Benutzer:MGBiblio/Schlacht bei Grandson, Beute

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Beute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schlacht bei Grandson war verloren, bevor sie richtig begonnen hatte. Die Eidgenossen verfolgten die Fliehenden, so weit sie ihnen zu Fuß zu folgen vermochten. Dann kehrten sie in das intakte burgundische Lager zurück, wo ihnen eine riesige Beute in die Hände fiel.[1]

Zur Beute gehörten die traditionellen Trophäen: Waffen, Fahnen, Artillerie, Pferde. Auch berichten die Chronisten von Lagern an Lebensmitteln und süßem Wein. Im burgundischen Lager fanden die Eidgenossen in den prächtigen Zelten goldene und silberne Trinkgefäße, Purpur- und andere Kleider, eine herzogliche Schatzkammer, eine vollständige herzogliche Kanzlei und eine vollständige Sakristei.

Den Eidgenossen fiel praktisch die gesamte Artillerie der Burgunder in die Hände. Darunter waren 419 Geschütze, 800 Hakenbüchsen und 300 Tonnen Schiesspulver. Die burgundische Artillerie war ihrer Zeit voraus. Philippe de Commynes bezeichnete sie als «très grande et puisante, bonne et belle». Sie umfasste Hunderte von Geschützen mit Schildzapfen aus Bronze, die auf den gerade 1450 erfundenen Lafetten montiert waren. Die burgundische Armee verfügte zu Beginn des Krieges über 600 bis 1000 Büchsenmeister und deren Bediente.

Die Burgunderbeute, eingelagert im Wasserturm Luzern bis zur Verteilung unter die Sieger. Bild aus der handschriftlichen Luzerner Chronik von Diebold Schilling dem Jüngeren von 1513, fol. 99v; Original Eigentum der Korporationsgemeinde Luzern.

Im Lager der Burgunder kamen noch haufenweise verschiedene Waffen (z. B. Armbrüste) und Versorgungsgüter dazu. Man erbeutete auch den mit Perlen verzierten Hut, das Prunkschwert Karls, seinen goldenen Stuhl, sein goldenes Siegel, sein goldenes Reliquienkästchen, sein Gebetbuch und seine Diamanten. Dazu kamen noch Unmengen wertvolle Tapisserien und sonstige Gegenstände. Die sogenannte «Burgunderbeute» von Grandson wurde in der Geschichtsschreibung zu einem Inbegriff einer aussergewöhnlichen Beute.

Artillerie, Fahnen und Waffen sowie einige Prunkstücke aus dem persönlichen Besitz des Herzogs wurden von den Siegern als gemeinsame Beute, die zu teilen war, betrachtet, nach Luzern überbracht und dort im Wasserturm bis zur Teilung aufbewahrt.

Einen Eindruck gibt das Bild, das der Augenzeuge Diebold Schilling der Jüngere in seiner Luzerner Chronik von 1513 (f. 99v) eingefügt hat: In der Turmkammer zu sehen sind links zwei Fahnen mit burgundischem Emblem, ein hermelingefütterter Goldbrokatmantel, der vergoldete Thron, auf dem Tisch das große Staatssiegel sowie ein kleineres, Karls Rosenkranz, ein Tragaltar, vergoldetes Tafelgeschirr, sowie auf dem Boden der Degen des Herzogs und ein Schmuckstück mit zwei Perlen.

Nur das bei der Teilung für die verkauften Beutestücke gelöste Geld konnte ohne Zwist unter die an den Schlachten Beteiligten abgegeben werden. Das übrige Beutegut verschwand auf vielen Wegen. Händler und Gesindel durchzogen das Land und boten zusammengerafftes Beutegut zum Verkauf. Hinter dem Rücken der Obrigkeit blühte ein Schwarzmarkt, den weder Drohungen der Tagsatzungen noch Eidesleistungen verhindern konnten. Die Stände erkundigten sich in Städten und Landschaften nach heimlichem Beutegut. Gefundene Stücke wurden auf Auktionen versteigert, so an vier Tagen im Sommer 1476 in Biel.

Verschiedene Stände erließen Verordnungen, erstellten Beuterödel und ernannten Beutemeister. Obgleich die Beute von Murten viel geringer war, verlangte die Obrigkeit, dass sie gleich nach Besetzung des Lagers an zentraler Stelle abgeliefert werde. Dass Unordnung und private Beutegelüste damit aber nicht verhindert werden konnten, zeigt die Episode mit Herzog René II von Lothringen, der als Verbündeter auf der Schweizer Seite gekämpft hatte, von den Eidgenossen kurzerhand ebenfalls ausgeplündert wurde.

