Benutzer:Jo1971/Breschnew-Doktrin

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Intervention in Afghanistan

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Ob die Sowjetische Intervention in Afghanistan im Dezember 1979 eine Folge der Breschnew-Doktrin war, ist in der Forschung umstritten. Der deutsche Politikwissenschaftler Helmut Hubel glaubt das nicht, da Afghanistan unter dem Taraki-Regime nicht als sozialistischer Staat galt, sondern nur als „Staat sozialistischer Orientierung“. Aus einer Position der eigenen Stärke sei es der Sowjetführung darum gegangen, ihre bereits sicher geglaubte Machtposition zu verteidigen und Afghanistan in ihrer Einflusssphäre zu behalten.[1] Der deutsche Osteuropahistoriker Bernhard Chiari sieht die Intervention dagegen durchaus in der Breschnew-Doktrin und einer leninistischen Revolutionstheorie motiviert.[2]

Die Afghanistan-Intervention stellte für die Breschnew-Doktrin einen Wendepunkt dar. Der Krieg zwang die sowjetische Führung, Interventionen als Instrument der Außenpolitik einer Neubewertung zu unterziehen.[3][4] Die weitreichenden Sanktionen der USA trafen die sowjetische Wirtschaft und rückten die Wichtigkeit des verbleibenden Handels mit Westeuropa in den Vordergrund, der durch die Zunahme weiterer Spannungen zwischen Ost und West gefährdet wäre.[5]

Solidarność-Bewegung in Polen 1980/81

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Im August 1980 stürzten Streiks der Solidarność-Bewegung die kommunistischen Regierung in Polen in eine Krise. 1981 griffen die Unruhe auf die Sowjetunion über. Auch in den baltischen Sowjetrepubliken wurden Fabriken bestreikt. Die Sowjets schlossen die Grenze zu Polen und setzten Tourismus und kulturellen Austausch aus. Die Welt wartete nervös auf eine Reaktion des Kremls, aber Breschnew war nicht bereit, eine weitere Militäroperation zu genehmigen. Der KGB-Vorsitzende Juri Andropow erklärte gegenüber einem Vertrauten: „Das Limit unserer Interventionen im Ausland ist ausgeschöpft“. Eine Militärintervention hätte den europäischen Entspannungsprozess komplett zum Erliegen gebracht und selbst die größte Errungenschaft der sowjetischen Außenpolitik, den Helsinki-Prozess gefährdet. Die Solidarność-Bewegung hatte damit dem Herrschaftsanspruch der Sowjetunion über Osteuropa einen herben Schlag verpasst und so hatte auch die Breschnew-Doktrin schon 1981 praktisch ihre Gültigkeit verloren.[6][7]

Ende der Doktrin

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Die Machtübernahme von Michail Gorbatschow am 11. März 1985 veränderte die Außenpolitik der Sowjetunion und die Beziehungen innerhalb des Ostblocks grundlegend. Er war entschlossen, den Kalten Krieg zu beenden und die Beziehungen zum Westen zu verbessern. Während der Beisetzungsfeierlichkeiten für seinen Amtsvorgänger Konstantin Tschernenko am 12. März 1985 erklärte Gorbatschow gegenüber den anwesenden Staatschefs der Ostblockstaaten die Breschnew-Doktrin für beendet. Doch nicht alle wollten der Erklärung Glauben schenken, garantierte ihnen die sowjetische Militärmacht doch die Machtposition in ihren Ländern.[8][9]

Einzelnachweise

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  1. Helmut Hubel: Das Ende des Kalten Krieges im Orient. Die USA, die Sowjetunion und die Konflikte in Afghanistan, am Golf und im Nahen Osten 1979–1991. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1994 ISBN 978-3-486-82924-2, S. 132–136 (abgerufen über De Gruyter Online).
  2. Bernhard Chiari: Kabul, 1979. Militärische Intervention und das Scheitern der sowjetischen Dritte-Welt-Politik in Afghanistan. In: Andreas Hilger (Hrsg.): Die Sowjetunion und die Dritte Welt. UdSSR, Staatssozialismus und Antikolonialismus im Kalten Krieg 1945–1991. Oldenbourg, München 2009, ISBN 978-3-486-70276-7, S. 259–280, hier S. 263 (abgerufen über De Gruyter Online).
  3. Artemy M. Kalinovsky: A Long Goodbye. The Soviet Withdrawal from Afghanistan. Harvard University Press, Cambridge (MA) 2011, ISBN 978-0-674-05866-8, S. 1–2, doi:10.4159/harvard.9780674061040 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. William Maley: The Afghanistan Wars. Third Edition. Red Globe Press, London 2020, ISBN 978-1-352-01100-5, S. 129–130 (englisch).
  5. Matthew J. Ouimet: The Rise and Fall of the Brezhnev Doctrine in Soviet Foreign Policy. The University of North Carolina Press, Chapel Hill 2003, ISBN 0-8078-5411-5, S. 248–249 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Vladislav M. Zubok: A Failed Empire. The Soviet Union in the Cold War from Stalin to Gorbachev. The University of North Carolina Press, Chapel Hill 2009, ISBN 978-0-8078-5958-2, S. 265–270 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Patrizia Hey: Die sowjetische Polenpolitik Anfang der 1980er Jahre und die Verhängung des Kriegsrechts in der Volksrepublik Polen. Tatsächliche sowjetische Bedrohung oder Bluff? (= Studien zu Konflikt und Kooperation im Osten. Band 19). LIT Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-643-10771-8, S. 206 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Archie Brown: The Gorbachev revolution and the end of the Cold War. In: Melvyn P. Leffler, Odd Arne Westad (Hrsg.): The Cambridge History of the Cold War. Band 3. Cambridge University Press, Cambridge 2010, ISBN 978-1-107-60231-1, S. 248, 251–254 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Michail Gorbatschow: Alles zu seiner Zeit. Mein Leben. Hoffmann und Campe, Hamburg 2013, ISBN 978-3-455-50276-3, S. 343–344.