Benutzer:KaHoe/School in the cloud

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Die School In The Cloud (wörtlich übersetzt: Schule in der Wolke) kann als Teilprojekt von Professor Sugatas Idee des Hole In The Wall (wörtlich übersetzt: Loch in der Wand) gesehen werden, welche ein Versuch des offenen und ungelenkten, wie selbst organisierten Lernvorgangs von Schülern und Schülerinnen darstellt. Bereits 1982 setzt sich der Begründer Sugata Mitra mit der Methodik des Selbstlernens auseinander. 1999 folgt mit der Installation eines funktionierenden Computers in einer Mauer zum Kalkaji Slum in Neu Delhi, welche das Forschungsinsitut NITT[1] von dem Slum separiert, der erste Versuch die erstellten Thesen über Sugatas Minimally Invasive Education (wörtlich übersetzt: Minimal beeinflusste Bildung) experimentell zu unterstützen[2]. Die School In The Cloud ist eine Art online-Plattform, durch die sich Kinder auf der ganzen Welt vernetzen können, um wissenschaftliche Fragen zu klären, Diskussionen zu führen und Wissen auszutauschen[3]. Auf dieser Plattform werden Self Organsied Learning Environments (SOLEs) (wörtlich übersetzt: Selbst organisierte Lernumgebung) mit der sogenannten Granny Cloud (wörtlich übersetzt: Oma Wolke) vernetzt[3].

Der Mann hinter der Idee - Sugata Mitra

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"I am around if you are around.[4]"

Sugata Mitra wurde am 12. Februar 1952 in Indien, Kalkutta geboren.

Er ist Professor an der Educational Technology in der School of Education, Communication and Language Sciences der Newcastle Universität in Großbritannien.

Mitra hat einen abgeschlossenen PhD in Solid State Physics an der IIT in Neu Delhi. Anschließend spezifizierte er sich auf Energy Storage Systems, zuerst an der IIT und dann an der Technischen Universität in Wien, Österreich.

Sugata beschäftigt sich vornehmlich mit kognitiven Wissenschaften und Bildungstechnologien. Er wurde mehrmals für einige seiner Innovationen ausgezeichnet. 2005 etwa erhielt er den Dewang Mehta Award für Innovation in Information Technology[3].

Seine besondere Leidenschaft für den menschlichen Verstand führte ihn in den Bildungsbereich und er setzte sich mit Lernvorgängen und dem Erinnerungsvermögen des Menschen auseinander[3].

2013 wurde Professor Mitra im Zusammenhang mit seinen bildungswissenschaftlichen Überlegungen im Bereich der Minimally Invasive Education der Ted Talk Preis verliehen, welcher 1 Million Dollar umfasst, um seine Idee der School In The Cloud weiter ausbauen zu können[3].

The Hole In The Wall

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Die in Wänden installierten Computer wurden im Laufe des Projekts kurz Kiosks genannt[5].

Die bereitgestellten Computer waren Pentium multimedia PCs mit Monitor und Touchpad, welches gut sichtbar für den User neben dem Computer in der Wand installiert wurde, ausgestattet[6].

Hypothese und Verlauf

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Am 26. Januar 1999 ließ das NIIT, eine Forschungseinrichtung welche sich mit strategischem Lernen und Lernvorgängen und IT beschäftigt, einen Computer in der Mauer, die den Slum Kalkaji eingrenzt, für die Überprüfung einer wissenschaftlichen Annahme von Professor Sugata Mitra installieren. Die Hypothese des Professors lautete:

Kalkaji, 1999

The acquisition of basic computing skills by any set of children can be achieved through incidental learning provided the learners are given access to a suitable computing facility, with entertaining and motivating content and some minimal (human) guidance[6].

