Benutzer:BarioMurda/Deutsche Hochschule für Leibesübungen

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BarioMurda (Diskussion)


Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen (DHfL) war eine freie, wissenschaftliche Forschungsstätte
mit dem Hauptziel möglichst viele, kompetente TurnlehrerInnen auszubilden.


Deutsche Hochschule für Leibesübungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen (DHfL) wurde am 15. Mai 1920 in Berlin-Charlottenburg gegründet.
„Sie sollte eine freie wissenschaftliche Forschungsstätte für alle die vielgestaltigen Wirkungen und Probleme
der Leibesübungen sein und in enger Gemeinschaft von Wissenschaft und Praxis die Lehre der Leibesübung erneuern.“[1]
„Nach Diems Denkschrift sollte die Hochschule in erster Linie der Lehrerausbildung dienen. Sie nahm zu diesem
Zwecke junge Leute, Männer und Frauen, auf, die die Reifeprüfung einer neunstufigen höheren Lehranstalt bestanden
hatten. Keine Arbeit Diems war schärferen Angriffen ausgesetzt als die der Lehrerbildung durch die Hochschule.“[2]
Desweiteren erforschte man alle auf die Theorie, Praxis und Geschichte der Leibeserziehungen bezüglichen Gesetze
und richtete kurzfristige Lehrgänge von 1 – 4 Wochen zur Einführung bzw. Fortbildung in der Leibeserziehung ein.

Interessant an dieser Hochschule ist, dass das Abitur unter besonderen Umständen keine Mindestvoraussetzung war.
„Nicht, daß man einmal das Abiturium gemacht hat, sondern daß ein jeder in seinem Fache in wissenschaftlicher
Freiheit das Höchste leisten konnte“[3] , war Carl Diem bei der Gründung wichtig. Deshalb, aber auch aus dem folgenden
Grund, wurde sie als private Hochschule ins Leben gerufen: „Bei einer staatlichen Gründung wäre der Staat in jedem
Falle an die Bildungsvorbedingungen der Tarifstufen seiner Beamtenklassen gebunden gewesen. So konnten beispiels-
weise an den preußischen Hochschulen Turnlehrerstellen, […], nicht anders als durch Studienräte und die Direktoren-
posten nicht anders als durch Studiendirektoren besetzt werden, […].“[4] Der DHfL kam es allerdings auf die fachliche
Qualität der Dozenten an und so wurden die Studierenden der DHfL von besonderen Fachlehrern der jeweiligen Sport-
arten unterrichtet. So arbeiteten namhafte Persönlichkeiten des Sports und der Sportmedizin im Senat und Kuratorium
und lehrten voll-, neben- oder ehrenamtlich bzw. als Lehrbeauftragte an der Hochschule.

Leitung der Hochschule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Rektor der Hochschule war der Chirurg August Bier.
Nachfolger von A. Bier wurde 1932, mit Ferdinand Sauerbruch, wieder ein weltbekannter Chirurg.

Problematik der Hochschule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei aller Fortschrittlichkeit – die Problematik der DHfL war die nichtgegebene staatliche Anerkennung.
„Die Länder, Preußen voran, hatten“, laut Edmund Neuendorff, „eigene staatliche Turnlehrerbildungsstätten, die
für die Bedürfnisse ihrer Schulen genügten. Die Lehrerausbildung der Diemschen Hochschule wurde völlig
gegenstandslos und überflüssig, nachdem Preußen 1930 beschlossen hatte, für immer auf den Fachturnlehrer
zu verzichten und die mit der wissenschaftlichen vereinigte Turnlehrerausbildung an die Universitäten zu
verlegen“[5] Dafür kam es zu einer lang angestrebten Arbeitsgemeinschaft für das Studium der Leibesübungen.
Zusammengesetzt aus der DHfL, der PHfL und dem Universitätsinstitut für Leibesübungen, als späteres Institut
für Leibeserziehung der TH Charlottenburg. 1931 erlangte es endlich die staatliche Anerkennung, wurde aber
am 6.6.1932 wieder aufgelöst. Im Jahre 1935 schloss die DHfL endgültig.

Studium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Studium war anfänglich für eine Dauer von vier Semestern vorgesehen. Von 1922 an wurde es auf sechs,
später auf acht Semester verlängert. Es Schloss mit einer Diplomprüfung ab. Mit 25 Studierenden wurde die
Hochschule 1920 eröffnet. Ihre Zahl stieg rasch. In den Jahren von 1925 bis 1930 betrug die jährliche
Besucherzahl durchschnittlich rund 350, sank dann aber erheblich. Die Diplomprüfung bestanden im ersten
Jahrzehnt des Bestehens der Hochschule 221, davon waren 174 Männer, 47 Frauen.[6]

Studienplan[7][Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Einblick in die Inhalte des Studiums folgt an dieser Stelle der Studienplan des 6-semestrigen Studiums:

Die Studiengegenstände sind:

I. Übungslehre:

  1. Frei- (Vorbereitende) Übungen,
  2. Leichtathletik,
  3. Gerätturnen,
  4. Schwimmen,
  5. Spiele,
  6. Wintersport,
  7. Rudern,
  8. Boxen,
  9. Ringen,
  10. Fechten,
  11. Lehrproben.

