Benutzer:Funck77/Bio
Die Manlich (auch Mannlich) waren eine möglicherweise aus dem Elsass[1] stammende, in Augsburg, Genf und Lausanne niedergelassene Patrizierfamilie.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts gelang den Manlich der Aufstieg in die erste Reihe der Augsburger Fernhändler, Montanunternehmer und Bankiers.[2]
Matthäus Manlich (* 2.3.1499, † 16.1.1559) besaß seit den 1530er Jahren Bergwerksanteile in Tirol, wo bereits sein Onkel Hans Manlich vor 1520 im Kupferhandel aktiv war.
Übernahm Mitte des 16. Jahrhunderts dort auch den Grubenbesitz der einheimischen Familie Stöckl, trat diesen aber um 1553 an die Haug-Langnauer-Linck ab, bei denen er verschuldet war.
Gewährte Anfang der 1540er Jahre gemeinsam mit Anton Fugger und Hans (II) Baumgartner König Ferdinand größere Darlehen, z. B. 1541 120.000 fl. Pachtete 1548-1560 die Gesamtproduktion der Kupfergruben in Neusohl (Slowakei), die zuvor die Fugger innehatten. 1548 vereinbarte er mit den Fuggern ein Gebiets- und Preiskartell zur Stützung der Kupferpreise. Durch einen Vertrag mit den Grafen von Mansfeld, die ihm gegen ein Darlehen von 300.000 fl 3/5 der Mansfelder Kupferproduktion zusicherten, unternahm Manlich den letztlich erfolglosen Versuch, auf dem europäischen Kupfermarkt eine monopolartige Stellung zu erringen. Stattdessen geriet er in jahrelange Rechtsstreitigkeiten mit den Grafen und der ebenfalls am Mansfelder Kupferbergbau interessierten Stadt Frankfurt. In seinem Testament stiftete er 1558 16.000 fl für wohltätige Zwecke. Nach seinem Tod führten seine Schwiegersöhne Anton Hörmann, Felix und Hieronymus Rehm, Anton Katzbeck und Georg Sulzer das Unternehmen fort (’Matthäus Manlich sel. Erben’). Gemeinsam mit den Katzbeck beteiligten sie sich 1566 am Idrianer Quecksilbermonopol der Haug-Langnauer-Linck. Matthäus’ Vetter Christoph († 27.3.1574), verheiratet mit einer Tochter Konrad Rehlingers d. Ä., schloss 1548 mit seinen Brüdern Anton, David und Leonhard einen Gesellschaftsvertrag ab. 1542-1544 war er am Bergbau im Rauriser Revier (Salzburg) beteiligt und seit etwa 1552 betrieb er gemeinsam mit einheimischen Gewerken Bergwerke in Tirol. Beteiligte sich auch am Mansfelder Kupfergeschäft seines Vetters. Verluste im Montanbereich führten 1564 zum Bankrott der Firma. Melchior Manlich (* 1513, † 1576), Bruder des Matthäus, heiratete 1543 eine Tochter Anton Haugs und wurde Teilhaber der Haug-Langnauer-Linck. 1562 gründete er eine eigene Firma, an der seine Schwiegersöhne Philipp Welser und Karl Neidhart beteiligt waren. Übernahm 1563 gemeinsam mit den Katzbeck für 314.000 fl die Neusohler Kupferpacht. Stieg seit 1571 von Marseille aus mit sieben eigenen und zwei gecharterten Schiffen in den direkten Handel mit dem östlichen Mittelmeer ein und durchbrach dadurch das Monopol des venezianischen Levantehandels. Die Firma exportierte Textilien und Metallwaren und importierte Baumwolle, Gewürze, Indigo und orientalische Luxuswaren (Teppiche, Seide, Juwelen) aus Konstantinopel, Alexandria, Tripoli und Aleppo. An der Finanzierung dieses Seehandels waren die mit Manlich verschwägerten Memminger Dettighofer mit einem großen Darlehen beteiligt. Der aus Ulm stammende Faktor Hans Ulrich Krafft und Leonhard Rauwolf, die beide in Diensten Manlichs standen, verfassten wichtige Augenzeugenberichte des Mittelmeerunternehmens. 1574 Bankrott (rund 700.000 fl Schulden). Manlich floh aus Augsburg und starb in der Oberpfalz.