Drei Beutegruppen wurden an Ort und Stelle verteilt: die Lebensmittel, es sollen 3000 Säcke Hafer, 2000 Tonnen Sardellen, Fässer mit geräucherten Heringen und Aalen, mit eingesottenen Eiern, gesalzenem Fleisch von Hühnern, Gänsen und Stockfischen, mit Feigen und getrockneten Weintrauben erbeutet worden sein. Die Pferde des Trosses fanden schnell ihre Abnehmer, es muss sich um tausende von Tieren gehandelt haben. Im Lager von Grandson befanden sich angeblich 2000 burgundische Lagermädchen; diese werden in den Texten nicht erwähnt, in den Illustrationen der Chroniken aber desto anschaulicher dargestellt.[2]

Einen guten Überblick über das heute noch vorhandene Beutegut gab die Ausstellung, welche das Bernische Historische Museum 1969 veranstaltet hat.[3] Der Ausstellungskatalog beschreibt, listet auf und bildet teilweise ab, was alles an Objekten aus ganz Europa für diese Ausstellung zusammengetragen werden konnte:

  • Fahnenbücher und Bildinventare (S. 89-151, Kat.-Nrn. 49-65)
  • burgundische Fahnen (S. 153-166, Kat.-Nrn. 66-83)
  • Artillerie (S. 167-181, Kat.-Nrn. 84-102)
  • Waffen und Rüstungen (S. 183-193, Kat.-Nrn. 103-114)
  • burgundische Textilien (S. 197-217, Kat.-Nrn. 117-132), unter den Tapisserien der Tausendblumenteppich, ein Beutestück aus Grandson (gefertigt in Brüssel 1466),[4] in Bern in drei Bahnen zerschnitten und bis zur Reformation aufgehängt im Berner Münster, zwei davon mit den Maßen 306x705 cm erhalten, heute in Bern, Historisches Museum, Inv. Nr. 14; S. 205-210, Kat.-Nrn. 125-126, mit Abb. 204-206.
  • kirchliche Gewänder (S. 218-230, Kat.-Nrn. 133-141)
  • Bücher und Handschriften (S. 231-234, Kat.-Nrn. 142-144)
  • Herrschaftsinsignien, Schmuck und Gefäße (S. 235-258, Kat.-Nrn. 145-163)
  • kirchliche Gold- und Silberarbeiten (S. 259-270, Kat.-Nrn. 164-171)
  • sowie einzelne Münzen (S. 271-273, Kat.-Nrn. 172-177).

Warum hat Karl alle diese Schätze auf den Kriegszug mit sich geführt? Dies galt als burgundische Tradition. Mit seinem Prunk und Hofstaat wollte er Verhandlungspartner und Gegner beeindrucken. Auch stand er schon seit zwei Jahren im Felde. Die Anhäufung des Kriegsmaterials, die riesigen Feldlager, welche auf Karren verpackt werden konnten, der Tross mit seinen tausenden von Zugpferden steht in der europäischen Kriegsgeschichte einmalig da und ist in Bezug auf die Organisation erst von den Heeren Napoleons übertroffen worden.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Rudolf Kurz: Die Schlachten der Burgunderkriege, in: Die Burgunderbeute und Werke burgundischer Hofkunst, [Katalog der Ausstellung 1969]; Bernisches historisches Museum, Bern 1969, 399 Seiten, ill., S. 22-30, bes. S. 25.
  2. Florens Deuchler: Die Burgunderbeute, in: Die Burgunderbeute und Werke burgundischer Hofkunst, [Katalog der Ausstellung 1969]; Bernisches historisches Museum, Bern 1969, 399 Seiten, ill., S. 31-34, bes. S. 34.
  3. Die Burgunderbeute und Werke burgundischer Hofkunst, [Katalog der Ausstellung 1969]; Bernisches historisches Museum, Bern 1969, 399 Seiten, ill.
  4. Florens Deuchler: Der Tausendblumenteppich aus der Burgunderbeute, ein Abbild des Paradieses; Verlag von Oppersdorf, Zürich 1984, 76 Seiten, ill.; ISBN 3-85834-007-3.