Die Annahmen hinter dem Feldversuch waren folgende:

  • Die potentiellen User nutzen den Internetzugang an einem Computer ohne Einführung und Instruktion.
  • Internetzugang am Computer funktioniert ohne Supervision durch eine Lehrperson[6]
Kiosk in Indien

Dieses Experiment unterstütze Mitras Hypothese und führte zu der Erkenntnis, dass sich Kinder, die zuvor noch nie mit einem Computer in Berührung gekommen waren, ohne spezielles Training und ohne Supervision durch einen gelehrten Erwachsenen, alle wesentlichen Grundinformationen zur Bedienung eines Computers innerhalb kurzer Zeit selbst aneignen konnten. Nach der ersten Beschäftigung mit den Ergebnissen des Feldversuches, wurden weitere Computer in Shivpuri, einem kleinen Dorf in Madhya Pradesh und in dem Dorf Madantusi in Uttar Pradesh positioniert. Gemeinsam mit International Finance Cooperation rief die NIIT Hole-in-the-Wall Limited Education, kurz HiWEL ins Leben[7] und im Verlauf wurden 30 weitere Computer an verschiedenen Orten in ganz Indien und sogar außerhalb der Landesgrenzen installiert. 4 Jahre lang wurde intensive wissenschaftliche Untersuchung betrieben und Ergebnisse ausgewertet und gesammelt. Die Experimente wurden unter dem Namen Hole-in-the-Wall bekannt. Die Computer wurden vor Ort stets so installiert, dass sie relativ geschützt, aber für alle frei zugänglich waren.

Das Ergebnis der Versuche war insofern verblüffend, als dass die Kinder ohne Supervision erlernen konnten, wie sie den Computer zu bedienen hatten.

It has been observed that children are able to learn to use computers and the Internet on their own, irrespective of their social, cultural or economic backgrounds[5].

Besonders überraschend war die Tatsache, dass die Kinder begannen, den Computer zu benutzen, um ihre Wissbegierde und Neugier zu stillen und somit eigenständig Lernprozesse entstanden. Das Wissen um den Computer wurde untereinander weitergegeben, aber auch Erlerntes wurde mitgeteilt und verbreitet.

Vergleich der Experimente in Kalkaji und Shivpuri

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Installation und Anfänge
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In Kalkaji wurde der Computer am 26. Januar 1999 in Betrieb genommen, im Abstand von etwa 8 Meter zum ersten Haus im Slum und neben einem, von den Bewohnern regelmäßig genutztem Weg. Der Kiosk, ausgerichtet nach Westen, war enormer Sonnenstrahlung ausgesetzt, konnte aber ohne zusätzliche Klimaanlage betrieben werden. Auf dem Computer wurde den Usern eine Vollzeit-Internetverbindung (2 MBps) zur Verfügung gestellt. Der Kiosk wurde in neutralem Habitat installiert. Zugang bestand für alle dort lebenden Menschen. Man konnte beobachten, dass der Computer von verschiedensten Bewohnern genutzt wurde (Schulkinder, Arbeiter, Beamte, …)[6].

Am 4. Mai 1999 folgte die Installation eines weiteren Computers in Shivpuri, direkt gegenüber der Hauptbushaltestelle. Der Kiosk befand sich in etwa 15 Meter Entfernung und gut sichtbar zu einer stark befahrenen Hauptstraße. An diesem Kiosk gab es keinen Internetzugang. Auch in Shivpuri war der Computer für alle Menschen zugänglich[8].

In Kalkaji wurde der Kiosk hauptsächlich von sehr jungen Kindern, im Alter zwischen 6-12 benutzt. Nahezu alle Jungen aus der Nachbarschaft haben den Zugang zum Computer genutzt, aber nur wenige Mädchen. Kein Erwachsener hat den Kiosk während der Observierungsphase benutzt. Die User hatten keine Vorerfahrung mit Computern oder Internet. Durchschnittlich verbrachten die User in etwa eine Stunde am Stück vor dem PC.

In Shivpuri waren die Hauptuser durchschnittlich zwischen 13 und 19 Jahre. Während der Observierungszeit von 4 Tagen gab es keine einzige weibliche Userin. Fast alle Teenager hatten eine minimale Vorerfahrung mit PCs. Durchschnittlich verbrachten die User eine halbe Stunde vor dem Kiosk[6].

In Kalkaji erfolgte ein typischer Versuch und Irrtum Prozess. Es wurde festgestellt, dass sich die den PC nutzenden Kinder die Vorgänge sehr gut einprägten. Obwohl kaum Englischkenntnisse vorhanden waren, konnten diverse Wörter mit dem dazugehörigen Resultat verbunden werden. Die Kinder im Kalkaji Slum zeigten große Geduld im Umgang mit dem Kiosk. Es entstand auch eine eigene Computersprache. Der Mauspfeil in etwa wurde mit dem hindischen Wort sui (Nadel) bezeichnet. Die Kinder neigen eher zu einem selbstständigen Arbeiten, der Beobachter wird freundlich behandelt, aber kaum um Hilfe gefragt[6].