Schweizer Zweig
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]de Gingins, Loys, de Saussure, de Praroman.
Christoph Mannlich (I.) (um 1540–nach 1571) musste das bernische Burgerrecht erwerben, weil er 1560 die Herrschaft Daillens in der Waadt gekauft hatte.[3] Gleichzeitig erwarb er das Stubenrecht der Berner Gesellschaft zu Mittellöwen.[4] Mit dem unehelich geborenen Jean-Louis Mannlich († 1759) starben die Manlich mutmasslich im Mannsstamm aus.[5]
Personen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zweig Augsburg
- NN († 1xxx),
- Matthias Manlich (1499–1559), Kaufmann
- Melchior Manlich (1513–1576), Kaufmann
Schweizer Zweig
- Jaques Manlich (), des Rats der Stadt Genf
- Christoph Mannlich (I.) (um 1540–nach 1571), Herr zu Daillens
- Hans Franz Mannlich, Venner zu Lausanne, Herr zu Daillens
- Georges Nicolas Mannlich, Herr zu Bettens
- Christoph Mannlich (II.) (1590–?), Herr zu Bettens
- Georg Mannlich (1669–1751), Generalleutnant in französischen Diensten, Mitglied des Grossen Rats der Stadt Bern, Herr zu Bettens
- Jean-Louis Mannlich († 1759)[6], Brigadier, ultimus
Archive
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Procédure et sentence rendue par la Justice de Moudon entre noble Christophe Manlich, seigneur de Daillens, et les communiers dudit lieu., 1576.05.16-1576.05.16, SB 137/1 im Katalog der Archives cantonales vaudoises
- Reconnaissances pour Moiry en faveur de Christophe Manlich, 1577.01.01-1750.12.31, P Château de La Sarraz C 236
- [1] im Katalog der Burgerbibliothek Bern
- Streubestände im Katalog der Burgerbibliothek Bern
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fabienne Abetel-Béguelin: Georges Mannlich de Bettens. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 3. Februar 2015.
- Mark Häberlein: Manlich. In: Stadtlexikon Augsburg. Abgerufen am 4. November 2024.
- Hermann Kellenbenz: From Melchior Manlich to Ferdinand Cron German levantine and oriental trade relations, in: The Journal of European Economic History 19, 1990, S. 611–622
- Wolf Maync: Bernische Patriziersitze in welschen Landen. Bern 1985.
- Friedrich Roth: Zum Bankrott der Firma Melchior Manlich in Augsburg im Jahre 1574, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg 34, 1908, S. 160–164.
- A. E. Sayous: Le commerce de Melchior Manlich et Cie d'Augsbourg à Marseille et dans toute la Méditerranée entre 1571 et 1574. in: Revue historique 176, 1935, S. 389–411.
- Gerhard Seibold: Die Manlich. Geschichte einer Augsburger Kaufmannsfamilie, Sigmaringen 1995.
- J. Sterchi: Georg Mannlich von Bettens. 1667–1751. In: Sammlung bernischer Biographien, 1. Band, Francke, Bern 1884, S. 524–525.
- Alfred Zesiger: Die Stube zum roten/guldinen Mittlen-Löüwen : ein Rückblick auf die Geschichte der ersten fünf Jahrhunderte. Zur Einweihung der neuen Zunftstube im Falken am 10. März 1908, Bern 1908. doi:10.3931/e-rara-73184
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wappen Mannlich im Katalog der Burgerbibliothek Bern
[[Kategorie:Burgerliches Geschlecht (Bern)] [[Kategorie:Bernisches Patriziergeschlecht]