Benutzer:Juliane H./Hollandsche Schouwburg

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Innenhof der Gedenkstätte mit Monument

Die Hollandsche Schouwburg ist eine Gedenkstätte in Amsterdam, die an die Judenverfolgung in den Niederlanden während des Zweiten Weltkrieges erinnert. Von 1892 als Theater im Gebrauch, nutzten die deutschen Besatzer 1942 bis 1943 das Gebäude als Deportationssammelplatz.

Die Hollandsche Schouwburg bis 1940

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Das von Antonius Bombach entworfene Theatergebäude wurde am 5. Mai 1892 unter dem Namen „Artis Schouwburg“ in Gebrauch genommen. 1894 als „Hollandsche Schouwburg“ weitergeführt wurde das Theater vor allem von der Niederlandischen Theatergesellschaft bespielt. Schauspieler wie z.B. Esther de Boer- van Rijk und Louis de Vries standen in der Schouwburg auf der Bühne. Bis 1930 bot das Gebäude 1360 Zuschauern Platz, wurde dann aufgrund von Verschleiß renoviert, wobei die Sitzplätze auf 800 reduziert wurden.

Joodsche Schouwburg 1941-1942

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Nach der deutschen Besatzung der Niederlande folgten für die jüdische Bevölkerung zahlreiche Anordnungen und Verbote um sie von der übrigen zu isolieren. Unter Anderem durften jüdische Künstler nicht mehr vor nicht-jüdischem Publikum auftreten, für sie gab es gesonderte sog. „Jüdische Theater“. Daher wurde die Hollandsche Schouwburg Oktober 1941 auf deutschen Befehl in „Joodsche Schouwburg“ umbenannt. Das Theater bot in seinem Programm sowohl musikalisch-klassische, komödiantische als auch dramatische Aufführungen. Möglich wurde dies durch drei Ensembles, bestehend aus Berufsmusikern die in anderen Orchestern nicht mehr spielen durften: das Jüdische Symphonieorchester, das Große Jüdische Amusementorchester und das Jüdischen Kleinkunstensemble. Aufgrund des breiten Spielplans wurden die Joodsche Schouwburg zu einem kulturellen Zentrum.

Sammelstelle für Deportationen 1942-1943

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Die Beschlagnahmung und Umfunktionierung der Hollandsche Schouwburg vom Theater zum Deportationssammelstelle erfolgte im Juni/Juli 1942. Der erste Transport aus der Schouwburg in das Durchgangslager Westerbork erfolgte am 22. Juli. Offizielle Bezeichnung für das Deportationszentrum war „Umschlagplatz Plantage Middenlaan“. Bewacht wurde das Gebäude durch Mannschaften der NSB. Ferdinand aus der Fünten, Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam, war verantwortlich für die Hollandsche Schouwburg. Aus der Fünten wählte das Theater, da es sich aufgrund der wenigen Fester gut verdunkeln ließ und den Gefangenen wenig Möglichkeiten zur Flucht bot.
Juden, die sich aufgrund ihres Meldebescheids in der Schouwburg versammeln mussten, wurden durch Mitarbeiter des jüdischen Rates registriert und verblieben dort bis zu ihrer Deportation in die Lager Westerbork oder Vught, welche innerhalb von Stunden oder auch erst nach Wochen erfolgen konnten.
Die Hollandsche Schouwburg war für den längeren Aufenthalt von Menschen nicht ausgelegt. Für bis zu 1800 Menschen, die gleichzeitig in der Schouwburg gefangen waren, bestand die sanitäre Versorgung nur aus 5 Toiletten sowie ein bis zwei Waschbecken. Die Essensversorgung wurde durch den jüdischen Rat organisiert. Durch schlechte Frischluft Versorgung, mangelnde Beleuchtung und fehlende Schlafplätze und Sanitäreinrichtungen herrschten in dem Deportationszentrum katastrophale Bedingungen.
Am 29. September 1943 wurden die Niederlande für „judenfrei“ erklärt, der Joodsche Raad wurde abgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich nur noch einige Juden, die in „Mischehen“ verheiratet oder untergetaucht waren, in den Niederlanden. Spätestens zum 19. November war die Hollandsche Schouwburg als Deportationsplatz geschlossen.
Da nur wenige Unterlagen überliefert sind reichen die Schätzungen über die Anzahl der Gefangenen in der Schouwburg von 20.000 bis 80.000 Personen.

