Benutzer:Gesine Mahnke/Studierfähigkeit

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Unter Studierfähigkeit versteht man das Vorhandensein der Fähigkeiten, Fertigkeiten und Dispositionen, die Studierende benötigen, um erfolgreich an einer Hochschule zu studieren. Der Begriff wird oft verwendet, um Zweifel an der Studierfähigkeit der Studienanfänger zu äußern.[1] Zum anderen bezeichnet Studierfähigkeit den formalen Nachweis zur Aufnahme eines Studiums: die Hochschulreife.

Hochschulreife und Studierfähigkeit

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In Deutschland wird die Studierfähigkeit formal mit der Hochschulreife festgestellt. Die Vorbereitung auf das Studium in der Sekundarstufe II ist laut der Lehrerfortbildung Baden-Württemberg (2004) dann erfolgreich, wenn es die folgenden Kompetenzen bei Schülern erzeugt:

  • inhaltlich-sachbezogen: fachliche Kenntnisse aller Art […]: Beherrschung der Verkehrssprache, Mathematisierungskompetenz, fremdsprachliche Kompetenz, IT-Kompetenz, Selbstregulation des Wissenserwerbs;
  • methodisch-formal: wissenschaftsbezogene Medien- und Methodenkompetenzen sowie Arbeitstechniken […], Differenzierungsvermögen (Wesentliches von Unwesentlichem unterscheiden können, Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen) etc.;
  • sozial: Verantwortung, Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit etc.;
  • personal: Ausdrucksvermögen, Bekenntnis zur Rationalität, Dispositionen wie Arbeitsdisziplin, Lernbereitschaft, Selbstständigkeit, Ausdauer, Genauigkeit etc. [2]

Studienberechtigung und Studierfähigkeit

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Idealerweise besitzen Abiturienten durch die Hochschulzugangsberechtigung die oben genannten Kompetenzen. Dann sind sie tatsächlich in einem umfassenden Sinn studierfähig. Allerdings stellte die deutsche Hochschulrektorenkonferenz bereits 1995 fest, dass „die Aussagefähigkeit des Abiturs als Indikator für die allgemeine, auf alle Studienfächer bezogene Studierfähigkeit nicht mehr hinreichend gegeben ist.“[3]

Der Erziehungswissenschaftler Volker Ladenthin behauptete 2018 sogar: „Der Übergang von der Schule auf die Universität ist hochgradig gestört. Zwischen Abitur und Universität entsteht eine neue Schulart – die das nachholt oder überhaupt erst einmal thematisiert, was in den Lehrplänen der Schule steht. Das Gymnasium erfüllt gar nicht mehr die Aufgabe, die man ihm aufgetragen hat: Studierfähigkeit."[4] Ladenthin fokussiert in seiner Kritik vor allem auf Textverständnis und attestiert den Anfangssemestern seines Studiengangs sowohl Mängel in der Orthografie als auch in der Texterschließung, in der Urteilsbildung sowie im Transfer.

Fächerübergreifend wird des weiteren bemängelt, dass es vielen Abiturienten schwer falle, sich intensiv und ohne Ablenkung auf eine Sache zu konzentrieren und Faktenwissen auch in großen Mengen auswendig zu lernen. Dadurch, dass an vielen Hochschulen Kofferklausuren zugelassen sind, hat sich allerdings die Bedeutung der Fähigkeit verringert, auswendig gelernte Sachverhalte wortgetreu wiedergeben zu können.[5]

Zur Überprüfung der allgemeinen oder fachspezifischen Studierfähigkeit wurden Studierfähigkeitstests als Eingangstests vor der Aufnahme an einer Hochschule entwickelt.

Studierfähigkeit als Prozess

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Gabi Reinmann wies 2016 darauf hin, dass die Studierfähigkeit eines Menschen, wie alle seine Fähigkeiten, nichts Statisches, sondern entwicklungsfähig sei. Hochschulen seien verpflichtet, die Entwicklung der Studierfähigkeit ihrer Studierenden zu fördern.

Das von 2014−2018 vom BMBF geförderte StuFHe-Projekt (Studierfähigkeit - institutionelle Förderung und studienrelevante Heterogenität) identifizierte unterschiedliche Angebotstypen zur Entwicklung der Studierfähigkeit, die auf verschiedene Aspekte der Studienanforderungen ausgerichtet sind und die unterschiedlich stark im Curriculum verankert sind:

  • Am stärksten nachgefragt und von den Studierenden sehr positiv bewertet waren Einführungsveranstaltungen in die Hochschule und den jeweiligen Studiengang (z.B. Orientierungskurse, Einführungswoche)
  • Ebenfalls häufig besucht und positiv bewertet wurden Veranstaltungen zur Vermittlung von Fachwissen, um vorhandene Lücken zu schließen (z.B. Vorkurse, Brückenkurse, Fachtutorien)
  • Weniger häufig besucht - aber besonders positiv bewertet - wurden von Studierenden Angebote, die auf die Anwendung von Inhalten abzielten, wie z.B. Projektarbeit
  • Geringer fiel die Teilnahme an Angeboten aus, die gezielt Unterstützung für personale, lernbezogene Anforderungen bieten (z.B. Mentoring-Programme, Beratungsdienstleistungen), was einerseits am individuellen Bedarf, andererseits an der Verfügbarkeit liegen könnte. Wurden sie jedoch in Anspruch genommen, war die studentische Bewertung positiv.[6]

Sonderfall Bildungsausländer

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Einen Sonderfall stellen Bildungsausländer dar. Dabei handelt es sich um Menschen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung nicht in dem Land erworben haben, in dem sie ein Studium beginnen oder fortsetzen wollen. Viele Bildungsausländer in Staaten des deutschsprachigen Raums verfügen bei Studienbeginn nicht über das Niveau sprachlicher Kompetenzen, vor allem bei der Kommunikation auf Deutsch, die für einen erfolgreichen Studienabschluss erforderlich wäre. Das Niveau der sprachlichen Kompetenzen dieser Studierwilligen muss deutlich erhöht werden, idealerweise mit Unterstützung durch gezielte Maßnahmen der aufnehmenden Hochschulen.

Einzelnachweise

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  1. Elke Bosse: Studierfähigkeit als individuelle und institutionelle Herausforderung. In: uni-hamburg.de. Universität Hamburg, 3. Juni 2015, abgerufen am 31. Mai 2024.
  2. Studierfähigkeit. 18. Dezember 2016, abgerufen am 30. Mai 2024.
  3. Hochschulrektorenkonferenz: Positionspapier der HRK zu Abitur, allgemeiner Hochschulreife und Studierfähigkeit. Abgerufen am 31. Mai 2024.
  4. Da läuft etwas ganz schief. Abgerufen am 31. Mai 2024.
  5. Hochschulen: Massive Mängel bei Studierfähigkeit von Abiturienten. 18. Juni 2019, abgerufen am 31. Mai 2024.
  6. Elke Bosse, Julia Mergner, Marten Wallis, Vanessa K. Jänsch, Linda Kunow: Gelingendes Studieren in der Studieneingangsphase. Ergebnisse und Anregungen für die Praxis aus der Begleitforschung zum Qualitätspakt Lehre im Projekt StuFHe. Hamburg 2019, S. 40.