Benutzer:Fingalo/Alte Maße und Gewichte (Norwegen/Island)
Es gibt für die alten Maße in Norwegen keine einheitlichen Werte. Sie variierten stark von Landschaft zu Landschaft und im Laufe der Zeit. Deshalb wäre eine Umrechnungstabelle irreführend. Zum anderen wurde nicht zwischen Wert, Gewicht und Fläche unterschieden. Das Wort "Tonne" kann für ein Gewicht, für ein Hohlmaß und für ein Maß einer landwirtschaftlich genutzten Fläche stehen. Darüberhinaus ist die Überlieferungslage sehr schlecht. Deshalb ist in der Literatur keine einheitliche Angabe über die Werte zu finden. Dies gilt auch für die seriösen Webseiten, die Werte veröffentlichen. Extrem ist hierbei das Beispiel der "Forlishistorisk Forening" die Gewichtswerte, die zwischen 1200 und 1526 galten, in kg mit 5 Stellen hinterm Komma angibt. Hier wird im wesentlichen dem "Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelader" und den Ausführungen aus "Aschehougs Norges Historie" gefolgt.
Schiffspfund | (Skippund) Nach dem Gesetzbuch Christians IV. von 1604 existierten in Norwegen zwei Schiffspfund-Systeme: Ein ostnorwegisches sogenanntes Tønsberg-Gewicht von 720 Mark und ein westnorwegisch-trøndersches Schiffspfund mit 576 Mark. In Westnorwegen und Ryfylke musste das Korn für den Zehnten in Tønsberg-Schiffspfund geliefert werden. Das Landslov von Magnus Lagabøte hatte bestimmt, dass ein Schiffspfund 24 Vætt zu je 28,5 Mark und 8 Ørtug sein sollte, [1]. Aber inzwischen wurde nachgewiesen, dass im Landslov mit einer anderen Mark gerechnet wurde, die nur 214,32 gr beinhaltete, während das traditionelle System auf einer Mark zu 257,18 gr beruhte. Somit war das Schiffspfund im Landslov genauso schwer wie das Schiffspfund in Trøndelag. Obgleich das Landslov für seine Gewichtsdefinition Geltung im ganzen Land beanspruchte, hat sich dieses System des Landslov nicht durchgesetzt. Die beiden Schiffspfund-Systeme von Tønsberg und Trøndelag wurden das gesamte Mittelalter hindurch nebeneinander verwendet, für Korn allerdings überwiegend das von Tønsberg, weil es ohnehin den Abgaben zu Grunde gelegt wurde. 1 ostnorwegisches (Tønsberg) Schiffspfund = 4 Viertelpfund (fjerding) (bei Korn und Butter: 4 Vætt) = 20 Liespfund (Lispund) = 24 Spann; rund um Oslo = 80 remål = 320 Ringsmun = 720 Mark = 185,17 kg. |
---|---|
Tonne | 1 Tonne (tønne) war ein Gewichtsmaß, welches von 1200–1683 6 Laup = 89,58 kg entsprach. In Trøndelag und nördlich davon wurde es bis 1604 als Kornmaß zu 86,64 l verwendet. In Vestland in der gleichen Zeit zu 115,5 l. In der Gegend von Oslo waren es 144,4 l Korn. In Tønsberg waren es um 1600 21 Bismer-Pfund, was 117,6 kg bedeutet. |
