Benutzer:Doberran/Roosje Glaser

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Rosa (Roosje) Glaser (Nimwegen, Niederlanden 1914 - Stockholm,Schweden 2000) war die Tänzerin von Auschwitz.


Rosa Regina (Roosje) Glaser (Nijmegen, 1914 – Stockholm, 2000) war eine niederländische Tänzerin und Holocaust-Überlebende.

Rosa Regina (Roosje) Glaser wurde 1914 in der Stadt Nimwegen in den Niederlanden geboren und lebte in ihr Jugend in Kleve in Deutschland. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Roosje professionelle Tanzlehrerin und gründete mehrere Tanzschulen. Weil ihr Ex-Ehemann ein Nazi Anhänger war, denunzierte er die nicht praktizierende Jüdin Roosje. Sie wurde verhaftet und die holländische Konzentrationslager Westerborg und Kamp Vught transportiert. Es gelang Roosje aus dem KZ zu fliehen. Sie wurde erneut verhaftet und umgehend nach Auschwitz geschickt. Sie verblieb insgesamt mehr als ein Jahr in Auschwitz und überlebte das tödlichste aller Konzentrationslager indem sie Tanzstunden für Aufseher organisierte. Insgesamt überlebte Roosje sieben Konzentrationslager.

Das Schwedische Rote Kreuz ermöglichte Roosje nach ihrer Befreiung in Schweden zu bleiben. 2016 veröffentlichte Roosjes Neffe Paul Glaser das Buch: Die Tänzerin von Auschwitz, Die Geschichte einer unbeugsamer Frau. Basierend auf dem Buch entstanden mehrere Theaterstücke und Ausstellungen.


Jugend und Vorkriegszeit

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Ihr ihrer Jugend in Deutschland entstand Roosjes Begeisterung für das Tanzen. In dem Saal eines Hotels sah sie zufällig eine Tanzstunde für Jugendliche. Das hat sie so fasziniert und begeistert, dass Tanzen ihre lebenslange Leidenschaft wurde.

Roosje entwickelt sich, ungewöhnlich für die damalige Zeit, schnell zu einer selbstbewussten und emanzipierten Frau, die sich ihren Platz im Leben mit Schwung und Flair erobert hat. Als Tanzlehrerin feierte sie europaweit Erfolge und tanzte in Amsterdam, London, Paris und Brüssel. Durch ein tragisches Flugzeugunglück verliert sie die Liebe ihres Lebens, tröstet sich mit dem falschen Mann, den sie auch noch heiratet. Als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen und auch in den Niederlanden Anhänger gewinnen, beginnt für Rosie, damals 25 Jahre alt und jüdisch, ein lebensgefährliches Abenteuer. Ihr Ehemann sympathisiert mit den Nazis. Die Ehe zerbricht.

1940 marschieren deutsche Soldaten in die Niederlanden ein. Schnell wurden diskriminierende Maßnahmen gegen die Juden in Holland getroffen. Roosje, emanzipiert wie sie nun einmal ist, empfindet die Maßnahmen als eine viel zu große Einschränkung ihre Bewegungsfreiheit und entschließt sich, die Gefahr zu ignorieren und alle Maßnahmen zu umgehen. Einzig ihre Leidenschaft für das Tanzen zählt für Roosje und sie gründet vier neue Tanzschulen. Sie wird teilweise sogar noch bekannter, weil sie neue Tanzstile aus dem Ausland einführt. Artikel und Fotos von Roosje Foto erscheinen in diversen Zeitungen und Zeitschriften, sie ist sogar in mehreren Wochenschauen im Kino zu bewundern.


Tanzen und Verrat

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1941 wird Roosje von ihrem Ex-Ehemann bei der Kulturkammer verraten. Roosje muss ihre erfolgreichen Tanzschulen schließen. Doch das „Nichts tun“ geht bei Roosje nicht. Sie führt ihre Tanzschule illegal weiter, auf dem Dachboden ihres Elternhauses.

Im Frühjahr 1941 verraten Ex-Mann Leo und sein Bruder Marinus Roosje erneut an die Polizei, weil sie sich weigert, den Davidstern zu tragen. Sie wird verhaftet und an die zuständige SS übergeben. Nach einer sechswöchigen Haft wird sie entlassen. Roosje bleibt unbeeindruckt. Im Sommer 1942 will sie die Tanz-Saison mit einem großen Abschlussball beenden. Da sie keinen Tanzsaal anmieten darf, organisiert Roosje als Alternative eine Holzscheune am Stadtrand.