Die Hollandsche Schouwburg ab 1944

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Im Juni 1944 wurde das Gebäude der Hollandsche Schouwburg an zwei Fabrikanten aus Deventer versteigert. Die Stiftung Hollandsche Schouwburg kaufte 1947 das Gebäude um Plänen einer Wiederaufnahme des Theaterbetriebes zuvor zu kommen. Drei Jahre später ging die Schouwburg in die Hände der Gemeinde Amsterdam über, unter der Voraussetzung der Einrichtung einer Kapelle und Verbotes von Vergnügungsprogrammen. 1962 enthüllte der Amsterdamer Bürgermeister van Hall das Monument Hollandsche Schouwburg zum Gedenken an die aus den Niederlanden deportierten und ermordeten Juden.
Seit 1992 ist die Hollandsche Schouwburg Teil des Joods Historisch Museum in Amsterdam und erfüllt dabei die Doppelfunktion einer Gedenkstätte für Überlebende und Angehörige von Opfern der Shoah und einer Bildungsstätte für Jugendliche.


Besucher schreiben ihre Gedanken zur Shoah und der Hollandsche Schouwburg auf Karten

1962 errichtete die Gemeinde Amsterdam eine Gedenkstätte an die jüdischen Opfer des Nazi-Terrors in der Hollandsche Schouwburg. Hierfür wurden Teile des Theatergebäudes zurückgebaut und Anstelle der Bühne ein Obelisk auf einem liegenden Davidstern und eine Gedenkmauer mit der Inschrift: „Ter herinnering aan hen die van hier werden weggevoerd 1940 - 1945“ (Zur Erinnerung an die, die von hier deportiert wurden. 1940 – 1945) installiert. Auch wurde ein Gedenkraum mit einem Ewigen Licht eingerichtet.

Nach der Übernahme durch das Joods Historisch Museum 1992 wurde die Gedenkstätte renoviert und erweitert. Im Gedenkraum wurden 12 Tafeln mit 6700 Familiennamen für 104.000 aus den Niederlanden deportierten und ermordeten Juden angebracht. Die Namentafeln stehen symbolisch für die 12 Stämme Israels. Informationen zu allen dort aufgeführten Menschen können vor Ort mit einem sog. IkPod aufgerufen werden.

In einer Ausstellung im ersten Stock des Gebäudes wird anhand von Dokumenten, Fotos und Videos die Judenverfolgung durch die Nazis in den Niederlanden dokumentiert. Besonders wird dabei die Rettung jüdischer Kinder aus der Hollandsche Schouwburg und der Widerstand gegen die deutsche Besatzung behandelt. Die Ausstellung bietet den Besuchern Informationen über die Zeit des Zweiten Weltkrieges in den Niederlanden und die Shoah. Vor allem Schulgruppen nutzen sie als Ergänzung zum Unterricht und für pädagogische Programme. Zusätzlich zu der Dauerausstellung werden regelmäßig temporäre Ausstellungen zur Judenverfolgung sowie Vorträge Filmpräsentationen und ähnliche Aktivitäten angeboten.

Jährlich finden zum 4. Mai (Niederländisches Totengedenken) und an Yom HaShoah Gedenkfeiern statt. Außerdem gibt es ein Kinderherdenking, bei dem SchülerInnen einer Schule in der Nachbarschaft und einer jüdischen Schule zusammen ein eigenes Gedenken planen und feiern. Am 27. Januar, dem internationalen Holocaustgedenktag, und am 9. November, in Erinnerung an die Reichspogromnacht, organisiert die Hollandsche Schouwburg Gedenkfeiern und pädagogische Programme.

Commons: Hollandsche Schouwburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien