Baumchirurgie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ausfüllen einer Baumhöhle.[1]

Baumchirurgie ist die Bezeichnung für eine historische Form der Baumpflege. Ihre Methoden werden heute als baumzerstörend angesehen. Baumchirurgen hatten zum Ziel mit ihren Praktiken Bäume zu erhalten und in ihrer Vitalität zu fördern. Mit zunehmendem Wissen über die Biologie von Bäumen und deren Fähigkeiten zur Wundheilung nach dem CODIT-Modell wurde erkannt, dass es sich bei den ausgeübten Methoden jedoch um baumzerstörende Praktiken handelt. Der aktuelle Stand der Technik zur Behandlung von Bäumen wird in der ZTV-Baumpflege dokumentiert.[2]

Praktiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Baumhöhle. Das Innere wurde ausgemauert.

Zu den Praktiken der Baumchirurgie gehörten unter anderem das Ausmauern oder anderweitige Verfüllen von Höhlungen im Holzkörper, das Aussägen oder Auskratzen von mit Pilzen befallenem Holz und Glattfräsen oder Glattschnitzen von Wunden.[3] In Höhlungen und Dendrotelme wurden Drainagen gelegt, damit Wasser abfließt, was eine zusätzliche Beschädigung des Baumes bedeutete.[4] Große Spalte im Holzkörper wurden durch Gewindestangen oder andere Bolzen stabilisiert.[4]

Alle Praktiken der Baumchirurgie gelten heute als baumzerstörend.[3][4] Das Verschließen und Verfüllen von Baumhöhlen verstößt außerdem gegen artenschutzrechtliche Bestimmungen, da so die Fortpflanzungs- und Ruhestätten von geschützten Tierarten zerstört werden.[5]

Bekannte Baumchirurgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein früher Vertreter der Baumchirurgie war der Amerikaner John Davey. Dieser veröffentlichte mit The Tree Doctor bereits 1901 ein Buch, das detailliert baumchirurgische Praktiken erläuterte.[6]

Um die Baumhöhle an einer Rosskastanie zu „stabilisieren“ wurden Gewindestangen angebracht.

Im deutschen Sprachraum war Michael Maurer im 20. Jahrhundert als bekannter Baumchirurg tätig.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Kühn, Bernd Ullrich, Uwe Kühn: Deutschlands Alte Bäume. BLV Verlagsgesellschaft mbH München Wien Zürich, München 2002, ISBN 3-405-16107-X
  • Hartwig Goerss: Unsere Baumveteranen. Landbuch-Verlag, Hannover 1981, Seite 115–118, ISBN 3-7842-0247-0
  • Michel Brunner: Bedeutende Linden – 400 Baumriesen Deutschlands. Haupt Verlag, Bern, Stuttgart, Wien 2007, ISBN 978-3-258-07248-7
  • Aloys Bernatzky: Baum und Mensch – Mit Beiträgen über Baumchirurgie von Michael Maurer, Frankfurt am Main : Kramer 1976, 2. Auflage, ISBN 3-7829-1045-1
  • John Davey: The tree doctor; a book on tree culture. Verschiedene Ausgaben online erhältlich hier

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kategorie Baumchirurgie – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. John Davey: The tree doctor; the care of trees and plants. New York, Akron, O. [etc.] The Saalfield publishing co, 1907 (archive.org [abgerufen am 18. Dezember 2023]).
  2. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (Hrsg.): ZTV-Baumpflege - Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege. 6. Auflage. Bonn 2017.
  3. a b Dirk Dujesiefken, Walter Liese: Das CODIT-Prinzip – Baumbiologie und Baumpflege. Haymarkete Media, Braunschweig 2022, ISBN 978-3-87815-278-1, S. 5.
  4. a b c Werner Molitor: SHIGO 1984 – Vor 25 Jahren leitete Alex Shigo das Ende der Baumchirurgie in Deutschland ein. In: Dirk Dujesiefken (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege. 13. Jahrgang. Haymarket Media, Braunschweig 2009.
  5. Markus Dietz, Dirk Dujesiefken, Thomas Kowol, Janina Reuther, Thomas Rieche, Claus Wurst: Artenschutz und Baumpflege. 2. Ausg Auflage. Haymarket Media, Braunschweig 2015, ISBN 978-3-87815-247-7.
  6. John Davey: The tree doctor; a book on tree culture, illustrated profusely with photos. Akron : Saalfield Pub. Co., 1901 (archive.org [abgerufen am 18. Dezember 2023]).