Benutzer:BGroetzner/Silat Gerak Pilihan

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Silat Gerak Pilihan (zu deutsch: Auserwählte Bewegungen des Silat), kurz SiGePi, ist eine Stilrichtung des Pencak Silat, die 1976 von Octav Dirgantara Setiadji gegründet wurde und hauptsächlich in der Bundesrepublik Deutschland praktiziert wird.

SiGePi wurde 1976 von Octav D. Setiadji entwickelt und im selben Jahr erstmals in Taman Ismail Marzuki, Jakarta, unterrichtet. Die Stilrichtung ist charakterisiert durch die Integration diverser Techniken der großen Schulen des Pencak Silat, wobei der Fokus vor allem auf Stilen aus Java und Sumatra liegt. 1980 wurde der Stil durch seinen Gründer in die Bundesrepublik Deutschland gebracht. Seitdem wird er vor allem in Berlin und Darmstadt unterrichtet.

SiGePi vereint Gesundheitstraining, Selbstverteidigung, Turnierkampf und Aspekte traditioneller indonesischer Kultur. Das Training wird dabei in sechs Gruppen unterteilt, zu denen Schüler je nach Alter, individuellen Fähigkeiten und persönlichen Interessen Zugang erhalten.

Ausbildungsprogramm

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  • Anak/Kinder: Erlernt werden die Kunst der Selbstverteidigung, das Ausüben der Jurus (Formen) und ein speziell auf Kinder fokussiertes Gymnastikprogramm zum Aufbau körperlicher Gesundheit und Kondition.
  • Pendekar/Krieger: Pendekar erlernen das SiGePi in seinem gesamten Umfang: Gymnastik-, Kraft- und Geschwindigkeitstraining sowie Atemübungen zum Aufbau der im Silat zentralen Inneren Kraft, Selbstverteidigung mit und ohne Waffen, Erlernen der Jurus sowie Trainieren des Turnierkampfes. Besonderer Wert wird bei letzterem darauf gelegt, Angriffen so auszuweichen, dass Position und Haltung des Verteidigers stets Risiken minimieren und Handlungsoptionen (Konterangriffe) maximieren. Auch wird auch eine spezielle Jurus für Vorführungen gelehrt, die Jurus Kembangan Pendekar Muda, die in Begleitung von traditioneller indonesischer Kampfmusik, (Kendang Pencak) ausgeführt wird. Um den Grad des Pendekar zu erreichen, bedarf es zwischen sechs und zehn Jahren des Trainings.
  • Petarung/Wettkämpfer: Olahraga Tanding (Wettkampf-Silat) ist das stark reglementierte Standard-Silat für internationale Wettkämpfe wie Europa- und Weltmeisterschaften. Die traditionellen und spirituellen Aspekte des Pendekar-Trainings fallen daher größtenteils weg – nurmehr ca. 20 % der technischen Vielfalt des SiGePi sind für Turniere geeignet. Dafür liegt der Fokus umso mehr auf den relevanten Turniertechniken und –regeln. Im Mai 2013 wurde ein neues Lernsystem eingeführt, welches die Aspekte des Pendekar- und des Petarung-Stils kombiniert. Hierbei wird der 15-minütige Freikampf in zwei Abschnitte unterteilt, in denen jeweils spezifisch eines der beiden Systeme angewandt wird (Hybrider Freikampf). (Erläuterung: Der Pendekar-Kämpfer strebt die Meisterschaft der Defensive an. Der Fokus liegt ergo vor allem auf dem geschickten Ausweichen, einer technisch korrekten Abwehr und der richtigen Haltung, um effiziente Konterattacken ausführen zu können. Petarung hingegen priorisieren die Offensive und greifen den Gegner mit allen in Turnieren erlaubten Mitteln an, um ihn zu Boden zu bringen oder so sehr in die Defensive zu treiben, dass ein Gegenangriff unmöglich wird.)
  • Perempuan/Frauen: Vermittelt wird ein spezielles Gymnastik- und Gesundheitsprogramm, das die physische und mentale Kondition aufbaut und erhält, sowie effektive Selbstverteidigung für Frauen.
  • Gesundheit und Selbstheilung: Hier wird der kämpferische Aspekt des SiGePi ausgeklammert und ein umfangreiches Gymnastikprogramm gelehrt, das die Gesundheit erhalten, die Muskeln stärken und die körperliche Fitness und Vitalität verbessern soll.
  • Gesundheit und Selbstverteidigung (für Erwachsene): Auch hier werden Gymnastik und Atemübungen zur Stärkung der Inneren Kraft gelehrt. Gesundheit und körperliche Fitness werden verbessert, außerdem werden Konzentration und Reaktionsfähigkeit erhöht. Hinzu kommt das Erlernen eines speziellen Selbstverteidigungsstils (Leise Gewinner). Ein volles Jahr des Trainings stellt das Minimum für den Erfolg dar.