Die User in Shivpuri orientierten sich eher an den ihnen bereits bekannten Funktionen eines Computers, Sugata vermutet dahinter, den Versuch Fehler zu vermeiden. Das Englisch der durchschnittlichen User war besser, es entstand schnell ein Muster für die Benutzung. Festgestellt werden konnte allerdings, dass die Kinder in Shivpuri nicht so geduldig waren, wie die Benutzer und Benutzerinnen des Kiosks in Kalkaji. Es entwickelte sich außerdem keine eigenständige Computersprache, da durch die Vorkenntnisse einiger User, die erlernten Bezeichnungen übernommen wurden. Tendenziell wurde der Beobachter vor Ort um Hilfe gefragt und oftmals nach oder vor jeder Aktion hinzugezogen. Das Verhalten der User kann als Versuch gewertet werden, alles beim ersten Mal richtig zu machen[6].

Der Kiosk in Kalkaji wurde von Erwachsenen nicht benutzt, meistens wurde als Erklärung dafür angegeben, die benötigte Sprache nicht zu kennen. Obwohl Eltern für sich selbst keinen Nutzen in der Installation eines Computers finden konnten, waren die meisten davon überzeugt, dass es sinnvoll für die Kinder wäre[6].

In Shivpuri hielten die Eltern die Installation eines Kiosks für eine gute Idee, verlangten aber nach Inputs und Supervision, so dass die richtige Nutzung des Computers gewährleistet werden kann. Außerdem herrschte die Meinung vor, den Kiosk immer wieder wegzuschließen, um ihn vor Beschädigung zu schützen[6].

Folgende Ergebnisse wurden in Kalkaji vermerkt:

  • Vermehrung der englischen Vokabel plus generelle Verbesserung des Sprachverständnisses
  • Spaß bei kreativen Aktivitäten
  • Mehr Spannung zwischen den Usern des Kiosks, durch größere Nachfrage[6]

In Shivpuri wurde der Kiosk mehr als Übungsmöglichkeit für in der Schule Erlerntes gesehen[6].

Minimally Invasive Education

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Minimally Invasive Education is defined as a pedagogic method that uses the learning environment to generate an adequate level of motivation to induce learning in groups of children, with minimal, or no, intervention by a teacher[9].

Unter der Minimally Invasive Education (kurz MIE) also einer minimal beeinflussten Bildung, kann ein durch die Schüler und Schülerinnen selbst gesteuerter Lernprozess bezeichnet werden, der ohne oder höchstens minimalen Input einer Lehrperson von statten geht. Die Hypothese hinter der Idee der Minimally Invasive Education lautet, dass sich Kinder ohne, oder nur mit minimalen Eingriff einer Lehrperson, die grundlegende Bedienung eines Computers aneignen können, wenn nur der Zugang zu solchem besteht . Das Fundament der Hypothese sieht Sugata darin begründet, dass sich im Bereich der Bildung ständige neue Bewegungen formieren oder neu entstehen. Sugata stellt fest, dass fast alle Lehrer/Lehrerin und Schüler/Schülerin Interaktionen im Bereich der Thematik und Methodik bestimmt sind durch die Entscheidungs-, und Bestimmungskraft der lehrenden Person oder sich orientieren an der Bereitwilligkeit der Lehrperson zur Diskussion mit den Schülern und Schülerinnen[10][6][11].

Als andere Form des Lehrvorganges zeigt Sugata die Möglichkeit auf, dass die Lernenden selbst den Lernvorgang, den Lernfortschritt, sowie das Produkt bestimmen . Der Theorie zugrundeliegend ist der Gedanke Sugatas, dass Schüler und Schülerinnen ihr Wissen selbst bestimmen können, anstatt still einer Lehrperson lauschen zu müssen und sich dadurch ein von anderen festgelegtes Wissenspektrum anzueignen[6].

It posits that children actually invent their ideas[6].

Es wird angenommen, dass durch diese Art des Lernvorgangs, die Gedankengänge der Lernenden an Komplexität und Stabilität zunehmen und eher eine kritische Sichtweise und Haltung erlernt werden kann[6].

