Benutzer:Fxck/Mord von Knauthain

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Der Dreifachmord von Knauthain erregte in den 1920er Jahren großes Aufsehen in Knauthain und Umgebung. Zwischen dem Mord und der Verhaftung des Täters lagen sieben Jahre.

Otto Theodor Schulze

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Otto Theodor Schulze wurde am 30. September 1902 als Sohn des Gastwirtes Wilhelm Schulze und Emilie geb. Hoffmann in Leipzig geboren. Am 10. Dezember 1920, dem Tag des Dreifachmordes, ist er somit 18 Jahre alt. Schulze ist schlank und 1,67 m groß, er hat mittelblonde Haare, eine längliches Gesicht, blaue Augen, eine hohe, schmale Stirn, eine große Nase und er trägt keinen Bart. In den Jahren 1916 bis 1919 hat er im Hotel Continental in Chemnitz eine Lehre zum Kellner absolviert. Nach Aussage des Bürgermeisters von Knauthain, hat er einen schlechten Ruf, treibe sich rum und ist vorbestraft. Nach Aussage seines Schwagers, dem Gastwirt Arthur Däweritz, soll er zur Zeit der Arbeiter- und Soldatenräte durch Unvorsichtigkeit oder Spielerei an einem aufgestellten Maschinengewehr einen Sergeanten erschossen haben. In der darauffolgenden Verhandlung wurde er freigesprochen. Schulze erklärt dazu, dass ein diensthabender Posten ihm mittels einer leeren Patrone die Funktionen eines Maschinengewehres zeigen wollte. Beim Zurückziehen eines Hebels, fiel eine Patrone aus dem Gewehr. In der Annahme, dies sei die leere Patrone, führte er sie erneut ins Gewehr. Beim Zurückziehenden des Abzugs löste sich ein Schuss und traf den Sergeant Rößner tödlich. Schulze wurde tatsächlich freigesprochen, der Posten jedoch verurteilt. Weiterhin beschreibt Däweritz seinen Schwager als einen leichtsinnigen Menschen, der es in keiner Anstellung lange ausgehalten hat. Während seiner Aufenthalte in Knauthain, wo sein Vater einen Gasthof erworben hatte, arbeitete er nie, wodurch es ihm immer am Gelde fehle. Weiterhin soll Schulze oft mit zwielichtigen Personen zu tun gehabt haben. Sein Vater starb am 13. Juli 1920 und seine Mutter am 28. Januar 1924. Schulze war schon vor dem Mord kein unbeschriebenes Blatt. Er wurde wiederholt wegen Betruges, Diebstahls, Urkundenfälschung und Unterschlagung mit Freiheitsstrafen belangt. Beispielsweise kaufte er ein Fahrrad auf Raten, wobei er lediglich eine kleine Anzahlung leistete, den Rest aber nicht abzahlte. Als der ermittelnde Kriminalkommissar Bast auf Schulze aufmerksam wurde und vernehmen wollte, saß dieser wegen Diebstahls im Gefängnis in Frankfurt am Main. Außerdem machte Schulze bereits vor dem Zusammentreffen mit Waldemar Bergmann, eines seiner Opfer, homosexuelle Erfahrungen, welche seinerzeit durch den § 175 StGB verboten waren. Er selber beschreibt sich als nicht gewaltbereit und schiebt die Tat auf sein jugendliches Alter.

Waldemar Bergmann (Opfer)

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Waldemar Bergmann war drei Wochen vor seinem gewalttätigen Tod bei der Familie Panzer eingezogen. Darüber ist er oft in heftigen Streit mit seiner Mutter geraten, die den Umzug von Kleinzschocher nach Knauthain nicht wollte. Er soll sich darüber hinaus auch ungebührlich seiner Mutter gegenüber benommen haben, wodurch ein gespanntes Verhältnis zu ihr entstand. Bergmann war bei der Gemeinde angestellt und betrieb Handel mit Scheffel. Laut diesem hatte er Geldprobleme, zudem glaubte er, dass Berg-mann Schieberein mit Zucker- und Lebensmittelkarten betreibe, da er solche öfter bei ihm gesehen habe. Ketscher sagte aus, Bergmann renomierte gern und tat sich wichtig, z. B. durch den Besitz eines Revolvers und dass er da-durch schon wisse, wie er sich zu verteidigen habe. Laut Aussage des Kas-sierers der Gemeinde soll sich Bergmann an seiner damals 8-jährigen Tochter vergangen haben. Erst lange Zeit nach dem Mord habe sie mit ihrem Vater darüber geredet. Schulze lernte er schließlich bei einer Tanzveranstaltung kennen, wonach sie sich dann mehrmals verabredeten. Bei diesen Verabredungen kam es zu sexuellen Handlungen miteinander, welche zur damaligen Zeit (1872 - 1994 unter verschiedenen Änderungen) gem. § 175 StGB zwischen Männern unter Strafe gestellt waren.