Im Hebst 1942 wird sie aufgefordert, sich ‚freiwillig’ ins holländisches KZ Westerbork zu begeben. Das macht Roosje natürlich nicht. Statt unterzutauchen, ändert sie ihre Identität und bezieht eine Pension. Der Vermieter der Pension ist Mitglied der Holländischen Nazi Partei und ist mit einer Deutschen verheiratet. Beide kennen Roosjes wirkliche Identität nicht. Roosjes ehemaliger Liebhaber Kees verrät sie und ihren Aufenthaltsort schließlich für Geld und sie wird mit vorgehaltenen Pistole verhaftet und sofort ins KZ Westerbork überführt.


Konzentrationslager

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Roosje durchleidet von 1942 bis 1945 den Aufenthalt von insgesamt sieben Konzentrationslagern. Ihre positive Lebenseinstellung, die Liebe zur Musik und zum Tanzen, ihr Mut und Verstand ermöglichen ihr das eigentlich Unmögliche - sie überlebt.

Niederlande

Westerbork 14/10/1942 – 20/02/1943

Herzogenbusch 20/02/1943 – 10/09/1943

Polen

Auschwitz-Birkenau 19/09/1943 – 18/01/1945

Totenmars 18/01/1945 – 22/01/1945

Deutschland

Ravensbrück 22/01/1945 – 15/02/1945

Berlin Arbeit an der Verteidigung der Stadt 15/02/1945 – 23/03/1945

Bergen Belsen 23/03/1945 – 29/03/1945

Neuengamme, Unterteil Wandsbeck 29/03/1945 – 30/04/1945

Trotz des alltäglichen Horrors in den KZs versucht Roosje sich geistig mit kleinen Kabarettaufführungen und Tanzstundne am Leben zu halten. Sie schreibt und komponiert sogar Lieder.

Nach ihrer ersten Verhaftung gelingt es Roosje noch aus dem KZ Herzogenbusch zu fliehen. Leider wird sie schnell erneut verhaftet. Zur Strafe wird sie sofort nach Auschwitz geschickt. Dort kommt sie in den berüchtigten Block 10, wo Dr. Mengele und andere an den Häftlingen Experimente vornehmen. Roosje wird dabei sterilisiert. Als sie sich weigert, weitere Experimente über sich ergehen zu lassen, muss sie zur Strafe in den Gaskammern arbeiten und das Sonderkommando unterstützen. Nach sechs Wochen entdeckt sie zwischen den Leichen, die sie aus der Gaskammer schleppen muss, ihre tote Cousine. Sie bricht zusammen. Trotzdem gelingt es ihr, selbst nicht vergast zu werden, sondern eine Stelle in der Granatfabrik zu bekommen. Sie hat sogar Glück und ihre Leidenschaft für den Tanz bringt Roosje dazu, denn SS Aufsehern Tanzstunden zu geben und bessere Umgangsformen beizubringen. Roosje hat alles, was ihr lieb war verloren, hält sich aber mit ihrem Mut und ihrer Charakterstärke am Leben.

Kurz nach ihrer Befreiung schrieb sie in einem Brief über die Bombardements, die sie miterlebt hatte: »Die schweren Luftangriffe auf Auschwitz, Breslau, Berlin und Hamburg lie­ßen mich weitgehend kalt. Nach einer Weile stand ich deswe­gen nicht einmal mehr auf, egal, ob ich mich in einer Holzba­racke, im Laderaum eines Lastwagens oder im Freien befand. Während uns die Bombensplitter um die Ohren flogen, er­zählten wir einander Witze. Was kam es auf die Zukunft an? Man musste im Jetzt leben und hoffen, dass man den Tag heil überstand. Ja, das Leben in Deutschland hat mich hart und grausam werden lassen.«  Seite 254


Das schwedische Rote Kreuz tauscht Roosje nach Kriegsende 1945 gegen drei gefangene deutsche Soldaten aus und bringt sie in ein Auffanglager nach Schweden. Roosje wiegt gerade einmal 35 Kilo. Sie erholt sich jedoch erstaunlich schnell und organisiert Kabarett- und Tanzveranstaltungen im Auffanglager.