Waffentechniken im SiGePi

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Nach einer Trainingszeit zwischen ein und zwei Jahren wird der Umgang mit Waffen gelehrt. Die Lektionen sind hierbei in drei Phasen strukturiert:

  1. Das Meistern des Umgangs mit der Waffe (Solospiel)
  2. Das Meistern der Waffe in Anwendung gegen einen Gegner (Partnerübung) sowie die Verteidigung gegen mehrere bewaffnete Gegner
  3. Das Meistern der unbewaffneten Selbstverteidigung gegen bewaffnete Gegner (neben traditionellen Waffen auch gegen Faustfeuerwaffen).

Im SiGePi verwendete Waffen sind u.a.:

  • Toya (Rattan-Kampfstock mit einer Länge von 150-170 cm)
  • Rangket (Rattan-Kampfstock mit einer Länge von 120 cm)
  • Ruyung (Paar kurzer Rattan-Kampfstöcker mit einer Länge von jeweils 60-70 cm)
  • Tongkat (gebogener Gehstock/Krückstock, ca. 90 cm)
  • Golok Panjang (Machetenartiges langes Buschmesser, Länge 75 cm)
  • Golok (Paar machetenartiger kurzer Buschmesser, Länge 50 cm)
  • Trisula (Paar Saigabeln, Länge 45 cm)
  • Tombak (Rattan-Speer mit Stahlspitze, Länge von 160 bis 170 cm)
  • Sabuk (Geflochtenes Lederband mit metallenem Ende, bisweilen auch Ledergürtel mit Metallschnalle, Länge 110-130 cm)
  • Pedang (Zweischneidiges Schwert, Klingenlänge 80 cm)

Trainingskleidung und Graduierung durch Schärpen

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Beim Training tragen die Schüler einen weißen Silatanzug. Der schwarze Anzug ist der vom Pencak-Silat-Weltverband PERSILAT vorgeschriebene Anzug für offizielle Turniere – das heißt: für Olahraga Tanding (Wettkampf) und Jurus Wajib (Synchronform zu dritt), nicht jedoch für die Jurus Tunggal (Soloform mit und ohne Waffen) oder Ganda (Selbstverteidigungsdemonstration mit und ohne Waffen), hierbei ist keine bestimmte Farbe vorgeschrieben. Die Anzüge können aus verschiedenen Materialien bestehen (Baumwolle oder Seide), sind oft reich verziert und werden traditionell in Kombination mit Ikat Kepala (Kopftüchern) und Sarongs (Wickelröcken) getragen.

Im SiGePi gibt es folgende durch farbige Schärpen gekennzeichnete Graduierungen: Weiß/Calon Murid, Gelb/Murid Pemula, Grün/Murid Lanjutan, Blau/Murid Senior, Braun/Calon Pendekar und Schwarz/Pendekar (nochmals unterteilt in 6 Trainergrade). Alle Schärpen bis zur Pendekar-Stufe werden in den jährlichen Prüfungen errungen, in denen die Schüler vor einer Jury und einem Publikum das Gelernte demonstrieren müssen. Pesilat, die die braune Schärpe erreicht haben, wird empfohlen, zu unterrichten, um die bereits erworbenen Kenntnisse zu vertiefen und durch die Lehrerfahrung zum Pendekar aufzusteigen. Ein Pesilat muss mindestens fünf Jahre lang lernen und trainieren, um die schwarze Schärpe zu erhalten – von da an gilt er als Trainer. Die weiteren Graduierungen werden durch rote Streifen am Ende der Schärpe markiert. Diese Grade werden nicht mehr durch Prüfungen erreicht, sondern für besondere Leistungen und die Verbreitung des Pencak Silat SiGePi verliehen. Die höchste Trainerstufe ist die des Meisters (Guru), die mit einer roten Schärpe gekennzeichnet wird; nach ihr gibt es nur noch die Schärpe des Großmeisters (Guru Besar: rot mit einem durchgehendem gelben Streifen), die ausschließlich dem Oberhaupt des SiGePi vorbehalten ist.