Eheleute Panzer (Opfer)

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Über die ermordeten Eheleute Panzer erfährt man aus der Ermittlungsakte sehr wenig. Aus den verschiedenen Aussagen erfährt man, dass die beiden einige Freunde hatten, nicht weiter auffällig waren und somit als normale Familie galten, über die es nichts Ungewöhnliches zu berichten gäbe. Die Tochter Alma Hammer verdächtigt, wie einige andere Einwohner von Knauthain, Rudolf Ketscher den Mord begangen zu haben. Der Sohn Karl Panzer fand später, als er in Besitz des Sofas seiner ermordeten Eltern war und dieses reinigte, das Tatwerkzeug zwischen dem Sitz und der Rücken-lehne.

Die Tat im Dezember 1920

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Am 9.11.1927 gibt Otto Theodor Schulze ein umfängliches Geständnis ab, nachdem er einen Tag zuvor noch bestritten hat, irgendetwas mit der Tat zu tun zu haben.

Schulze verließ gegen 17 Uhr den Gasthof seiner Familie und lief zur Albertstraße, in der Bergmann bei den Eheleuten Panzer wohnte. An der Haus-tür traf er auf einen Mann, der irgendetwas in der Hand trug und Pantoffeln anhatte. Schulze ging vor ihm ins Haus. Im 1. Stock konnte der den Namen „Ketscher“ an einer Tür lesen. Eine Etage höher wohnten die späteren Opfer. Er klopfte an die Korridortür und - entgegen seiner ersten Aussage - öffnete niemand die Tür. Er drückte die Türklinke und bemerkte, dass die Tür unverschlossen war. So ging er in die Wohnung und machte die Tür hinter sich zu. Sofort begab er sich ins gegenüberliegende Zimmer, welches sich als Bergmanns herausstellte. Er ging wieder hinaus und lief durch die ganze Wohnung (Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer der Eheleute Panzer), um sich zu überzeugen, dass niemand weiter in der Wohnung war. Zurück in Bergmanns Zimmer, entsann er sich plötzlich, dass Bergmann ihm einige Tage zuvor von 8000 RM erzählte, die er in seiner Stube aufbewahre. Somit durchsuchte er den Kleiderschrank, die Kommode, welche allerdings verschlossen war. Um diese aufzubrechen, holte er einen Hammer und ein Messer aus dem Werkzeugkasten, welcher sich im Schrank des Küchentischs befand. Damit öffnete er die einzelnen Kommodenfächer, fand aber wieder nichts. Dann brach er eine verschlossene Lade (truheähnliches Möbelstück) auf und fand darin einen Umschlag mit ca. 70 RM in einem Briefumschlag. Als er gerade ein paar Schuhe von Bergmann anzog, hörte er wie jemand die Treppe heraufkam. Daraufhin flüchtete er mit dem Hammer und dem Briefumschlag in Panzers Wohnzimmer und versteckte sich hinter dem dort stehenden Kachelofen. Er wollte dort einen Moment abpassen, in dem er unbemerkt die Wohnung verlassen könne. Panzer kam allerdings in das Wohnzimmer und setzte sich auf einen Stuhl, um sich die Schuhe auszuziehen. Dabei drehte er sich zum Ofen um und bemerkte Schulze. Sofort sprang Panzer auf ihn zu und fragte: „Herr Schulze, was machen sie hier?“. Schulze sagte nichts und versuchte an ihm vorbeizukommen. Panzer packte ihn an der Brust und hielt ihn fest. Da schlug ihm Schulze mit dem Hammer auf den Kopf. Panzer hielt ihn aber weiterhin fest, drehte sich zum Polsterstuhl, um etwas zu erlangen und sich zu schützen. Schulze schlug nun heftiger auf den Kopf ein bis sein Opfer zusammenbrach und dann auf dem Boden lag. Schulze gibt an, sehr erregt gewesen zu sein und es sein könnte, dass er noch weiter auf den Kopf eingeschlagen hat, als Panzer schon am Boden lag. In diesem Moment öffnete jemand die Korridortür und Bergmann trat in die Wohnstube ein. Als dieser sah, was sein Freund angerichtet hatte, floh er in sein Zimmer. Schulze stürzte ihm jedoch hinterher und schlug nun mit demselben Hammer auf Bergmanns Kopf ein. Dieser ergriff einen Stuhl, um damit auf seinen Angreifer loszugehen. Schulze wich zur Seite und schlug Bergmann gleichzeitig mit dem Hammer auf den Hinterkopf bis er zusammenbrach. Auch hier erklärt Schulze, dass es sein könnte, dass er auch danach noch öfter auf den Kopf eingeschlagen hat. Danach ging er in die Küche, holte ein Messer, kam zurück, machte die Petroleumlampe an und schnitt Bergmann kniend die Pulsader durch, weil er zwar bewusstlos war aber noch röchelte. Plötzlich bemerkte er wie noch jemand im Begriff war, die Wohnung zu betreten. Er löschte die Lampe wieder und sprang in den dunklen Flur. Dadurch erschrak die eintretende Frau Panzer so sehr, dass sie ihre Markttasche fallen ließ. Schulze schlug auch ihr mit dem Hammer auf den Kopf, wobei sie nach dem 2. oder 3. Mal zusammenbrach. Danach brannte er die Lampe wieder an, schleifte Frau Panzer in Bergmanns Zimmer und schnitt auch ihr die Pulsadern auf, da er glaubte, dass sie wieder zu sich kommen könnte und ihn entlarven würde. Er ging nun zu dem Herrn Panzer, um ihm ebenfalls die Pulsadern aufzuschneiden. Da er das Messer verlegt hatte, ging er noch einmal in die Küche um ein anderes zu holen. Nachdem er Panzer die linke Pulsader aufgeschnitten hatte, zog er die Vorhänge zu, machte das Licht an dann aber gleich wieder aus. Danach ging er in die Küche, brannte die Gaslampe an und zog die mit Blut bespritzten Schuhe wieder aus. Den Hammer und die beiden Messer legte er in die Spüle und lies Wasser darüber laufen. Dabei wusch er sich selber etwas ab, da er erheblich mit Blut bespritzt war. Danach durchsuchte er Bergmann und fand eine Brieftasche mit ca. 180 RM, Papiere, einen Trommelrevolver, einen Schlüsselbund und einzelne Schlüssel. Einer davon sah aus wie ein Schlüssel zu einem Geldschrank, weswegen er ihn einsteckte. Dann durchsuchte er Panzer, fand aber nichts Bemerkenswertes; dessen Frau hat er nicht durchsucht. Zurück in Berg-manns Zimmer entkleidete Schulze sich bis auf sein Hemd und entnahm Sachen aus dem Kleiderschrank. In der Küche fand er einen Rucksack, in welchen er seine alten Sachen steckte. Insgesamt hielt sich Schulze ungefähr zwei Stunden in der Panzerschen Wohnung auf. Er verließ die Wohnung und das Haus, ohne dass ihn jemand bemerkte und kehrte zu dem Gasthof in sein Zimmer zurück. Dort versteckte er Bergmanns Sachen und den Ruck-sack unter seine Bettdecke und ging hinunter in die Küche, wo er auf seine Angehörigen beim Abendbrot traf. In der Nacht vom 12.12.1920 verbrannte er die blutigen Sachen und die Papiere; die Effekten steckte er in den Rucksack und diesen versteckte er hinter seinem Kleiderschrank. Später warf er ihn in Hartmannsdorf von einer weißen Steinbrücke in den Flutkanal. Das Portemonnaie warf er ein Jahr später in Hamburg ins Wasser. Den Revolver gab er dem Kellner Franz Fügner zum Verkauf. Schulze versichert, es habe keine Mitwisser gegeben und er habe sich auch niemandem offenbart. Au-ßerdem hatte er nicht die Absicht Bergmann zu bestehlen. Dies sei dem Umstand geschuldet, dass die Tür unverschlossen war und er sich dann den 8000 RM entsann, von welchen Bergmann ihm erzählte. Er habe die Menschen nur aus Angst, verraten zu werden, getötet.