Bismer-Pfund | Das Bismer-Pfund (bismarapund, bismerpund, besmanspund) war eines der Grundlagen des Bismar-Systems in den Gewichtseinheiten. Es war von 1200–1526 in Gebrauch. Aus dem Mittelalter gibt es keine Überlieferung über die Größe des Bismar-Pfundes. Man kann sich also nur an die Angaben aus dem 16. und 17. Jahrhundert über das Pfund, die in den Landregistern überliefert sind, halten.[2] Das norwegische Bismer-Pfund beinhaltete danach außer in Bohuslän 24 Mark. In Bohuslän hatte es 36 Mark. Es handelte sich vor allem um ein Butter-Gewicht, und "1 Pfund Butter" bedeutete in aller Regel 1 Bismer-Pfund Butter. Nach heutiger Ansicht war das Bismer-Pfund 5,6 kg schwer. Von 1526–1683 entsprach es 5,97 kg. Nach 1683 galt das dänische Gewichtssystem bis 1887 das metrische Gewichtssystem eingeführt wurde. |
Mark | Zuerst eine reine Gewichtseinheit, sekundär eine Werteinheit. Der Begriff taucht weder in der poetischen Edda noch in der Skaldendichtung noch bei Saxo auf. Die erste schriftliche Erwähnung findet sich im Vertrag aus dem 9. Jahrhundert zwischen König Alfred den Großen und dem dänischen König Guthrum über die Mannbuße für Dänen: 8 healfmarcum asodenes goldes (8 Halbmark reinen Goldes). Da in den noch älteren angelsächsischen Quellen Geldbeträge in Pfund (libra) oder Schilling (solidi) angegeben sind, aber nie in Mark, ist von einem Import des Begriffs aus Skandinavien auszugehen. Die älteste skandinavische Quelle scheint ein Runenstein auf dem Rittergut "Stora Ek" in Vadsbo aus dem frühen 11. Jahrhundert zu sein: (i)(s) : (a)(t)(i) : (þ)ria : buia : i : homri * auk : þria : tiauku : marka : at : airiki. Es handelt sich um das Vermögen eines Mannes, bei dem unter anderem auch "30 bei Erik hinterlegte Mark". Auch ein allerdings verderbter Vers in Kap. 5 der Gunnlaugs Saga erwähnt die Mark. Im 11. Jh. verbreitete sich die Mark als Gewicht und Werteinheit über den Kontinent. 1045 in Deutschland, 1200 als Kölnsche Mark in Venedig und Mailand. Archäologisch gibt es viele Gewichtsfunde aus der Wikingerzeit in Norwegen und Schweden, besonders in Gotland sowie auch in Dänemark (Skåne). Aus den alten englischen Quellen des 9. bis 11. Jahrhunderts geht hervor, dass schon damals die Mark in 8 Øre geteilt wurde. Mark war auch eine Flächeneinheit für Grund und Boden. Mark war auch eine Währungsrechnungseinheit. Auf dieser Grundlage wurde der Wert verschiedener Waren miteinander verglichen. Dazu dienten auch die Unterteilungen in 8 Øre und 24 Ørtug und die Einheit "Mark Vadmál". Sie wurde aber nicht ausgemünzt. |
Øre | Øre (oder Øyre) waren Teile einer Mark, in der Regel der achte Teil. 1 Øre Vadmál = ein gewebter Wollstoff 2 Handspannen breit und 12 Ellen lang. |
Laup | Laup ist eigentlich ein Holzgefäß oder Korb und wurde zum Maß für Butter. Das Laup breitete sich als Maß über das ganze südliche Norwegen aus und war von uneinheitlicher Größe. Es wurde dann dem Bismar-Gewichtssystem angepasst. Das am weitesten verbreitete Laup war das 3-Pfund-Laup zu 72 Mark (mit Pfund ist das Bismar-Pfund gemeint) und wog bis 1526 14,9 kg. Von 1526–1683 wog es 15,9 kg. Das entsprechende Buttermaß entsprach 16,2 l. Im Norden in Nordmøre und nördlich davon wurde das Laup mit "Spann" bezeichnet. Auch in der Gegend von Oslo gab es ein Spann, das aber nur 8,1 l fasste. Aber in den Quellen werden auch andere Arten von Laup genannt. In Ryfylke gab es das "stinn Laup" (das Große Laup), das wahrscheinlich 4 Bismar-Pfund = 