Die holländische Botschaft drängt darauf, dass befreite Holländer möglichst bald in die Niederlande zurückkehren. Laut einem Abkommen zwischen dem schwedischen Roten Kreuz, der schwedischen Regierung und den anderen Regierungen wird von den Ex-KZ-Häftlingen erwartet, nach ihrer Genesung möglichst schnell in ihre Heimat zurückzukehren. Auch auf Roosje wird entsprechender Druck ausgeübt. Roosje weigert sich, da sie nicht in das Land zurückkehren möchte, in dem sie so schändlich verraten wurde, von ihrem eigenen Ehemann Leo, von Marius, von Kees, allen Holländer. Holländische Polizisten haben sie verhaftet, holländische Mitarbeiter der Kulturkammer haben ihre erfolgreichen Tanzschulen vernichtet. Holländer haben ihr das Haus weggenommen, Holländer haben sie im Gefängnis überwacht, Holländer haben sie ins Konzentrationslager gebracht. Nicht die Deutschen haben ihr das angetan. Warum soll sie also in die Niederlande zurückkehren?

Roosje baut sich ein neues Leben in Schweden auf, heiratet sogar einen Schweden. Eine Zukunft mit schmerzlichen Erinnerungen. Roosje war stets bemüht, ihre in Ausch­witz eintätowierte Häftlingsnummer hinter Schmuck zu verbergen.

Bei all dem Schrecklichen, das sie durchgemacht hatte, hat sie ihre Lebensfreude bewahren können, ebenso die Liebe zur Musik und zum Tanzen, eine große Offenheit anderen Menschen gegenüber und viel Opti­mismus. Sie hat geschrieben: ‚‘ Seit ich in Schweden lebe, unterschreibe ich meine Briefe wieder mit Rosita, so wie früher. Allerdings mit einem Unterschied. In das R male ich jetzt ein lachendes Gesicht zum Zeichen, dass ich dem Leben lachend begegne. Und gleichzeitig drehe ich damit allen, die mich unterkriegen wollten, eine lange Nase. Denn das haben sie nicht geschafft.‘ Seite 227.

Im Jahr 2000 stirbt Roosje in Stockholm, 85 Jahr alt.


Nach den Krieg werden vom Internationalen Roten Kreuz immer mehr Nachrichten veröffentlicht, wer überlebt hat und wer nicht. 90% der Familienmitglieder von Roosje sind ermordet worden.

Von den 1.200 Personen, die mit Roosje zu­sammen aus den Niederlanden nach Auschwitz kamen, wur­den 700 gleich nach der Ankunft vergast, die übri­gen 500 teilte man zur Arbeit ein. Berichten zufolge überlebten nur acht von ihnen.

Am 8. September schreibt Roosje in Gotenborg einen Brief an die Holländische Regierung, um ihre Verräter anzuzeigen. Ihr Ex- Ehemann Leo, sein Bruder Marinus und ihr Ex-Liebhaber Kees.

Leo wird verhaftet und in das ehemalige KZ Herzogenbusch eingesperrt. Nach neunmonatiger Haft kam Leo frei und betätigte sich wieder als Tanzlehrer. Er starb 1978.


Auch Marinus wurde unter anderem aufgrund von Informationen, die Roosje geliefert hatte, in Haft genommen. Wie sich herausstellte, hatte Marinus nicht nur Roosje verraten. Marinus wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt; die Strafe wurde jedoch schon ein Jahr später auf die Hälfte reduziert.

Die »Säuberung« in den Niederlanden sollte erklärtermaßen »schnell, streng und gerecht« vor sich gehen, doch angesichts ihres Umfangs, des notwendigen Wiederaufbaus und des mi­litärischen Eingreifens der Niederlande in Indonesien lag der Schwerpunkt bald auf »schnell« und weniger auf »streng und gerecht«.

Auch Kees wurde verhaftet, allerdings nicht nur aufgrund von Roosjes Aussage. Außer dem Verrat an Roosje wurden ihm auch Betrug und Kollaboration zur Last gelegt. Bei seiner Festnahme in Dessau durch die Alliier­ten hatte er eine hohe Geldsumme bei sich.


Die Alliierten lieferten Kees an die Niederlande aus, wo er, wie Leo, als Gefangener ins Lager Herzogenbusch kam. Von mehreren Zeugen wurde Kees als äußerst unzuverlässig beschrieben, und in seiner Akte findet sich auch ein Bericht, dem zufolge ein Widerstandskämpfer und ein abgeschossener eng­lischer Pilot aufgrund seiner Aussagen von den Deutschen hin­gerichtet wurden.