Vor allem, wenn der Zugang zu Bildung ein ohnehin erschwert ist, kann die Idee der Selbstaneignung durch Schüler und Schülerinnen der Schlüssel sein. Wenn ein permanent und regulär gelenkter Lernvorgang auf Grund von diverser äußerer oder innerer Umstände eine Schwierigkeit darstellt, kann die Effektivität des Lernens durch einen offenen Zugang zum Internet enorm gesteigert werden. Voraussetzung für diesen Effekt ist Sugatas experimentell überprüfte Annahme, dass sich Schüler und Schülerinnen selbst die Basis für den Umgang mit einem Computer, weiterführend dem Internet, aneignen können[5][10].

Granny Cloud

Die Granny Cloud ist eine 2009 entstandene Idee Mitras zu einer simplen Form der Wissensvermittlung via Skype. Ältere, pensionierte Lehrende investieren dafür freiwillig ihre Zeit in den Bildungsauftrag und lehren einige wenige Stunden pro Woche indischen Schulkindern Englisch via Sype[3].

Es gibt dabei keine strickten Lehrpläne oder Vorgaben, sondern es wird auf die speziellen Wünsche und Fragen der Kinder eingegangen. Die Lehrperson beteiligt sich natürlich an den Lehrvorgängen und kann auch selbst entscheiden, welche Themen relevant sind. Hunderte von Menschen beteiligen sich bereits am Projekt der Granny Cloud und üben wöchentlich das Lesen, oder sprechen mit indischen Kindern, um sie aufzubauen, zu motivieren und zu informieren[12].

Der Name Granny Cloud bedeutet nicht, dass alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen bereits Großeltern sind oder zwangsläufig bereits in Pension sein müssen. Suneeta Kulkarni, die leitende Direktorin des Projekts, spricht von einer zufälligen Namensgebung[12].

“We called it something like ‘self-organised mediation environment’ but we’ve given up. It never stuck. It is the granny cloud now[12].”

Slumdog Millionaire

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Die Idee zu der School In The Cloud bewegte die Gesellschaft Indiens und fand Einzug in diverse Diskussionen und Literatur. Der indische Diplomand Vikas Swarup hörte von Mitras Experiment und wurde dadurch zur Idee für sein 2005 erschienenes Buch Q and A (Questions and Answers) animiert, welches 2008 in den USA unter dem Titel Slumdog Millionaire im Kino erschien und mit einigen Oscars ausgezeichnet wurde[13].

Quellenverzeichnis

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  1. NIIT | Learning Outsourcing, Training Outsourcing, Managed Training Services, Learning BPO. In: www.niit.com. Abgerufen am 4. Juli 2016.
  2. Hole-in-the-Wall - Beginnings. In: www.hole-in-the-wall.com. Abgerufen am 4. Juli 2016.
  3. a b c d e f Sugata Mitra: Newcastle University. Abgerufen am 4. Juli 2016.
  4. Barefoot In the head. In: sugatam.blogspot.co.at. Abgerufen am 4. Juli 2016.
  5. a b c Inamdar Parimala: Computer skills development by children using 'hole in the wall' facilities in rural India. In: Australasian Journal of Educational Technology. Band 20 (3), 2004, S. 337–350.
  6. a b c d e f g h i j k l m n o Sugata Mitra: Minimally Invasive Education for mass computer literacy. In: presented at the CRIDALA 2000 converence. Hong Kong 2000, S. 21–25.
  7. Hole-in-the-Wall - Beginnings. In: www.hole-in-the-wall.com. Abgerufen am 4. Juli 2016.
  8. Sugata Mitra: Sugata Mitra: Eine Schule in der Cloud. Abgerufen am 4. Juli 2016.
  9. Hole-in-the-Wall - Minimally Invasive Education. In: www.hole-in-the-wall.com. Abgerufen am 4. Juli 2016.
  10. a b Dangwal, R.; Jha, S.; Kapur, P.: Impact of Minimally invasive Education on children: an Indian persepective. In: British Journal of Educational Technology. Band 37 (2), 2005, S. 295–298.
  11. Sugata, M.; Vivek, R.: Children and the Internet: Experiments with minimally invasive education in India. In: The British Journal of Educational Technology. Band 32 (2), 2001, S. 221–232.
  12. a b c Cadwalladr Carole: The 'granny cloud': the network of volunteers helping poorer children learn. theguardian, 2015, abgerufen am 4. Juli 2016.
  13. Sugata Mitra. In: www.ted.com. Abgerufen am 4. Juli 2016.