96 Mark = 20,57 kg betrug, was 21,6 l entspricht. Daneben gab es auch ein "Låg Laup" und ein "3-Spanns-Laup", welches wahrscheinlich gleich groß war, nämlich 3 Spann à 18 Mark = 11,57 kg und 12,15& l. Aber diese Arten Laup wurden immer mit erklärendem Zusatz genannt (laupr stinnr oder þriggja spanna laupr). Im südlichen Bohuslän gab es ein Laup zu 2 Bimar-Pfund (tveggja punda laupr), das also 48 Mark entsprach = 10, 29kg = 10,8 l. Für Romerike ist ein Laup überliefert, das halbsogroß war wie das gewöhnliche 3-Pfund-Laup und mit dem ostnorwegischen Spann idendisch war.[3] |
Spann | Spann war ein Buttermaß, in der Umgebung von Oslo etwa 8,1 l, in Trontheim und nördlich davon 16,2 l. |
Våg | 1/8 Schiffspfund = 3 Lispund oder Spann = 72 Mark = 18,52 kg. 6 Våg = 1 Vætt = 1 Laup. Innerhalb des westnorwegischen Korngewichtsystems waren die Relationen die gleichen, nur dass das Schiffspfund 720 Mark schwer war, so dass ein Våg Korn 90 Mark = 23,15 kg schwer war. Dieses "Schwere Våg" verschwand im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts. In den Quellen der nachreformatorischen Zeit ist nur das Våg zu 72 Mark erwähnt. Der Fisch war wertvoller. Nach dem Kurs in Bergen war ein Våg Fisch = 1 Laup Butter. |
Markebol | Das Markebol war ein an den wirtschaftlichen Ertrag gekoppeltes Maß für einen Bauernhof. Ein Markebol ist eine landwirtschaftlich genutzte Fläche, die im Jahr den Wert von 1 (forngilde) Mark abwirft, also den Pachtwert von 1 (forngilde) Mark besitzt. 1 Markebol = 8 Øyresbol = 24 Ertogbol. Diese Bewertung war bereits im 13. Jahrhundert fest ausgebildet. Der Pachtzins von 1 Markebol entsprach damit dem Wert von 1/3 Mark reinen Silbers (brent sølv) und 3 Månadsmatsbol. Aus dem zentralen Ostland (Osloumgebung und Romerike) ist auch ein Markebol bekannt, das 1 1/5 forngilde Mark entsprach und zum Hefselde-Maß passte. Markebol und Hefseldebol konnten über das Øyresbol umgerechnet werden, weil das Hefseldebol 5 Øyresbol entsprach. Noch größer war das "dølske" Markebol in Gudbrandsdalen und in Borgarsysla (Steuergebiet des Sysselmanns in Sarpsborg, Østfold): ½ Mark reinen Silbers (brent sølv). Von Hadeland ist auch noch ein "hadsk" Markebol bekannt, das einen Pachtwert von 1 Mark reinen Silbers darstellte. Nach einer Vorschrift von 1296 war Vollbauer nur, wer mindestens 2 (forngilde) Markebol bewirtschaftete.
Die Quellen verraten nicht, auf welcher Wertungsgrundlage der Festsetzung des Markebol-Wertes beruhte. Aber durch Vergleiche verschiedener Grund-Register ließ sich für Romerike zeigen, dass 1 Øyresbol etwa 22 ar gewesen sein muss. Aus der Angabe im Landslov, dass jeder Pächter mindestens 1 Kuh pro jedes Pfund Aussaat zu halten habe, um ausreichenden Dünger zu erzeugen,[4] kann man entnehmen, dass eine Kuh 1 2/3 Øyresbol entsprach. |
Månadsmatsbol | Ein Månadsmatsbol war wie das Markebol ein Maß für die Größe einer bewirtschafteten Fläche gemessen am Ertrag. Ausgangspunkt war die Ausrüstung der Mannschaft eines Schiffes im Kriegsfalle und es war aus Butter und Mehl zusammengesetzt.