Obwohl Kees in SS-Uniform aufgetreten war und versucht hatte, sich an anderen zu bereichern, erachtete der Richter die Beweislage nicht als ausreichend für eine Verurteilung. Als die Verteidigung mit einem psychiatrischen Gutachten darlegte, dass der Angeklagte nicht voll zurechnungsfähig sei, wurde er freigesprochen. Nach den Krieg geht Kees nach Deutschland und stirbt in 1996 in Köln.

Ein Jahr später notierte Roosje in einem ihrer Fotoalben: »Im März 1937 begegnete mir mein zweites Unglück in Ge­stalt von Kees. Von ihm hatten Leo und ich einen Tanzsaal in ’s-Hertogenbosch gemietet. Dieser Mann ist schuld an dem ganzen Unglück, das mich seit bald zehn Jahren wie ein Schat­ten verfolgt. Ich verliebte mich in Kees und er sich in mich. Ein drama­tisches Dreiecksverhältnis nahm seinen Lauf, ein gefährliches Spiel um Geld, Moral und Ehre, bei dem alle verloren. Wir verloren unsere Liebe, unser Geld und unseren guten Ruf. Ab­grundtiefer Hass schlug schreckliche Wunden. Inzwischen sind wir alle drei verheiratet, und ich habe es wohl am besten ge­troffen. Ich will die beiden vergessen wie einen Albtraum. Die Reife hilft mir dabei.«  Seite 254

Roosje überlebte sowohl Leo als auch Kees.

1947 besucht Roosje das erste Mal wieder die Niederlanden, speziell um ihre Freunde und ehemalige Studenten ihrer Tanzschule zu sehen. Auch ihr jüngerer Bruder hat den Krieg überlebt. Ihr Haus, wo der illegale Tanzschule auf den Dachboden gewesen war, findet sie total ausgebombt. Roosje hatte diverse Fotoalben und Filme im Garten des Hauses vergraben und konnte diese nachts heimlich bergen. Sie bilden die Grundlage zu dem Buch von Roosjes Neffen Paul Glaser über ihr Leben.


·      Anne Frank

·      Etty Hillesum

·      Edith Eger


·       Roosje Glaser Foundation   www.roosjefoundation.org

·       RandomhousePenguin www.dancingwiththeenemy.net

·       Unterricht digitale Lektionen   edu.roosjefoundation.org

·      Documentar Film RTV Oost  https://vimeo.com/54926808

·      Fernsehen  https://www.youtube.com/watch?v=Fvfb0XelmHM

·       Die Geschichte Roosje in 10 Minuten   https://www.youtube.com/watch?v=UFXcdV7RZB4


·       Paul Glaser, die Tänzerin von Auschwitz, Aufbau Verlag 2015 Hardcover und Sachbuch 2016.


Einzelnachweise

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-            Zeitung Emsland GN 14.7.2020  (Ausstellung `Tänzerin von Auschwitz´)

-            The Washington Times,  20 November 2013, Rosie Glaser led one of the most extraordinary lives of the 20th century.

-            Zeitung Heilbronner Stimme, 18 November 2017

-             Zeitung Rheinische Post, 5 Februar 2016

-            Zeitung Südkurir, 4 September 2018

-            Zeitung Offenburg, 13 Februar 2016

-            Zeitung Kleve Artikel  NRZ, 24 Sept 2015

-            Zeitung Freies Wort, 6 Juni 2015 Suhl

-            Zeitungartikel zwischen Weser und Ems, 12 Mai 2019

-            Dr J.Presser 1965, Ondergang, vervolging en verdelging Nederlandse Jodendom 1940-1945

-            ARD 18 Januar 2015 Programm T.T.T. https://www.youtube.com/watch?v=ez4ZidoSpkA  

-            Zeitung Neues Deutschland, 2016-04-11, Tänzerin von Auschwitz Kritik Gruhl 

-            Niederlanden Volkskrant, 1 april 2016, Dansen met de Vijand

-            Niederlanden NRC, 31 maart 2016, Flirten en overleven in Auschwitz

-            Documentar Film  Fernsehen TV-Oost 2012 Tanzen in Auschwitz  dauert 50 Minuten Deutsche Untertitelung https://vimeo.com/54926808    

-            ORF Tageschau, 26 Januar 2015 https://www.youtube.com/watch?v=YWvPa7y0VGc

-            Corriere della Serra, 17 gennaio 2014,  Rosie, che si salvo insegnando il foxtrot alle SS di Auschwitz

-            The New York Post, 15 September 2013, An extraordinary story of an unconventional, nervy woman and her determination to survive.