Benutzer:Manuel Heinemann/Burgus Hergers

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Der Burgus Hergers, auch als Herges, Hergats, Hergarts, Hergatz[1] im Volksmund Hörgers bezeichnet, ist eine kleine spätrömische Fortifikation (burgus) des spätantiken Donau-Iller-Rhein-Limes (DIR), die während der letzten Phase der römischen Herrschaft in Form von Grenzbefestigungen entlang der Donau angelegt worden ist. Die Anlage, von der heute über dem Boden nichts mehr erhalten ist, befindet sich auf der Gemarkung von Hofs, einem Dorf der Stadt Leutkirch im Allgäu im Landkreis Ravensburg in Baden-Württemberg.

Der Burgus befindet sich ziemlich mittig zwischen Hofs und Rotis, rund 200 Meter östlich der Verbindungsstraße im Hergeswald (heute „Hergats“ oder „Hergeleswald“), einem erhöhtem Waldstück westlich von Lausers, einem Weiler des Marktes Legau im Landkreis Unterallgäu in Bayern.

Er ist auf der Landkarte als Turmhügel markiert, außerdem durch einen Merkt´schen Gedenkstein.

Die spornartige Fläche fällt hier im Westen zur Lautracher Ach (auch Hofser Ach(e), Legauer Ach(e), Lautrach), einem linken Zufluss der Iller (Hilaria), ab.

Im Hergeswald zwischen Rotis und Hofs befindet sich auf einer Erhöhung rechts der Ach die älteste Gedenktafel von Rotis. Hier soll sich in spätrömischer Zeit ein befestigter Platz der „Burgus Herges“ – nicht zu verwechseln mit einer Burg – befunden haben. Vermutlich handelte es sich um eine Art Wachturm an einer Römerstrasse.


Von Isny zog sich eine Römerstraße über Kürnach, Gschnaidt, Hohentann, Kimratshofen, Legau und Lautrach hinab bis nach Memmingen und Kellmünz.

  • Hohenthann: Wahrscheinlich Stätte eines römischen Signal- und Wachturms, an einer vom Buchenberg über Kirchnach, Kimratshofen, Legau und Lautrach gehende Römerstraße.[2]
  • Kalden: Spuren von Römerquadern in seinem Gemäuer. Römerstraße (siehe Hohenthann)[2]
  • Kimratshofen: Zug einer Römerstraße (siehe Hohenthann). Römerschanze im Hohenthanner Wald (Repertorium Immenstadt)[2]
  • Kronburg: das mittelalterliche Schloss Kronburg ruht wahrscheinlich auf römischer Grundlage an dem verbindungspunkt der auf dem linken Illerufer (siehe Hohenthann) mit jener auf der rechten laufenden Römerstraße.[2]
  • Lautrach: Vermutlich stand hier ein Kastell mit einer Brücke über die Iller (siehe Hohenthann und Waldegg)[2]
  • Legau: Römische Münzen allda gefunden. Römerstraße (siehe Hohenthann)[2]
  • Memmingen: 1458 auf dem Marktplatz ausgegrabener Januskopf[2]
  • Rottenstein: Die Burg Rothenstein zeigt im Grundriß und seitwärts stehenden kleinen Bergkegel die Spuren eines römischen Kastells mit einem Wachturm.[2]
  • Theinselberg: Stätte eines römischen Kastells[2]
  • Waldegg: Stätte einer mittelalterlichen Burg, vielleicht eines römischen Kastells mit einer Brücke über die Iller zur Vereinigung der an beiden Ufern hinziehenden Römerstraßen (siehe Hohenthann, Kronburg, Lautrach)[2]

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Zum System der Straßensicherung zwischen Vemania (Bettmauer bei Isny im Allgäu) und Cassiliacum (vermutlich bei Memmingen) dürften die Burgi bei Hergatz, Weno, Kraivogels, Hofs und auf der Wilhelmshöhe in Leutkirch gehört haben. Soweit im Hinterland Straßentürme aus früherer Zeit vorhanden waren, ließ Kaiser Probus auch diese wieder in brauchbaren Verteidigungszustand setzen, so den Burgus Hinterlangzeil (Gde. Überbach), den Burgus Wagenbühl (Gde. Wiggensbach), den Burgus Ahegg (Gde. Buchenberg),[1]

Überreste solcher Burgi im Allgäuer Anteil der Illergrenze ab Kempten finden sich bei Leupolz, Stielings, Heising, Oberried, Hörensberg, Waldegg, Raupolz, Woringen, Dickenreis und Memmingen; längs der Straße Kempten—Augsburg[5]

  • Vogelhaus Woringen
  • Buschgrube Raupolz

Der Aufenthalt von Römer in der Gegend ist für die Markt Legau durch römische Münzenfunde nachgewiesen.[6]


den Kreisheimatpfleger Otto Merkt aus Kempten

Klarheit darüber erbringen . Denn es ist unwahrscheinlich , daß dieses Stück der Grenze nie durch kleinere Anlagen außer den großen Kastellen gesichert und damit sein ...