1 Månadsmatsbol war diejenige Fläche, die als Pacht die Ernährung eines Mannes für 1 Monat erbrachte. Diese Menge musste ein Krieger auf einem Schiff im Leidangsfalle als Ausrüstung mit sich führen. Das gleiche galt für die Männer, die zum Gesetzesthing erschienen. Das war 1 Laup Butter oder Erzeugnisse in diesem Wert = 1/3 forngild Mark oder 8 Ertog. Das Månadsmat (Monatsessen) für einen Mahn auf Fahrt bestand aus 1/3 Skippund Mehl und 1 Laup Butter.[5] |
Hefselde | Hefselde war ein Maß für Butter in unterschiedlicher Größe, das in mehreren größeren Orten des Ostlandes verwendet wurde. Im Süden von Gudbrandsdalen entsprach 1 Hefselde 1 ½ Laup = 108 Bismarmark = 23,15 kg und maß 24,3 l. In den Orten um Oslo und in Oppland entsprach die Hefselde 4 bis 5 Spann = 144–180 Mark, also je nach Ort 30 bis 53 ja sogar 86 kg. Als Hohlmaß für Butter variierte es dort zwischen 32,4 und 40,5 l. In Oslo war 1 Hefselde 4 ½ Spann. 1 Hefselde Butter kostete Anfang des 14. Jahrhunderts 6 forngilde Øyrar. |
Øyrebol | Eine Verordnung aus dem Ende des 16. Jahrhunderts: Ein Øresbol soll so sein, dass eine Tonne Korn (in Ostnorwegen ca 145 Liter) Heu für die Winterfütterung 1 Kuh davon gewinnen kann. Für eine Tonne Korn rechnete man ein Areal von 4 mål, von dem 1/4 brach liegen musste. Die Normalgröße in Ostnorwegen und Trøndelag wird auf 12 Øyrebol angesetzt. Aber das variierte von Distrikt zu Distrikt und der Unterschied zwischen dem Großbauernbesitz und den Katenbauern war groß. (ANH IV, 36) |
Faden | Faden war ein Maß in der Seefahrt und maß 1,8288 m. Es war auch ein Maß für Brennholz (ved). 1 Faden Brennholz = 2,4 m³ geschichtetes Brennholz in Stücken zu 30 cm. |
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Landrecht VIII, 29
- ↑ Rasmussen Bismerpund
- ↑ Bjørkvik, Laup
- ↑ Landrecht VII,9
- ↑ Bjørkvik, Månadsmat
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Halvard Bjørkvik: Laup. In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder. Bd. X Sp. 346. Kopenhagen 1966.
- Halvard Bjørkvik: Månadsmat. In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder. Bd. XII Sp. 128–129. Kopenhagen 1966.
- Halvard Bjørkvik: Månadsmadbol. In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder. Bd. XII Sp. 129–130. Kopenhagen 1966.
- Halvard Bjørkvik: Markebol. In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder. Bd. XI Sp. 441–445. Kopenhagen 1966.
- S. Hasund: Bønder og stat under naturalsystemet. Kristiania 1924.
- S. Hasund: Dei gamle norske månadsmatnormene. Or Noregs bondesoge. Oslo 1942.
- Rudolf Meissner: Landrecht des Königs Hakonarson. Schriften des Deutschrechtlichen Instituts - Germanenrechte Neue Folge. Weimar 1941 (Norrøn - Deutsch)
- Poul Rasmussen: Bismerpund. In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder. Bd. I Sp. 634–640. Kopenhagen 1956.
- A. Steinnes: Mål, vekt og verderekning i Noreg. In: Nordisk Kultur XXX. Oslo 1936.
- Hilmar Stigum: Bismerpund - Norge In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder. Bd. I Sp. 640. Kopenhagen 1956.