Urteil: Das Gericht verurteilte den Kellner Otto Theodor Schulze am 18. Januar 1928 wegen des Verbrechens gemäß § 214 StGB (für das Deutsche Reich, Fassung vom 1.1.1872) in drei Fällen zu lebenslänglichen Zuchthaus. Diese heute nicht mehr existierende Norm besagte: „Wer bei Unternehmung einer strafbaren Handlung, um ein der Ausführung derselben entgegentretendes Hindernis zu beseitigen oder um sich der Ergreifung auf frischer That zu entziehen, vorsätzlich einen Menschen tödtet, wird mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus bestraft.“ Schulze trat die Strafe am 5.Oktober 1928 an.

Zuchthaus Waldheim und Konzentrationslager (in Arbeit)

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03.05.1929: Erst Aufnahme in Landesanstalt Waldheim

15.07.1929: Entlassung aus LA

27.07.1929: Zweite Aufnahme in LA

02.04.1930: Entlassung aus LA


23.09.1943: Verlegung in das KZ Buchenwald

12.01.1944: mit 1000 Häftlingen in das Außenlager Dora bei Nordhausen zum Arbeitseinsatz weitertransportiert

06.02.1944: Verlegung in das KZ Majdanek bei Lublin

18.02.1944: Herausnahme der Nummernkarte im KZ Buchenwald

04.03.1944: † 11:45 an Lungentuberkulose im KZ Majdanek

Tod von Otto Theodor Schulze

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Otto Theodor Schulze starb am 4. März 1944 im KZ Lublin.

Staatsarchiv Leipzig: 20031 Polizeipräsidium, S 4758
20036 Zuchthaus Waldheim, 07331 und 07332
20058 LA Waldheim, Sch 285
20114 StA beim LG Leipzig, 8446-8450

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