Die Übungen 1 – 10 sind in den ersten vier Semestern zu pflegen, und zwar etwa so, dass die ersten beiden Semester
die grundlegenden Übungen betonen (1 – 6), das dritte und vierte Semester die Übungen 6 – 10 hinzunimmt und das
ausgewählte S o n d e r f a c h stärker berücksichtigt. Das fünfte und sechste Semester dient neben W i e d e r -
h o l u n g e n in den praktischen Übungen hauptsächlich zur Einführung in die Methodik, die dann praktisch in den
L e h r p r o b e n angewendet wird.

II. Gesundheitslehre:

  1. Anatomie (I und II),
  2. Allgemeine Physiologie (I und II),
  3. Biologie und Konstitutionslehre,
  4. Hygiene,
  5. Somatologie (Körperlehre),
  6. Massage,
  7. Physikalische Therapie (Licht, Luft, Wasser)
  8. Bewegungslehre,
  9. Pathologie und erste Hilfe (Sporterkrankungen)
  10. Physiologie der Leibesübungen
  11. Orthopädie.

Die Vorlesungen Nr. 1, 2, 3, 6, 7 bilden die Grundlage der Gesundheitslehre und sind deshalb möglichst in den ersten
beiden Semestern zu hören. Im dritten und vierten Semester können die Vorlesungen 4, 5, 8, 10 gehört werden, das fünfte
Semester wird zweckmäßig die Orthopädie und Pathologie hinzunehmen; das sechste Semester muss zur Zusammenfassung, Vertiefung
und Wiederholung von allen Vorlesungen möglichst frei bleiben.

III. Erziehungslehre:

  1. Allgemeine Psychologie,
  2. Allgemeine Pädagogik,
  3. Grundbegriffe der Philosophie,
  4. Psychologie der Jugendlichen,
  5. Psycholog. Eignungsprüfungen,
  6. Experimentelle Erziehungslehre,
  7. Theorie und Praxis des Trainings,
  8. Erziehung des Kindes,
  9. Methodik und Systematik,
  10. Soziale Pädagogik und Kulturpolitik

Die Vorlesungen 1 – 4 sind als Grundlage der Erziehungslehre zweckmäßig in den ersten beiden Semestern zu hören,
Nr. 3 bis 7 im dritten und vierten Semester und Nr. 8, 9 und 10 im fünften und sechsten Semester. Das sechste
Semester dient neben der Wiederholung des Lehrplanes vor allem auch dem Besuch von Erziehungsstätten und Schulen.

IV. Verwaltungslehre:

  1. Vereinsverwaltung,
  2. Verbandsverwaltung,
  3. Geschichte,
  4. Gerätkunde,
  5. Staatskunde,
  6. Spielplatzbau,
  7. Sportjournalistik,
  8. Literatur,
  9. Ausländisches Turnwesen,
  10. Büchereiwesen.

Die Vorlesungen 1 – 6 werden am besten auf die ersten drei Semester, die von 7 – 10 auf das vierte und fünfte Semester
verteilt. Vom dritten Semester ab darf auch an den Seminaren teilgenommen werden.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Diem, Carl: Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen, Hannover, 1924, S. 6
  2. Neuendorff, Dr. Edmund: Geschichte der neueren deutschen Leibesübung vom Beginn des 18. Jh. bis zur Gegenwart, Band IV, Dresden, 1932, S. 597
  3. Diem, Carl: Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen, Hannover, 1924, S. 9
  4. ebd.
  5. Neuendorff, Dr. Edmund: Geschichte der neueren deutschen Leibesübung vom Beginn des 18. Jh. bis zur Gegenwart, Band IV, Dresden, 1932, S. 597
  6. Vgl. Neuendorff, Dr. Edmund: Geschichte der neueren deutschen Leibesübung vom Beginn des 18. Jh. bis zur Gegenwart, Band IV, Dresden, 1932, S. 597
  7. Diem, Carl: Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen, Hannover, 1924, S. 68

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Römer, Siegrief: Hausarbeit zum Staatsexamen an der Deutschen Hochschule für Körperkulturen Leipzig. Historische Skizze zur Ausbildung von Turnlehrern in Preußen in der Zeit von 1918-1928. Leipzig 1967.
  • W. Hollmann, K. Tittel: Geschichte der deutschen Sportmedizin. Druckhaus, Gera 2008, ISBN 978-3-9811758-2-0.

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