. Kirk 48
  4. Istoria Fiorentine, 420.

Literatur

  • Gevurtz, Franklin A.: The Historical and Political Origins of the Corporate Board of Directors, The Berkeley Electronic Press, 2004.
  • Kirk, Thomas A.: Genoa and the Sea: Policy and Power in an Early Modern Maritime Republic, 1559-1684 (The Johns Hopkins University Studies in Historical and Political Science), Johns Hopkins Univ. Press, 2005.
  • Tai, Emily: "Restitution and the Definition of a Pirate: The Case of Sologrus de Nigro", Mediterranean Historical Review 19/2 (2004).