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Bei der Anlage handelt es sich um einen stark verschliffenen, ca. 0,75 m hohen Turmhügel. Die Oberfläche misst ca. 25 x 27 m. Die vier Ecken des Objekts sind durch Verschleifung bedingt stark abgerundet. Im Bereich der Osthälfte ist eine ausbruchsartige Vertiefung zu erkennen, die auf einst vorhandenes Mauerwerk deuten könnte. Auf dem den Turmhügel umgebenden Gelände haftet der der Name Hergats. An Funden sind vom Platz ebenso wie geschichtlich keine Nachrichten bekannt. Der Volksmund weiss von einem versunkenen Schloß zu berichten. Ein Gedenkstein ist vorhanden; er gibt den Hügel als den Rest eines im 3. Jahrhundert errichteten spätrömischen Burgus aus.

  • Hans Ulrich Rudolf (Hrsg.), Berthold Büchele, Ursula Rückgauer: Stätten der Herrschaft und Macht – Burgen und Schlösser im Landkreis Ravensburg. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2013, ISBN 978-3-7995-0508-6, S. 281f.)


Geländebefund: Die mit dem Flurnamen Burgau bezeichnete Burgstelle ist nicht leicht zu erreichen; sie wird in einigen Jahren wieder stark zugewachsen sein. Es handelt sich um einen flachen, an manchen Stellen bis 1,60 m Höhe hohen, fast quadratischen Hügel, der auf drei Seiten von einem flachen Graben umgeben ist. Die vierte, westliche Seite ist durch einen ca. 20 m tiefen Steilabfall geschützt. Auf der südöstlichen Seite des Hügels sind Wölbungen zu sehen, die auf einen turmartigen Bau schließen lassen; dieser füllte aber nicht das ganze Geländeviereck aus.

Geschichtliche Notizen: Merkt untersuchte diese Burgstelle im Jahr 1936 und schrieb: keine Gräben feststellbar (unrichtig), ebenso wenig Mauerwerk im Boden...Südwestlich von diesem Viereck in halber Höhe der nach Westen abfallenden Steilhalde kleiner (vermutlich abgerutschter) Hügel. Im gleichen Jahr ließ er dort einen Gedenkstein 1936 setzen und vermerkte: Hier stand im 3. Jh. der Burgus Hergers einer spätrömischen Befestigung. Während die quadratische Anlage evtl. einen Burgus vermuten lassen könnte, macht der Standort für diese Annahme nur einen Sinn, wenn hier in der Nähe eine römische Straße verlaufen wäre.

Der Kreisheimatpfleger Hermann Zeller aus Illerbeuren, schrieb um 1950 an Merkt, dass er im Herbst 1945 den Burgus untersucht und keine Kulturschicht gefunden habe. Allerdings finde man in einem Burgus auch keine Kulturschicht wie im Mittelalter, da ein solcher Platz nur kurze Zeit und von wenigen Menschen bewohnt worden sei. Er habe allerdings in einem Hohlweg 700-800 m nördlich des Burgus verbrannte Tuff- und Ziegelsteine gefunden, die vermutlich von dort stammen.

Wenn einerseits ein römischer Burgus fraglich erscheint, so macht der Platz andererseits auch für eine mittelalterliche Anlage wenig Sinn wegen des strategisch ungünstigen Orts. Trotzdem ist in der Erinnerung des Volkes eine Burg oder ein Schloss verankert geblieben. Noch um 1935 wurde von mehreren Leuten die Sage erzählt, dass sich dort ein versunkenes Schloss befinde, noch nach drei Tagen habe man den Gockeler krähen hören, nachdem es versunken sei.

Einzelnachweise

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  1. a b Vgl. Alfred Weitnauer: Allgäuer Chronik: Daten und Ereignisse. Band 1. Verlag für Heimatpflege, Kempten 1969. S. 58.
  2. a b c d e f g h i j Historische Merkwürdigkeiten. In: Repertorium des topographischen Atlasblattes Memmingen. Georg Franz, München 1853. S. 47–59.
  3. Zusammenstellung der merkwürdigsten Denk- und Mermale der Vorgeschichte. Aus der Römerzeit. In: Repertorium des topographischen Atlasblattes Immenstadt. Georg Franz, München 1853. S. 124–134.
  4. Paul Reinecke: Kleine Schriften zur vor- und frühgeschichtlichen Topographie Bayerns. Lassleben, Kallmünz/Opf. 1962.
  5. Vgl. Alfred Weitnauer: Allgäuer Chronik: Daten und Ereignisse. Band 1. Verlag für Heimatpflege, Kempten 1969. S. 57.
  6. Vgl. Bavaria: Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Zweiter Band: Oberpflaz und Regnsburg. Schwaben und Neuburg. Zweite Abtheilung: Schwaben und Neuburg. München, 1863. S. 1106.
  7. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission, 1941, S. 153.